-- da lachte auch das große Berliner Publikum, und selbst die enthusiastischsten Verehrer der großen Künstlerin -- lächelten.
Ob denn Frau Schröder nie davon gehört hatte, daß nach Goethe's Bestimmung in Weimar Mad. Vohs als schönste Schauspielerin die Maria und Frau von Heigendorf als geistreichste die Elisabeth spielte?
Aber auch die "Elisabeth" hatte ihre Klippen für Sophie Schröder -- und als anno 1840 die Wiener bei den Worten Leicester's zu Elisabeth:
"Ja, wenn ich jetzt die Augen auf Dich werfe, Nie warst Du, nie zu einem Sieg der Schönheit Gerüsteter, als eben jetzt ..."
über die jungfräuliche Königin der 59jährigen Sophie Schröder lachten -- da zog sie sich tiefgekränkt und grollend von der Bühne nach München zurück.
Schon als ich 1834 nach Wien kam, war Sophie Schröder ebenso sehr als Weib verletzt, wie als Künstlerin trauernd über den Verfall der Tragödie auf dem Burgtheater, tiefgrollend von Wien gegangen.
Ihr trotz zweier unglücklicher Ehen und reicher trauriger Liebeserfahrungen ungebändigtes, wild glühen¬ des Herz hatte sich mit blinder Leidenschaft in den fast um die Hälfte jüngeren, blühend schönen Heldenspieler Kunst verliebt. Der talentvolle, aber geistig rohe und gemüthlose Mann ließ sich die Huldigungen der berühmten Künstlerin gern gefallen und glaubte als Gatte von Sophie Schröder des brillantesten Engagements sicher zu
— da lachte auch das große Berliner Publikum, und ſelbſt die enthuſiaſtiſchſten Verehrer der großen Künſtlerin — lächelten.
Ob denn Frau Schröder nie davon gehört hatte, daß nach Goethe's Beſtimmung in Weimar Mad. Vohs als ſchönſte Schauſpielerin die Maria und Frau von Heigendorf als geiſtreichſte die Eliſabeth ſpielte?
Aber auch die »Eliſabeth« hatte ihre Klippen für Sophie Schröder — und als anno 1840 die Wiener bei den Worten Leiceſter's zu Eliſabeth:
»Ja, wenn ich jetzt die Augen auf Dich werfe, Nie warſt Du, nie zu einem Sieg der Schönheit Gerüſteter, als eben jetzt …«
über die jungfräuliche Königin der 59jährigen Sophie Schröder lachten — da zog ſie ſich tiefgekränkt und grollend von der Bühne nach München zurück.
Schon als ich 1834 nach Wien kam, war Sophie Schröder ebenſo ſehr als Weib verletzt, wie als Künſtlerin trauernd über den Verfall der Tragödie auf dem Burgtheater, tiefgrollend von Wien gegangen.
Ihr trotz zweier unglücklicher Ehen und reicher trauriger Liebeserfahrungen ungebändigtes, wild glühen¬ des Herz hatte ſich mit blinder Leidenſchaft in den faſt um die Hälfte jüngeren, blühend ſchönen Heldenſpieler Kunſt verliebt. Der talentvolle, aber geiſtig rohe und gemüthloſe Mann ließ ſich die Huldigungen der berühmten Künſtlerin gern gefallen und glaubte als Gatte von Sophie Schröder des brillanteſten Engagements ſicher zu
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— da lachte auch das große Berliner Publikum, und
ſelbſt die enthuſiaſtiſchſten Verehrer der großen Künſtlerin
— lächelten.
Ob denn Frau Schröder nie davon gehört hatte,
daß nach Goethe's Beſtimmung in Weimar Mad. Vohs
als ſchönſte Schauſpielerin die Maria und Frau von
Heigendorf als geiſtreichſte die Eliſabeth ſpielte?
Aber auch die »Eliſabeth« hatte ihre Klippen für
Sophie Schröder — und als anno 1840 die Wiener
bei den Worten Leiceſter's zu Eliſabeth:
»Ja, wenn ich jetzt die Augen auf Dich werfe,
Nie warſt Du, nie zu einem Sieg der Schönheit
Gerüſteter, als eben jetzt …«
über die jungfräuliche Königin der 59jährigen Sophie
Schröder lachten — da zog ſie ſich tiefgekränkt und
grollend von der Bühne nach München zurück.
Schon als ich 1834 nach Wien kam, war Sophie
Schröder ebenſo ſehr als Weib verletzt, wie als
Künſtlerin trauernd über den Verfall der Tragödie auf
dem Burgtheater, tiefgrollend von Wien gegangen.
Ihr trotz zweier unglücklicher Ehen und reicher
trauriger Liebeserfahrungen ungebändigtes, wild glühen¬
des Herz hatte ſich mit blinder Leidenſchaft in den faſt
um die Hälfte jüngeren, blühend ſchönen Heldenſpieler
Kunſt verliebt. Der talentvolle, aber geiſtig rohe und
gemüthloſe Mann ließ ſich die Huldigungen der berühmten
Künſtlerin gern gefallen und glaubte als Gatte von
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/356>, abgerufen am 22.11.2024.
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