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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Moor zu sprechen hatte: "Ich kann von Dir Engel nicht
lassen ..." und Karl mich erdolchen mußte, da zitterte
Krüger so heftig, daß er mich nicht in seinen Armen zu
Boden gleiten -- sondern fallen ließ.

Seine Lippen bebten konvulsivisch -- und markdurch¬
dringend klangen die letzten Reden.

Im Wagen bemerkten wir, daß er die Chatoulle
nicht, wie nach dem ersten Benefiz, neben sich stellte, --
er hielt sie in den Armen und drückte sie krampfhaft an
sich wie ein geliebtes Kind. Er sprach wenig, reichte
uns aber öfters die Chatoulle hin, damit wir fühlen
sollten, wie schwer sie sei.

Mein Bruder, der mir und der Mutter zu Liebe
Gouverneur bei dem jüngsten Sohn des Fürsten Wassiltschi¬
koff geworden war, um uns nahe zu sein, bewillkommte
uns beim Aussteigen. Er beglückwünschte Krüger zu dem
neuen glänzenden Erfolge und theilte ihm mit, daß viele
vornehme russische Familien im ersten Rang gewesen
seien, -- da werde der dritte Gastrollencyclus sicher ebenso
brillant ausfallen ...

Aber Krüger, sonst so dankbar für solche Beweise
der Theilnahme, hörte zerstreut zu und nahm sogar beim
Thee immer wieder das Geldkästchen in seine Arme, so
eigen wehmüthig lächelnd ... und plötzlich fing er an
bitterlich zu weinen ... "Was ist Ihnen, liebster Freund,
-- was erfaßt Sie?" riefen wir erschrocken. -- "Ich
werde bald sterben," schluchzte Krüger, -- "meine arme
Frau, meine unglücklichen Kinder ..."

Moor zu ſprechen hatte: »Ich kann von Dir Engel nicht
laſſen …« und Karl mich erdolchen mußte, da zitterte
Krüger ſo heftig, daß er mich nicht in ſeinen Armen zu
Boden gleiten — ſondern fallen ließ.

Seine Lippen bebten konvulſiviſch — und markdurch¬
dringend klangen die letzten Reden.

Im Wagen bemerkten wir, daß er die Chatoulle
nicht, wie nach dem erſten Benefiz, neben ſich ſtellte, —
er hielt ſie in den Armen und drückte ſie krampfhaft an
ſich wie ein geliebtes Kind. Er ſprach wenig, reichte
uns aber öfters die Chatoulle hin, damit wir fühlen
ſollten, wie ſchwer ſie ſei.

Mein Bruder, der mir und der Mutter zu Liebe
Gouverneur bei dem jüngſten Sohn des Fürſten Waſſiltſchi¬
koff geworden war, um uns nahe zu ſein, bewillkommte
uns beim Ausſteigen. Er beglückwünſchte Krüger zu dem
neuen glänzenden Erfolge und theilte ihm mit, daß viele
vornehme ruſſiſche Familien im erſten Rang geweſen
ſeien, — da werde der dritte Gaſtrollencyclus ſicher ebenſo
brillant ausfallen …

Aber Krüger, ſonſt ſo dankbar für ſolche Beweiſe
der Theilnahme, hörte zerſtreut zu und nahm ſogar beim
Thee immer wieder das Geldkäſtchen in ſeine Arme, ſo
eigen wehmüthig lächelnd … und plötzlich fing er an
bitterlich zu weinen … »Was iſt Ihnen, liebſter Freund,
— was erfaßt Sie?« riefen wir erſchrocken. — »Ich
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[228/0256] Moor zu ſprechen hatte: »Ich kann von Dir Engel nicht laſſen …« und Karl mich erdolchen mußte, da zitterte Krüger ſo heftig, daß er mich nicht in ſeinen Armen zu Boden gleiten — ſondern fallen ließ. Seine Lippen bebten konvulſiviſch — und markdurch¬ dringend klangen die letzten Reden. Im Wagen bemerkten wir, daß er die Chatoulle nicht, wie nach dem erſten Benefiz, neben ſich ſtellte, — er hielt ſie in den Armen und drückte ſie krampfhaft an ſich wie ein geliebtes Kind. Er ſprach wenig, reichte uns aber öfters die Chatoulle hin, damit wir fühlen ſollten, wie ſchwer ſie ſei. Mein Bruder, der mir und der Mutter zu Liebe Gouverneur bei dem jüngſten Sohn des Fürſten Waſſiltſchi¬ koff geworden war, um uns nahe zu ſein, bewillkommte uns beim Ausſteigen. Er beglückwünſchte Krüger zu dem neuen glänzenden Erfolge und theilte ihm mit, daß viele vornehme ruſſiſche Familien im erſten Rang geweſen ſeien, — da werde der dritte Gaſtrollencyclus ſicher ebenſo brillant ausfallen … Aber Krüger, ſonſt ſo dankbar für ſolche Beweiſe der Theilnahme, hörte zerſtreut zu und nahm ſogar beim Thee immer wieder das Geldkäſtchen in ſeine Arme, ſo eigen wehmüthig lächelnd … und plötzlich fing er an bitterlich zu weinen … »Was iſt Ihnen, liebſter Freund, — was erfaßt Sie?« riefen wir erſchrocken. — »Ich werde bald ſterben,« ſchluchzte Krüger, — »meine arme Frau, meine unglücklichen Kinder …«

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/256>, abgerufen am 22.11.2024.