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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Lebewohl ein stilles Gebet verrichtet. Mit Rührung ge¬
dachte ich während dieser feierlichen Stille nur -- des
Guten, das mir in Petersburg so reich zu Theil ge¬
worden war ...

Und darf ich hier den originellen Reisepaß, den das
kalte Rußland mir in seinem Enthusiasmus mit auf den
Weg gab, einfügen?

Ja, eine alte Frau -- die längst in stiller Zurück¬
gezogenheit lebt, die des Herzens Eitelkeit überwunden
hat -- die darf es.

So klebe ich denn das Stückchen einer alten Zeitung
hier her:

"Reisepaß unserer hochgefeierten Karoline Bauer.

Dem ersten Engel der deutschen Bühne in St. Pe¬
tersburg, Demoiselle Karoline Bauer, wird hiermit die
Bewilligung zur Rückreise ertheilt. Zu näherer Kennt¬
lichkeit fügen wir folgende Personalbeschreibung bei:
Heimat: Ueberall zu Hause. Charakter: Alle Abend einen
neuen, -- jeder vortrefflich. Stand: Anstand. Figur:
Poetisch. Alt: In der Kunst, sonst jung. Angesicht:
Maiblume. Augen: Lassen Alles blau anlaufen. Haare:
Locken (natürliche). Zähne: Dreimal zehne und zwei.
Unterschreibt gewöhnlich: Alles Schöne und Gute. Mit
ihr reisen von hier ab: Die Kunst, ihre stete Gesell¬
schafterin, -- Thalia, Euphrosyne und Aglaja, ihre
Kammermädchen, -- die Anmuth, ihre Erzieherin, --
der Geschmack, ihr Garderobier, -- der Frohsinn, ihr
Leibarzt. Besondere Kennzeichen: Hat auf der linken

Lebewohl ein ſtilles Gebet verrichtet. Mit Rührung ge¬
dachte ich während dieſer feierlichen Stille nur — des
Guten, das mir in Petersburg ſo reich zu Theil ge¬
worden war …

Und darf ich hier den originellen Reiſepaß, den das
kalte Rußland mir in ſeinem Enthuſiasmus mit auf den
Weg gab, einfügen?

Ja, eine alte Frau — die längſt in ſtiller Zurück¬
gezogenheit lebt, die des Herzens Eitelkeit überwunden
hat — die darf es.

So klebe ich denn das Stückchen einer alten Zeitung
hier her:

»Reiſepaß unſerer hochgefeierten Karoline Bauer.

Dem erſten Engel der deutſchen Bühne in St. Pe¬
tersburg, Demoiſelle Karoline Bauer, wird hiermit die
Bewilligung zur Rückreiſe ertheilt. Zu näherer Kennt¬
lichkeit fügen wir folgende Perſonalbeſchreibung bei:
Heimat: Ueberall zu Hauſe. Charakter: Alle Abend einen
neuen, — jeder vortrefflich. Stand: Anſtand. Figur:
Poetiſch. Alt: In der Kunſt, ſonſt jung. Angeſicht:
Maiblume. Augen: Laſſen Alles blau anlaufen. Haare:
Locken (natürliche). Zähne: Dreimal zehne und zwei.
Unterſchreibt gewöhnlich: Alles Schöne und Gute. Mit
ihr reiſen von hier ab: Die Kunſt, ihre ſtete Geſell¬
ſchafterin, — Thalia, Euphroſyne und Aglaja, ihre
Kammermädchen, — die Anmuth, ihre Erzieherin, —
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Leibarzt. Beſondere Kennzeichen: Hat auf der linken

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[250/0278] Lebewohl ein ſtilles Gebet verrichtet. Mit Rührung ge¬ dachte ich während dieſer feierlichen Stille nur — des Guten, das mir in Petersburg ſo reich zu Theil ge¬ worden war … Und darf ich hier den originellen Reiſepaß, den das kalte Rußland mir in ſeinem Enthuſiasmus mit auf den Weg gab, einfügen? Ja, eine alte Frau — die längſt in ſtiller Zurück¬ gezogenheit lebt, die des Herzens Eitelkeit überwunden hat — die darf es. So klebe ich denn das Stückchen einer alten Zeitung hier her: »Reiſepaß unſerer hochgefeierten Karoline Bauer. Dem erſten Engel der deutſchen Bühne in St. Pe¬ tersburg, Demoiſelle Karoline Bauer, wird hiermit die Bewilligung zur Rückreiſe ertheilt. Zu näherer Kennt¬ lichkeit fügen wir folgende Perſonalbeſchreibung bei: Heimat: Ueberall zu Hauſe. Charakter: Alle Abend einen neuen, — jeder vortrefflich. Stand: Anſtand. Figur: Poetiſch. Alt: In der Kunſt, ſonſt jung. Angeſicht: Maiblume. Augen: Laſſen Alles blau anlaufen. Haare: Locken (natürliche). Zähne: Dreimal zehne und zwei. Unterſchreibt gewöhnlich: Alles Schöne und Gute. Mit ihr reiſen von hier ab: Die Kunſt, ihre ſtete Geſell¬ ſchafterin, — Thalia, Euphroſyne und Aglaja, ihre Kammermädchen, — die Anmuth, ihre Erzieherin, — der Geſchmack, ihr Garderobier, — der Frohſinn, ihr Leibarzt. Beſondere Kennzeichen: Hat auf der linken

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/278>, abgerufen am 22.11.2024.