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Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

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behalten haben. Jedoch lobte er sehr an diesem Schriffttichter / daß er sein Buch schlösse mit zusag / das vbrige der abenthewrlichen vnnd gäntzlichen zu end zuführen ohnmöglichen Thaten noch vollends gantz zubeschreiben: vnd kam jhn zum offtern eine Lust an die Feder anzusetzen vnnd der vorigen Beschreibung vffm Fuß nachzugehen / zufolge dem jenigen / so in selbigem Buch verheissen wird: würd es auch sonder zweiffel gethan vnd gäntzlichen zuwerck gerichtet haben / wo nicht stete andere vnd höhere gedancken jhn daran verhindert hetten.

Zum offtern gerieth er mit dem Dorffpriester des Orts / welcher ein gelehrter Mann war / vnd hatte seinen gradum zu Ciguenssa erlangt / in Streit vnd Zwiespalt / welchs der vornembste Ritter gewesen were / Palmerin auß Engelland / oder Amadis von Franckreich. Aber Meister Nicias / der Barbier selbiges Orts / war mit jhrer keinem einstimmig / sondern sprach / daß jhrer keiner dem Ritter der Sonnen bey weitem nicht gleich were: vnd / wo diesem ja jemand möchte an die Seit gesetzt werden / so wer es der einige Don Galaor, des Amadis auß Frankreich Bruder: dann es wer dessen art vnnd gantzes verhalten recht ritterlich vnnd löblich / er wer auch nicht ein solcher Zärtling vnd weichlicher Ritter / noch ein solcher greiner / als sein Bruder / vnd / so viel Tapfferkeit vnd Stärcke anreichte / geb er jhm gewiß nicht das geringste zuvor.

Endlichen vnd mit einem Wort zusagen / vnser Ritter vertieffte sich dermassen in erlesung der Ritterbücher / daß er gantze Tag vnd Nächte aneinander von morgen biß zu abend vnd wider von abend biß zu morgen mit lesen zubrachte. Vnd durch weniges schlaffen vnnd vieles lesen ertrucknete er jhm selbs das Gehirn solcher massen / daß er allen Verstand

behalten haben. Jedoch lobte er sehr an diesem Schriffttichter / daß er sein Buch schlösse mit zusag / das vbrige der abenthewrlichen vnnd gäntzlichen zu end zuführen ohnmöglichen Thaten noch vollends gantz zubeschreiben: vnd kam jhn zum offtern eine Lust an die Feder anzusetzen vnnd der vorigen Beschreibung vffm Fuß nachzugehen / zufolge dem jenigen / so in selbigem Buch verheissen wird: würd es auch sonder zweiffel gethan vnd gäntzlichen zuwerck gerichtet haben / wo nicht stete andere vnd höhere gedancken jhn daran verhindert hetten.

Zum offtern gerieth er mit dem Dorffpriester des Orts / welcher ein gelehrter Mann war / vnd hatte seinen gradum zu Ciguenssa erlangt / in Streit vnd Zwiespalt / welchs der vornembste Ritter gewesen were / Palmerin auß Engelland / oder Amadis von Franckreich. Aber Meister Nicias / der Barbier selbiges Orts / war mit jhrer keinem einstimmig / sondern sprach / daß jhrer keiner dem Ritter der Sonnen bey weitem nicht gleich were: vnd / wo diesem ja jemand möchte an die Seit gesetzt werden / so wer es der einige Don Galaor, des Amadis auß Frankreich Bruder: dann es wer dessen art vnnd gantzes verhalten recht ritterlich vnnd löblich / er wer auch nicht ein solcher Zärtling vnd weichlicher Ritter / noch ein solcher greiner / als sein Bruder / vnd / so viel Tapfferkeit vnd Stärcke anreichte / geb er jhm gewiß nicht das geringste zuvor.

Endlichen vnd mit einem Wort zusagen / vnser Ritter vertieffte sich dermassen in erlesung der Ritterbücher / daß er gantze Tag vnd Nächte aneinander von morgen biß zu abend vnd wider von abend biß zu morgen mit lesen zubrachte. Vnd durch weniges schlaffen vnnd vieles lesen ertrucknete er jhm selbs das Gehirn solcher massen / daß er allen Verstand

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[16/0016] behalten haben. Jedoch lobte er sehr an diesem Schriffttichter / daß er sein Buch schlösse mit zusag / das vbrige der abenthewrlichen vnnd gäntzlichen zu end zuführen ohnmöglichen Thaten noch vollends gantz zubeschreiben: vnd kam jhn zum offtern eine Lust an die Feder anzusetzen vnnd der vorigen Beschreibung vffm Fuß nachzugehen / zufolge dem jenigen / so in selbigem Buch verheissen wird: würd es auch sonder zweiffel gethan vnd gäntzlichen zuwerck gerichtet haben / wo nicht stete andere vnd höhere gedancken jhn daran verhindert hetten. Zum offtern gerieth er mit dem Dorffpriester des Orts / welcher ein gelehrter Mann war / vnd hatte seinen gradum zu Ciguenssa erlangt / in Streit vnd Zwiespalt / welchs der vornembste Ritter gewesen were / Palmerin auß Engelland / oder Amadis von Franckreich. Aber Meister Nicias / der Barbier selbiges Orts / war mit jhrer keinem einstimmig / sondern sprach / daß jhrer keiner dem Ritter der Sonnen bey weitem nicht gleich were: vnd / wo diesem ja jemand möchte an die Seit gesetzt werden / so wer es der einige Don Galaor, des Amadis auß Frankreich Bruder: dann es wer dessen art vnnd gantzes verhalten recht ritterlich vnnd löblich / er wer auch nicht ein solcher Zärtling vnd weichlicher Ritter / noch ein solcher greiner / als sein Bruder / vnd / so viel Tapfferkeit vnd Stärcke anreichte / geb er jhm gewiß nicht das geringste zuvor. Endlichen vnd mit einem Wort zusagen / vnser Ritter vertieffte sich dermassen in erlesung der Ritterbücher / daß er gantze Tag vnd Nächte aneinander von morgen biß zu abend vnd wider von abend biß zu morgen mit lesen zubrachte. Vnd durch weniges schlaffen vnnd vieles lesen ertrucknete er jhm selbs das Gehirn solcher massen / daß er allen Verstand

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  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



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Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/16>, abgerufen am 03.12.2024.