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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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aus natürlicher Erkenntniß etc.
Freunde, deren Bedürfnisse du mehr, als andre,
kennst, und die eben deswegen von andern verlas-
sen werden, weil man auf deine Hülfe Rechnung
macht; drittens, gegen die Elenden, die in
Lebensgefahr und grosser Beschwerlichkeit zu seyn
scheinen, und, so viel du weist, sich selbst nicht
helfen können; viertens, gegen die vorzüglich
tugendhaften Menschen,
an deren Wohlfahrt
und Freude viele andere Antheil nehmen.

Sey wohlthätig aus Tugend, und nicht
bloß um der gehofften Ehre und Dankbarkeit wil-
len. Rede, so wenig als möglich, von deinen
Wohlthaten. Das Rühmen wird schwerlich ge-
glaubt, oder ist misfällig. Beschuldige niemanden
der Undankbarkeit, oder vereinige die nöthige
Beschuldigung mit neuen Wohlthaten an demsel-
bigen. Denn sie ist vielleicht falsch und allemal
höchst misfällig.

Thue oft Gutes, ohne anzuzeigen, von wem
es komme; so hast du keinen Undank zu besorgen,
und so bist du der Uneigennützigkeit deiner Absich-
ten gewiß.

Es ist den mehresten Menschen eine Last, ei-
nem einzigen viele Wohlthaten schuldig zu seyn.
Jn diesem Falle muß man dem andern öftern An-
laß geben, durch leichte und angenehme Dienste
etwas von der Verbindlichkeit abzutragen.

§. 42.
F 5

aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
Freunde, deren Beduͤrfniſſe du mehr, als andre,
kennſt, und die eben deswegen von andern verlaſ-
ſen werden, weil man auf deine Huͤlfe Rechnung
macht; drittens, gegen die Elenden, die in
Lebensgefahr und groſſer Beſchwerlichkeit zu ſeyn
ſcheinen, und, ſo viel du weiſt, ſich ſelbſt nicht
helfen koͤnnen; viertens, gegen die vorzüglich
tugendhaften Menſchen,
an deren Wohlfahrt
und Freude viele andere Antheil nehmen.

Sey wohlthätig aus Tugend, und nicht
bloß um der gehofften Ehre und Dankbarkeit wil-
len. Rede, ſo wenig als moͤglich, von deinen
Wohlthaten. Das Ruͤhmen wird ſchwerlich ge-
glaubt, oder iſt misfaͤllig. Beſchuldige niemanden
der Undankbarkeit, oder vereinige die noͤthige
Beſchuldigung mit neuen Wohlthaten an demſel-
bigen. Denn ſie iſt vielleicht falſch und allemal
hoͤchſt misfaͤllig.

Thue oft Gutes, ohne anzuzeigen, von wem
es komme; ſo haſt du keinen Undank zu beſorgen,
und ſo biſt du der Uneigennuͤtzigkeit deiner Abſich-
ten gewiß.

Es iſt den mehreſten Menſchen eine Laſt, ei-
nem einzigen viele Wohlthaten ſchuldig zu ſeyn.
Jn dieſem Falle muß man dem andern oͤftern An-
laß geben, durch leichte und angenehme Dienſte
etwas von der Verbindlichkeit abzutragen.

§. 42.
F 5
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[89/0113] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. Freunde, deren Beduͤrfniſſe du mehr, als andre, kennſt, und die eben deswegen von andern verlaſ- ſen werden, weil man auf deine Huͤlfe Rechnung macht; drittens, gegen die Elenden, die in Lebensgefahr und groſſer Beſchwerlichkeit zu ſeyn ſcheinen, und, ſo viel du weiſt, ſich ſelbſt nicht helfen koͤnnen; viertens, gegen die vorzüglich tugendhaften Menſchen, an deren Wohlfahrt und Freude viele andere Antheil nehmen. Sey wohlthätig aus Tugend, und nicht bloß um der gehofften Ehre und Dankbarkeit wil- len. Rede, ſo wenig als moͤglich, von deinen Wohlthaten. Das Ruͤhmen wird ſchwerlich ge- glaubt, oder iſt misfaͤllig. Beſchuldige niemanden der Undankbarkeit, oder vereinige die noͤthige Beſchuldigung mit neuen Wohlthaten an demſel- bigen. Denn ſie iſt vielleicht falſch und allemal hoͤchſt misfaͤllig. Thue oft Gutes, ohne anzuzeigen, von wem es komme; ſo haſt du keinen Undank zu beſorgen, und ſo biſt du der Uneigennuͤtzigkeit deiner Abſich- ten gewiß. Es iſt den mehreſten Menſchen eine Laſt, ei- nem einzigen viele Wohlthaten ſchuldig zu ſeyn. Jn dieſem Falle muß man dem andern oͤftern An- laß geben, durch leichte und angenehme Dienſte etwas von der Verbindlichkeit abzutragen. §. 42. F 5

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/113>, abgerufen am 21.11.2024.