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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XXXIII. Laster-Predigt/
II.
Warnung
Kirchen-
Raub ist
1. greulich.

II. Warnung/ daß wir uns alle/ samt und sonders vor disem Laster deß Kir-
chenraubs treulich hüten/ dan es ist ein greulich Laster/ wider natürliche Recht/
wider Göttl. Recht/ wider Käys. Recht/ wider alle Billigkeit/ wider die alte löb-
liche Gewonheit und Exempel: Die fromme Alten habens auß Gottseligem
Eyfer gestifftet/ ihr Meinung in den Brieffen wol verfasset/ und mit Sigillen
bekräfftiget/ daß solche Güter zu milden Sachen und nicht in anderen Ge-
brauch sollen verwendet werden/ wider solchen ihren Willen etwas thun/ ist
Conf. Ex-
emplum
Masinissae.

Sünden-
Roll p. 430.
unchristlich. Siehabens GOtt geheiliget/ wers wieder nimmt/ der berau-
bet GOtt selbst/ solche Gesellen seyn gleich den Heydnischen Kriegsgurglen
Pilati/ das Volck hatte in ihrem Eyfer dem HErrn Christo am Palmtag ihre
Kleider unter gebreitet/ Sie aber zogen ihm am Charfreytag seine eigene Kley-
der auß/ und spielten drum. Matth. 27. Also da die Gottselige Alten ihre
Güter GOtt geheiliget/ daß Christus in seinen Gliedern damit geehrt/ bedeckt
und erhalten worden/ kommen sie jetzo und ziehen den HErrn Christum auß/
spielen und lassen den HErrn Christum nacket und bloß am Creutz hangen.
Dieser Greuel sagt. Erasmus Albertus, sey ein Zeichen vor dem Jüngsten
2. Hoch-
schädlich La-
ster.
Tag. Der Kirchen-Raub ist ein hochschädliches Laster/ die Stiffter in ihren
Brieffen klagen darüber/ Kirchen und Schuldiener seuffzen drüber/ die Kir-
chengebäu vergehen/ die studirende Jugend muß verligen/ manch gut ingenium
muß versauren/ Arme und Dürfftige verschmachten/ ächzen und jammern
drüber/ wie solte denn Glück und Segen dabey seyn können/ die Geistliche Gü-
ter haben eiserne Zähn/ sie fressen alles weltliche Gut auf/ wann sie unter ein-
ander gemischt werden/ eben wie man von den Adlers Federn sagt/ daß sie die
andere Federn verzehren. Und neben dem daß andere fromme/ gutthätige
Hertzen von milden Stifftungen abgeschröckt werden/ wann sie sehen/ daß man
mit der Vorfahrer Legatis und Verordnungen so unverantwortlich umgeht/
so findet sich noch allwegen Gottes gerechte Rach und Straff dabey: Diony-
sius
zwar/ König in Sicilien trieb sein Gespött darauß/ da er die Kirchen be-
raubet/ und he[r]nach aufdem Meer guten Wind hatte/ sagt er: Ey wie guten
Wind haben die Kirchen-Diebe! aber die Exempla gebens/ daß sie gemei-
niglich schröcklich seyn gestrafft worden. Antiochus ward bey lebendigem
Leib von den Würmen geplagt und gefressen. 2. Maccab. 9. Belsazer ward
erstochen. Dan. 5. Heliodorus ward von zweyen Englen geschlagen/ daß er in
einer Unmacht zur Erden sanck. 2. Maccab. 3. Anan. und Sapphira. Gesch. 5.
Mich. Sax.
Käys. Chr.
II. f. 144.
Käyser Leo IV. raubte auß der Kirchen Sophiae zu Constantinopel ein gul-
dene Cron mit vielen Edelgesteinen besetzt/ prangete damit und sagt/ Christus
hab die Armen selig gepriesen und bedärffe dieser Cronen nicht/ bald entzünde-
ten sich die Edelgestein/ die verbrannten ihm seinen Kopff/ daß hitzige Geschwer
Zeill. epist.
IV. p.
583.
dran auffuhren/ es stieß ihn ein hitzig Fieber an/ als ob er verbrennen wolte/ und
muste mit grossen Schmertzen sein Leben lassen. Da Anno 1107. die Pom-

mern
Die XXXIII. Laſter-Predigt/
II.
Warnung
Kirchen-
Raub iſt
1. greulich.

II. Warnung/ daß wir uns alle/ ſamt und ſonders vor diſem Laſter deß Kir-
chenraubs treulich huͤten/ dan es iſt ein greulich Laſter/ wider natuͤrliche Recht/
wider Goͤttl. Recht/ wider Kaͤyſ. Recht/ wider alle Billigkeit/ wider die alte loͤb-
liche Gewonheit und Exempel: Die fromme Alten habens auß Gottſeligem
Eyfer geſtifftet/ ihr Meinung in den Brieffen wol verfaſſet/ und mit Sigillen
bekraͤfftiget/ daß ſolche Guͤter zu milden Sachen und nicht in anderen Ge-
brauch ſollen verwendet werden/ wider ſolchen ihren Willen etwas thun/ iſt
Conf. Ex-
emplum
Maſiniſſæ.

Suͤnden-
Roll p. 430.
unchriſtlich. Siehabens GOtt geheiliget/ wers wieder nimmt/ der berau-
bet GOtt ſelbſt/ ſolche Geſellen ſeyn gleich den Heydniſchen Kriegsgurglen
Pilati/ das Volck hatte in ihrem Eyfer dem HErꝛn Chriſto am Palmtag ihre
Kleider unter gebreitet/ Sie aber zogen ihm am Charfreytag ſeine eigene Kley-
der auß/ und ſpielten drum. Matth. 27. Alſo da die Gottſelige Alten ihre
Guͤter GOtt geheiliget/ daß Chriſtus in ſeinen Gliedern damit geehrt/ bedeckt
und erhalten worden/ kommen ſie jetzo und ziehen den HErꝛn Chriſtum auß/
ſpielen und laſſen den HErꝛn Chriſtum nacket und bloß am Creutz hangen.
Dieſer Greuel ſagt. Eraſmus Albertus, ſey ein Zeichen vor dem Juͤngſten
2. Hoch-
ſchaͤdlich La-
ſter.
Tag. Der Kirchen-Raub iſt ein hochſchaͤdliches Laſter/ die Stiffter in ihren
Brieffen klagen daruͤber/ Kirchen und Schuldiener ſeuffzen druͤber/ die Kir-
chengebaͤu vergehen/ die ſtudirende Jugend muß verligẽ/ manch gut ingenium
muß verſauren/ Arme und Duͤrfftige verſchmachten/ aͤchzen und jammern
druͤber/ wie ſolte denn Gluͤck und Segen dabey ſeyn koͤnnen/ die Geiſtliche Guͤ-
ter haben eiſerne Zaͤhn/ ſie freſſen alles weltliche Gut auf/ wann ſie unter ein-
ander gemiſcht werden/ eben wie man von den Adlers Federn ſagt/ daß ſie die
andere Federn verzehren. Und neben dem daß andere fromme/ gutthaͤtige
Hertzen von milden Stifftungen abgeſchroͤckt werden/ wann ſie ſehen/ daß man
mit der Vorfahrer Legatis und Verordnungen ſo unverantwortlich umgeht/
ſo findet ſich noch allwegen Gottes gerechte Rach und Straff dabey: Diony-
ſius
zwar/ Koͤnig in Sicilien trieb ſein Geſpoͤtt darauß/ da er die Kirchen be-
raubet/ und he[r]nach aufdem Meer guten Wind hatte/ ſagt er: Ey wie guten
Wind haben die Kirchen-Diebe! aber die Exempla gebens/ daß ſie gemei-
niglich ſchroͤcklich ſeyn geſtrafft worden. Antiochus ward bey lebendigem
Leib von den Wuͤrmen geplagt und gefreſſen. 2. Maccab. 9. Belſazer ward
erſtochen. Dan. 5. Heliodorus ward von zweyen Englen geſchlagen/ daß er in
einer Unmacht zur Erden ſanck. 2. Maccab. 3. Anan. und Sapphira. Geſch. 5.
Mich. Sax.
Kaͤyſ. Chr.
II. f. 144.
Kaͤyſer Leo IV. raubte auß der Kirchen Sophiæ zu Conſtantinopel ein gul-
dene Cron mit vielen Edelgeſteinen beſetzt/ prangete damit und ſagt/ Chriſtus
hab die Armen ſelig geprieſen und bedaͤrffe dieſer Cronen nicht/ bald entzuͤnde-
ten ſich die Edelgeſtein/ die verbrannten ihm ſeinen Kopff/ daß hitzige Geſchwer
Zeill. epiſt.
IV. p.
583.
dran auffuhren/ es ſtieß ihn ein hitzig Fieber an/ als ob er verbrennen wolte/ und
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[304/0374] Die XXXIII. Laſter-Predigt/ II. Warnung/ daß wir uns alle/ ſamt und ſonders vor diſem Laſter deß Kir- chenraubs treulich huͤten/ dan es iſt ein greulich Laſter/ wider natuͤrliche Recht/ wider Goͤttl. Recht/ wider Kaͤyſ. Recht/ wider alle Billigkeit/ wider die alte loͤb- liche Gewonheit und Exempel: Die fromme Alten habens auß Gottſeligem Eyfer geſtifftet/ ihr Meinung in den Brieffen wol verfaſſet/ und mit Sigillen bekraͤfftiget/ daß ſolche Guͤter zu milden Sachen und nicht in anderen Ge- brauch ſollen verwendet werden/ wider ſolchen ihren Willen etwas thun/ iſt unchriſtlich. Siehabens GOtt geheiliget/ wers wieder nimmt/ der berau- bet GOtt ſelbſt/ ſolche Geſellen ſeyn gleich den Heydniſchen Kriegsgurglen Pilati/ das Volck hatte in ihrem Eyfer dem HErꝛn Chriſto am Palmtag ihre Kleider unter gebreitet/ Sie aber zogen ihm am Charfreytag ſeine eigene Kley- der auß/ und ſpielten drum. Matth. 27. Alſo da die Gottſelige Alten ihre Guͤter GOtt geheiliget/ daß Chriſtus in ſeinen Gliedern damit geehrt/ bedeckt und erhalten worden/ kommen ſie jetzo und ziehen den HErꝛn Chriſtum auß/ ſpielen und laſſen den HErꝛn Chriſtum nacket und bloß am Creutz hangen. Dieſer Greuel ſagt. Eraſmus Albertus, ſey ein Zeichen vor dem Juͤngſten Tag. Der Kirchen-Raub iſt ein hochſchaͤdliches Laſter/ die Stiffter in ihren Brieffen klagen daruͤber/ Kirchen und Schuldiener ſeuffzen druͤber/ die Kir- chengebaͤu vergehen/ die ſtudirende Jugend muß verligẽ/ manch gut ingenium muß verſauren/ Arme und Duͤrfftige verſchmachten/ aͤchzen und jammern druͤber/ wie ſolte denn Gluͤck und Segen dabey ſeyn koͤnnen/ die Geiſtliche Guͤ- ter haben eiſerne Zaͤhn/ ſie freſſen alles weltliche Gut auf/ wann ſie unter ein- ander gemiſcht werden/ eben wie man von den Adlers Federn ſagt/ daß ſie die andere Federn verzehren. Und neben dem daß andere fromme/ gutthaͤtige Hertzen von milden Stifftungen abgeſchroͤckt werden/ wann ſie ſehen/ daß man mit der Vorfahrer Legatis und Verordnungen ſo unverantwortlich umgeht/ ſo findet ſich noch allwegen Gottes gerechte Rach und Straff dabey: Diony- ſius zwar/ Koͤnig in Sicilien trieb ſein Geſpoͤtt darauß/ da er die Kirchen be- raubet/ und hernach aufdem Meer guten Wind hatte/ ſagt er: Ey wie guten Wind haben die Kirchen-Diebe! aber die Exempla gebens/ daß ſie gemei- niglich ſchroͤcklich ſeyn geſtrafft worden. Antiochus ward bey lebendigem Leib von den Wuͤrmen geplagt und gefreſſen. 2. Maccab. 9. Belſazer ward erſtochen. Dan. 5. Heliodorus ward von zweyen Englen geſchlagen/ daß er in einer Unmacht zur Erden ſanck. 2. Maccab. 3. Anan. und Sapphira. Geſch. 5. Kaͤyſer Leo IV. raubte auß der Kirchen Sophiæ zu Conſtantinopel ein gul- dene Cron mit vielen Edelgeſteinen beſetzt/ prangete damit und ſagt/ Chriſtus hab die Armen ſelig geprieſen und bedaͤrffe dieſer Cronen nicht/ bald entzuͤnde- ten ſich die Edelgeſtein/ die verbrannten ihm ſeinen Kopff/ daß hitzige Geſchwer dran auffuhren/ es ſtieß ihn ein hitzig Fieber an/ als ob er verbrennen wolte/ und muſte mit groſſen Schmertzen ſein Leben laſſen. Da Anno 1107. die Pom- mern Conf. Ex- emplum Maſiniſſæ. Suͤnden- Roll p. 430. 2. Hoch- ſchaͤdlich La- ſter. Mich. Sax. Kaͤyſ. Chr. II. f. 144. Zeill. epiſt. IV. p. 583.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/374>, abgerufen am 22.11.2024.