war die Akustik des neuen Hauses eine so vorzügliche, daß wir nur deutlich, nie mit Anstrengung zu sprechen brauchten, um in den großen Räumen überall leicht ver¬ standen zu werden. Ueberdies war die Beleuchtung eine so günstige, daß wir auf den Brettern wie verjüngt er¬ schienen, im Vergleich zu dem alten, düsteren Hause.
Eine meiner liebsten, dankbarsten Aufgaben in dem neuen Hause war die "Beate" in Gutzkow's reizender Schöpfung! "Ein weißes Blatt". Gutzkow wurde wenige Jahre darauf Dramaturg in Dresden und leistete Hervor¬ ragendes, gab die Stellung aber nach zwei Jahren wieder auf. Er fühlte sich nicht wohl in den engen Verhältnissen. Ihm folgte als Dramaturg: Eduard Devrient, aber auch nur für kurze Zeit. Was Eduard Devrient als Leiter einer Bühne zu leisten vermochte, durfte er erst in Karls¬ ruhe beweisen.
Zweier Theaterabende in dem "neuen Hause" möchte ich etwas ausführlicher gedenken.
Der erste war der Abschiedsabend, das letzte Auf¬ treten überhaupt der großen dramatischen Sängerin Frau Ungher-Sabatier. Zuerst war ich der Künstlerin bei meinem Gastspiel in Wien 1839 begegnet und hatte sie lieb¬ gewonnen und war ihr lieb geworden. Meine Freude war groß, als Herr und Frau Sabatier bald darauf nach Dresden übersiedelten. Es schien eine der glücklichsten Künstlerehen zu sein, obgleich Frau Sabatier bedeutend
war die Akuſtik des neuen Hauſes eine ſo vorzügliche, daß wir nur deutlich, nie mit Anſtrengung zu ſprechen brauchten, um in den großen Räumen überall leicht ver¬ ſtanden zu werden. Ueberdies war die Beleuchtung eine ſo günſtige, daß wir auf den Brettern wie verjüngt er¬ ſchienen, im Vergleich zu dem alten, düſteren Hauſe.
Eine meiner liebſten, dankbarſten Aufgaben in dem neuen Hauſe war die »Beate« in Gutzkow's reizender Schöpfung! »Ein weißes Blatt«. Gutzkow wurde wenige Jahre darauf Dramaturg in Dresden und leiſtete Hervor¬ ragendes, gab die Stellung aber nach zwei Jahren wieder auf. Er fühlte ſich nicht wohl in den engen Verhältniſſen. Ihm folgte als Dramaturg: Eduard Devrient, aber auch nur für kurze Zeit. Was Eduard Devrient als Leiter einer Bühne zu leiſten vermochte, durfte er erſt in Karls¬ ruhe beweiſen.
Zweier Theaterabende in dem »neuen Hauſe« möchte ich etwas ausführlicher gedenken.
Der erſte war der Abſchiedsabend, das letzte Auf¬ treten überhaupt der großen dramatiſchen Sängerin Frau Ungher-Sabatier. Zuerſt war ich der Künſtlerin bei meinem Gaſtſpiel in Wien 1839 begegnet und hatte ſie lieb¬ gewonnen und war ihr lieb geworden. Meine Freude war groß, als Herr und Frau Sabatier bald darauf nach Dresden überſiedelten. Es ſchien eine der glücklichſten Künſtlerehen zu ſein, obgleich Frau Sabatier bedeutend
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war die Akuſtik des neuen Hauſes eine ſo vorzügliche,
daß wir nur deutlich, nie mit Anſtrengung zu ſprechen
brauchten, um in den großen Räumen überall leicht ver¬
ſtanden zu werden. Ueberdies war die Beleuchtung eine
ſo günſtige, daß wir auf den Brettern wie verjüngt er¬
ſchienen, im Vergleich zu dem alten, düſteren Hauſe.
Eine meiner liebſten, dankbarſten Aufgaben in dem
neuen Hauſe war die »Beate« in Gutzkow's reizender
Schöpfung! »Ein weißes Blatt«. Gutzkow wurde wenige
Jahre darauf Dramaturg in Dresden und leiſtete Hervor¬
ragendes, gab die Stellung aber nach zwei Jahren wieder
auf. Er fühlte ſich nicht wohl in den engen Verhältniſſen.
Ihm folgte als Dramaturg: Eduard Devrient, aber auch
nur für kurze Zeit. Was Eduard Devrient als Leiter
einer Bühne zu leiſten vermochte, durfte er erſt in Karls¬
ruhe beweiſen.
Zweier Theaterabende in dem »neuen Hauſe« möchte
ich etwas ausführlicher gedenken.
Der erſte war der Abſchiedsabend, das letzte Auf¬
treten überhaupt der großen dramatiſchen Sängerin Frau
Ungher-Sabatier. Zuerſt war ich der Künſtlerin bei
meinem Gaſtſpiel in Wien 1839 begegnet und hatte ſie lieb¬
gewonnen und war ihr lieb geworden. Meine Freude
war groß, als Herr und Frau Sabatier bald darauf
nach Dresden überſiedelten. Es ſchien eine der glücklichſten
Künſtlerehen zu ſein, obgleich Frau Sabatier bedeutend
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/472>, abgerufen am 22.11.2024.
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