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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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mos, denen harmonisch Gebildetes adäquat sein muss, Eine
Bedingung, also nur für den, der an der Alles durchströmenden
Glückseligkeit theilnehmen will, und dies die Bedingung,
naturgemäss geistiger Gesundheit: klar und wahr zu sein
mit sich selbst (in harmonischer Sympathie mit der Um-
gebung), -- denn der Kranke und Elende verfällt dem Pessi-
mismus, und an ihm, wenn es zu gruseln beginnt, haben
sodann die Priesterärzte zu heilen*). Dafür nun die Illustra-
tionen aus der Ethnologie, wie, wann und wo beliebt und
in jeder Auswahl obendrein.

Ohne durch die Existenz-Möglichkeiten in einem Jen-
seits**), worüber sich nach der planetarischen Stellung des

*) Im Gegensatz zu der staatlichen Gesellschaftsorganisation, als auf
der Natur (und diese, als Grund des Seins betrachtet, somit in der
Gottheit) begründet (mit dem Ausdruck menschlicher Wesenheit im Ge-
sellschaftszustande) ergiebt sich, solcher Schöpfung gegenüber, die Religion
als Menschenwerk, und insofern allerdings mit ihren Wurzeln gleichfalls
in die Natur (oder das Göttliche) eingeschlagen, aber erst secundär mani-
festirt, und durch den Willen hindurchgehend, demnach dessen individuellen
Schwankungen ausgesetzt. Der Mensch freilich veredelt die Natur
für seine Auffassung (in Fruchtbäumen, Rassethieren u. s. w.) nach be-
sonderen Geschmacksrichtungen, deren Ablenkungen, wenn zulange in gleicher
Linie fortgesetzt, mit allmähliger Abschwächung in Selbstvernichtung
verlaufen müssen, wenn nicht aus ursprünglichem Stamm (dem directen
Ausdruck der Natur) aufgefrischt. Je mehr im Uebrigen wir uns abmühen
wollten, über Dinge, die nach dem naturwissenschaftlichen Einblick in das
heliocentrische Weltsystem mit zwingender Nothwendigkeit ausserhalb der
Relationsverhältnisse des Denkens fallen müssen, in diese einzuzwängen, desto
kläglich-jämmerlicher müssten die Resultate ausfallen, und so in der That,
wie ethnologische Umschau lehrt, zeigt sich kein anderer Ideenkreis auf
der Erde (der des niederen Fetischanbeters am wenigsten) so zerfetzt und
zerrissen, wie der unsrige, der höchste unter Allen, in Folge der zwischen
Glauben und Wissen gähnenden Kluft (bis neue Einheit gefunden).
**) "Der Existenz eines Menschen macht das Sterben, der eines Viehs,
das Schlachten ein Ende, die Vernichtung ist Alles Loos. Glücklich ist
daher derjenige zu preisen, welcher in Folge hoher Gelehrsamkeit oder
anderer Tugenden, von der Bühne des Dasein's abgehend, einen mit Ruhm
gekrönten Namen für die Ewigkeit hinterlässt, er erfreut sich der Fort-

mos, denen harmonisch Gebildetes adäquat sein muss, Eine
Bedingung, also nur für den, der an der Alles durchströmenden
Glückseligkeit theilnehmen will, und dies die Bedingung,
naturgemäss geistiger Gesundheit: klar und wahr zu sein
mit sich selbst (in harmonischer Sympathie mit der Um-
gebung), — denn der Kranke und Elende verfällt dem Pessi-
mismus, und an ihm, wenn es zu gruseln beginnt, haben
sodann die Priesterärzte zu heilen*). Dafür nun die Illustra-
tionen aus der Ethnologie, wie, wann und wo beliebt und
in jeder Auswahl obendrein.

Ohne durch die Existenz-Möglichkeiten in einem Jen-
seits**), worüber sich nach der planetarischen Stellung des

*) Im Gegensatz zu der staatlichen Gesellschaftsorganisation, als auf
der Natur (und diese, als Grund des Seins betrachtet, somit in der
Gottheit) begründet (mit dem Ausdruck menschlicher Wesenheit im Ge-
sellschaftszustande) ergiebt sich, solcher Schöpfung gegenüber, die Religion
als Menschenwerk, und insofern allerdings mit ihren Wurzeln gleichfalls
in die Natur (oder das Göttliche) eingeschlagen, aber erst secundär mani-
festirt, und durch den Willen hindurchgehend, demnach dessen individuellen
Schwankungen ausgesetzt. Der Mensch freilich veredelt die Natur
für seine Auffassung (in Fruchtbäumen, Rassethieren u. s. w.) nach be-
sonderen Geschmacksrichtungen, deren Ablenkungen, wenn zulange in gleicher
Linie fortgesetzt, mit allmähliger Abschwächung in Selbstvernichtung
verlaufen müssen, wenn nicht aus ursprünglichem Stamm (dem directen
Ausdruck der Natur) aufgefrischt. Je mehr im Uebrigen wir uns abmühen
wollten, über Dinge, die nach dem naturwissenschaftlichen Einblick in das
heliocentrische Weltsystem mit zwingender Nothwendigkeit ausserhalb der
Relationsverhältnisse des Denkens fallen müssen, in diese einzuzwängen, desto
kläglich-jämmerlicher müssten die Resultate ausfallen, und so in der That,
wie ethnologische Umschau lehrt, zeigt sich kein anderer Ideenkreis auf
der Erde (der des niederen Fetischanbeters am wenigsten) so zerfetzt und
zerrissen, wie der unsrige, der höchste unter Allen, in Folge der zwischen
Glauben und Wissen gähnenden Kluft (bis neue Einheit gefunden).
**) „Der Existenz eines Menschen macht das Sterben, der eines Viehs,
das Schlachten ein Ende, die Vernichtung ist Alles Loos. Glücklich ist
daher derjenige zu preisen, welcher in Folge hoher Gelehrsamkeit oder
anderer Tugenden, von der Bühne des Dasein’s abgehend, einen mit Ruhm
gekrönten Namen für die Ewigkeit hinterlässt, er erfreut sich der Fort-
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[137/0171] mos, denen harmonisch Gebildetes adäquat sein muss, Eine Bedingung, also nur für den, der an der Alles durchströmenden Glückseligkeit theilnehmen will, und dies die Bedingung, naturgemäss geistiger Gesundheit: klar und wahr zu sein mit sich selbst (in harmonischer Sympathie mit der Um- gebung), — denn der Kranke und Elende verfällt dem Pessi- mismus, und an ihm, wenn es zu gruseln beginnt, haben sodann die Priesterärzte zu heilen *). Dafür nun die Illustra- tionen aus der Ethnologie, wie, wann und wo beliebt und in jeder Auswahl obendrein. Ohne durch die Existenz-Möglichkeiten in einem Jen- seits **), worüber sich nach der planetarischen Stellung des *) Im Gegensatz zu der staatlichen Gesellschaftsorganisation, als auf der Natur (und diese, als Grund des Seins betrachtet, somit in der Gottheit) begründet (mit dem Ausdruck menschlicher Wesenheit im Ge- sellschaftszustande) ergiebt sich, solcher Schöpfung gegenüber, die Religion als Menschenwerk, und insofern allerdings mit ihren Wurzeln gleichfalls in die Natur (oder das Göttliche) eingeschlagen, aber erst secundär mani- festirt, und durch den Willen hindurchgehend, demnach dessen individuellen Schwankungen ausgesetzt. Der Mensch freilich veredelt die Natur für seine Auffassung (in Fruchtbäumen, Rassethieren u. s. w.) nach be- sonderen Geschmacksrichtungen, deren Ablenkungen, wenn zulange in gleicher Linie fortgesetzt, mit allmähliger Abschwächung in Selbstvernichtung verlaufen müssen, wenn nicht aus ursprünglichem Stamm (dem directen Ausdruck der Natur) aufgefrischt. Je mehr im Uebrigen wir uns abmühen wollten, über Dinge, die nach dem naturwissenschaftlichen Einblick in das heliocentrische Weltsystem mit zwingender Nothwendigkeit ausserhalb der Relationsverhältnisse des Denkens fallen müssen, in diese einzuzwängen, desto kläglich-jämmerlicher müssten die Resultate ausfallen, und so in der That, wie ethnologische Umschau lehrt, zeigt sich kein anderer Ideenkreis auf der Erde (der des niederen Fetischanbeters am wenigsten) so zerfetzt und zerrissen, wie der unsrige, der höchste unter Allen, in Folge der zwischen Glauben und Wissen gähnenden Kluft (bis neue Einheit gefunden). **) „Der Existenz eines Menschen macht das Sterben, der eines Viehs, das Schlachten ein Ende, die Vernichtung ist Alles Loos. Glücklich ist daher derjenige zu preisen, welcher in Folge hoher Gelehrsamkeit oder anderer Tugenden, von der Bühne des Dasein’s abgehend, einen mit Ruhm gekrönten Namen für die Ewigkeit hinterlässt, er erfreut sich der Fort-

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/171>, abgerufen am 21.11.2024.