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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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gegenübersteht, dann in die Allgemeinheit des bösen Prin-
cipes, als Matchi-maniton, verlaufend.

Um vor seinem das gesammte All mehr und mehr
durchdringenden Gifteinfluss zu schützen, baut Menaboshu*)
(auf des Grossen Geistes Geheiss) den (einem vorweltlichen
Steinhaus der Jakuten entsprechenden) Schutzwall des Wakin
oder Wakwi genannten Paradieses für den Menschen (wie
Jemshid bei Eraniern), und ebenso wird der gnädigen Güte
Kitschi-manitu's für Zusendung der in den Medä gewährten
Heilgeschenken gedankt.

Ueber die ursprünglichen Wasser fliegen Tauben (bei
den Muscogee), bis sie einen umherfluthenden Strohhalm er-
spähen und sich darauf niederlassen, als erster Ansatzpunkt
für die zu bildende Erde. Zur Wiederherstellung dagegen,
nachdem in der Fluth die erste Weltperiode untergegangen,
erhält für die zweite Michabo (der Algonkin) von der Wasser-
ratte das Körnchen**) Erde heraufgebracht, woraus das Land
dann gebildet wird.

tekhnes apases organon (bei Aesop). Bei den Mandan trägt die Schild-
kröte die Welt, wie in Vishnu's Avatara. Zeus als Regengott ertheilte der
Schildkröte die Macht, sich unter Schilder zu verbergen und ihr Haus bei
sich zu tragen (s. Gubernatis). In China trägt sie Schriftzeichen.
*) Bei der Schöpfung erwies er sich anfangs ungeschickt, und auf der
Insel die Thierfiguren knetend, hatte er manche derselben wieder zu zer-
stören, bis die richtige Form gefunden war. Doch ging es auch anderswo
so. Gott (der Heilige) schuf Welten und zerstörte sie, bis auf die gegen-
wärtige (nach Bereschith rabba), als die Tholedoth von Himmel und Erde
(nach Schemoth rabba). Naio vollendet den Menschen in Samoa.
**) Wie Menabosho durch Ausweitung des von der Wasserratte gebrachten
Sandkorn's die Erde (durch erprobendes Auftreten) festigt, wird sie in Yoruba
von dem aus dem durchlöcherten Sack (der durch das Wasser Watenden)
rillenden Sand gebildet, und als Raho mit seiner Frau über das Meer, von
Samoa nach Rotumah, gewandert, streute er aus seinen Körben die mitge-
brachte Erde umher, so dass die Inseln entstanden. Djemshid lässt (in
Avesta) die Erde auseinandergehen zur Erweiterung für zunehmende Thiere
und Menschen. In der Trauer um Chibiabo (Menabozo's Bruder), der als
Herrscher der Unterwelt hinabgestiegen, wurden die Mysterien gefeiert, die

gegenübersteht, dann in die Allgemeinheit des bösen Prin-
cipes, als Matchi-maniton, verlaufend.

Um vor seinem das gesammte All mehr und mehr
durchdringenden Gifteinfluss zu schützen, baut Menaboshu*)
(auf des Grossen Geistes Geheiss) den (einem vorweltlichen
Steinhaus der Jakuten entsprechenden) Schutzwall des Wakin
oder Wakwi genannten Paradieses für den Menschen (wie
Jemshid bei Eraniern), und ebenso wird der gnädigen Güte
Kitschi-manitu’s für Zusendung der in den Medä gewährten
Heilgeschenken gedankt.

Ueber die ursprünglichen Wasser fliegen Tauben (bei
den Muscogee), bis sie einen umherfluthenden Strohhalm er-
spähen und sich darauf niederlassen, als erster Ansatzpunkt
für die zu bildende Erde. Zur Wiederherstellung dagegen,
nachdem in der Fluth die erste Weltperiode untergegangen,
erhält für die zweite Michabo (der Algonkin) von der Wasser-
ratte das Körnchen**) Erde heraufgebracht, woraus das Land
dann gebildet wird.

τέχνης ἅπασης ὄργανον (bei Aesop). Bei den Mandan trägt die Schild-
kröte die Welt, wie in Vishnu’s Avatara. Zeus als Regengott ertheilte der
Schildkröte die Macht, sich unter Schilder zu verbergen und ihr Haus bei
sich zu tragen (s. Gubernatis). In China trägt sie Schriftzeichen.
*) Bei der Schöpfung erwies er sich anfangs ungeschickt, und auf der
Insel die Thierfiguren knetend, hatte er manche derselben wieder zu zer-
stören, bis die richtige Form gefunden war. Doch ging es auch anderswo
so. Gott (der Heilige) schuf Welten und zerstörte sie, bis auf die gegen-
wärtige (nach Bereschith rabba), als die Tholedoth von Himmel und Erde
(nach Schemoth rabba). Naio vollendet den Menschen in Samoa.
**) Wie Menabosho durch Ausweitung des von der Wasserratte gebrachten
Sandkorn’s die Erde (durch erprobendes Auftreten) festigt, wird sie in Yoruba
von dem aus dem durchlöcherten Sack (der durch das Wasser Watenden)
rillenden Sand gebildet, und als Raho mit seiner Frau über das Meer, von
Samoa nach Rotumah, gewandert, streute er aus seinen Körben die mitge-
brachte Erde umher, so dass die Inseln entstanden. Djemshid lässt (in
Avesta) die Erde auseinandergehen zur Erweiterung für zunehmende Thiere
und Menschen. In der Trauer um Chibiabo (Menabozo’s Bruder), der als
Herrscher der Unterwelt hinabgestiegen, wurden die Mysterien gefeiert, die
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[47/0081] gegenübersteht, dann in die Allgemeinheit des bösen Prin- cipes, als Matchi-maniton, verlaufend. Um vor seinem das gesammte All mehr und mehr durchdringenden Gifteinfluss zu schützen, baut Menaboshu *) (auf des Grossen Geistes Geheiss) den (einem vorweltlichen Steinhaus der Jakuten entsprechenden) Schutzwall des Wakin oder Wakwi genannten Paradieses für den Menschen (wie Jemshid bei Eraniern), und ebenso wird der gnädigen Güte Kitschi-manitu’s für Zusendung der in den Medä gewährten Heilgeschenken gedankt. Ueber die ursprünglichen Wasser fliegen Tauben (bei den Muscogee), bis sie einen umherfluthenden Strohhalm er- spähen und sich darauf niederlassen, als erster Ansatzpunkt für die zu bildende Erde. Zur Wiederherstellung dagegen, nachdem in der Fluth die erste Weltperiode untergegangen, erhält für die zweite Michabo (der Algonkin) von der Wasser- ratte das Körnchen **) Erde heraufgebracht, woraus das Land dann gebildet wird. ***) *) Bei der Schöpfung erwies er sich anfangs ungeschickt, und auf der Insel die Thierfiguren knetend, hatte er manche derselben wieder zu zer- stören, bis die richtige Form gefunden war. Doch ging es auch anderswo so. Gott (der Heilige) schuf Welten und zerstörte sie, bis auf die gegen- wärtige (nach Bereschith rabba), als die Tholedoth von Himmel und Erde (nach Schemoth rabba). Naio vollendet den Menschen in Samoa. **) Wie Menabosho durch Ausweitung des von der Wasserratte gebrachten Sandkorn’s die Erde (durch erprobendes Auftreten) festigt, wird sie in Yoruba von dem aus dem durchlöcherten Sack (der durch das Wasser Watenden) rillenden Sand gebildet, und als Raho mit seiner Frau über das Meer, von Samoa nach Rotumah, gewandert, streute er aus seinen Körben die mitge- brachte Erde umher, so dass die Inseln entstanden. Djemshid lässt (in Avesta) die Erde auseinandergehen zur Erweiterung für zunehmende Thiere und Menschen. In der Trauer um Chibiabo (Menabozo’s Bruder), der als Herrscher der Unterwelt hinabgestiegen, wurden die Mysterien gefeiert, die ***) τέχνης ἅπασης ὄργανον (bei Aesop). Bei den Mandan trägt die Schild- kröte die Welt, wie in Vishnu’s Avatara. Zeus als Regengott ertheilte der Schildkröte die Macht, sich unter Schilder zu verbergen und ihr Haus bei sich zu tragen (s. Gubernatis). In China trägt sie Schriftzeichen.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/81>, abgerufen am 22.11.2024.