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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Der Duc de Guise -- empfand die Nachwirkung
dieser Heiterkeit, -- denn das Publikum, das so reichlich
Lachthränen geweint, hatte keine Rührungsthränen mehr.

Mlle. Bourbier, erste französische Liebhaberin, sagte
schmollend zu mir: "Ce sont vos perroquets qui nous
ont gate -- notre tragedie."

Unsere Kostüme in diesen Rollen bildeten lange Zeit
das Tagesgespräch in Petersburg: kurze, weiße Mousselin¬
röcke, hellgrüne Atlasschuhe mit zierlichen Kreuzbändern,
hellgrüne, enganliegende Amazonenspenzer mit Stahl¬
knöpfen, weiße Kravatten und Manschetten, runde, kleine
Basthüte, mit lang herabwallenden grünen Federn keck
auf einem Ohr; das Haar gescheitelt, die Zöpfe in griechische
Knoten geschlungen; Jagdtaschen um und Flinten in der
Hand. -- Dazu reizende Walddekoration ... genug, wir
hatten trotz der kleinen Rollen und des dummen Stückes
Heiterkeit und -- Furore erregt.


Eines anderen Gastspiels an unserer Bühne muß
ich etwas ausführlicher gedenken -- wegen seiner traurigen
Folgen für den liebenswürdigen Künstler. Ich sollte hier
zum ersten Mal in meinem Leben die bange Erfahrung
machen: daß ein zu reiches und zu plötzlich ausgeschüttetes
Glücksfüllhorn für das trunkene Menschenherz und den
armen schwindelnden Kopf oft gefährlicher ist, als der
härteste Schicksalsschlag!

Der Duc de Guise — empfand die Nachwirkung
dieſer Heiterkeit, — denn das Publikum, das ſo reichlich
Lachthränen geweint, hatte keine Rührungsthränen mehr.

Mlle. Bourbier, erſte franzöſiſche Liebhaberin, ſagte
ſchmollend zu mir: »Ce sont vos perroquets qui nous
ont gâté — notre tragédie.«

Unſere Koſtüme in dieſen Rollen bildeten lange Zeit
das Tagesgeſpräch in Petersburg: kurze, weiße Mouſſelin¬
röcke, hellgrüne Atlasſchuhe mit zierlichen Kreuzbändern,
hellgrüne, enganliegende Amazonenſpenzer mit Stahl¬
knöpfen, weiße Kravatten und Manſchetten, runde, kleine
Baſthüte, mit lang herabwallenden grünen Federn keck
auf einem Ohr; das Haar geſcheitelt, die Zöpfe in griechiſche
Knoten geſchlungen; Jagdtaſchen um und Flinten in der
Hand. — Dazu reizende Walddekoration … genug, wir
hatten trotz der kleinen Rollen und des dummen Stückes
Heiterkeit und — Furore erregt.


Eines anderen Gaſtſpiels an unſerer Bühne muß
ich etwas ausführlicher gedenken — wegen ſeiner traurigen
Folgen für den liebenswürdigen Künſtler. Ich ſollte hier
zum erſten Mal in meinem Leben die bange Erfahrung
machen: daß ein zu reiches und zu plötzlich ausgeſchüttetes
Glücksfüllhorn für das trunkene Menſchenherz und den
armen ſchwindelnden Kopf oft gefährlicher iſt, als der
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[216/0244] Der Duc de Guise — empfand die Nachwirkung dieſer Heiterkeit, — denn das Publikum, das ſo reichlich Lachthränen geweint, hatte keine Rührungsthränen mehr. Mlle. Bourbier, erſte franzöſiſche Liebhaberin, ſagte ſchmollend zu mir: »Ce sont vos perroquets qui nous ont gâté — notre tragédie.« Unſere Koſtüme in dieſen Rollen bildeten lange Zeit das Tagesgeſpräch in Petersburg: kurze, weiße Mouſſelin¬ röcke, hellgrüne Atlasſchuhe mit zierlichen Kreuzbändern, hellgrüne, enganliegende Amazonenſpenzer mit Stahl¬ knöpfen, weiße Kravatten und Manſchetten, runde, kleine Baſthüte, mit lang herabwallenden grünen Federn keck auf einem Ohr; das Haar geſcheitelt, die Zöpfe in griechiſche Knoten geſchlungen; Jagdtaſchen um und Flinten in der Hand. — Dazu reizende Walddekoration … genug, wir hatten trotz der kleinen Rollen und des dummen Stückes Heiterkeit und — Furore erregt. Eines anderen Gaſtſpiels an unſerer Bühne muß ich etwas ausführlicher gedenken — wegen ſeiner traurigen Folgen für den liebenswürdigen Künſtler. Ich ſollte hier zum erſten Mal in meinem Leben die bange Erfahrung machen: daß ein zu reiches und zu plötzlich ausgeſchüttetes Glücksfüllhorn für das trunkene Menſchenherz und den armen ſchwindelnden Kopf oft gefährlicher iſt, als der härteſte Schickſalsſchlag!

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/244>, abgerufen am 22.11.2024.