Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.Metternich's Töchter sind schlank, blond, und mehr "Wer ist die schöne, glänzende Amazone, die dort "Die Gräfin P ..." "Sicher ein sehr glückliches junges Ehepaar. Sie "Ja, ja, glücklich wohl -- und ein Turteltäubchenpaar Besuch. Er wurde angenommen und in einen Salon geführt, in dem
die Fürstin sich mit einer andern Dame lebhaft unterhielt. Ein vornehmes Kopfnicken erwiderte den Gruß des damals schon welt¬ berühmten Künstlers -- eine graziöse Handbewegung lud ihn ein, Platz zu nehmen. Aber vergebens wartete der stolze und verwöhnte Mann darauf, daß ihm der Besuch vorgestellt und ihm Gelegenheit geboten werde, an der Unterhaltung Theil zu nehmen ... Die Fürstin unterhielt sich mit der Dame ruhig weiter, als ob Franz Liszt gar nicht auf der Welt, -- am wenigsten in ihrem Salon vorhanden sei ... und beehrte ihn endlich mit der kühlen, nachlässig hingeworfenen Frage: "Sie gaben in Italien Konzerte -- haben Sie gute Geschäfte gemacht?" "Fürstin, ich mache Musik und keine Geschäfte," war die stolze Antwort des Künstlers -- eine kühle Verbeugung -- und er verließ den Salon. Auch hier zeigte sich Fürst Metternich als vollendeter diplomatisch feiner Weltmann. Bei dem ersten Konzert Liszt's in Wien ging er zu ihm auf die Musikbühne, drückte ihm herzlich vor aller Welt die Hand und bat leise, mit einem graziösen Lächeln: "Ich hoffe, Sie werden meiner Frau eine Flüchtigkeit der Sprache verzeihen ... Sie wissen ja, wie die Frauen nun einmal sind ..." Metternich's Töchter ſind ſchlank, blond, und mehr »Wer iſt die ſchöne, glänzende Amazone, die dort »Die Gräfin P …« »Sicher ein ſehr glückliches junges Ehepaar. Sie »Ja, ja, glücklich wohl — und ein Turteltäubchenpaar Beſuch. Er wurde angenommen und in einen Salon geführt, in dem
die Fürſtin ſich mit einer andern Dame lebhaft unterhielt. Ein vornehmes Kopfnicken erwiderte den Gruß des damals ſchon welt¬ berühmten Künſtlers — eine graziöſe Handbewegung lud ihn ein, Platz zu nehmen. Aber vergebens wartete der ſtolze und verwöhnte Mann darauf, daß ihm der Beſuch vorgeſtellt und ihm Gelegenheit geboten werde, an der Unterhaltung Theil zu nehmen … Die Fürſtin unterhielt ſich mit der Dame ruhig weiter, als ob Franz Liszt gar nicht auf der Welt, — am wenigſten in ihrem Salon vorhanden ſei … und beehrte ihn endlich mit der kühlen, nachläſſig hingeworfenen Frage: »Sie gaben in Italien Konzerte — haben Sie gute Geſchäfte gemacht?« »Fürſtin, ich mache Muſik und keine Geſchäfte,« war die ſtolze Antwort des Künſtlers — eine kühle Verbeugung — und er verließ den Salon. Auch hier zeigte ſich Fürſt Metternich als vollendeter diplomatiſch feiner Weltmann. Bei dem erſten Konzert Liszt's in Wien ging er zu ihm auf die Muſikbühne, drückte ihm herzlich vor aller Welt die Hand und bat leiſe, mit einem graziöſen Lächeln: »Ich hoffe, Sie werden meiner Frau eine Flüchtigkeit der Sprache verzeihen … Sie wiſſen ja, wie die Frauen nun einmal ſind …« <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0325" n="297"/> <p>Metternich's Töchter ſind ſchlank, blond, und mehr<lb/> anmuthig lieblich, als ſchön. Graf Sandor iſt ſtets an<lb/> der Seite ſeiner Angebeteten. Im Uebrigen betet der<lb/> hohe Adel hier in — ungenirteſter Weiſe an.</p><lb/> <p>»Wer iſt die ſchöne, glänzende Amazone, die dort<lb/> mit dem jungen, eleganten Kavalier reitet?« fragte ich.</p><lb/> <p>»Die Gräfin P …«</p><lb/> <p>»Sicher ein ſehr glückliches junges Ehepaar. Sie<lb/> ſind unzertrennlich, wie zwei Turteltäubchen!« ſagte ich<lb/> theilnehmend.</p><lb/> <p>»Ja, ja, glücklich wohl — und ein Turteltäubchenpaar<lb/> auch — aber kein Ehepaar … Er iſt der Fürſt Tr …«</p><lb/> <note xml:id="note-0325" prev="#note-0324" place="foot" n="*)">Beſuch. Er wurde angenommen und in einen Salon geführt, in dem<lb/> die Fürſtin ſich mit einer andern Dame lebhaft unterhielt. Ein<lb/> vornehmes Kopfnicken erwiderte den Gruß des damals ſchon welt¬<lb/> berühmten Künſtlers — eine graziöſe Handbewegung lud ihn ein,<lb/> Platz zu nehmen. Aber vergebens wartete der ſtolze und verwöhnte<lb/> Mann darauf, daß ihm der Beſuch vorgeſtellt und ihm Gelegenheit<lb/> geboten werde, an der Unterhaltung Theil zu nehmen … Die Fürſtin<lb/> unterhielt ſich mit der Dame ruhig weiter, als ob Franz Liszt gar<lb/> nicht auf der Welt, — am wenigſten in ihrem Salon vorhanden<lb/> ſei … und beehrte ihn endlich mit der kühlen, nachläſſig hingeworfenen<lb/> Frage: »Sie gaben in Italien Konzerte — haben Sie gute Geſchäfte<lb/> gemacht?«<lb/><p>»Fürſtin, ich mache Muſik und keine Geſchäfte,« war die ſtolze<lb/> Antwort des Künſtlers — eine kühle Verbeugung — und er verließ<lb/> den Salon.</p><lb/><p>Auch hier zeigte ſich Fürſt Metternich als vollendeter diplomatiſch<lb/> feiner Weltmann. Bei dem erſten Konzert Liszt's in Wien ging er<lb/> zu ihm auf die Muſikbühne, drückte ihm herzlich vor aller Welt die<lb/> Hand und bat leiſe, mit einem graziöſen Lächeln: »Ich hoffe, Sie<lb/> werden meiner Frau eine Flüchtigkeit der Sprache verzeihen … Sie<lb/> wiſſen ja, wie die Frauen nun einmal ſind …«</p><lb/></note> </div> </body> </text> </TEI> [297/0325]
Metternich's Töchter ſind ſchlank, blond, und mehr
anmuthig lieblich, als ſchön. Graf Sandor iſt ſtets an
der Seite ſeiner Angebeteten. Im Uebrigen betet der
hohe Adel hier in — ungenirteſter Weiſe an.
»Wer iſt die ſchöne, glänzende Amazone, die dort
mit dem jungen, eleganten Kavalier reitet?« fragte ich.
»Die Gräfin P …«
»Sicher ein ſehr glückliches junges Ehepaar. Sie
ſind unzertrennlich, wie zwei Turteltäubchen!« ſagte ich
theilnehmend.
»Ja, ja, glücklich wohl — und ein Turteltäubchenpaar
auch — aber kein Ehepaar … Er iſt der Fürſt Tr …«
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*) Beſuch. Er wurde angenommen und in einen Salon geführt, in dem
die Fürſtin ſich mit einer andern Dame lebhaft unterhielt. Ein
vornehmes Kopfnicken erwiderte den Gruß des damals ſchon welt¬
berühmten Künſtlers — eine graziöſe Handbewegung lud ihn ein,
Platz zu nehmen. Aber vergebens wartete der ſtolze und verwöhnte
Mann darauf, daß ihm der Beſuch vorgeſtellt und ihm Gelegenheit
geboten werde, an der Unterhaltung Theil zu nehmen … Die Fürſtin
unterhielt ſich mit der Dame ruhig weiter, als ob Franz Liszt gar
nicht auf der Welt, — am wenigſten in ihrem Salon vorhanden
ſei … und beehrte ihn endlich mit der kühlen, nachläſſig hingeworfenen
Frage: »Sie gaben in Italien Konzerte — haben Sie gute Geſchäfte
gemacht?«
»Fürſtin, ich mache Muſik und keine Geſchäfte,« war die ſtolze
Antwort des Künſtlers — eine kühle Verbeugung — und er verließ
den Salon.
Auch hier zeigte ſich Fürſt Metternich als vollendeter diplomatiſch
feiner Weltmann. Bei dem erſten Konzert Liszt's in Wien ging er
zu ihm auf die Muſikbühne, drückte ihm herzlich vor aller Welt die
Hand und bat leiſe, mit einem graziöſen Lächeln: »Ich hoffe, Sie
werden meiner Frau eine Flüchtigkeit der Sprache verzeihen … Sie
wiſſen ja, wie die Frauen nun einmal ſind …«
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