Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite
Die Sittenlehre

Wider den Rath seiner Eltern und Vormün-
der kann ein Knabe sich keine Lebensart wählen,
und müßte es auch nicht thun, wenn er könnte.
Denn diese kennen seine Kräfte und Umstände,
und die Geschäfte in den verschiednen Lebensarten
besser, als er selbst.

Die Nahrung in einigen Lebensarten ist stand-
hafter, als in andern. Bey gleichen Umständen
sind jene diesen vorzuziehen.

Die Wahl gewisser Lebensarten gelingt ordent-
licherweise nicht zum allgemeinen Besten und
zum Vortheil des Knabens, wenn er kein ererbtes
Vermögen oder keinen grossen Beystand der Eltern,
Verwandte und Freunde zu erwarten hat. Solche
zu wählen, muß ihm nicht angerathen werden.

Einige Lebensarten sind besser für schwächere
Personen, andre für stärkere, einige nach einer
solchen, einige nach einer andern Erziehung. Alles
dieses muß man bey einer Wahl der Lebensart be-
denken.

Wenn nicht besondre Zufälle kommen, oder der
Mangel der Weisheit es verhindert; so sind die
Menschen und Familien in den mehrsten Lebens-
arten, sie mögen vornehm oder geringe seyn, gleich
glücklich. Traue dieses den Weltkundigen, du
wirst es selbst einsehn lernen.

Aber
Die Sittenlehre

Wider den Rath ſeiner Eltern und Vormuͤn-
der kann ein Knabe ſich keine Lebensart waͤhlen,
und muͤßte es auch nicht thun, wenn er koͤnnte.
Denn dieſe kennen ſeine Kraͤfte und Umſtaͤnde,
und die Geſchaͤfte in den verſchiednen Lebensarten
beſſer, als er ſelbſt.

Die Nahrung in einigen Lebensarten iſt ſtand-
hafter, als in andern. Bey gleichen Umſtaͤnden
ſind jene dieſen vorzuziehen.

Die Wahl gewiſſer Lebensarten gelingt ordent-
licherweiſe nicht zum allgemeinen Beſten und
zum Vortheil des Knabens, wenn er kein ererbtes
Vermoͤgen oder keinen groſſen Beyſtand der Eltern,
Verwandte und Freunde zu erwarten hat. Solche
zu waͤhlen, muß ihm nicht angerathen werden.

Einige Lebensarten ſind beſſer fuͤr ſchwaͤchere
Perſonen, andre fuͤr ſtaͤrkere, einige nach einer
ſolchen, einige nach einer andern Erziehung. Alles
dieſes muß man bey einer Wahl der Lebensart be-
denken.

Wenn nicht beſondre Zufaͤlle kommen, oder der
Mangel der Weisheit es verhindert; ſo ſind die
Menſchen und Familien in den mehrſten Lebens-
arten, ſie moͤgen vornehm oder geringe ſeyn, gleich
gluͤcklich. Traue dieſes den Weltkundigen, du
wirſt es ſelbſt einſehn lernen.

Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0072" n="48"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Sittenlehre</hi> </fw><lb/>
          <p>Wider den Rath &#x017F;einer Eltern und Vormu&#x0364;n-<lb/>
der kann ein Knabe &#x017F;ich keine Lebensart wa&#x0364;hlen,<lb/>
und mu&#x0364;ßte es auch nicht thun, wenn er ko&#x0364;nnte.<lb/>
Denn die&#x017F;e kennen &#x017F;eine Kra&#x0364;fte und Um&#x017F;ta&#x0364;nde,<lb/>
und die Ge&#x017F;cha&#x0364;fte in den ver&#x017F;chiednen Lebensarten<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er, als er &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Die Nahrung in einigen Lebensarten i&#x017F;t &#x017F;tand-<lb/>
hafter, als in andern. Bey gleichen Um&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
&#x017F;ind jene die&#x017F;en vorzuziehen.</p><lb/>
          <p>Die Wahl gewi&#x017F;&#x017F;er Lebensarten gelingt ordent-<lb/>
licherwei&#x017F;e nicht zum allgemeinen Be&#x017F;ten und<lb/>
zum Vortheil des Knabens, wenn er kein ererbtes<lb/>
Vermo&#x0364;gen oder keinen gro&#x017F;&#x017F;en Bey&#x017F;tand der Eltern,<lb/>
Verwandte und Freunde zu erwarten hat. Solche<lb/>
zu wa&#x0364;hlen, muß ihm nicht angerathen werden.</p><lb/>
          <p>Einige Lebensarten &#x017F;ind be&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r &#x017F;chwa&#x0364;chere<lb/>
Per&#x017F;onen, andre fu&#x0364;r &#x017F;ta&#x0364;rkere, einige nach einer<lb/>
&#x017F;olchen, einige nach einer andern Erziehung. Alles<lb/>
die&#x017F;es muß man bey einer Wahl der Lebensart be-<lb/>
denken.</p><lb/>
          <p>Wenn nicht be&#x017F;ondre Zufa&#x0364;lle kommen, oder der<lb/>
Mangel der Weisheit es verhindert; &#x017F;o &#x017F;ind die<lb/>
Men&#x017F;chen und Familien in den mehr&#x017F;ten Lebens-<lb/>
arten, &#x017F;ie mo&#x0364;gen vornehm oder geringe &#x017F;eyn, gleich<lb/>
glu&#x0364;cklich. Traue die&#x017F;es den Weltkundigen, du<lb/>
wir&#x017F;t es &#x017F;elb&#x017F;t ein&#x017F;ehn lernen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0072] Die Sittenlehre Wider den Rath ſeiner Eltern und Vormuͤn- der kann ein Knabe ſich keine Lebensart waͤhlen, und muͤßte es auch nicht thun, wenn er koͤnnte. Denn dieſe kennen ſeine Kraͤfte und Umſtaͤnde, und die Geſchaͤfte in den verſchiednen Lebensarten beſſer, als er ſelbſt. Die Nahrung in einigen Lebensarten iſt ſtand- hafter, als in andern. Bey gleichen Umſtaͤnden ſind jene dieſen vorzuziehen. Die Wahl gewiſſer Lebensarten gelingt ordent- licherweiſe nicht zum allgemeinen Beſten und zum Vortheil des Knabens, wenn er kein ererbtes Vermoͤgen oder keinen groſſen Beyſtand der Eltern, Verwandte und Freunde zu erwarten hat. Solche zu waͤhlen, muß ihm nicht angerathen werden. Einige Lebensarten ſind beſſer fuͤr ſchwaͤchere Perſonen, andre fuͤr ſtaͤrkere, einige nach einer ſolchen, einige nach einer andern Erziehung. Alles dieſes muß man bey einer Wahl der Lebensart be- denken. Wenn nicht beſondre Zufaͤlle kommen, oder der Mangel der Weisheit es verhindert; ſo ſind die Menſchen und Familien in den mehrſten Lebens- arten, ſie moͤgen vornehm oder geringe ſeyn, gleich gluͤcklich. Traue dieſes den Weltkundigen, du wirſt es ſelbſt einſehn lernen. Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/72
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/72>, abgerufen am 24.11.2024.