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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die CIV. Laster-Predigt/
trauet GOtt nicht/ dann ob ihne wol GOtt hat erschaffen/ biß daher erhalten/
und in seinem H. Wort versprochen/ ihne bey Verrichtung seiner ordentlichen
Berufsgeschäfften noch ferner zu segnen/ so glaubt er doch solchen Worten und
Verheissungen GOttes nicht/ fällt von dem wahren GOtt ab/ und nimmt da-
gegen den ungerechten Mammon für seinen Gott an/ sucht mit Unrecht wo
er nie hingelegt hat/ trauet auch manchem Gottlosen Menschen/ der ihm zu sei-
nen ungerechten Händlen hilfft/ mehr als GOtt selbst und allen seinen Göttli-
und Liebe/chen Gnaden-Verheissungen. So ist auch kein Christliche Liebe bey ihm ge-
gen seinem Nächsten/ dann die Liebe freuet sich nicht der Ungerechtigkeit. 1.
Cor. 13. Aber ein ungerechter Mensch freuet sich/ wann er mit List/ Gewalt und
Unrecht den Nächsten kan um das Seinige bringen und zu sich reissen/ der
Nächste habe dabey was er wolle/ rips raps/ sagt er/ in meinen Sack/ GOtt ge-
und wider
den HErrn
Christum
selbsten.
be was ein anderer habe/ verzeucht sich also aller Christlichen Liebe/ die er doch
seinem Nächsten von Gotts und Rechts wegen zu erweisen schuldig ist. Und
wie solte es ein Christlich Werck seyn können/ wann man dem Nächsten un-
recht thut/ da doch solche Ungerechtigkeit/ nicht allein wider den Nächsten als
einen wahren Christen/ sondern wider den HErrn Christum selbsten ist und
lauffet/ als welcher alles/ was seinen glaubigen Gliedern/ gutes oder böses/ ge-
rechtes oder ungerechtes widerfähret/ nicht anderst erkennet und annimmt/ als
wann es ihm selbsten in eigener Person angethan wurde/ wie er sagt Matth.
18. Auch einmal am Jüngsten Tag offentlich bezeugen wird/ Matth. 25.
Weil dann die Ungerechtigkeit wider das Christenthum und wider den HErrn
Christum selbsten ist/ so soll sich ein jeder Christ vor solchem unchristlichen La-
III.
Unnatür-
lich.
ster lernen hüten. Und das

III. Weil die Ungerechtigkeit ein unnatürliches Laster ist. Es seyn
ja die 3. principia, darauf das gantze Recht gegründet ist/ uns allen von Na-
tur bekant und eingepflantzet/ die heissen 1. honeste vivere, ehrlich Leben. 2.
neminem laedere, niemand beleidigen/ und 3. suum cuique tribuere, einem
jeden geben was sein ist/ welches auch die weise Heyden auß dem Liecht der
Natur erkannt haben. So demnach einer seinem Nächsten nicht gibt was
ihm gebührt/ oder lasst ihm nicht was sein ist/ oder was ihme von Rechts we-
gen gehört/ sondern bringt ihn darum/ mit deß Nächsten Schaden/ so thut er
wider die Natur/ die ihn (wann er gleich Gottes Wort nicht hätte) ein anders
lehret/ nemlich er solle suum cuique tribuere, einem jeden geben was sein ist/
gleich wie er selbsten auch auß Trieb der Natur haben möchte/ daß man ihm ge-
be und lasse was sein ist.

IV.
Schädlich.

IV. Jst die Ungerechtigkeit zu fliehen/ weil sie ein schädlich Laster
ist. Ungerechtigkeit verwüstet alle Land. Weißh. 6. Wo die Ungerechtigkeit
überhand nimmt/ da gehts übel daher in allen Ständen/ dann wie die Gerech-
tigkeit alle andere Tugenden in sich begreifft/ also die Ungerechtigkeit begreifft

in

Die CIV. Laſter-Predigt/
trauet GOtt nicht/ dann ob ihne wol GOtt hat erſchaffen/ biß daher erhalten/
und in ſeinem H. Wort verſprochen/ ihne bey Verrichtung ſeiner ordentlichen
Berufsgeſchaͤfften noch ferner zu ſegnen/ ſo glaubt er doch ſolchen Worten und
Verheiſſungen GOttes nicht/ faͤllt von dem wahren GOtt ab/ und nimmt da-
gegen den ungerechten Mammon fuͤr ſeinen Gott an/ ſucht mit Unrecht wo
er nie hingelegt hat/ trauet auch manchem Gottloſen Menſchen/ der ihm zu ſei-
nen ungerechten Haͤndlen hilfft/ mehr als GOtt ſelbſt und allen ſeinen Goͤttli-
und Liebe/chen Gnaden-Verheiſſungen. So iſt auch kein Chriſtliche Liebe bey ihm ge-
gen ſeinem Naͤchſten/ dann die Liebe freuet ſich nicht der Ungerechtigkeit. 1.
Cor. 13. Aber ein ungerechter Menſch freuet ſich/ wann er mit Liſt/ Gewalt und
Unrecht den Naͤchſten kan um das Seinige bringen und zu ſich reiſſen/ der
Naͤchſte habe dabey was er wolle/ rips raps/ ſagt er/ in meinen Sack/ GOtt ge-
und wider
den HErꝛn
Chriſtum
ſelbſten.
be was ein anderer habe/ verzeucht ſich alſo aller Chriſtlichen Liebe/ die er doch
ſeinem Naͤchſten von Gotts und Rechts wegen zu erweiſen ſchuldig iſt. Und
wie ſolte es ein Chriſtlich Werck ſeyn koͤnnen/ wann man dem Naͤchſten un-
recht thut/ da doch ſolche Ungerechtigkeit/ nicht allein wider den Naͤchſten als
einen wahren Chriſten/ ſondern wider den HErꝛn Chriſtum ſelbſten iſt und
lauffet/ als welcher alles/ was ſeinen glaubigen Gliedern/ gutes oder boͤſes/ ge-
rechtes oder ungerechtes widerfaͤhret/ nicht anderſt erkennet und annimmt/ als
wann es ihm ſelbſten in eigener Perſon angethan wurde/ wie er ſagt Matth.
18. Auch einmal am Juͤngſten Tag offentlich bezeugen wird/ Matth. 25.
Weil dann die Ungerechtigkeit wider das Chriſtenthum und wider den HErꝛn
Chriſtum ſelbſten iſt/ ſo ſoll ſich ein jeder Chriſt vor ſolchem unchriſtlichen La-
III.
Unnatuͤr-
lich.
ſter lernen huͤten. Und das

III. Weil die Ungerechtigkeit ein unnatuͤrliches Laſter iſt. Es ſeyn
ja die 3. principia, darauf das gantze Recht gegruͤndet iſt/ uns allen von Na-
tur bekant und eingepflantzet/ die heiſſen 1. honeſtè vivere, ehrlich Leben. 2.
neminem lædere, niemand beleidigen/ und 3. ſuum cuique tribuere, einem
jeden geben was ſein iſt/ welches auch die weiſe Heyden auß dem Liecht der
Natur erkannt haben. So demnach einer ſeinem Naͤchſten nicht gibt was
ihm gebuͤhrt/ oder laſſt ihm nicht was ſein iſt/ oder was ihme von Rechts we-
gen gehoͤrt/ ſondern bringt ihn darum/ mit deß Naͤchſten Schaden/ ſo thut er
wider die Natur/ die ihn (wann er gleich Gottes Wort nicht haͤtte) ein anders
lehret/ nemlich er ſolle ſuum cuique tribuere, einem jeden geben was ſein iſt/
gleich wie er ſelbſten auch auß Trieb der Natur haben moͤchte/ daß man ihm ge-
be und laſſe was ſein iſt.

IV.
Schaͤdlich.

IV. Jſt die Ungerechtigkeit zu fliehen/ weil ſie ein ſchaͤdlich Laſter
iſt. Ungerechtigkeit verwuͤſtet alle Land. Weißh. 6. Wo die Ungerechtigkeit
uͤberhand nimmt/ da gehts uͤbel daher in allen Staͤnden/ dann wie die Gerech-
tigkeit alle andere Tugenden in ſich begreifft/ alſo die Ungerechtigkeit begreifft

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[1008/1078] Die CIV. Laſter-Predigt/ trauet GOtt nicht/ dann ob ihne wol GOtt hat erſchaffen/ biß daher erhalten/ und in ſeinem H. Wort verſprochen/ ihne bey Verrichtung ſeiner ordentlichen Berufsgeſchaͤfften noch ferner zu ſegnen/ ſo glaubt er doch ſolchen Worten und Verheiſſungen GOttes nicht/ faͤllt von dem wahren GOtt ab/ und nimmt da- gegen den ungerechten Mammon fuͤr ſeinen Gott an/ ſucht mit Unrecht wo er nie hingelegt hat/ trauet auch manchem Gottloſen Menſchen/ der ihm zu ſei- nen ungerechten Haͤndlen hilfft/ mehr als GOtt ſelbſt und allen ſeinen Goͤttli- chen Gnaden-Verheiſſungen. So iſt auch kein Chriſtliche Liebe bey ihm ge- gen ſeinem Naͤchſten/ dann die Liebe freuet ſich nicht der Ungerechtigkeit. 1. Cor. 13. Aber ein ungerechter Menſch freuet ſich/ wann er mit Liſt/ Gewalt und Unrecht den Naͤchſten kan um das Seinige bringen und zu ſich reiſſen/ der Naͤchſte habe dabey was er wolle/ rips raps/ ſagt er/ in meinen Sack/ GOtt ge- be was ein anderer habe/ verzeucht ſich alſo aller Chriſtlichen Liebe/ die er doch ſeinem Naͤchſten von Gotts und Rechts wegen zu erweiſen ſchuldig iſt. Und wie ſolte es ein Chriſtlich Werck ſeyn koͤnnen/ wann man dem Naͤchſten un- recht thut/ da doch ſolche Ungerechtigkeit/ nicht allein wider den Naͤchſten als einen wahren Chriſten/ ſondern wider den HErꝛn Chriſtum ſelbſten iſt und lauffet/ als welcher alles/ was ſeinen glaubigen Gliedern/ gutes oder boͤſes/ ge- rechtes oder ungerechtes widerfaͤhret/ nicht anderſt erkennet und annimmt/ als wann es ihm ſelbſten in eigener Perſon angethan wurde/ wie er ſagt Matth. 18. Auch einmal am Juͤngſten Tag offentlich bezeugen wird/ Matth. 25. Weil dann die Ungerechtigkeit wider das Chriſtenthum und wider den HErꝛn Chriſtum ſelbſten iſt/ ſo ſoll ſich ein jeder Chriſt vor ſolchem unchriſtlichen La- ſter lernen huͤten. Und das und Liebe/ und wider den HErꝛn Chriſtum ſelbſten. III. Unnatuͤr- lich. III. Weil die Ungerechtigkeit ein unnatuͤrliches Laſter iſt. Es ſeyn ja die 3. principia, darauf das gantze Recht gegruͤndet iſt/ uns allen von Na- tur bekant und eingepflantzet/ die heiſſen 1. honeſtè vivere, ehrlich Leben. 2. neminem lædere, niemand beleidigen/ und 3. ſuum cuique tribuere, einem jeden geben was ſein iſt/ welches auch die weiſe Heyden auß dem Liecht der Natur erkannt haben. So demnach einer ſeinem Naͤchſten nicht gibt was ihm gebuͤhrt/ oder laſſt ihm nicht was ſein iſt/ oder was ihme von Rechts we- gen gehoͤrt/ ſondern bringt ihn darum/ mit deß Naͤchſten Schaden/ ſo thut er wider die Natur/ die ihn (wann er gleich Gottes Wort nicht haͤtte) ein anders lehret/ nemlich er ſolle ſuum cuique tribuere, einem jeden geben was ſein iſt/ gleich wie er ſelbſten auch auß Trieb der Natur haben moͤchte/ daß man ihm ge- be und laſſe was ſein iſt. IV. Jſt die Ungerechtigkeit zu fliehen/ weil ſie ein ſchaͤdlich Laſter iſt. Ungerechtigkeit verwuͤſtet alle Land. Weißh. 6. Wo die Ungerechtigkeit uͤberhand nimmt/ da gehts uͤbel daher in allen Staͤnden/ dann wie die Gerech- tigkeit alle andere Tugenden in ſich begreifft/ alſo die Ungerechtigkeit begreifft in

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1078>, abgerufen am 22.11.2024.