Warum lachten die Umstehenden? Das trieb mir die Thränen in die Augen. Die Kaiserin aber lächelte gütig, zog mich an sich, küßte mich auf die Stirn und sagte deutsch: "Du bist ein gutes Kind!" Mit über¬ strömendem Gefühl küßte ich die sanfte Hand und schluchzte dabei mein: "Oui, Majeste! Non, Majeste!"
Als ich im Jahre 1828 in Petersburg gastirte, war die gütige Kaiserin Elisabeth bereits von dieser Erde geschieden.
Die Prinzessinnen Cäcilie und Amalie von Schweden sah ich später öfter, als die Mutter mit mir und den Brüdern nach Karlsruhe übersiedelte. Auf einem Jugend¬ balle bei der Generalin Freistedt erinnerten sie sich und mich freundlich an ihren ersten Tänzer, den epheu¬ bekränzten Waldelfen aus dem Märchen, und wir lachten herzlich miteinander über das närrische Oui und Non.
Als ich dann wiederum nach einigen Jahren in Karlsruhe die Bühne betrat, und mit Glück als "Mar¬ garethe" in den Hagestolzen und als "Preciosa" debütirt hatte, ließ mich die Königin von Schweden in ihr Palais bitten. Die Prinzessinnen hatten meinem Debüt bei¬ gewohnt und wollten ihrem "ehemaligen Kavalier" ihren Glückwunsch aussprechen.
»Mes nièces vous ont joliment fatigué?«
»Oui, Majesté!«
»Aimez-vous la danse?«
»Non, Majesté!«
»Vous êtes un enfant charmant!«
»Oui, Majesté!«
Warum lachten die Umſtehenden? Das trieb mir die Thränen in die Augen. Die Kaiſerin aber lächelte gütig, zog mich an ſich, küßte mich auf die Stirn und ſagte deutſch: »Du biſt ein gutes Kind!« Mit über¬ ſtrömendem Gefühl küßte ich die ſanfte Hand und ſchluchzte dabei mein: »Oui, Majesté! Non, Majesté!«
Als ich im Jahre 1828 in Petersburg gaſtirte, war die gütige Kaiſerin Eliſabeth bereits von dieſer Erde geſchieden.
Die Prinzeſſinnen Cäcilie und Amalie von Schweden ſah ich ſpäter öfter, als die Mutter mit mir und den Brüdern nach Karlsruhe überſiedelte. Auf einem Jugend¬ balle bei der Generalin Freiſtedt erinnerten ſie ſich und mich freundlich an ihren erſten Tänzer, den epheu¬ bekränzten Waldelfen aus dem Märchen, und wir lachten herzlich miteinander über das närriſche Oui und Non.
Als ich dann wiederum nach einigen Jahren in Karlsruhe die Bühne betrat, und mit Glück als »Mar¬ garethe« in den Hageſtolzen und als »Precioſa« debütirt hatte, ließ mich die Königin von Schweden in ihr Palais bitten. Die Prinzeſſinnen hatten meinem Debüt bei¬ gewohnt und wollten ihrem »ehemaligen Kavalier« ihren Glückwunſch ausſprechen.
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»Mes nièces vous ont joliment fatigué?«
»Oui, Majesté!«
»Aimez-vous la danse?«
»Non, Majesté!«
»Vous êtes un enfant charmant!«
»Oui, Majesté!«
Warum lachten die Umſtehenden? Das trieb mir
die Thränen in die Augen. Die Kaiſerin aber lächelte
gütig, zog mich an ſich, küßte mich auf die Stirn und
ſagte deutſch: »Du biſt ein gutes Kind!« Mit über¬
ſtrömendem Gefühl küßte ich die ſanfte Hand und ſchluchzte
dabei mein: »Oui, Majesté! Non, Majesté!«
Als ich im Jahre 1828 in Petersburg gaſtirte, war die
gütige Kaiſerin Eliſabeth bereits von dieſer Erde geſchieden.
Die Prinzeſſinnen Cäcilie und Amalie von Schweden
ſah ich ſpäter öfter, als die Mutter mit mir und den
Brüdern nach Karlsruhe überſiedelte. Auf einem Jugend¬
balle bei der Generalin Freiſtedt erinnerten ſie ſich und
mich freundlich an ihren erſten Tänzer, den epheu¬
bekränzten Waldelfen aus dem Märchen, und wir lachten
herzlich miteinander über das närriſche Oui und Non.
Als ich dann wiederum nach einigen Jahren in
Karlsruhe die Bühne betrat, und mit Glück als »Mar¬
garethe« in den Hageſtolzen und als »Precioſa« debütirt
hatte, ließ mich die Königin von Schweden in ihr Palais
bitten. Die Prinzeſſinnen hatten meinem Debüt bei¬
gewohnt und wollten ihrem »ehemaligen Kavalier« ihren
Glückwunſch ausſprechen.
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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