Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite

pekuniären Vortheile des Gastspiels können nicht bedeutend
sein, aber die Großherzogin hofft, die Künstlerin kommt
gern, ihrer Jugendtänzerin Cäcilie wegen ..."

Und wie gern kam ich! Welch' ein Wiedersehen war
das -- zwischen Fürstin und Künstlerin! Die Großher¬
zogin Cäcilie war eine edel-schöne, königliche Erscheinung,
aber herzlich und freundlich, wie in den alten Oui- und
Non-Tagen. Davon erzählte sie auch einfach bürgerlich
"ihrem Mann", wie sie den bedeutend älteren Großherzog
nannte, der mir viel Treffendes und Geistvolles über
meine "Donna Diana" sagte. -- Nach zwei Jahren folgte
ich gern einer neuen Einladung zu einem längeren Gast¬
spiel nach Oldenburg. Die Maria Stuart spielte ich
vor geräumtem Orchester, etwas Unerhörtes für die kleine
Residenz. Es spielte und lebte sich hübsch in Oldenburg.
Ein gutes, fein gerundetes Ensemble entzückte mich. Die
Schauspieler hielten freundlich zusammen, wie eine große
Familie. Herr von Starklof war ein geist- und gemüth¬
voller Intendant, ein feiner Kunst- und Menschenkenner
und ein noch größerer Kunst- und Menschenfreund. Er
war dem Hofe und seinem Kunstinstitut wahrhaft ergeben,
und für die Schauspieler sorgte er wie ein guter Vater.
Er hatte nur über bescheidene Mittel zu verfügen, aber
da keine kostspielige Oper, kein Luxus-Ballet davon zehrten,
so vermochte er für das Schauspiel Bedeutendes zu leisten.
Besonders entzückte mich an dem Intendanten sein köst¬
licher Humor ... und dennoch, nach wenigen Jahren
schon sollte er das Opfer einer finsteren Stunde werden.

pekuniären Vortheile des Gaſtſpiels können nicht bedeutend
ſein, aber die Großherzogin hofft, die Künſtlerin kommt
gern, ihrer Jugendtänzerin Cäcilie wegen …«

Und wie gern kam ich! Welch' ein Wiederſehen war
das — zwiſchen Fürſtin und Künſtlerin! Die Großher¬
zogin Cäcilie war eine edel-ſchöne, königliche Erſcheinung,
aber herzlich und freundlich, wie in den alten Oui- und
Non-Tagen. Davon erzählte ſie auch einfach bürgerlich
»ihrem Mann«, wie ſie den bedeutend älteren Großherzog
nannte, der mir viel Treffendes und Geiſtvolles über
meine »Donna Diana« ſagte. — Nach zwei Jahren folgte
ich gern einer neuen Einladung zu einem längeren Gaſt¬
ſpiel nach Oldenburg. Die Maria Stuart ſpielte ich
vor geräumtem Orcheſter, etwas Unerhörtes für die kleine
Reſidenz. Es ſpielte und lebte ſich hübſch in Oldenburg.
Ein gutes, fein gerundetes Enſemble entzückte mich. Die
Schauſpieler hielten freundlich zuſammen, wie eine große
Familie. Herr von Starklof war ein geiſt- und gemüth¬
voller Intendant, ein feiner Kunſt- und Menſchenkenner
und ein noch größerer Kunſt- und Menſchenfreund. Er
war dem Hofe und ſeinem Kunſtinſtitut wahrhaft ergeben,
und für die Schauſpieler ſorgte er wie ein guter Vater.
Er hatte nur über beſcheidene Mittel zu verfügen, aber
da keine koſtſpielige Oper, kein Luxus-Ballet davon zehrten,
ſo vermochte er für das Schauſpiel Bedeutendes zu leiſten.
Beſonders entzückte mich an dem Intendanten ſein köſt¬
licher Humor … und dennoch, nach wenigen Jahren
ſchon ſollte er das Opfer einer finſteren Stunde werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0498" n="470"/>
pekuniären Vortheile des Ga&#x017F;t&#x017F;piels können nicht bedeutend<lb/>
&#x017F;ein, aber die Großherzogin hofft, die Kün&#x017F;tlerin kommt<lb/>
gern, ihrer Jugendtänzerin Cäcilie wegen &#x2026;«</p><lb/>
        <p>Und wie gern kam ich! Welch' ein Wieder&#x017F;ehen war<lb/>
das &#x2014; zwi&#x017F;chen Für&#x017F;tin und Kün&#x017F;tlerin! Die Großher¬<lb/>
zogin Cäcilie war eine edel-&#x017F;chöne, königliche Er&#x017F;cheinung,<lb/>
aber herzlich und freundlich, wie in den alten <hi rendition="#aq">Oui</hi>- und<lb/><hi rendition="#aq">Non</hi>-Tagen. Davon erzählte &#x017F;ie auch einfach bürgerlich<lb/>
»ihrem Mann«, wie &#x017F;ie den bedeutend älteren Großherzog<lb/>
nannte, der mir viel Treffendes und Gei&#x017F;tvolles über<lb/>
meine »Donna Diana« &#x017F;agte. &#x2014; Nach zwei Jahren folgte<lb/>
ich gern einer neuen Einladung zu einem längeren Ga&#x017F;<lb/>
&#x017F;piel nach Oldenburg. Die Maria Stuart &#x017F;pielte ich<lb/>
vor geräumtem Orche&#x017F;ter, etwas Unerhörtes für die kleine<lb/>
Re&#x017F;idenz. Es &#x017F;pielte und lebte &#x017F;ich hüb&#x017F;ch in Oldenburg.<lb/>
Ein gutes, fein gerundetes En&#x017F;emble entzückte mich. Die<lb/>
Schau&#x017F;pieler hielten freundlich zu&#x017F;ammen, wie eine große<lb/>
Familie. Herr von Starklof war ein gei&#x017F;t- und gemüth¬<lb/>
voller Intendant, ein feiner Kun&#x017F;t- und Men&#x017F;chenkenner<lb/>
und ein noch größerer Kun&#x017F;t- und Men&#x017F;chenfreund. Er<lb/>
war dem Hofe und &#x017F;einem Kun&#x017F;tin&#x017F;titut wahrhaft ergeben,<lb/>
und für die Schau&#x017F;pieler &#x017F;orgte er wie ein guter Vater.<lb/>
Er hatte nur über be&#x017F;cheidene Mittel zu verfügen, aber<lb/>
da keine ko&#x017F;t&#x017F;pielige Oper, kein Luxus-Ballet davon zehrten,<lb/>
&#x017F;o vermochte er für das Schau&#x017F;piel Bedeutendes zu lei&#x017F;ten.<lb/>
Be&#x017F;onders entzückte mich an dem Intendanten &#x017F;ein kö&#x017F;<lb/>
licher Humor &#x2026; und dennoch, nach wenigen Jahren<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;ollte er das Opfer einer fin&#x017F;teren Stunde werden.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[470/0498] pekuniären Vortheile des Gaſtſpiels können nicht bedeutend ſein, aber die Großherzogin hofft, die Künſtlerin kommt gern, ihrer Jugendtänzerin Cäcilie wegen …« Und wie gern kam ich! Welch' ein Wiederſehen war das — zwiſchen Fürſtin und Künſtlerin! Die Großher¬ zogin Cäcilie war eine edel-ſchöne, königliche Erſcheinung, aber herzlich und freundlich, wie in den alten Oui- und Non-Tagen. Davon erzählte ſie auch einfach bürgerlich »ihrem Mann«, wie ſie den bedeutend älteren Großherzog nannte, der mir viel Treffendes und Geiſtvolles über meine »Donna Diana« ſagte. — Nach zwei Jahren folgte ich gern einer neuen Einladung zu einem längeren Gaſt¬ ſpiel nach Oldenburg. Die Maria Stuart ſpielte ich vor geräumtem Orcheſter, etwas Unerhörtes für die kleine Reſidenz. Es ſpielte und lebte ſich hübſch in Oldenburg. Ein gutes, fein gerundetes Enſemble entzückte mich. Die Schauſpieler hielten freundlich zuſammen, wie eine große Familie. Herr von Starklof war ein geiſt- und gemüth¬ voller Intendant, ein feiner Kunſt- und Menſchenkenner und ein noch größerer Kunſt- und Menſchenfreund. Er war dem Hofe und ſeinem Kunſtinſtitut wahrhaft ergeben, und für die Schauſpieler ſorgte er wie ein guter Vater. Er hatte nur über beſcheidene Mittel zu verfügen, aber da keine koſtſpielige Oper, kein Luxus-Ballet davon zehrten, ſo vermochte er für das Schauſpiel Bedeutendes zu leiſten. Beſonders entzückte mich an dem Intendanten ſein köſt¬ licher Humor … und dennoch, nach wenigen Jahren ſchon ſollte er das Opfer einer finſteren Stunde werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/498
Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/498>, abgerufen am 22.11.2024.