Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite

"Und Devrient, Wolff, seine Gattin, Rebenstein,
Krüger etc., sind das nicht Künstler in voller Kraft ihres
Talentes?"

"Jewiß! jewiß! -- aber unsere Königstädter werden
ihnen schon nachkommen. Klassische Stücke -- d. h.
Trauerspiele dürfen wir zwar nicht geben, doch das wird
sich finden. Und wir werden dafür ein brillantes Re¬
pertoir haben. Ludwig, Meyer, Piehl, Nagel -- welche
Schauspieler! Schmelka, Angeli, Rösike -- welche Ko¬
miker! -- und Spitzeder, unsere Perle, unser Stolz!
-- und die Damen -- Weidner, die Schwestern Sa¬
torius und Herold, Karoline Müller, Sie, Verehrteste --
welche Künstlerinnen!"

"Erlauben Sie, Herr Justizrath, -- spielen diese
Damen -- zweite Liebhaberinnen?"

"Nein! -- Erste!"

"Sieben erste Liebhaberinnen an einer Bühne ...
da hätte ich Lust, sogleich wieder abzureisen. Mein
Kontrakt lautet auf erste Partieen, und ich habe nicht
die Karlsruher Bühne verlassen, wo ich neben Madame
Neumann gefiel, um mit diesen sechs Damen hier um
die Palme zu ringen!"

"Begreife, Verehrteste, aber im Anfang müssen
Sie der Sache halber auch unbedeutendere Rollen über¬
nehmen. Im Tournier zu Kronstein ist die Gräfin
Elsbeth Ihnen zugetheilt; in acht Tagen wird die erste
Probe stattfinden, am Geburtstag des Kronprinzen wird
das Stück gegeben werden."

»Und Devrient, Wolff, ſeine Gattin, Rebenſtein,
Krüger ꝛc., ſind das nicht Künſtler in voller Kraft ihres
Talentes?«

»Jewiß! jewiß! — aber unſere Königſtädter werden
ihnen ſchon nachkommen. Klaſſiſche Stücke — d. h.
Trauerſpiele dürfen wir zwar nicht geben, doch das wird
ſich finden. Und wir werden dafür ein brillantes Re¬
pertoir haben. Ludwig, Meyer, Piehl, Nagel — welche
Schauſpieler! Schmelka, Angeli, Röſike — welche Ko¬
miker! — und Spitzeder, unſere Perle, unſer Stolz!
— und die Damen — Weidner, die Schweſtern Sa¬
torius und Herold, Karoline Müller, Sie, Verehrteſte —
welche Künſtlerinnen!«

»Erlauben Sie, Herr Juſtizrath, — ſpielen dieſe
Damen — zweite Liebhaberinnen?«

»Nein! — Erſte!«

»Sieben erſte Liebhaberinnen an einer Bühne …
da hätte ich Luſt, ſogleich wieder abzureiſen. Mein
Kontrakt lautet auf erſte Partieen, und ich habe nicht
die Karlsruher Bühne verlaſſen, wo ich neben Madame
Neumann gefiel, um mit dieſen ſechs Damen hier um
die Palme zu ringen!«

»Begreife, Verehrteſte, aber im Anfang müſſen
Sie der Sache halber auch unbedeutendere Rollen über¬
nehmen. Im Tournier zu Kronſtein iſt die Gräfin
Elsbeth Ihnen zugetheilt; in acht Tagen wird die erſte
Probe ſtattfinden, am Geburtstag des Kronprinzen wird
das Stück gegeben werden.«

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0069" n="41"/>
        <p>»Und Devrient, Wolff, &#x017F;eine Gattin, Reben&#x017F;tein,<lb/>
Krüger &#xA75B;c., &#x017F;ind das nicht Kün&#x017F;tler in voller Kraft ihres<lb/>
Talentes?«</p><lb/>
        <p>»Jewiß! jewiß! &#x2014; aber un&#x017F;ere König&#x017F;tädter werden<lb/>
ihnen &#x017F;chon nachkommen. Kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Stücke &#x2014; d. h.<lb/>
Trauer&#x017F;piele dürfen wir zwar nicht geben, doch das wird<lb/>
&#x017F;ich finden. Und wir werden dafür ein brillantes Re¬<lb/>
pertoir haben. Ludwig, Meyer, Piehl, Nagel &#x2014; welche<lb/>
Schau&#x017F;pieler! Schmelka, Angeli, Rö&#x017F;ike &#x2014; welche Ko¬<lb/>
miker! &#x2014; und Spitzeder, un&#x017F;ere Perle, un&#x017F;er Stolz!<lb/>
&#x2014; und die Damen &#x2014; Weidner, die Schwe&#x017F;tern Sa¬<lb/>
torius und Herold, Karoline Müller, Sie, Verehrte&#x017F;te &#x2014;<lb/>
welche Kün&#x017F;tlerinnen!«</p><lb/>
        <p>»Erlauben Sie, Herr Ju&#x017F;tizrath, &#x2014; &#x017F;pielen die&#x017F;e<lb/>
Damen &#x2014; zweite Liebhaberinnen?«</p><lb/>
        <p>»Nein! &#x2014; Er&#x017F;te!«</p><lb/>
        <p>»Sieben <hi rendition="#g">er&#x017F;te</hi> Liebhaberinnen an einer Bühne &#x2026;<lb/>
da hätte ich Lu&#x017F;t, &#x017F;ogleich wieder abzurei&#x017F;en. Mein<lb/>
Kontrakt lautet auf er&#x017F;te Partieen, und ich habe nicht<lb/>
die Karlsruher Bühne verla&#x017F;&#x017F;en, wo ich neben Madame<lb/>
Neumann gefiel, um mit die&#x017F;en &#x017F;echs Damen hier um<lb/>
die Palme zu ringen!«</p><lb/>
        <p>»Begreife, Verehrte&#x017F;te, aber im Anfang mü&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie der Sache halber auch unbedeutendere Rollen über¬<lb/>
nehmen. Im Tournier zu Kron&#x017F;tein i&#x017F;t die Gräfin<lb/>
Elsbeth Ihnen zugetheilt; in acht Tagen wird die er&#x017F;te<lb/>
Probe &#x017F;tattfinden, am Geburtstag des Kronprinzen wird<lb/>
das Stück gegeben werden.«<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0069] »Und Devrient, Wolff, ſeine Gattin, Rebenſtein, Krüger ꝛc., ſind das nicht Künſtler in voller Kraft ihres Talentes?« »Jewiß! jewiß! — aber unſere Königſtädter werden ihnen ſchon nachkommen. Klaſſiſche Stücke — d. h. Trauerſpiele dürfen wir zwar nicht geben, doch das wird ſich finden. Und wir werden dafür ein brillantes Re¬ pertoir haben. Ludwig, Meyer, Piehl, Nagel — welche Schauſpieler! Schmelka, Angeli, Röſike — welche Ko¬ miker! — und Spitzeder, unſere Perle, unſer Stolz! — und die Damen — Weidner, die Schweſtern Sa¬ torius und Herold, Karoline Müller, Sie, Verehrteſte — welche Künſtlerinnen!« »Erlauben Sie, Herr Juſtizrath, — ſpielen dieſe Damen — zweite Liebhaberinnen?« »Nein! — Erſte!« »Sieben erſte Liebhaberinnen an einer Bühne … da hätte ich Luſt, ſogleich wieder abzureiſen. Mein Kontrakt lautet auf erſte Partieen, und ich habe nicht die Karlsruher Bühne verlaſſen, wo ich neben Madame Neumann gefiel, um mit dieſen ſechs Damen hier um die Palme zu ringen!« »Begreife, Verehrteſte, aber im Anfang müſſen Sie der Sache halber auch unbedeutendere Rollen über¬ nehmen. Im Tournier zu Kronſtein iſt die Gräfin Elsbeth Ihnen zugetheilt; in acht Tagen wird die erſte Probe ſtattfinden, am Geburtstag des Kronprinzen wird das Stück gegeben werden.«

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/69
Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/69>, abgerufen am 21.11.2024.