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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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Zum Schluß.
noch gelüsten lassen wird, sich einen Genuß anzu-
maßen, der nicht bekannt werden darf, und noch
minder von dem Gewissen gebilliget wird. Erhöre
mich, Gott, du Allmächtiger und Allwissender!
Sende treue Diener in deine Erndte. Sie kann
groß werden.

Jst ein Gebet etwas Fremdes in dieser
Schrift, ihr meine Leser? Diejenigen, die unter
euch zuverlässig und ohne Zweifel so urtheilen, sind
nicht meine Hoffnung. Behaltet, was ihr habt.
Wendet es auf Schmausen, Pracht, Wollüste,
Opern, überflüssige Gebäude; oder auf entbehr-
liche Vermehrung der Bataillonen von Geschwind-
tödtern, oder auf Alles, worauf ihr wollt; oder
legt es schichtweise in eiserne Kasten unter eurem
Lager, und versucht, ob es sich zur Vermehrung
des Ganzen ausbrüten lasse. Die bessern Leser
kann ich versichern, daß, ob ich gleich fast von
Jugend auf ein Wesen, wie das Philanthropinum,
im Sinne gehabt habe, und oftmals nahe bey dem
Anfange des Werkes gewesen bin (welches in
Hollstein, in Dännemark und bey Hamburg be-
kannt ist, und aus allen meinen Schriften erhellt),
daß ich dennoch, sage ich, jetzund vor dem endlichen
Entschlusse, auf dieser Laufbahn lebenslang zu blei-
ben, wegen der Rauhigkeit und der Dornen mei-
nes Weges zum letztenmale lange in Aengsten
und Zweifel gewesen sey, und daß nichts, als
meine vor Gottes Augen geprüfte Pflicht, auf mei-
nem 51sten Gebuhrtstage mich endlich bestimmt
habe (ohne Vorzug, es sey wo es wolle, im sehr

Klei-
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Zum Schluß.
noch geluͤſten laſſen wird, ſich einen Genuß anzu-
maßen, der nicht bekannt werden darf, und noch
minder von dem Gewiſſen gebilliget wird. Erhoͤre
mich, Gott, du Allmaͤchtiger und Allwiſſender!
Sende treue Diener in deine Erndte. Sie kann
groß werden.

Jſt ein Gebet etwas Fremdes in dieſer
Schrift, ihr meine Leſer? Diejenigen, die unter
euch zuverlaͤſſig und ohne Zweifel ſo urtheilen, ſind
nicht meine Hoffnung. Behaltet, was ihr habt.
Wendet es auf Schmauſen, Pracht, Wolluͤſte,
Opern, uͤberfluͤſſige Gebaͤude; oder auf entbehr-
liche Vermehrung der Bataillonen von Geſchwind-
toͤdtern, oder auf Alles, worauf ihr wollt; oder
legt es ſchichtweiſe in eiſerne Kaſten unter eurem
Lager, und verſucht, ob es ſich zur Vermehrung
des Ganzen ausbruͤten laſſe. Die beſſern Leſer
kann ich verſichern, daß, ob ich gleich faſt von
Jugend auf ein Weſen, wie das Philanthropinum,
im Sinne gehabt habe, und oftmals nahe bey dem
Anfange des Werkes geweſen bin (welches in
Hollſtein, in Daͤnnemark und bey Hamburg be-
kannt iſt, und aus allen meinen Schriften erhellt),
daß ich dennoch, ſage ich, jetzund vor dem endlichen
Entſchluſſe, auf dieſer Laufbahn lebenslang zu blei-
ben, wegen der Rauhigkeit und der Dornen mei-
nes Weges zum letztenmale lange in Aengſten
und Zweifel geweſen ſey, und daß nichts, als
meine vor Gottes Augen gepruͤfte Pflicht, auf mei-
nem 51ſten Gebuhrtstage mich endlich beſtimmt
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[87/0123] Zum Schluß. noch geluͤſten laſſen wird, ſich einen Genuß anzu- maßen, der nicht bekannt werden darf, und noch minder von dem Gewiſſen gebilliget wird. Erhoͤre mich, Gott, du Allmaͤchtiger und Allwiſſender! Sende treue Diener in deine Erndte. Sie kann groß werden. Jſt ein Gebet etwas Fremdes in dieſer Schrift, ihr meine Leſer? Diejenigen, die unter euch zuverlaͤſſig und ohne Zweifel ſo urtheilen, ſind nicht meine Hoffnung. Behaltet, was ihr habt. Wendet es auf Schmauſen, Pracht, Wolluͤſte, Opern, uͤberfluͤſſige Gebaͤude; oder auf entbehr- liche Vermehrung der Bataillonen von Geſchwind- toͤdtern, oder auf Alles, worauf ihr wollt; oder legt es ſchichtweiſe in eiſerne Kaſten unter eurem Lager, und verſucht, ob es ſich zur Vermehrung des Ganzen ausbruͤten laſſe. Die beſſern Leſer kann ich verſichern, daß, ob ich gleich faſt von Jugend auf ein Weſen, wie das Philanthropinum, im Sinne gehabt habe, und oftmals nahe bey dem Anfange des Werkes geweſen bin (welches in Hollſtein, in Daͤnnemark und bey Hamburg be- kannt iſt, und aus allen meinen Schriften erhellt), daß ich dennoch, ſage ich, jetzund vor dem endlichen Entſchluſſe, auf dieſer Laufbahn lebenslang zu blei- ben, wegen der Rauhigkeit und der Dornen mei- nes Weges zum letztenmale lange in Aengſten und Zweifel geweſen ſey, und daß nichts, als meine vor Gottes Augen gepruͤfte Pflicht, auf mei- nem 51ſten Gebuhrtstage mich endlich beſtimmt habe (ohne Vorzug, es ſey wo es wolle, im ſehr Klei- F 4

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/123>, abgerufen am 19.05.2024.