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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Lachen der Zuschauer erschüttern machte -- lächelte im
Leben nie. In seinem Hause war er sogar ein hypo¬
chondrischer kleiner Tyrann. Er spielte prächtig Violine
-- aber im abgelegensten Winkel seiner Wohnung, hinter
mehreren verschlossenen Thüren.

Bei welcher Wandertruppe hatte der tiefgebildete
Regisseur Mittel seine Theaterlaufbahn begonnen? --
Er sprach nie darüber.

Auch die Karlsruher Oper hatte damals einen wohl¬
verdienten Ruf. Mad. Gervais, die gefeierte erste Sän¬
gerin, war die Tochter eines Pariser Tanzmeisters.

Die Perle unserer Bühne war aber unstreitig Amalie
Neumann, die noch heute als Frau Haitzinger am Wiener
Hofburgtheater glänzt und im Fach der "komischen Alten"
unübertroffen in Deutschland dasteht. Wer aber damals
zu sagen gewagt hätte: Amalie Neumann -- das reizendste
Blondchen in der "Entführung aus dem Serail" -- der
lieblichste Benjamin in "Jakob und seine Söhne" -- die
entzückendste jugendliche Liebhaberin in hundert naiven
oder sentimentalen Lustspiel-Rollen ... wird einst eine
prächtige "komische Alte" werden und die guten Wiener
als "Martha" im Faust entzücken, -- den hätten unsere
jungen Theaterenthusiasten sicher auf Pistole gefordert.
"Unsere himmlische Amalie Neumann -- unmöglich!" ...
Und doch wird in 50 Jahren, die seitdem hinabgerollt
sind, im Leben so Manches möglich.

Amalie Morstadt war 1800 in Karlsruhe geboren.
In einer Wohlthätigkeitsvorstellung betrat das liebliche

Lachen der Zuſchauer erſchüttern machte — lächelte im
Leben nie. In ſeinem Hauſe war er ſogar ein hypo¬
chondriſcher kleiner Tyrann. Er ſpielte prächtig Violine
— aber im abgelegenſten Winkel ſeiner Wohnung, hinter
mehreren verſchloſſenen Thüren.

Bei welcher Wandertruppe hatte der tiefgebildete
Regiſſeur Mittel ſeine Theaterlaufbahn begonnen? —
Er ſprach nie darüber.

Auch die Karlsruher Oper hatte damals einen wohl¬
verdienten Ruf. Mad. Gervais, die gefeierte erſte Sän¬
gerin, war die Tochter eines Pariſer Tanzmeiſters.

Die Perle unſerer Bühne war aber unſtreitig Amalie
Neumann, die noch heute als Frau Haitzinger am Wiener
Hofburgtheater glänzt und im Fach der »komiſchen Alten«
unübertroffen in Deutſchland daſteht. Wer aber damals
zu ſagen gewagt hätte: Amalie Neumann — das reizendſte
Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« — der
lieblichſte Benjamin in »Jakob und ſeine Söhne« — die
entzückendſte jugendliche Liebhaberin in hundert naiven
oder ſentimentalen Luſtſpiel-Rollen … wird einſt eine
prächtige »komiſche Alte« werden und die guten Wiener
als »Martha« im Fauſt entzücken, — den hätten unſere
jungen Theaterenthuſiaſten ſicher auf Piſtole gefordert.
»Unſere himmliſche Amalie Neumann — unmöglich!« …
Und doch wird in 50 Jahren, die ſeitdem hinabgerollt
ſind, im Leben ſo Manches möglich.

Amalie Morſtadt war 1800 in Karlsruhe geboren.
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[22/0050] Lachen der Zuſchauer erſchüttern machte — lächelte im Leben nie. In ſeinem Hauſe war er ſogar ein hypo¬ chondriſcher kleiner Tyrann. Er ſpielte prächtig Violine — aber im abgelegenſten Winkel ſeiner Wohnung, hinter mehreren verſchloſſenen Thüren. Bei welcher Wandertruppe hatte der tiefgebildete Regiſſeur Mittel ſeine Theaterlaufbahn begonnen? — Er ſprach nie darüber. Auch die Karlsruher Oper hatte damals einen wohl¬ verdienten Ruf. Mad. Gervais, die gefeierte erſte Sän¬ gerin, war die Tochter eines Pariſer Tanzmeiſters. Die Perle unſerer Bühne war aber unſtreitig Amalie Neumann, die noch heute als Frau Haitzinger am Wiener Hofburgtheater glänzt und im Fach der »komiſchen Alten« unübertroffen in Deutſchland daſteht. Wer aber damals zu ſagen gewagt hätte: Amalie Neumann — das reizendſte Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« — der lieblichſte Benjamin in »Jakob und ſeine Söhne« — die entzückendſte jugendliche Liebhaberin in hundert naiven oder ſentimentalen Luſtſpiel-Rollen … wird einſt eine prächtige »komiſche Alte« werden und die guten Wiener als »Martha« im Fauſt entzücken, — den hätten unſere jungen Theaterenthuſiaſten ſicher auf Piſtole gefordert. »Unſere himmliſche Amalie Neumann — unmöglich!« … Und doch wird in 50 Jahren, die ſeitdem hinabgerollt ſind, im Leben ſo Manches möglich. Amalie Morſtadt war 1800 in Karlsruhe geboren. In einer Wohlthätigkeitsvorſtellung betrat das liebliche

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/50>, abgerufen am 21.11.2024.