Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.vom Wucher. Lehr. HJer haben wir nun von einem andern Laster/ das eigentlich auf denLehr. I. Soll sich ein Christ vor diesem Laster hüten/ weil der Wucher wider II. Soll sich ein Christ vor diesem Laster hüten/ weil der Wucher wi-II. tur/ O o o o o o 3
vom Wucher. Lehr. HJer haben wir nun von einem andern Laſter/ das eigentlich auf denLehr. I. Soll ſich ein Chriſt vor dieſem Laſter huͤten/ weil der Wucher wider II. Soll ſich ein Chriſt vor dieſem Laſter huͤten/ weil der Wucher wi-II. tur/ O o o o o o 3
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vom Wucher.
Lehr.
HJer haben wir nun von einem andern Laſter/ das eigentlich auf den
Naͤchſten ſiehet und gehet/ zu reden/ und darfuͤr zu warnen/ das heiſſet
Uſura, der Wucher/ daß ein jeder Chriſt ſich darvor huͤten und kei-
nen Wucher an ſeinem Naͤchſten treiben ſolle. Und das vornem-
lich um nach folgender acht Urſachen willen.
Lehr.
Am Naͤch-
ſten nicht zu
wuchern/
weil der
Wucher wi-
der
I. Soll ſich ein Chriſt vor dieſem Laſter huͤten/ weil der Wucher wider
GOtt und ſein H. Wort und Verbott iſt. Dann da GOtt der HErꝛ im
ſiebenden Gebott ſagt: Du ſolt nicht ſtehlen. Erklaͤret ſolches unſer Kirchen-
Geſang alſo: Du ſolt nicht ſtehlen Geld noch Gut/ nicht wuchern jemands
Schweiß noch Blut. Alſo ſagt GOtt der HErꝛ: Wann du Geld leiheſt
meinem Volck/ das arm iſt bey dir/ ſolt du ihn nicht zu Schaden dringen/
und keinen Wucher auf ihn treiben/ 2. Moſ. 22. Wann dein Bruder verar-
met/ und neben dir abnimmt/ ſo ſolt du nicht Wucher von ihm nehmen/ noch
Uberſatz/ du ſolt ihm dein Geld nicht auf Wucher thun/ noch deine Speiſe auf
Uberſatz außthun/ denn ich bin der HErꝛ euer GOtt/ 3. Moſ. 25. Und wie-
derum: Du ſolt an deinem Bruder nicht wuchern/ weder mit Geld noch mit
Speiß/ noch mit allem/ darmit man wuchern kan/ 5. Moſ. 23. Nehemias/
auß Goͤttlichem Eifer/ ſchalt die Raths-Herren und Oberſten unter den Ju-
den/ und ſprach: Wolt ihr einer auf den andern Wucher treiben? Es iſt
nicht gut/ das ihr thut/ Neh. 5. Und der HErꝛ Chriſtus ſagt: Die Suͤnder
leihen den Suͤndern/ auf daß ſie gleiches wieder nehmen. Aber ſeinen Chri-
ſten gibt er dieſen Befehl: Thut wol/ und leihet/ da ihr nichts darfuͤr hoffet/
Luc. 6. Jn welchen Spruͤchen allen in Acht zu nehmen/ daß darinnen gere-
det wird von dem Bruder/ der verarmet iſt/ von dem Uberſatz/ und dem Drin-
gen mit deß Naͤchſten Nachtheil/ das verbietet der HErꝛ in ſeinem Wort/
und die darwider thun/ die (ſagt er in unſerm Text/) vergeſſen ſein und ſeines
Worts. So GOttes-vergeſſen ſollen wir nicht ſeyn.
I.
GOtt.
II. Soll ſich ein Chriſt vor dieſem Laſter huͤten/ weil der Wucher wi-
der die Natur iſt. Der HErꝛ Chriſtus ſetzt/ Matth. 7. dieſen allgemeinen
Spruch/ der uns allen von Natur eingepflantzet iſt: Alles/ was ihr wollet/
das euch die Leute thun ſollen/ das thut ihr ihnen auch. Und im Gegentheil:
Was ihr wollet/ das man euch nicht thun ſoll/ das thut ihr andern auch nicht.
Nun wird/ auſſer allem Zweiffel/ keiner begehren/ wann er in der Noth und
Armuth/ zu ſeiner und der Seinigen noth-duͤrfftigen Unterhaltung/ von ei-
nem andern etwas entlehnet/ daß man hierinnen viel ſolte an ihm wollen er-
wuchern und gewinnen/ darum ſo ſoll er ſolches an ſeinen verarmten Naͤch-
ſten auch nicht begehren/ begehret und thut er es aber/ ſo thut er wider die Na-
tur/
II.
Natur.
O o o o o o 3
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