Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].Uebungen des Verstandes, men. Auf solche Belehrungen ist fast die ganzeSittenlehre gegründet. Denn es ist der Sicher- heit gemäß, sie als Wahrheit anzunehmen und darnach zu handeln. Die Rechenmeister und Meßkünstler geben uns Aber in keinerley Art von Belehrungen, welche 64. §.
Uebungen des Verſtandes, men. Auf ſolche Belehrungen iſt faſt die ganzeSittenlehre gegruͤndet. Denn es iſt der Sicher- heit gemaͤß, ſie als Wahrheit anzunehmen und darnach zu handeln. Die Rechenmeiſter und Meßkuͤnſtler geben uns Aber in keinerley Art von Belehrungen, welche 64. §.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0182" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Uebungen des Verſtandes,</hi></fw><lb/> men. Auf ſolche Belehrungen iſt faſt die ganze<lb/> Sittenlehre gegruͤndet. Denn es iſt der Sicher-<lb/> heit gemaͤß, ſie als Wahrheit anzunehmen und<lb/> darnach zu handeln.</p><lb/> <p>Die Rechenmeiſter und Meßkuͤnſtler geben uns<lb/> viele Belehrungen, von deren Wahrheit ſie alle-<lb/> ſammt ſich fuͤr uͤberzeugt halten und bekennen.<lb/> Z. E. von den Regeln der Bewegung, von dem<lb/> Laufe des Geſtirns, von den abweſenden und kuͤnf-<lb/> tigen Finſterniſſen. Solche Belehrungen, die<lb/> nirgends Widerſpruch finden, muß man, wenn<lb/> man auch keine eigne Einſicht von den Sachen hat,<lb/> dennoch fuͤr wahr annehmen, und zwar wegen der<lb/> beſtaͤndigen Erfahrung, daß Belehrungen dieſer<lb/> Art niemals unrichtig ſind.</p><lb/> <p>Aber in keinerley Art von Belehrungen, welche<lb/> unſre Wohlfarth betreffen, iſt ſo leicht Jrrthum und<lb/> Misverſtand zu beſorgen, als in denen, welche die<lb/> Religion angehen. Dieſes erhellet ſchon daraus,<lb/> weil die Belehrungen von Religion zu verſchie-<lb/> denen Zeiten, in verſchiedenen Laͤndern und von<lb/> verſchiedenen Familien und Perſonen, in vielen<lb/> Stuͤcken einander offenbar widerſprechen. Jch<lb/> will dich nach meinem eignen Gewiſſen vorbereiten,<lb/> das Wahre, was dich angehet, von dem Falſchen<lb/> und Zweifelhaften zu unterſcheiden.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">64. §.</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [158/0182]
Uebungen des Verſtandes,
men. Auf ſolche Belehrungen iſt faſt die ganze
Sittenlehre gegruͤndet. Denn es iſt der Sicher-
heit gemaͤß, ſie als Wahrheit anzunehmen und
darnach zu handeln.
Die Rechenmeiſter und Meßkuͤnſtler geben uns
viele Belehrungen, von deren Wahrheit ſie alle-
ſammt ſich fuͤr uͤberzeugt halten und bekennen.
Z. E. von den Regeln der Bewegung, von dem
Laufe des Geſtirns, von den abweſenden und kuͤnf-
tigen Finſterniſſen. Solche Belehrungen, die
nirgends Widerſpruch finden, muß man, wenn
man auch keine eigne Einſicht von den Sachen hat,
dennoch fuͤr wahr annehmen, und zwar wegen der
beſtaͤndigen Erfahrung, daß Belehrungen dieſer
Art niemals unrichtig ſind.
Aber in keinerley Art von Belehrungen, welche
unſre Wohlfarth betreffen, iſt ſo leicht Jrrthum und
Misverſtand zu beſorgen, als in denen, welche die
Religion angehen. Dieſes erhellet ſchon daraus,
weil die Belehrungen von Religion zu verſchie-
denen Zeiten, in verſchiedenen Laͤndern und von
verſchiedenen Familien und Perſonen, in vielen
Stuͤcken einander offenbar widerſprechen. Jch
will dich nach meinem eignen Gewiſſen vorbereiten,
das Wahre, was dich angehet, von dem Falſchen
und Zweifelhaften zu unterſcheiden.
64. §.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |