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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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von der Schaden-Freude.
und Arbeit eine Ergötzligkeit hat/ daher David sagt/ GOtt habe den Wein
erschaffen/ daß er deß Menschen Hertz erfreue/ und das Brodt deß Menschen
Hertz stärcke/ Ps. 104. Dargegen aber ist eine verbottene Freude/ da man
sich freuet Böses zu thun/ Spr. 2. Oder lebet mit Ubermaß alle Tage herr-
lich und in Freuden/ wie der reiche Mann/ Luc. 16. Oder da man sich über
deß Nächsten Unglück freuet: Und von diesem letztern redet allhier Salo-
mon/ da er sagt: Freue dich deß Falls deines Feindes nicht/ und
dein Hertz sey nicht fro über seinem Unglück.
Wenn dein NächsterFalls und
gefallen/ entweder einen schweren Sünden-Fall gethan/ und sich wider GOtt
und seine Heilige Gebott gröblich vergriffen/ nicht nur/ auß Menschlicher
Schwachheit/ ein wenig gestrauchlet/ sondern gar gefallen/ in grosse Schande
und Laster gerathen. Oder/ wann deinem Nächsten ein Unglück begegnet/Unglücks
daß er an der Seelen angefochten/ oder mit Leibes Schwach- und Kranckheit
beladen ist/ oder daß ihm an seinen zeitlichen Gütern Schaden geschehen/ oder
sonsten in einer Noth/ Gefahr und Unglück stecket/ so sagt Salomo/ freue
dich
solches Falls nicht/ und dein Hertz sey nicht fro über seinem
Unglück/
gönne es ihm nicht in deinem Hertzen/ jubilire und frolocke nicht
darüber. Und welches wol zu mercken/ so redet Salomo allhier von ei-deines Fein-
des.

nem Feind/ der einem zuvor etwas zuwider gethan/ und nichts Gutes um
uns verdienet hat/ über dessen Fall und Unglück soll man sich nicht freuen.
Darauß zu schliessen/ daß man sich viel weniger freuen soll/ wann es unserm
Freunde/ Nachbarn/ Verwandten oder Bekandten übel gehet/ der uns
wol gewogen/ und bißher uns und den Unserigen alles Gutes erzeiget und er-
wiesen hat. Es sagt zwar GOtt der HErr/ Ps. 91. Du wirst mit deinenEinrede auß
dem Ps 91.

Augen deine Lust sehen/ und schauen/ wie es den Gottlosen vergolten wird.
Aber dieses ist nicht nach dem fleischlichen Urtheil und Affecten zu verstehen/Antwort.
da ein Christ auß Haß und eigener Rach/ an deß Nächsten Schaden/ Unter-
gang und Verderben/ seine Lust suchen wolte/ sondern nach dem Geist sehen
die Christen ihre Lust/ das ist/ sie erkennen und rühmen hierüber GOttes Ge-
rechtigkeit/ und sehen ihre Lust und Freude an den wunderlichen Gerichten
GOttes: Unterdessen beklagen und beweinen sie doch der Gottlosen Ver-
derben/ wie David eine grosse Klage über den Tod und Untergang Absalons
geführet/ 2. Sam. 19. und der HErr Christus über der Zerstörung der Stadt
Jerusalem seine bittere Thränen vergossen/ Luc. 19. Darum sagt Salomo
allhier recht: Freue dich deß F[a]lls deines Feindes nicht/ und dein
Hertz sey nicht fro über seinem Unglück.
Dessen setzet er eine beweg-Ursach/
liche Ursach hinzu/ und sagt ferner: Es möcht der HErr sehen/ und
ihm übel gefallen/ und seinen Zorn von ihm wenden.
GOTT derGOttes
Sehen/
sein Miß-
fallen/ und

HERR/ der alles siehet und weißt/ möchte diß auch sehen/ daß du nemlich
deinem Nächsten Arges gönnest/ und über sein Unglück frolockest. Es wür-

de
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von der Schaden-Freude.
und Arbeit eine Ergoͤtzligkeit hat/ daher David ſagt/ GOtt habe den Wein
erſchaffen/ daß er deß Menſchen Hertz erfreue/ und das Brodt deß Menſchen
Hertz ſtaͤrcke/ Pſ. 104. Dargegen aber iſt eine verbottene Freude/ da man
ſich freuet Boͤſes zu thun/ Spr. 2. Oder lebet mit Ubermaß alle Tage herꝛ-
lich und in Freuden/ wie der reiche Mann/ Luc. 16. Oder da man ſich uͤber
deß Naͤchſten Ungluͤck freuet: Und von dieſem letztern redet allhier Salo-
mon/ da er ſagt: Freue dich deß Falls deines Feindes nicht/ und
dein Hertz ſey nicht fro uͤber ſeinem Ungluͤck.
Wenn dein NaͤchſterFalls und
gefallen/ entweder einen ſchweren Suͤnden-Fall gethan/ und ſich wider GOtt
und ſeine Heilige Gebott groͤblich vergriffen/ nicht nur/ auß Menſchlicher
Schwachheit/ ein wenig geſtrauchlet/ ſondern gar gefallen/ in groſſe Schande
und Laſter gerathen. Oder/ wann deinem Naͤchſten ein Ungluͤck begegnet/Ungluͤcks
daß er an der Seelen angefochten/ oder mit Leibes Schwach- und Kranckheit
beladen iſt/ oder daß ihm an ſeinen zeitlichen Guͤtern Schaden geſchehen/ oder
ſonſten in einer Noth/ Gefahr und Ungluͤck ſtecket/ ſo ſagt Salomo/ freue
dich
ſolches Falls nicht/ und dein Hertz ſey nicht fro uͤber ſeinem
Ungluͤck/
goͤnne es ihm nicht in deinem Hertzen/ jubilire und frolocke nicht
daruͤber. Und welches wol zu mercken/ ſo redet Salomo allhier von ei-deines Fein-
des.

nem Feind/ der einem zuvor etwas zuwider gethan/ und nichts Gutes um
uns verdienet hat/ uͤber deſſen Fall und Ungluͤck ſoll man ſich nicht freuen.
Darauß zu ſchlieſſen/ daß man ſich viel weniger freuen ſoll/ wann es unſerm
Freunde/ Nachbarn/ Verwandten oder Bekandten uͤbel gehet/ der uns
wol gewogen/ und bißher uns und den Unſerigen alles Gutes erzeiget und er-
wieſen hat. Es ſagt zwar GOtt der HErꝛ/ Pſ. 91. Du wirſt mit deinenEinrede auß
dem Pſ 91.

Augen deine Luſt ſehen/ und ſchauen/ wie es den Gottloſen vergolten wird.
Aber dieſes iſt nicht nach dem fleiſchlichen Urtheil und Affecten zu verſtehen/Antwort.
da ein Chriſt auß Haß und eigener Rach/ an deß Naͤchſten Schaden/ Unter-
gang und Verderben/ ſeine Luſt ſuchen wolte/ ſondern nach dem Geiſt ſehen
die Chriſten ihre Luſt/ das iſt/ ſie erkennen und ruͤhmen hieruͤber GOttes Ge-
rechtigkeit/ und ſehen ihre Luſt und Freude an den wunderlichen Gerichten
GOttes: Unterdeſſen beklagen und beweinen ſie doch der Gottloſen Ver-
derben/ wie David eine groſſe Klage uͤber den Tod und Untergang Abſalons
gefuͤhret/ 2. Sam. 19. und der HErꝛ Chriſtus uͤber der Zerſtoͤrung der Stadt
Jeruſalem ſeine bittere Thraͤnen vergoſſen/ Luc. 19. Darum ſagt Salomo
allhier recht: Freue dich deß F[a]lls deines Feindes nicht/ und dein
Hertz ſey nicht fro uͤber ſeinem Ungluͤck.
Deſſen ſetzet er eine beweg-Urſach/
liche Urſach hinzu/ und ſagt ferner: Es moͤcht der HErꝛ ſehen/ und
ihm uͤbel gefallen/ und ſeinen Zorn von ihm wenden.
GOTT derGOttes
Sehen/
ſein Miß-
fallen/ und

HERR/ der alles ſiehet und weißt/ moͤchte diß auch ſehen/ daß du nemlich
deinem Naͤchſten Arges goͤnneſt/ und uͤber ſein Ungluͤck frolockeſt. Es wuͤr-

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[1049/1119] von der Schaden-Freude. und Arbeit eine Ergoͤtzligkeit hat/ daher David ſagt/ GOtt habe den Wein erſchaffen/ daß er deß Menſchen Hertz erfreue/ und das Brodt deß Menſchen Hertz ſtaͤrcke/ Pſ. 104. Dargegen aber iſt eine verbottene Freude/ da man ſich freuet Boͤſes zu thun/ Spr. 2. Oder lebet mit Ubermaß alle Tage herꝛ- lich und in Freuden/ wie der reiche Mann/ Luc. 16. Oder da man ſich uͤber deß Naͤchſten Ungluͤck freuet: Und von dieſem letztern redet allhier Salo- mon/ da er ſagt: Freue dich deß Falls deines Feindes nicht/ und dein Hertz ſey nicht fro uͤber ſeinem Ungluͤck. Wenn dein Naͤchſter gefallen/ entweder einen ſchweren Suͤnden-Fall gethan/ und ſich wider GOtt und ſeine Heilige Gebott groͤblich vergriffen/ nicht nur/ auß Menſchlicher Schwachheit/ ein wenig geſtrauchlet/ ſondern gar gefallen/ in groſſe Schande und Laſter gerathen. Oder/ wann deinem Naͤchſten ein Ungluͤck begegnet/ daß er an der Seelen angefochten/ oder mit Leibes Schwach- und Kranckheit beladen iſt/ oder daß ihm an ſeinen zeitlichen Guͤtern Schaden geſchehen/ oder ſonſten in einer Noth/ Gefahr und Ungluͤck ſtecket/ ſo ſagt Salomo/ freue dich ſolches Falls nicht/ und dein Hertz ſey nicht fro uͤber ſeinem Ungluͤck/ goͤnne es ihm nicht in deinem Hertzen/ jubilire und frolocke nicht daruͤber. Und welches wol zu mercken/ ſo redet Salomo allhier von ei- nem Feind/ der einem zuvor etwas zuwider gethan/ und nichts Gutes um uns verdienet hat/ uͤber deſſen Fall und Ungluͤck ſoll man ſich nicht freuen. Darauß zu ſchlieſſen/ daß man ſich viel weniger freuen ſoll/ wann es unſerm Freunde/ Nachbarn/ Verwandten oder Bekandten uͤbel gehet/ der uns wol gewogen/ und bißher uns und den Unſerigen alles Gutes erzeiget und er- wieſen hat. Es ſagt zwar GOtt der HErꝛ/ Pſ. 91. Du wirſt mit deinen Augen deine Luſt ſehen/ und ſchauen/ wie es den Gottloſen vergolten wird. Aber dieſes iſt nicht nach dem fleiſchlichen Urtheil und Affecten zu verſtehen/ da ein Chriſt auß Haß und eigener Rach/ an deß Naͤchſten Schaden/ Unter- gang und Verderben/ ſeine Luſt ſuchen wolte/ ſondern nach dem Geiſt ſehen die Chriſten ihre Luſt/ das iſt/ ſie erkennen und ruͤhmen hieruͤber GOttes Ge- rechtigkeit/ und ſehen ihre Luſt und Freude an den wunderlichen Gerichten GOttes: Unterdeſſen beklagen und beweinen ſie doch der Gottloſen Ver- derben/ wie David eine groſſe Klage uͤber den Tod und Untergang Abſalons gefuͤhret/ 2. Sam. 19. und der HErꝛ Chriſtus uͤber der Zerſtoͤrung der Stadt Jeruſalem ſeine bittere Thraͤnen vergoſſen/ Luc. 19. Darum ſagt Salomo allhier recht: Freue dich deß Falls deines Feindes nicht/ und dein Hertz ſey nicht fro uͤber ſeinem Ungluͤck. Deſſen ſetzet er eine beweg- liche Urſach hinzu/ und ſagt ferner: Es moͤcht der HErꝛ ſehen/ und ihm uͤbel gefallen/ und ſeinen Zorn von ihm wenden. GOTT der HERR/ der alles ſiehet und weißt/ moͤchte diß auch ſehen/ daß du nemlich deinem Naͤchſten Arges goͤnneſt/ und uͤber ſein Ungluͤck frolockeſt. Es wuͤr- de Falls und Ungluͤcks deines Fein- des. Einrede auß dem Pſ 91. Antwort. Urſach/ GOttes Sehen/ ſein Miß- fallen/ und R r r r r r

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 1049. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1119>, abgerufen am 23.11.2024.