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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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Weilchen für ihre Materialbeschaffung, denn nur beim sorg-
samen Verbleiben dabei, wird sie die in verwandten Ge-
schichtsläuften, wie die der Medicin 14), warnend vorge-
haltenen Fehler vermeiden, wird sie im allmählig langsamen
Fortschritt zur Reife herangedeihen, gleich den übrigen
Naturwissenschaften.

Erst mit Boyle, der unbefriedigt durch die drei Elemente
der Alchemisten (oder die vier der Philosophen seit Empe-
dokles) vorausfühlte, dass mehr Grundstoffe in der Natur
vorhanden, begann mit dem Suchen nach denselben eine
chemische Wissenschaft 15), begann die Zeit, "innerhalb welcher
die Chemie als besondere Naturwissenschaft betrieben wurde"
(s. Kopp). Man weiss wie wild und verworren es lange in
ihren Büchern aussah, und jetzt steht sie vor uns, das Muster
inductiver Naturwissenschaft, in praktischen Resultaten be-
währt.

Wie würden wir jetzt, wo in ihren Vorstadien eine
neue Wissenschaft zu keimen beginnt, die aus der Geschichte
anderer und älterer zu entnehmenden Lehren ignoriren dürfen?
Klar und schlagend liegen die Parallelen, in den nothwen-
digen Phasen organischer Entwicklung vor uns, mögen sie
uns also helfen, im Zusammenwirken Aller, die Allen einst
in ferner Zukunft ihren Abschluss versprechende Wissen-
schaft vom Menschen, zu seines, und somit zu eigenem,
Nutz und Frommen, richtig zu fördern.

So rasch wie der Wunsch, wie die drängende Noth in
dieser späten (und verspäteten) Arbeitsstunde es erheischen
würde, wird es freilich nicht gehen, denn noch liegen überall
ausgedehnteste Beobachtungsfelder unangebrochen und brach.
Selbstberäucherung, wenn allzu reichlich gespendet, droht zu
umnebeln, und noch bedarf es frischen Blickes und unge-
schwächter Kraft, bereit zum Tagewerk.

Wir sind mit der Welt wohl noch nicht ganz so fertig,
wie es die Lust zum Feierabend gern sich vorspiegelt, denn
trotz uralter Cultur, mit der wir uns zum Neide der Barbaren-

Weilchen für ihre Materialbeschaffung, denn nur beim sorg-
samen Verbleiben dabei, wird sie die in verwandten Ge-
schichtsläuften, wie die der Medicin 14), warnend vorge-
haltenen Fehler vermeiden, wird sie im allmählig langsamen
Fortschritt zur Reife herangedeihen, gleich den übrigen
Naturwissenschaften.

Erst mit Boyle, der unbefriedigt durch die drei Elemente
der Alchemisten (oder die vier der Philosophen seit Empe-
dokles) vorausfühlte, dass mehr Grundstoffe in der Natur
vorhanden, begann mit dem Suchen nach denselben eine
chemische Wissenschaft 15), begann die Zeit, „innerhalb welcher
die Chemie als besondere Naturwissenschaft betrieben wurde“
(s. Kopp). Man weiss wie wild und verworren es lange in
ihren Büchern aussah, und jetzt steht sie vor uns, das Muster
inductiver Naturwissenschaft, in praktischen Resultaten be-
währt.

Wie würden wir jetzt, wo in ihren Vorstadien eine
neue Wissenschaft zu keimen beginnt, die aus der Geschichte
anderer und älterer zu entnehmenden Lehren ignoriren dürfen?
Klar und schlagend liegen die Parallelen, in den nothwen-
digen Phasen organischer Entwicklung vor uns, mögen sie
uns also helfen, im Zusammenwirken Aller, die Allen einst
in ferner Zukunft ihren Abschluss versprechende Wissen-
schaft vom Menschen, zu seines, und somit zu eigenem,
Nutz und Frommen, richtig zu fördern.

So rasch wie der Wunsch, wie die drängende Noth in
dieser späten (und verspäteten) Arbeitsstunde es erheischen
würde, wird es freilich nicht gehen, denn noch liegen überall
ausgedehnteste Beobachtungsfelder unangebrochen und brach.
Selbstberäucherung, wenn allzu reichlich gespendet, droht zu
umnebeln, und noch bedarf es frischen Blickes und unge-
schwächter Kraft, bereit zum Tagewerk.

Wir sind mit der Welt wohl noch nicht ganz so fertig,
wie es die Lust zum Feierabend gern sich vorspiegelt, denn
trotz uralter Cultur, mit der wir uns zum Neide der Barbaren-

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[XI/0017] Weilchen für ihre Materialbeschaffung, denn nur beim sorg- samen Verbleiben dabei, wird sie die in verwandten Ge- schichtsläuften, wie die der Medicin ¹⁴⁾ , warnend vorge- haltenen Fehler vermeiden, wird sie im allmählig langsamen Fortschritt zur Reife herangedeihen, gleich den übrigen Naturwissenschaften. Erst mit Boyle, der unbefriedigt durch die drei Elemente der Alchemisten (oder die vier der Philosophen seit Empe- dokles) vorausfühlte, dass mehr Grundstoffe in der Natur vorhanden, begann mit dem Suchen nach denselben eine chemische Wissenschaft ¹⁵⁾ , begann die Zeit, „innerhalb welcher die Chemie als besondere Naturwissenschaft betrieben wurde“ (s. Kopp). Man weiss wie wild und verworren es lange in ihren Büchern aussah, und jetzt steht sie vor uns, das Muster inductiver Naturwissenschaft, in praktischen Resultaten be- währt. Wie würden wir jetzt, wo in ihren Vorstadien eine neue Wissenschaft zu keimen beginnt, die aus der Geschichte anderer und älterer zu entnehmenden Lehren ignoriren dürfen? Klar und schlagend liegen die Parallelen, in den nothwen- digen Phasen organischer Entwicklung vor uns, mögen sie uns also helfen, im Zusammenwirken Aller, die Allen einst in ferner Zukunft ihren Abschluss versprechende Wissen- schaft vom Menschen, zu seines, und somit zu eigenem, Nutz und Frommen, richtig zu fördern. So rasch wie der Wunsch, wie die drängende Noth in dieser späten (und verspäteten) Arbeitsstunde es erheischen würde, wird es freilich nicht gehen, denn noch liegen überall ausgedehnteste Beobachtungsfelder unangebrochen und brach. Selbstberäucherung, wenn allzu reichlich gespendet, droht zu umnebeln, und noch bedarf es frischen Blickes und unge- schwächter Kraft, bereit zum Tagewerk. Wir sind mit der Welt wohl noch nicht ganz so fertig, wie es die Lust zum Feierabend gern sich vorspiegelt, denn trotz uralter Cultur, mit der wir uns zum Neide der Barbaren-

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/17>, abgerufen am 21.11.2024.