Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].besonders in moralischen etc. was wir wahrnehmen, nicht selbst Wahrnehmungensind. z. E. Die Vermuthung, daß der Stock ausser dem Wasser krumm sey, dessen Gestalt im Wasser eine Beugung hat. 3) Eines Jeden innerer Seelen-Zustand, Schmerz, Verdruß, Lust, Vergnügen, Ueberzeu- gung, Vermuthung, Zweifel, Begierde und Ab- scheu, Furcht und Hoffnung u. s. w. ist wahr; nehm- lich, es ist wahr, daß er ihn empfindet, wenn er ihn zu empfinden glaubet. 4) Der beständige Lauf der Natur, (die beständige Ordnung der Dinge, die neben einander sind, und auf einander folgen,) wenn die Menschen unzählige Erfahrungen und keine Ausnahme davon haben, ist auch in einzelnen unbekannten Fällen für wahr zu halten, z. E. von Kühen werden nur Käl- ber, von Schaafen nur Lämmer gebohren. Kein entseelter und verwesender Körper wird von neuem belebt. Ein dichter bleyerner Körper sinkt im Wasser. Anmerk. 1. Wenn wir glauben, mit unsern Sinnen Etwas wider den Lauf der Natur wahrzunehmen; so müssen wir wohl unter- suchen, ob wir auch in dem Zustande einer starken Einbildung sind, oder kurz vorher ge- wesen sind. Wenn aber, ohne Gründe dieses Verdachts, von uns selbst oder von Mehreren zu K 2
beſonders in moraliſchen ꝛc. was wir wahrnehmen, nicht ſelbſt Wahrnehmungenſind. z. E. Die Vermuthung, daß der Stock auſſer dem Waſſer krumm ſey, deſſen Geſtalt im Waſſer eine Beugung hat. 3) Eines Jeden innerer Seelen-Zuſtand, Schmerz, Verdruß, Luſt, Vergnuͤgen, Ueberzeu- gung, Vermuthung, Zweifel, Begierde und Ab- ſcheu, Furcht und Hoffnung u. ſ. w. iſt wahr; nehm- lich, es iſt wahr, daß er ihn empfindet, wenn er ihn zu empfinden glaubet. 4) Der beſtändige Lauf der Natur, (die beſtaͤndige Ordnung der Dinge, die neben einander ſind, und auf einander folgen,) wenn die Menſchen unzaͤhlige Erfahrungen und keine Ausnahme davon haben, iſt auch in einzelnen unbekannten Faͤllen fuͤr wahr zu halten, z. E. von Kuͤhen werden nur Kaͤl- ber, von Schaafen nur Laͤmmer gebohren. Kein entſeelter und verweſender Koͤrper wird von neuem belebt. Ein dichter bleyerner Koͤrper ſinkt im Waſſer. Anmerk. 1. Wenn wir glauben, mit unſern Sinnen Etwas wider den Lauf der Natur wahrzunehmen; ſo muͤſſen wir wohl unter- ſuchen, ob wir auch in dem Zuſtande einer ſtarken Einbildung ſind, oder kurz vorher ge- weſen ſind. Wenn aber, ohne Gruͤnde dieſes Verdachts, von uns ſelbſt oder von Mehreren zu K 2
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beſonders in moraliſchen ꝛc.
was wir wahrnehmen, nicht ſelbſt Wahrnehmungen
ſind. z. E. Die Vermuthung, daß der Stock auſſer
dem Waſſer krumm ſey, deſſen Geſtalt im Waſſer
eine Beugung hat.
3) Eines Jeden innerer Seelen-Zuſtand,
Schmerz, Verdruß, Luſt, Vergnuͤgen, Ueberzeu-
gung, Vermuthung, Zweifel, Begierde und Ab-
ſcheu, Furcht und Hoffnung u. ſ. w. iſt wahr; nehm-
lich, es iſt wahr, daß er ihn empfindet, wenn er ihn
zu empfinden glaubet.
4) Der beſtändige Lauf der Natur, (die
beſtaͤndige Ordnung der Dinge, die neben einander
ſind, und auf einander folgen,) wenn die Menſchen
unzaͤhlige Erfahrungen und keine Ausnahme davon
haben, iſt auch in einzelnen unbekannten Faͤllen fuͤr
wahr zu halten, z. E. von Kuͤhen werden nur Kaͤl-
ber, von Schaafen nur Laͤmmer gebohren. Kein
entſeelter und verweſender Koͤrper wird von neuem
belebt. Ein dichter bleyerner Koͤrper ſinkt im
Waſſer.
Anmerk. 1. Wenn wir glauben, mit unſern
Sinnen Etwas wider den Lauf der Natur
wahrzunehmen; ſo muͤſſen wir wohl unter-
ſuchen, ob wir auch in dem Zuſtande einer
ſtarken Einbildung ſind, oder kurz vorher ge-
weſen ſind. Wenn aber, ohne Gruͤnde dieſes
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