Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.vom Ehrgeitz. Aber es kam viel ein ander Facit herauß/ das hieß also: Meinen Creutz-Kelchsolt ihr trincken/ und euch tauffen lassen mit der Blut-Tauff/ damit ich getauf- fet werde. Matth. 20. Offt gilts den Ehrgeitzigen das Leben. Haman der nach Königlichen Ehren getrachtet/ muß am Galgen erworgen. Esth. 7. Go- liath ward von dem kleinen Hirten-Knaben David gefällt und erschlagen. 1. Sam. 17. Absalon der gern-König erhieng an einem Baum/ ward mit Prüg- len geschlagen/ mit 3. Spiessen durchrannt/ und endlich unter einen Stein- hauffen begraben. 2. Sam. 18. Offt kommen sie um ihren Verstand/ wie Nebucadnezar. Dan. 4. Oder verzweifflen gar/ wie Ahitophel/ dessen Wort man sonsten so hoch hielt/ als wann man GOtt gefragt hätte/ da ihm aber sein Rath wider den David nicht war fortgegangen/ saß er bald auf den Esel/ zog heim in seine Statt/ beschicket sein Hauß und erhencket sich selber auß Ver- zweifflung. 2. Sam. 17. Und das ist nun das vierdte Laster/ so eigentlich auf den lasterhafftenSumma. Gebrauch dieser Lehr. I. WArnung/ daß wir um der erzehlten Ursachen willen uns alle-I. liche A a a
vom Ehrgeitz. Aber es kam viel ein ander Facit herauß/ das hieß alſo: Meinen Creutz-Kelchſolt ihr trincken/ und euch tauffen laſſen mit der Blut-Tauff/ damit ich getauf- fet werde. Matth. 20. Offt gilts den Ehrgeitzigen das Leben. Haman der nach Koͤniglichen Ehren getrachtet/ muß am Galgen erworgen. Eſth. 7. Go- liath ward von dem kleinen Hirten-Knaben David gefaͤllt und erſchlagen. 1. Sam. 17. Abſalon der gern-Koͤnig erhieng an einem Baum/ ward mit Pruͤg- len geſchlagen/ mit 3. Spieſſen durchrannt/ und endlich unter einen Stein- hauffen begraben. 2. Sam. 18. Offt kommen ſie um ihren Verſtand/ wie Nebucadnezar. Dan. 4. Oder verzweifflen gar/ wie Ahitophel/ deſſen Wort man ſonſten ſo hoch hielt/ als wann man GOtt gefragt haͤtte/ da ihm aber ſein Rath wider den David nicht war fortgegangen/ ſaß er bald auf den Eſel/ zog heim in ſeine Statt/ beſchicket ſein Hauß und erhencket ſich ſelber auß Ver- zweifflung. 2. Sam. 17. Und das iſt nun das vierdte Laſter/ ſo eigentlich auf den laſterhafftenSumma. Gebrauch dieſer Lehr. I. WArnung/ daß wir um der erzehlten Urſachen willen uns alle-I. liche A a a
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vom Ehrgeitz.
Aber es kam viel ein ander Facit herauß/ das hieß alſo: Meinen Creutz-Kelch
ſolt ihr trincken/ und euch tauffen laſſen mit der Blut-Tauff/ damit ich getauf-
fet werde. Matth. 20. Offt gilts den Ehrgeitzigen das Leben. Haman der
nach Koͤniglichen Ehren getrachtet/ muß am Galgen erworgen. Eſth. 7. Go-
liath ward von dem kleinen Hirten-Knaben David gefaͤllt und erſchlagen. 1.
Sam. 17. Abſalon der gern-Koͤnig erhieng an einem Baum/ ward mit Pruͤg-
len geſchlagen/ mit 3. Spieſſen durchrannt/ und endlich unter einen Stein-
hauffen begraben. 2. Sam. 18. Offt kommen ſie um ihren Verſtand/ wie
Nebucadnezar. Dan. 4. Oder verzweifflen gar/ wie Ahitophel/ deſſen Wort
man ſonſten ſo hoch hielt/ als wann man GOtt gefragt haͤtte/ da ihm aber ſein
Rath wider den David nicht war fortgegangen/ ſaß er bald auf den Eſel/ zog
heim in ſeine Statt/ beſchicket ſein Hauß und erhencket ſich ſelber auß Ver-
zweifflung. 2. Sam. 17.
Und das iſt nun das vierdte Laſter/ ſo eigentlich auf den laſterhafften
Menſchen ſelbſten ſiehet und gehet/ nemlich der Ehrgeitz/ da wir gehoͤret/ daß
weil ſolcher ein Gottloß/ eitel/ Teufliſch/ unverſchamt/ aͤrgerlich und ſchaͤdlich
Laſter iſt/ ſo ſoll ſich auch ein jeder Chriſt billicher Wege darvor huͤten/ nach
den Worten S. Pauli/ da er in der geſtrigen Sonntaͤglichen Epiſtel/ Gal. 6.
ſagt: Laſſet uns nicht eiteler Ehr ꝛc.
Summa.
Gebrauch dieſer Lehr.
I. WArnung/ daß wir um der erzehlten Urſachen willen uns alle-
ſamt vor dieſem Laſter deß Ehrgeitzes huͤten. Ehrgeitz iſt dem
Menſchen von Natur angeboren/ wir haben es von unſerer er-
ſten Mutter Eva ererbet/ daher iſt das trotzige Hertz deß Men-
ſchen gar geneigt darzu/ Jer. 17. Ehrgeitz iſt gemein in allen Staͤnden/ nicht
nur im Weltlichen/ welcher mit Ehrgeitz durchtrieben/ und die vornehmſte
Unruhe in der Uhr iſt: Nicht nur im Haͤußlichen/ da ſich manche ehrgeitzige
Vaſthi ihrem Ahaßvero widerſetzet/ Eſth. 1. ſondern auch im Geiſtlichen
Stand/ und ſolten es ehe die Juͤnger deß HErꝛn Chriſti ſelber ſeyn/ Luc. 22.
D. Saccus uͤber die Epiſtel am 2. Sonntag deß Advents ſchreibet/ er habe ei-
nen ſtoltzen Mann gekennet/ der einen von ſeinen Pfarꝛ-Kindern in den
Bann gethan/ allein darum/ daß er den Hut nicht fuͤr ihm abgezogen/ und da
ein vornehmer Theologus ihm ſolches verwieſen/ er duͤrffe mit ſeinem Pfarꝛ-
Kindern ſo geſchwind nicht fahren/ habe er ſich noch ſelber gerechtfertiget/ und
geſagt: Wann ich auf der Cautzel ſtehe/ ſo bin ich GOTT/ Kaͤyſer und
Papſt. Lyſander Lacedæmonius hat Chærilum einen Poeten immerdar bey
ſich gehabt/ daß derſelbe alles/ was er im Krieg præſtirte/ gleich mit Verſen
ruͤhmete: Wunder iſt es/ daß er nicht ſelber ſich uͤbergeſetzet/ und ſeine treff-
liche
I.
Warnung
Ehrgeitz iſt
den Men-
ſchen ange-
boren und
gar gemein
A a a
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