Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.befähigte, und gross ist deshalb überall der Schrecken vor Dann wird der Obi-Mann gegen seinen schwarzen Bruder Die Segnungen machen sich dann fühlbar in den zum *) Neben magganeia (in magischer Zauberei) wird goeteia "auf die
im heulenden Ton ausgesprochenen Beschwörungsformeln" des Zauberer (goes) bezogen, (psukhagogais orthiazontes goois), die Götter dienstbar zu machen (uperetein) durch epagoge (Beschwörung). Die Zauberer (wie Lucian bemerkt) statt zu den Dämonen zu beten, drohten denselben, ihre Anrufungen sind keine (bittenden) Gebete (die von der Gnade der Be- willigung abhängen), sondern Befehle an die Götter (und deshalb directer zum Ziele führend). Die Tohunga der Maori gebieten den Stürmen, sie zu beruhigen, wie die anemokoitai (in Korinth) oder zu erregen, wie die Tempestarii in Rom. Solchen und ähnlichen Zauberkünsten, die schädlich sein können, wird dann, in einem geordneten Gemeinwesen das Handwerk gelegt, um orthodoxe Tugendhaftigkeit zu bewahren, obwohl auf einigen Berührungsgebieten die Scheidelinie nicht jedesmal scharf zu ziehen ist. So wurde in der Kaiserzeit dem für den Staatscult damals noch unent- behrliche Haruspex verboten sein Gewerbe in Privathäusern auszuüben, die Schwarzkunst im Allgemeinen aber überhaupt, und schon früher. Magia ista (nach Apulejus) res est legibus delegata (nach den Zwölftafeln). Haruspices secreto ac sine testibus consuli vetuit (Tiberius Imp.). befähigte, und gross ist deshalb überall der Schrecken vor Dann wird der Obi-Mann gegen seinen schwarzen Bruder Die Segnungen machen sich dann fühlbar in den zum *) Neben μαγγανεία (in magischer Zauberei) wird γοητεία „auf die
im heulenden Ton ausgesprochenen Beschwörungsformeln“ des Zauberer (γόης) bezogen, (ψυχαγωγαῖς ὀρϑιάζοντες γόοις), die Götter dienstbar zu machen (ὑπηρετεῖν) durch ἐπαγωγή (Beschwörung). Die Zauberer (wie Lucian bemerkt) statt zu den Dämonen zu beten, drohten denselben, ihre Anrufungen sind keine (bittenden) Gebete (die von der Gnade der Be- willigung abhängen), sondern Befehle an die Götter (und deshalb directer zum Ziele führend). Die Tohunga der Maori gebieten den Stürmen, sie zu beruhigen, wie die ἀνεμοκοιται (in Korinth) oder zu erregen, wie die Tempestarii in Rom. Solchen und ähnlichen Zauberkünsten, die schädlich sein können, wird dann, in einem geordneten Gemeinwesen das Handwerk gelegt, um orthodoxe Tugendhaftigkeit zu bewahren, obwohl auf einigen Berührungsgebieten die Scheidelinie nicht jedesmal scharf zu ziehen ist. So wurde in der Kaiserzeit dem für den Staatscult damals noch unent- behrliche Haruspex verboten sein Gewerbe in Privathäusern auszuüben, die Schwarzkunst im Allgemeinen aber überhaupt, und schon früher. Magia ista (nach Apulejus) res est legibus delegata (nach den Zwölftafeln). Haruspices secreto ac sine testibus consuli vetuit (Tiberius Imp.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="66"/> befähigte, und gross ist deshalb überall der Schrecken vor<lb/> den Zauberern<note place="foot" n="*)">Neben μαγγανεία (in magischer Zauberei) wird γοητεία „auf die<lb/> im heulenden Ton ausgesprochenen Beschwörungsformeln“ des Zauberer<lb/> (γόης) bezogen, (ψυχαγωγαῖς ὀρϑιάζοντες γόοις), die Götter dienstbar zu<lb/> machen (ὑπηρετεῖν) durch ἐπαγωγή (Beschwörung). Die Zauberer (wie<lb/> Lucian bemerkt) statt zu den Dämonen zu beten, drohten denselben, ihre<lb/> Anrufungen sind keine (bittenden) Gebete (die von der Gnade der Be-<lb/> willigung abhängen), sondern Befehle an die Götter (und deshalb directer<lb/> zum Ziele führend). Die Tohunga der Maori gebieten den Stürmen, sie<lb/> zu beruhigen, wie die ἀνεμοκοιται (in Korinth) oder zu erregen, wie die<lb/> Tempestarii in Rom. Solchen und ähnlichen Zauberkünsten, die schädlich<lb/> sein können, wird dann, in einem geordneten Gemeinwesen das Handwerk<lb/> gelegt, um orthodoxe Tugendhaftigkeit zu bewahren, obwohl auf einigen<lb/> Berührungsgebieten die Scheidelinie nicht jedesmal scharf zu ziehen ist.<lb/> So wurde in der Kaiserzeit dem für den Staatscult damals noch unent-<lb/> behrliche Haruspex verboten sein Gewerbe in Privathäusern auszuüben,<lb/> die Schwarzkunst im Allgemeinen aber überhaupt, und schon früher.<lb/> Magia ista (nach Apulejus) res est legibus delegata (nach den Zwölftafeln).<lb/> Haruspices secreto ac sine testibus consuli vetuit (Tiberius Imp.).</note>, welche die Patagonier in periodischen<lb/> Hetzjagden abzuschlachten suchten (wie anderswo in den<lb/> Hexenprocessen verbrannt), ohne Aufhör das Geblase des<lb/> Muschelhorn’s in Melanesien, wenn der Nahak brennt.</p><lb/> <p>Dann wird der Obi-Mann gegen seinen schwarzen Bruder<lb/> ins Leben gerufen, der weisse Theurge zu Hülfe, obwohl<lb/> meistens in der Minderzahl gelassen. Als Wesayo um die<lb/> Prinzessinnen freien ging, konnte ihm jede der neun das Uebel<lb/> nennen, mit dem sie zu schlagen vermochte, aber eine nur<lb/> erwies sich als heilkundig, und obwohl diese dann zur Ge-<lb/> mahlin gewählt, folgte die ganze Verwandtschaft nach der<lb/> Insel, die seitdem darunter zu seufzen hat. Flüche zu<lb/> schleudern auf Alkibiades, schüttelten alle Priester und<lb/> Priesterinnen Athen’s ihre blutrothen Gewänder, nur die<lb/> eine Priesterin Theano hielt zurück, da sie zum Beten, nicht<lb/> zum Fluchen berufen sei.</p><lb/> <p>Die Segnungen machen sich dann fühlbar in den zum<lb/> Gedeihen der Ernte erforderlichen Cultushandlungen, obwohl<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0100]
befähigte, und gross ist deshalb überall der Schrecken vor
den Zauberern *), welche die Patagonier in periodischen
Hetzjagden abzuschlachten suchten (wie anderswo in den
Hexenprocessen verbrannt), ohne Aufhör das Geblase des
Muschelhorn’s in Melanesien, wenn der Nahak brennt.
Dann wird der Obi-Mann gegen seinen schwarzen Bruder
ins Leben gerufen, der weisse Theurge zu Hülfe, obwohl
meistens in der Minderzahl gelassen. Als Wesayo um die
Prinzessinnen freien ging, konnte ihm jede der neun das Uebel
nennen, mit dem sie zu schlagen vermochte, aber eine nur
erwies sich als heilkundig, und obwohl diese dann zur Ge-
mahlin gewählt, folgte die ganze Verwandtschaft nach der
Insel, die seitdem darunter zu seufzen hat. Flüche zu
schleudern auf Alkibiades, schüttelten alle Priester und
Priesterinnen Athen’s ihre blutrothen Gewänder, nur die
eine Priesterin Theano hielt zurück, da sie zum Beten, nicht
zum Fluchen berufen sei.
Die Segnungen machen sich dann fühlbar in den zum
Gedeihen der Ernte erforderlichen Cultushandlungen, obwohl
*) Neben μαγγανεία (in magischer Zauberei) wird γοητεία „auf die
im heulenden Ton ausgesprochenen Beschwörungsformeln“ des Zauberer
(γόης) bezogen, (ψυχαγωγαῖς ὀρϑιάζοντες γόοις), die Götter dienstbar zu
machen (ὑπηρετεῖν) durch ἐπαγωγή (Beschwörung). Die Zauberer (wie
Lucian bemerkt) statt zu den Dämonen zu beten, drohten denselben, ihre
Anrufungen sind keine (bittenden) Gebete (die von der Gnade der Be-
willigung abhängen), sondern Befehle an die Götter (und deshalb directer
zum Ziele führend). Die Tohunga der Maori gebieten den Stürmen, sie
zu beruhigen, wie die ἀνεμοκοιται (in Korinth) oder zu erregen, wie die
Tempestarii in Rom. Solchen und ähnlichen Zauberkünsten, die schädlich
sein können, wird dann, in einem geordneten Gemeinwesen das Handwerk
gelegt, um orthodoxe Tugendhaftigkeit zu bewahren, obwohl auf einigen
Berührungsgebieten die Scheidelinie nicht jedesmal scharf zu ziehen ist.
So wurde in der Kaiserzeit dem für den Staatscult damals noch unent-
behrliche Haruspex verboten sein Gewerbe in Privathäusern auszuüben,
die Schwarzkunst im Allgemeinen aber überhaupt, und schon früher.
Magia ista (nach Apulejus) res est legibus delegata (nach den Zwölftafeln).
Haruspices secreto ac sine testibus consuli vetuit (Tiberius Imp.).
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