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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Philipp und Marquis Posa, aber noch vor den Worten:
"Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!" trat Herr von
Gedeonoff auf den Regisseur Barlow zu und befahl ihm,
den König und Posa sogleich abtreten zu lassen, indem
das Geschwätz den Hof langweile ...

Der ehrliche Barlow stand wie eine Salzsäule da
und wußte sich keinen Rath, wie er ohne großen Eclat
die beiden unliebsamen Schillerschen "Schwätzer" von der
Szene verschwinden lassen könne.

Da sprühte mein gutes deutsches Schiller-Herz über:

"Nun, Herr Barlow, so treten Sie doch als Re¬
gisseur vor und machen dem Publikum eine Verbeugung
und sagen: "Allons, König Philipp, allons, Marquis
Posa mit dem demokratischen Kopfe und dem Herzen voll
stolzer Weltbeglückungsträume -- marsch von der Bühne,
Se. russische Majestät langweilt Euer Geschwätz -- lang¬
weilt die Gedankenfreiheit ..."

Der Intendant sah mich giftig an und trat dann
fast aus den Coulissen heraus und schrie dem verdutzten
König Philipp und Marquis Posa zu: "Sogleich ab¬
treten, oder ich lasse Euch durch Soldaten von der Bühne
holen ..."

Und sie traten ab.

Mein geflügeltes Wort war aber nicht zwischen den
Coulissen verklungen. Bei meiner Abschiedsrolle blieb
allein die kaiserliche Loge -- leer!

Mein Kontrakt war zu Ende und trotz der günstig¬
sten Bedingungen lehnte ich seine Erneuerung ab. Der

Philipp und Marquis Poſa, aber noch vor den Worten:
»Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!« trat Herr von
Gedeonoff auf den Regiſſeur Barlow zu und befahl ihm,
den König und Poſa ſogleich abtreten zu laſſen, indem
das Geſchwätz den Hof langweile …

Der ehrliche Barlow ſtand wie eine Salzſäule da
und wußte ſich keinen Rath, wie er ohne großen Eclat
die beiden unliebſamen Schillerſchen »Schwätzer« von der
Szene verſchwinden laſſen könne.

Da ſprühte mein gutes deutſches Schiller-Herz über:

»Nun, Herr Barlow, ſo treten Sie doch als Re¬
giſſeur vor und machen dem Publikum eine Verbeugung
und ſagen: »Allons, König Philipp, allons, Marquis
Poſa mit dem demokratiſchen Kopfe und dem Herzen voll
ſtolzer Weltbeglückungsträume — marſch von der Bühne,
Se. ruſſiſche Majeſtät langweilt Euer Geſchwätz — lang¬
weilt die Gedankenfreiheit …«

Der Intendant ſah mich giftig an und trat dann
faſt aus den Couliſſen heraus und ſchrie dem verdutzten
König Philipp und Marquis Poſa zu: »Sogleich ab¬
treten, oder ich laſſe Euch durch Soldaten von der Bühne
holen …«

Und ſie traten ab.

Mein geflügeltes Wort war aber nicht zwiſchen den
Couliſſen verklungen. Bei meiner Abſchiedsrolle blieb
allein die kaiſerliche Loge — leer!

Mein Kontrakt war zu Ende und trotz der günſtig¬
ſten Bedingungen lehnte ich ſeine Erneuerung ab. Der

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[248/0276] Philipp und Marquis Poſa, aber noch vor den Worten: »Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!« trat Herr von Gedeonoff auf den Regiſſeur Barlow zu und befahl ihm, den König und Poſa ſogleich abtreten zu laſſen, indem das Geſchwätz den Hof langweile … Der ehrliche Barlow ſtand wie eine Salzſäule da und wußte ſich keinen Rath, wie er ohne großen Eclat die beiden unliebſamen Schillerſchen »Schwätzer« von der Szene verſchwinden laſſen könne. Da ſprühte mein gutes deutſches Schiller-Herz über: »Nun, Herr Barlow, ſo treten Sie doch als Re¬ giſſeur vor und machen dem Publikum eine Verbeugung und ſagen: »Allons, König Philipp, allons, Marquis Poſa mit dem demokratiſchen Kopfe und dem Herzen voll ſtolzer Weltbeglückungsträume — marſch von der Bühne, Se. ruſſiſche Majeſtät langweilt Euer Geſchwätz — lang¬ weilt die Gedankenfreiheit …« Der Intendant ſah mich giftig an und trat dann faſt aus den Couliſſen heraus und ſchrie dem verdutzten König Philipp und Marquis Poſa zu: »Sogleich ab¬ treten, oder ich laſſe Euch durch Soldaten von der Bühne holen …« Und ſie traten ab. Mein geflügeltes Wort war aber nicht zwiſchen den Couliſſen verklungen. Bei meiner Abſchiedsrolle blieb allein die kaiſerliche Loge — leer! Mein Kontrakt war zu Ende und trotz der günſtig¬ ſten Bedingungen lehnte ich ſeine Erneuerung ab. Der

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/276>, abgerufen am 22.11.2024.