Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.Von einem französischen Lehrer. fast gleichgültig, zu welcher Kirche er sich bekenne,wenn er nur nicht die hierarchische Meynung hat und ausbreitet, daß die zahlreiche Kirche Recht und Pflicht habe, die Dissidenten durch bürgerliche Gesetze einzuschränken, zu unterdrücken und zu ver- folgen. Denn diese Meynung wird in dem Phi- lanthropinum (so gewöhnlich leider ihre Ausübung noch ist) allezeit als thöricht, als unpatriotisch, als unpolitisch, als unbillig, als unchristlich, als unmenschlich vorgestellet werden. Er muß, ehe er sich meldet, Nouvelle methode d' education, welches die Uebersetzung meines Methodenbu- ches ist, gelesen, und dadurch grosse Lust bekom- men haben, sein Leben der Pädagogie zu widmen und sich mit uns zu diesem Zwecke zu vereinigen. Alsdann, sage ich, kann ein solcher braver Mann sich melden, wenn er in der Nähe ist, bey uns in Dessau; oder in Leipzig bey den Herren Predigern Zollikofer und Dümas, oder in Berlin bey dem Herrn Professor Sulzer, und dem Herrn Consistorialrath Gillet; oder in Frankfurt am Mayn bey dem Herrn Hofrath Deiner; oder in Basel bey dem Herrn Rathsschreiber Jselin; oder in Zürch bey dem Herrn Prediger Lavater; oder anderswo bey unsern Freunden, von denen man weiß, daß sie mit uns in Correspondenz und Verbindung stehen. Einen jeden Antrag in Briefen aber, welcher nicht durch solche Freunde beglaubigt ist, werden wir, der Unzuverlässigkeit halber, schlech- terdings nicht beantworten. Kommt es aber zur Abrede, so wird ein solcher Mann mit mir und Herr Wolken D 5
Von einem franzoͤſiſchen Lehrer. faſt gleichguͤltig, zu welcher Kirche er ſich bekenne,wenn er nur nicht die hierarchiſche Meynung hat und ausbreitet, daß die zahlreiche Kirche Recht und Pflicht habe, die Diſſidenten durch buͤrgerliche Geſetze einzuſchraͤnken, zu unterdruͤcken und zu ver- folgen. Denn dieſe Meynung wird in dem Phi- lanthropinum (ſo gewoͤhnlich leider ihre Ausuͤbung noch iſt) allezeit als thoͤricht, als unpatriotiſch, als unpolitiſch, als unbillig, als unchriſtlich, als unmenſchlich vorgeſtellet werden. Er muß, ehe er ſich meldet, Nouvelle methode d’ education, welches die Ueberſetzung meines Methodenbu- ches iſt, geleſen, und dadurch groſſe Luſt bekom- men haben, ſein Leben der Paͤdagogie zu widmen und ſich mit uns zu dieſem Zwecke zu vereinigen. Alsdann, ſage ich, kann ein ſolcher braver Mann ſich melden, wenn er in der Naͤhe iſt, bey uns in Deſſau; oder in Leipzig bey den Herren Predigern Zollikofer und Duͤmas, oder in Berlin bey dem Herrn Profeſſor Sulzer, und dem Herrn Conſiſtorialrath Gillet; oder in Frankfurt am Mayn bey dem Herrn Hofrath Deiner; oder in Baſel bey dem Herrn Rathsſchreiber Jſelin; oder in Zuͤrch bey dem Herrn Prediger Lavater; oder anderswo bey unſern Freunden, von denen man weiß, daß ſie mit uns in Correſpondenz und Verbindung ſtehen. Einen jeden Antrag in Briefen aber, welcher nicht durch ſolche Freunde beglaubigt iſt, werden wir, der Unzuverlaͤſſigkeit halber, ſchlech- terdings nicht beantworten. Kommt es aber zur Abrede, ſo wird ein ſolcher Mann mit mir und Herr Wolken D 5
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Von einem franzoͤſiſchen Lehrer.
faſt gleichguͤltig, zu welcher Kirche er ſich bekenne,
wenn er nur nicht die hierarchiſche Meynung hat
und ausbreitet, daß die zahlreiche Kirche Recht
und Pflicht habe, die Diſſidenten durch buͤrgerliche
Geſetze einzuſchraͤnken, zu unterdruͤcken und zu ver-
folgen. Denn dieſe Meynung wird in dem Phi-
lanthropinum (ſo gewoͤhnlich leider ihre Ausuͤbung
noch iſt) allezeit als thoͤricht, als unpatriotiſch, als
unpolitiſch, als unbillig, als unchriſtlich, als
unmenſchlich vorgeſtellet werden. Er muß, ehe
er ſich meldet, Nouvelle methode d’ education,
welches die Ueberſetzung meines Methodenbu-
ches iſt, geleſen, und dadurch groſſe Luſt bekom-
men haben, ſein Leben der Paͤdagogie zu widmen
und ſich mit uns zu dieſem Zwecke zu vereinigen.
Alsdann, ſage ich, kann ein ſolcher braver Mann
ſich melden, wenn er in der Naͤhe iſt, bey uns in
Deſſau; oder in Leipzig bey den Herren Predigern
Zollikofer und Duͤmas, oder in Berlin bey
dem Herrn Profeſſor Sulzer, und dem Herrn
Conſiſtorialrath Gillet; oder in Frankfurt am
Mayn bey dem Herrn Hofrath Deiner; oder in
Baſel bey dem Herrn Rathsſchreiber Jſelin;
oder in Zuͤrch bey dem Herrn Prediger Lavater;
oder anderswo bey unſern Freunden, von denen
man weiß, daß ſie mit uns in Correſpondenz und
Verbindung ſtehen. Einen jeden Antrag in Briefen
aber, welcher nicht durch ſolche Freunde beglaubigt
iſt, werden wir, der Unzuverlaͤſſigkeit halber, ſchlech-
terdings nicht beantworten. Kommt es aber zur
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