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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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Von unserm Verhalten
nen solcher Eltern, die auf eine thörichte Weise
zärtlich sind, haben wir also Nichts zu schaffen.

14) Ein jeder Pensionist, oder mehr zusam-
men, haben zu vorgeschriebner Aufwartung, und
gewissermassen unter ihrem Befehle einen Famu-
lanten, der aber nicht älter seyn muß (denn in
diesem Alter schickt es sich nicht, daß ein Jüngerer
einem Aelteren befiehlt). Die Ursache solcher An-
ordnung ist, daß die Jugend nach und nach ver-
nünftig zu befehlen und gut zu gehorchen in frühen
Jahren lerne, und doch ein jeder mit seinem Stan-
de zufrieden sey. Daß aber der Famulant (wel-
cher von Geburt geringe, am Glücke arm, und
ein Nährling des Seminars ist) seinen Herrn ver-
derbe, ist nicht zu besorgen; denn der Befehlende
und Gehorchende steht unter Aufsicht. Von dem
Famulanten wird also gesorgt für Reinlichkeit der
Kleidungsstücke und Ordnung des Zimmers, für
die Sauberkeit des Geräthes (und so weiter.)
Dem Herrn aber wird es verdacht, wenn daran
Etwas fehlet, wenigstens wird untersucht, ob der
Eine in dem Fleisse und der Klugheit des Befeh-
lens, oder der Andre im Gehorchen Etwas versehe.
Auch die Reinlichkeit des Famulanten steht gewis-
sermassen unter der Fürsorge des Pensionisten.

15) Ein Pensionist, der 12 Jahr alt ist,
wählt sich unter den andern einen, der dazu ge-
wählt seyn will, mit Wissen der Direction, zum
besondern Freunde. Man sorgt einigermassen für
die gute und Beyden nützliche Wahl. Und hernach
trägt man Sorge, daß die Freundschaft auf eine

tugend-

Von unſerm Verhalten
nen ſolcher Eltern, die auf eine thoͤrichte Weiſe
zaͤrtlich ſind, haben wir alſo Nichts zu ſchaffen.

14) Ein jeder Penſioniſt, oder mehr zuſam-
men, haben zu vorgeſchriebner Aufwartung, und
gewiſſermaſſen unter ihrem Befehle einen Famu-
lanten, der aber nicht aͤlter ſeyn muß (denn in
dieſem Alter ſchickt es ſich nicht, daß ein Juͤngerer
einem Aelteren befiehlt). Die Urſache ſolcher An-
ordnung iſt, daß die Jugend nach und nach ver-
nuͤnftig zu befehlen und gut zu gehorchen in fruͤhen
Jahren lerne, und doch ein jeder mit ſeinem Stan-
de zufrieden ſey. Daß aber der Famulant (wel-
cher von Geburt geringe, am Gluͤcke arm, und
ein Naͤhrling des Seminars iſt) ſeinen Herrn ver-
derbe, iſt nicht zu beſorgen; denn der Befehlende
und Gehorchende ſteht unter Aufſicht. Von dem
Famulanten wird alſo geſorgt fuͤr Reinlichkeit der
Kleidungsſtuͤcke und Ordnung des Zimmers, fuͤr
die Sauberkeit des Geraͤthes (und ſo weiter.)
Dem Herrn aber wird es verdacht, wenn daran
Etwas fehlet, wenigſtens wird unterſucht, ob der
Eine in dem Fleiſſe und der Klugheit des Befeh-
lens, oder der Andre im Gehorchen Etwas verſehe.
Auch die Reinlichkeit des Famulanten ſteht gewiſ-
ſermaſſen unter der Fuͤrſorge des Penſioniſten.

15) Ein Penſioniſt, der 12 Jahr alt iſt,
waͤhlt ſich unter den andern einen, der dazu ge-
waͤhlt ſeyn will, mit Wiſſen der Direction, zum
beſondern Freunde. Man ſorgt einigermaſſen fuͤr
die gute und Beyden nuͤtzliche Wahl. Und hernach
traͤgt man Sorge, daß die Freundſchaft auf eine

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[20/0056] Von unſerm Verhalten nen ſolcher Eltern, die auf eine thoͤrichte Weiſe zaͤrtlich ſind, haben wir alſo Nichts zu ſchaffen. 14) Ein jeder Penſioniſt, oder mehr zuſam- men, haben zu vorgeſchriebner Aufwartung, und gewiſſermaſſen unter ihrem Befehle einen Famu- lanten, der aber nicht aͤlter ſeyn muß (denn in dieſem Alter ſchickt es ſich nicht, daß ein Juͤngerer einem Aelteren befiehlt). Die Urſache ſolcher An- ordnung iſt, daß die Jugend nach und nach ver- nuͤnftig zu befehlen und gut zu gehorchen in fruͤhen Jahren lerne, und doch ein jeder mit ſeinem Stan- de zufrieden ſey. Daß aber der Famulant (wel- cher von Geburt geringe, am Gluͤcke arm, und ein Naͤhrling des Seminars iſt) ſeinen Herrn ver- derbe, iſt nicht zu beſorgen; denn der Befehlende und Gehorchende ſteht unter Aufſicht. Von dem Famulanten wird alſo geſorgt fuͤr Reinlichkeit der Kleidungsſtuͤcke und Ordnung des Zimmers, fuͤr die Sauberkeit des Geraͤthes (und ſo weiter.) Dem Herrn aber wird es verdacht, wenn daran Etwas fehlet, wenigſtens wird unterſucht, ob der Eine in dem Fleiſſe und der Klugheit des Befeh- lens, oder der Andre im Gehorchen Etwas verſehe. Auch die Reinlichkeit des Famulanten ſteht gewiſ- ſermaſſen unter der Fuͤrſorge des Penſioniſten. 15) Ein Penſioniſt, der 12 Jahr alt iſt, waͤhlt ſich unter den andern einen, der dazu ge- waͤhlt ſeyn will, mit Wiſſen der Direction, zum beſondern Freunde. Man ſorgt einigermaſſen fuͤr die gute und Beyden nuͤtzliche Wahl. Und hernach traͤgt man Sorge, daß die Freundſchaft auf eine tugend-

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/56>, abgerufen am 22.11.2024.