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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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Von dem zweyten Manne
"schiedne Fragen entstehen, die Emilie beantwor-
"ten wird. Daher Niemand zweifeln mag, daß
"mit allen Wörtern des Cellarischen Wörterbuchs
"(ausser welchen sie noch eine Menge kennet) ihr
"über dreyßigtausend von einander verschiedne Fra-
"gen können gemacht werden, die sie versteht,
"richtig teutsch erklären oder lateinisch beantworten
"kann, welches ihr lieber ist.

"Ein solches Examen habe ich neulich zu Leip-
"zig angestellt, in Gegenwart verschiedner Män-
"ner, als der Herren Doctoren Michaelis und
"Stein (eines grossen Kinderfreundes), und des
"Herrn Professor Funk aus Leipzig, des Herrn
"Professor Ebert aus Wittenberg, des Herrn
"Gärtner aus Braunschweig, und des Herrn
"Sevel aus Copenhagen (der, gleich einigen An-
"dern in Riga, in der Schweiz und an andern
"Orten, durch die Anwendung der Basedowischen
"Erziehungsvorschläge bey den Kindern des däni-
"nischen Staatsraths Rybergs, ähnliche an-
"genehme Folgen, als ich bey Emilie, bewirkt
"hat, und nun noch mehr die Pädagogie studirt).
"Diese Herren sprachen mit Emilie während einer
"Stunde bald teutsch, bald französisch, bald la-
"tein, bald dänisch. Sie las und explicirte fran-
"zösisch eine kleine Erzählung, und lateinisch eine
"Fabel aus dem Phädrus, die ich von dem Herrn
"Professor Ebert nach Gutdünken wählen ließ.

"Da der Herr Professor Basedow in Frank-
"furt war, dictirte Emilie einen Brief an ihn.
"Und da ich ihr rieth, am Ende zu setzen: Jhre

"gehor-

Von dem zweyten Manne
„ſchiedne Fragen entſtehen, die Emilie beantwor-
„ten wird. Daher Niemand zweifeln mag, daß
„mit allen Woͤrtern des Cellariſchen Woͤrterbuchs
„(auſſer welchen ſie noch eine Menge kennet) ihr
„uͤber dreyßigtauſend von einander verſchiedne Fra-
„gen koͤnnen gemacht werden, die ſie verſteht,
„richtig teutſch erklaͤren oder lateiniſch beantworten
„kann, welches ihr lieber iſt.

„Ein ſolches Examen habe ich neulich zu Leip-
„zig angeſtellt, in Gegenwart verſchiedner Maͤn-
„ner, als der Herren Doctoren Michaelis und
Stein (eines groſſen Kinderfreundes), und des
„Herrn Profeſſor Funk aus Leipzig, des Herrn
„Profeſſor Ebert aus Wittenberg, des Herrn
Gaͤrtner aus Braunſchweig, und des Herrn
Sevel aus Copenhagen (der, gleich einigen An-
„dern in Riga, in der Schweiz und an andern
„Orten, durch die Anwendung der Baſedowiſchen
„Erziehungsvorſchlaͤge bey den Kindern des daͤni-
„niſchen Staatsraths Rybergs, aͤhnliche an-
„genehme Folgen, als ich bey Emilie, bewirkt
„hat, und nun noch mehr die Paͤdagogie ſtudirt).
„Dieſe Herren ſprachen mit Emilie waͤhrend einer
„Stunde bald teutſch, bald franzoͤſiſch, bald la-
„tein, bald daͤniſch. Sie las und explicirte fran-
„zoͤſiſch eine kleine Erzaͤhlung, und lateiniſch eine
„Fabel aus dem Phaͤdrus, die ich von dem Herrn
„Profeſſor Ebert nach Gutduͤnken waͤhlen ließ.

„Da der Herr Profeſſor Baſedow in Frank-
„furt war, dictirte Emilie einen Brief an ihn.
„Und da ich ihr rieth, am Ende zu ſetzen: Jhre

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[52/0088] Von dem zweyten Manne „ſchiedne Fragen entſtehen, die Emilie beantwor- „ten wird. Daher Niemand zweifeln mag, daß „mit allen Woͤrtern des Cellariſchen Woͤrterbuchs „(auſſer welchen ſie noch eine Menge kennet) ihr „uͤber dreyßigtauſend von einander verſchiedne Fra- „gen koͤnnen gemacht werden, die ſie verſteht, „richtig teutſch erklaͤren oder lateiniſch beantworten „kann, welches ihr lieber iſt. „Ein ſolches Examen habe ich neulich zu Leip- „zig angeſtellt, in Gegenwart verſchiedner Maͤn- „ner, als der Herren Doctoren Michaelis und „Stein (eines groſſen Kinderfreundes), und des „Herrn Profeſſor Funk aus Leipzig, des Herrn „Profeſſor Ebert aus Wittenberg, des Herrn „Gaͤrtner aus Braunſchweig, und des Herrn „Sevel aus Copenhagen (der, gleich einigen An- „dern in Riga, in der Schweiz und an andern „Orten, durch die Anwendung der Baſedowiſchen „Erziehungsvorſchlaͤge bey den Kindern des daͤni- „niſchen Staatsraths Rybergs, aͤhnliche an- „genehme Folgen, als ich bey Emilie, bewirkt „hat, und nun noch mehr die Paͤdagogie ſtudirt). „Dieſe Herren ſprachen mit Emilie waͤhrend einer „Stunde bald teutſch, bald franzoͤſiſch, bald la- „tein, bald daͤniſch. Sie las und explicirte fran- „zoͤſiſch eine kleine Erzaͤhlung, und lateiniſch eine „Fabel aus dem Phaͤdrus, die ich von dem Herrn „Profeſſor Ebert nach Gutduͤnken waͤhlen ließ. „Da der Herr Profeſſor Baſedow in Frank- „furt war, dictirte Emilie einen Brief an ihn. „Und da ich ihr rieth, am Ende zu ſetzen: Jhre „gehor-

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/88>, abgerufen am 22.11.2024.