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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die CIII. Laster-Predigt/
I.
Ungöttlich/
wider GOt-
tes Verbott/
GOtt der HErr verbietet es gar ernstlich in seinem H. Wort. Du solt dein
Hertz nicht verhärten/ noch deine Hand zu halten/ gegen deinem armen Bru-
der/ 5. Mos. 15. Entziehe dich nicht von deinem Fleisch/ sagt der HERR/
Es. 58. Von deinen Gütern hilff dem Armen/ und wende dich nicht von
dem Armen/ Tob. 4. Liebes Kind/ laß den Armen nicht Noth leiden/ und
sey nicht hart gegen dem Dürfftigen/ verachte den Hungerigen nicht/ und be-
trübe den Dürfftigen nicht in seiner Armuth. Einem Betrübten mache
nicht mehr Leides/ und verziehe die Gabe dem Dürfftigen nicht. Die Bitte
deß Elenden schlage nicht ab/ und wende dein Angesicht nicht von dem Armen/
und Exem-
pel.
Syr. 4. Ungöttlich ist auch die Unbarmhertzigkeit/ dieweil GOtt allein gut
und barmhertzig ist/ 2. Mos. 34. Seine Barmhertzigkeit ist so groß/ als er
selber ist/ Syr. 2. sie währet für und für/ Luc. 1. hat kein Ende/ und ist alle
Morgen neu/ Klag-L. 3. sie gehet über alle Welt/ Syr. 18. Dann sein Hertz
bricht ihm/ daß er sich unser erbarmen muß/ Jer. 31. Wer demnach unbarm-
hertzig ist/ der ist Gottloß/ Spr. 12. Wer die Barmhertzigkeit seinem Näch-
sten wägert/ bey dem ist keine Gottesfurcht/ Job. 6. Wer nicht barmhertzig
ist/ der ist kein Kind GOttes/ dann die fromme Kinder GOttes seyn barm-
hertzig/ wie auch ihr Vatter im Himmel barmhertzig ist/ Luc. 6. Weil dann
die Unbarmhertzigkeit beydes wider GOttes Verbott und Exempel ist/ so soll
sich ein jeder Christ für solchem ungöttlichen Laster lernen hüten. Und das

II.
Un-Christ-
lich/
wider Chri-
stum/ und

II. Weil die Unbarmhertzigkeit ein un-Christlich Laster ist. Chri-
stus der HErr vermahnet zur Barmhertzigkeit: Seyd barmhertzig/ wie auch
euer Vatter barmhertzig ist/ Luc. 6. Und die H. Evangelisten zeugen/ daß er
sich zum öfftern deß Volcks erbarmet und gejammert/ Matth. 9. Marc. 8. und
an andern Orten mehr. Wie kan nun der ein Christ seyn/ der Christi Ver-
das Chri-
stenthum.
mahnung und Exempel zuwider handelt? Uber das bestehet das wahre
Christenthum im rechten Glauben an GOtt/ und Hertzlicher Liebe gegen dem
Nächsten. Bey einem Unbarmhertzigen aber ist weder Glaube noch Liebe
zu finden/ der Glaube nicht/ dann wann ein rechter Glaube bey ihm wäre/ so
liesse er sich sehen in den guten Wercken/ Jac. 2. und wäre thätig durch die
Wercke der Liebe/ Gal. 5. Die Liebe ist auch nicht bey ihm/ dann die Liebe
thut dem Nächsten nichts Böses/ Rom. 13. die Liebe eifert nicht/ sie treibet
nicht Muthwillen/ sie stellet sich nicht ungebärdig/ sie lässet sich nicht erbittern/
sie trachtet nicht nach Schaden/ 1. Cor. 13. Wann jemand dieser Welt Gü-
ter hat/ und siehet seinen Bruder darben/ und schliesset sein Hertz vor ihm zu/
wie bleibet die Liebe GOttes bey ihm/ 1. Joh. 3. Frustra sibi de fide blan-
ditur, qui bonis operibus non ornatur,
sagt Bernhardus, das ist/ der bildet
ihm vergebens einen Glauben ein/ der mit guten Wercken nicht gezieret ist.
Wie kan dann der ein Christ seyn/ der keinen Christlichen Glauben/ und keine
Christliche Liebe hat. Darum/ weil die Unbarmhertzigkeit beydes wider

Christum

Die CIII. Laſter-Predigt/
I.
Ungoͤttlich/
wider GOt-
tes Verbott/
GOtt der HErꝛ verbietet es gar ernſtlich in ſeinem H. Wort. Du ſolt dein
Hertz nicht verhaͤrten/ noch deine Hand zu halten/ gegen deinem armen Bru-
der/ 5. Moſ. 15. Entziehe dich nicht von deinem Fleiſch/ ſagt der HERR/
Eſ. 58. Von deinen Guͤtern hilff dem Armen/ und wende dich nicht von
dem Armen/ Tob. 4. Liebes Kind/ laß den Armen nicht Noth leiden/ und
ſey nicht hart gegen dem Duͤrfftigen/ verachte den Hungerigen nicht/ und be-
truͤbe den Duͤrfftigen nicht in ſeiner Armuth. Einem Betruͤbten mache
nicht mehr Leides/ und verziehe die Gabe dem Duͤrfftigen nicht. Die Bitte
deß Elenden ſchlage nicht ab/ und wende dein Angeſicht nicht von dem Armen/
und Exem-
pel.
Syr. 4. Ungoͤttlich iſt auch die Unbarmhertzigkeit/ dieweil GOtt allein gut
und barmhertzig iſt/ 2. Moſ. 34. Seine Barmhertzigkeit iſt ſo groß/ als er
ſelber iſt/ Syr. 2. ſie waͤhret fuͤr und fuͤr/ Luc. 1. hat kein Ende/ und iſt alle
Morgen neu/ Klag-L. 3. ſie gehet uͤber alle Welt/ Syr. 18. Dann ſein Hertz
bricht ihm/ daß er ſich unſer erbarmen muß/ Jer. 31. Wer demnach unbarm-
hertzig iſt/ der iſt Gottloß/ Spr. 12. Wer die Barmhertzigkeit ſeinem Naͤch-
ſten waͤgert/ bey dem iſt keine Gottesfurcht/ Job. 6. Wer nicht barmhertzig
iſt/ der iſt kein Kind GOttes/ dann die fromme Kinder GOttes ſeyn barm-
hertzig/ wie auch ihr Vatter im Himmel barmhertzig iſt/ Luc. 6. Weil dann
die Unbarmhertzigkeit beydes wider GOttes Verbott und Exempel iſt/ ſo ſoll
ſich ein jeder Chriſt fuͤr ſolchem ungoͤttlichen Laſter lernen huͤten. Und das

II.
Un-Chriſt-
lich/
wider Chri-
ſtum/ und

II. Weil die Unbarmhertzigkeit ein un-Chriſtlich Laſter iſt. Chri-
ſtus der HErꝛ vermahnet zur Barmhertzigkeit: Seyd barmhertzig/ wie auch
euer Vatter barmhertzig iſt/ Luc. 6. Und die H. Evangeliſten zeugen/ daß er
ſich zum oͤfftern deß Volcks erbarmet und gejammert/ Matth. 9. Marc. 8. und
an andern Orten mehr. Wie kan nun der ein Chriſt ſeyn/ der Chriſti Ver-
das Chri-
ſtenthum.
mahnung und Exempel zuwider handelt? Uber das beſtehet das wahre
Chriſtenthum im rechten Glauben an GOtt/ und Hertzlicher Liebe gegen dem
Naͤchſten. Bey einem Unbarmhertzigen aber iſt weder Glaube noch Liebe
zu finden/ der Glaube nicht/ dann wann ein rechter Glaube bey ihm waͤre/ ſo
lieſſe er ſich ſehen in den guten Wercken/ Jac. 2. und waͤre thaͤtig durch die
Wercke der Liebe/ Gal. 5. Die Liebe iſt auch nicht bey ihm/ dann die Liebe
thut dem Naͤchſten nichts Boͤſes/ Rom. 13. die Liebe eifert nicht/ ſie treibet
nicht Muthwillen/ ſie ſtellet ſich nicht ungebaͤrdig/ ſie laͤſſet ſich nicht erbittern/
ſie trachtet nicht nach Schaden/ 1. Cor. 13. Wann jemand dieſer Welt Guͤ-
ter hat/ und ſiehet ſeinen Bruder darben/ und ſchlieſſet ſein Hertz vor ihm zu/
wie bleibet die Liebe GOttes bey ihm/ 1. Joh. 3. Fruſtrà ſibi de fide blan-
ditur, qui bonis operibus non ornatur,
ſagt Bernhardus, das iſt/ der bildet
ihm vergebens einen Glauben ein/ der mit guten Wercken nicht gezieret iſt.
Wie kan dann der ein Chriſt ſeyn/ der keinen Chriſtlichen Glauben/ und keine
Chriſtliche Liebe hat. Darum/ weil die Unbarmhertzigkeit beydes wider

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[998/1068] Die CIII. Laſter-Predigt/ GOtt der HErꝛ verbietet es gar ernſtlich in ſeinem H. Wort. Du ſolt dein Hertz nicht verhaͤrten/ noch deine Hand zu halten/ gegen deinem armen Bru- der/ 5. Moſ. 15. Entziehe dich nicht von deinem Fleiſch/ ſagt der HERR/ Eſ. 58. Von deinen Guͤtern hilff dem Armen/ und wende dich nicht von dem Armen/ Tob. 4. Liebes Kind/ laß den Armen nicht Noth leiden/ und ſey nicht hart gegen dem Duͤrfftigen/ verachte den Hungerigen nicht/ und be- truͤbe den Duͤrfftigen nicht in ſeiner Armuth. Einem Betruͤbten mache nicht mehr Leides/ und verziehe die Gabe dem Duͤrfftigen nicht. Die Bitte deß Elenden ſchlage nicht ab/ und wende dein Angeſicht nicht von dem Armen/ Syr. 4. Ungoͤttlich iſt auch die Unbarmhertzigkeit/ dieweil GOtt allein gut und barmhertzig iſt/ 2. Moſ. 34. Seine Barmhertzigkeit iſt ſo groß/ als er ſelber iſt/ Syr. 2. ſie waͤhret fuͤr und fuͤr/ Luc. 1. hat kein Ende/ und iſt alle Morgen neu/ Klag-L. 3. ſie gehet uͤber alle Welt/ Syr. 18. Dann ſein Hertz bricht ihm/ daß er ſich unſer erbarmen muß/ Jer. 31. Wer demnach unbarm- hertzig iſt/ der iſt Gottloß/ Spr. 12. Wer die Barmhertzigkeit ſeinem Naͤch- ſten waͤgert/ bey dem iſt keine Gottesfurcht/ Job. 6. Wer nicht barmhertzig iſt/ der iſt kein Kind GOttes/ dann die fromme Kinder GOttes ſeyn barm- hertzig/ wie auch ihr Vatter im Himmel barmhertzig iſt/ Luc. 6. Weil dann die Unbarmhertzigkeit beydes wider GOttes Verbott und Exempel iſt/ ſo ſoll ſich ein jeder Chriſt fuͤr ſolchem ungoͤttlichen Laſter lernen huͤten. Und das I. Ungoͤttlich/ wider GOt- tes Verbott/ und Exem- pel. II. Weil die Unbarmhertzigkeit ein un-Chriſtlich Laſter iſt. Chri- ſtus der HErꝛ vermahnet zur Barmhertzigkeit: Seyd barmhertzig/ wie auch euer Vatter barmhertzig iſt/ Luc. 6. Und die H. Evangeliſten zeugen/ daß er ſich zum oͤfftern deß Volcks erbarmet und gejammert/ Matth. 9. Marc. 8. und an andern Orten mehr. Wie kan nun der ein Chriſt ſeyn/ der Chriſti Ver- mahnung und Exempel zuwider handelt? Uber das beſtehet das wahre Chriſtenthum im rechten Glauben an GOtt/ und Hertzlicher Liebe gegen dem Naͤchſten. Bey einem Unbarmhertzigen aber iſt weder Glaube noch Liebe zu finden/ der Glaube nicht/ dann wann ein rechter Glaube bey ihm waͤre/ ſo lieſſe er ſich ſehen in den guten Wercken/ Jac. 2. und waͤre thaͤtig durch die Wercke der Liebe/ Gal. 5. Die Liebe iſt auch nicht bey ihm/ dann die Liebe thut dem Naͤchſten nichts Boͤſes/ Rom. 13. die Liebe eifert nicht/ ſie treibet nicht Muthwillen/ ſie ſtellet ſich nicht ungebaͤrdig/ ſie laͤſſet ſich nicht erbittern/ ſie trachtet nicht nach Schaden/ 1. Cor. 13. Wann jemand dieſer Welt Guͤ- ter hat/ und ſiehet ſeinen Bruder darben/ und ſchlieſſet ſein Hertz vor ihm zu/ wie bleibet die Liebe GOttes bey ihm/ 1. Joh. 3. Fruſtrà ſibi de fide blan- ditur, qui bonis operibus non ornatur, ſagt Bernhardus, das iſt/ der bildet ihm vergebens einen Glauben ein/ der mit guten Wercken nicht gezieret iſt. Wie kan dann der ein Chriſt ſeyn/ der keinen Chriſtlichen Glauben/ und keine Chriſtliche Liebe hat. Darum/ weil die Unbarmhertzigkeit beydes wider Chriſtum das Chri- ſtenthum.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 998. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1068>, abgerufen am 22.11.2024.