Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.schätzen wissend, welch' eine beneidenswerthe Stellung ich Auf unsern Wunsch durften Pauli und ich in der Und ich könnte wirklich von Wien scheiden, ohne Diesen Genuß habe ich mir bis zuletzt aufgespart. Ich kannte Sophie Schröder schon seit 1826 und 21*
ſchätzen wiſſend, welch' eine beneidenswerthe Stellung ich Auf unſern Wunſch durften Pauli und ich in der Und ich könnte wirklich von Wien ſcheiden, ohne Dieſen Genuß habe ich mir bis zuletzt aufgeſpart. Ich kannte Sophie Schröder ſchon ſeit 1826 und 21*
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ſchätzen wiſſend, welch' eine beneidenswerthe Stellung ich
an der dortigen Bühne und — in den Herzen der guten,
herzigen Dresdener mein nannte.
Auf unſern Wunſch durften Pauli und ich in der
»gefährlichen Tante« wieder auftreten. Es war uns,
als wären wir uns dieſe kleine Genugthuung ſchuldig.
Und wie empfingen uns die Dresdener!! Es war ein
Freudenfeſt, als wären wir Jahre fort geweſen. Und
doch trug ich nur eine garſtige alte Haube und graue
Locken und ein hundertjähriges unſchönes Kleid … Die
Dresdener vermißten keinen Purpurhermelin, — kein
»Zuckerpupp'n zum Anbeiß'n« — ihnen war das Bild
mehr werth, als der Rahmen, der geſunde Kern
lieber, als die vergoldete taube Nußſchale …
Und ich könnte wirklich von Wien ſcheiden, ohne
von ſeiner wahrſten und größten Künſtlerin zu ſprechen
— von Sophie Schröder?
Dieſen Genuß habe ich mir bis zuletzt aufgeſpart.
Ich kannte Sophie Schröder ſchon ſeit 1826 und
ſpielte damals mit ihr auf der Berliner Hofbühne in
verſchiedenen klaſſiſchen Stücken. Sie war ſeit 1815 am
Wiener Burgtheater engagirt und damals auf einer
Gaſtſpielreiſe. Ihr Ruf als tragiſche Heldin und Helden¬
mutter war längſt ein europäiſcher. Sie trat zuerſt als
Sappho in Grillparzer's Trauerſpiel auf. Ich war in
dem Stück nicht beſchäftigt und erwartete im Parket des
21*
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