werden Sie schätzen lernen. -- Nennen Sie mir einen Dramaturgen von Tieck's Bedeutung ... Sie werden eingestehen müssen, daß ich stolz auf unsere Bühne sein darf!"
Da war denn die Röthe in meine Wangen gestie¬ gen. Ich war bestraft. Ich erhob mich und meine schönste Verbeugung ausführend, sagte ich:
"Sowie mein Berliner Gastspiel beendet ist, treffe ich ein. Aber, nicht wahr, Excellenz? achtmal trete ich wenigstens auf, sonst würden ja die Reisekosten nicht herauskommen, und Donna Diana ist meine Debüt¬ rolle?" --
Freundlich lächelnd bewilligte Herr von Lüttichau Alles.
"Mit Emil Devrient die Donna Diana spielen zu dürfen," rief die Mutter bei meiner Heimkehr entzückt, "Lina, das ist für Dich ja ein künstlerisches Ereigniß, daß dies Glück auch ganz ohne Honorar noch berauschend wäre ..."
Maltitz kam, mich zu Tiedge abzuholen. "Begleiten Sie uns nicht, Frau Rittmeisterin?" -- sagte er, als ich mich allein zum Ausgehen rüstete.
"Nein, nein," meinte die Mutter kläglich, "Baron Sternberg hat uns schon darauf vorbereitet, daß wir heute Abend bei Tieck einer Vorlesung beiwohnen müssen. ... Und dazu muß ich mich ruhen -- Kräfte sammeln!
werden Sie ſchätzen lernen. — Nennen Sie mir einen Dramaturgen von Tieck's Bedeutung … Sie werden eingeſtehen müſſen, daß ich ſtolz auf unſere Bühne ſein darf!«
Da war denn die Röthe in meine Wangen geſtie¬ gen. Ich war beſtraft. Ich erhob mich und meine ſchönſte Verbeugung ausführend, ſagte ich:
»Sowie mein Berliner Gaſtſpiel beendet iſt, treffe ich ein. Aber, nicht wahr, Excellenz? achtmal trete ich wenigſtens auf, ſonſt würden ja die Reiſekoſten nicht herauskommen, und Donna Diana iſt meine Debüt¬ rolle?« —
Freundlich lächelnd bewilligte Herr von Lüttichau Alles.
»Mit Emil Devrient die Donna Diana ſpielen zu dürfen,« rief die Mutter bei meiner Heimkehr entzückt, »Lina, das iſt für Dich ja ein künſtleriſches Ereigniß, daß dies Glück auch ganz ohne Honorar noch berauſchend wäre …«
Maltitz kam, mich zu Tiedge abzuholen. »Begleiten Sie uns nicht, Frau Rittmeiſterin?« — ſagte er, als ich mich allein zum Ausgehen rüſtete.
»Nein, nein,« meinte die Mutter kläglich, »Baron Sternberg hat uns ſchon darauf vorbereitet, daß wir heute Abend bei Tieck einer Vorleſung beiwohnen müſſen. … Und dazu muß ich mich ruhen — Kräfte ſammeln!
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0374"n="346"/>
werden Sie ſchätzen lernen. — Nennen Sie mir einen<lb/>
Dramaturgen von Tieck's Bedeutung … Sie werden<lb/>
eingeſtehen müſſen, daß ich ſtolz auf unſere Bühne ſein<lb/>
darf!«</p><lb/><p>Da war denn die Röthe in meine Wangen geſtie¬<lb/>
gen. Ich war beſtraft. Ich erhob mich und meine<lb/>ſchönſte Verbeugung ausführend, ſagte ich:</p><lb/><p>»Sowie mein Berliner Gaſtſpiel beendet iſt, treffe<lb/>
ich ein. Aber, nicht wahr, Excellenz? achtmal trete ich<lb/>
wenigſtens auf, ſonſt würden ja die Reiſekoſten nicht<lb/>
herauskommen, und Donna Diana iſt meine Debüt¬<lb/>
rolle?« —</p><lb/><p>Freundlich lächelnd bewilligte Herr von Lüttichau<lb/>
Alles.</p><lb/><p>»Mit Emil Devrient die Donna Diana ſpielen zu<lb/>
dürfen,« rief die Mutter bei meiner Heimkehr entzückt,<lb/>
»Lina, das iſt für Dich ja ein künſtleriſches Ereigniß,<lb/>
daß dies Glück auch ganz ohne Honorar noch berauſchend<lb/>
wäre …«</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Maltitz kam, mich zu Tiedge abzuholen. »Begleiten<lb/>
Sie uns nicht, Frau Rittmeiſterin?« —ſagte er, als<lb/>
ich mich allein zum Ausgehen rüſtete.</p><lb/><p>»Nein, nein,« meinte die Mutter kläglich, »Baron<lb/>
Sternberg hat uns ſchon darauf vorbereitet, daß wir<lb/>
heute Abend bei Tieck einer Vorleſung beiwohnen müſſen.<lb/>… Und dazu muß ich mich ruhen — Kräfte ſammeln!<lb/></p></div></body></text></TEI>
[346/0374]
werden Sie ſchätzen lernen. — Nennen Sie mir einen
Dramaturgen von Tieck's Bedeutung … Sie werden
eingeſtehen müſſen, daß ich ſtolz auf unſere Bühne ſein
darf!«
Da war denn die Röthe in meine Wangen geſtie¬
gen. Ich war beſtraft. Ich erhob mich und meine
ſchönſte Verbeugung ausführend, ſagte ich:
»Sowie mein Berliner Gaſtſpiel beendet iſt, treffe
ich ein. Aber, nicht wahr, Excellenz? achtmal trete ich
wenigſtens auf, ſonſt würden ja die Reiſekoſten nicht
herauskommen, und Donna Diana iſt meine Debüt¬
rolle?« —
Freundlich lächelnd bewilligte Herr von Lüttichau
Alles.
»Mit Emil Devrient die Donna Diana ſpielen zu
dürfen,« rief die Mutter bei meiner Heimkehr entzückt,
»Lina, das iſt für Dich ja ein künſtleriſches Ereigniß,
daß dies Glück auch ganz ohne Honorar noch berauſchend
wäre …«
Maltitz kam, mich zu Tiedge abzuholen. »Begleiten
Sie uns nicht, Frau Rittmeiſterin?« — ſagte er, als
ich mich allein zum Ausgehen rüſtete.
»Nein, nein,« meinte die Mutter kläglich, »Baron
Sternberg hat uns ſchon darauf vorbereitet, daß wir
heute Abend bei Tieck einer Vorleſung beiwohnen müſſen.
… Und dazu muß ich mich ruhen — Kräfte ſammeln!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/374>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.