Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite


Vorrede.
chern, zur Fortsetzung des Elementarbuches,
bestehen soll.

Mein funfzehnjähriger Sohn geht jetzund
aus der väterlichen Aufsicht in die Fremde.
Jch wußte kein ihm angemessenes Handbuch
zur täglichen moralischen Lectüre. Dies war
der Anlaß, das gegenwärtige so bald, und
etwas eilfertig zu schreiben, und zwar größ-
tentheils in der rathenden oder ermahnenden
Schreibart, und zuweilen mit der Anrede,
mein Sohn! Denn es war so, wie es ist,
anfangs nicht dem Drucke bestimmt. Den-
noch fand ich in einigen von der Eile verur-
sachten Mängeln des Ausdrucks nicht Grund
gnug, Etwas, das Andern und mir sehr ge-
meinnützig schien, und nicht jetzund alle Voll-
kommenheit erreichen konnte, zu verzögern.
Eine merkwürdige Uebereilung findet sich (§.
10.), da unerfahrne Leser durch den Ausdruck
leicht auf die Gedanken gerathen könnten, daß
die Wirksamkeit Gottes bey der Schöpfung
aufgehört hätte, welches nur von derjenigen
Wirksamkeit wahr ist, die den ersten Anfang
aller Dinge verursacht hat.

Das


Vorrede.
chern, zur Fortſetzung des Elementarbuches,
beſtehen ſoll.

Mein funfzehnjaͤhriger Sohn geht jetzund
aus der vaͤterlichen Aufſicht in die Fremde.
Jch wußte kein ihm angemeſſenes Handbuch
zur taͤglichen moraliſchen Lectuͤre. Dies war
der Anlaß, das gegenwaͤrtige ſo bald, und
etwas eilfertig zu ſchreiben, und zwar groͤß-
tentheils in der rathenden oder ermahnenden
Schreibart, und zuweilen mit der Anrede,
mein Sohn! Denn es war ſo, wie es iſt,
anfangs nicht dem Drucke beſtimmt. Den-
noch fand ich in einigen von der Eile verur-
ſachten Maͤngeln des Ausdrucks nicht Grund
gnug, Etwas, das Andern und mir ſehr ge-
meinnuͤtzig ſchien, und nicht jetzund alle Voll-
kommenheit erreichen konnte, zu verzoͤgern.
Eine merkwuͤrdige Uebereilung findet ſich (§.
10.), da unerfahrne Leſer durch den Ausdruck
leicht auf die Gedanken gerathen koͤnnten, daß
die Wirkſamkeit Gottes bey der Schoͤpfung
aufgehoͤrt haͤtte, welches nur von derjenigen
Wirkſamkeit wahr iſt, die den erſten Anfang
aller Dinge verurſacht hat.

Das
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0018" n="XVIII"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
chern, zur Fort&#x017F;etzung des Elementarbuches,<lb/>
be&#x017F;tehen &#x017F;oll.</p><lb/>
        <p>Mein funfzehnja&#x0364;hriger Sohn geht jetzund<lb/>
aus der va&#x0364;terlichen Auf&#x017F;icht in die Fremde.<lb/>
Jch wußte kein ihm angeme&#x017F;&#x017F;enes Handbuch<lb/>
zur ta&#x0364;glichen morali&#x017F;chen Lectu&#x0364;re. Dies war<lb/>
der Anlaß, das gegenwa&#x0364;rtige &#x017F;o bald, und<lb/>
etwas eilfertig zu &#x017F;chreiben, und zwar gro&#x0364;ß-<lb/>
tentheils in der rathenden oder ermahnenden<lb/>
Schreibart, und zuweilen mit der Anrede,<lb/><hi rendition="#fr">mein Sohn!</hi> Denn es war &#x017F;o, wie es i&#x017F;t,<lb/>
anfangs nicht dem Drucke be&#x017F;timmt. Den-<lb/>
noch fand ich in einigen von der Eile verur-<lb/>
&#x017F;achten Ma&#x0364;ngeln des Ausdrucks nicht Grund<lb/>
gnug, Etwas, das Andern und mir &#x017F;ehr ge-<lb/>
meinnu&#x0364;tzig &#x017F;chien, und nicht jetzund alle Voll-<lb/>
kommenheit erreichen konnte, zu verzo&#x0364;gern.<lb/>
Eine merkwu&#x0364;rdige Uebereilung findet &#x017F;ich (§.<lb/>
10.), da unerfahrne Le&#x017F;er durch den Ausdruck<lb/>
leicht auf die Gedanken gerathen ko&#x0364;nnten, daß<lb/>
die <hi rendition="#fr">Wirk&#x017F;amkeit Gottes</hi> bey der Scho&#x0364;pfung<lb/>
aufgeho&#x0364;rt ha&#x0364;tte, welches nur von derjenigen<lb/>
Wirk&#x017F;amkeit wahr i&#x017F;t, die den er&#x017F;ten Anfang<lb/>
aller Dinge verur&#x017F;acht hat.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XVIII/0018] Vorrede. chern, zur Fortſetzung des Elementarbuches, beſtehen ſoll. Mein funfzehnjaͤhriger Sohn geht jetzund aus der vaͤterlichen Aufſicht in die Fremde. Jch wußte kein ihm angemeſſenes Handbuch zur taͤglichen moraliſchen Lectuͤre. Dies war der Anlaß, das gegenwaͤrtige ſo bald, und etwas eilfertig zu ſchreiben, und zwar groͤß- tentheils in der rathenden oder ermahnenden Schreibart, und zuweilen mit der Anrede, mein Sohn! Denn es war ſo, wie es iſt, anfangs nicht dem Drucke beſtimmt. Den- noch fand ich in einigen von der Eile verur- ſachten Maͤngeln des Ausdrucks nicht Grund gnug, Etwas, das Andern und mir ſehr ge- meinnuͤtzig ſchien, und nicht jetzund alle Voll- kommenheit erreichen konnte, zu verzoͤgern. Eine merkwuͤrdige Uebereilung findet ſich (§. 10.), da unerfahrne Leſer durch den Ausdruck leicht auf die Gedanken gerathen koͤnnten, daß die Wirkſamkeit Gottes bey der Schoͤpfung aufgehoͤrt haͤtte, welches nur von derjenigen Wirkſamkeit wahr iſt, die den erſten Anfang aller Dinge verurſacht hat. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/18
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. XVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/18>, abgerufen am 21.11.2024.