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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XLI. Laster-Predigt/
auß/ gehen zur Pestzeit ohne Beruff an inficirte Ort/ die sie wol vermeiden kön-
ten; Oder da etwan ein Mensch kranck und baufällig ist/ und gleichwol die
Artzney-Mittel/ die GOtt der HErr zur Gesundheit und Lebens-Fristung ge-
widmet/ verachtet/ und entweder gar nicht gebraucht/ oder doch die Kunstreiche
und erfahrne Aertzt/ die er wol haben könnte/ fürbey geht/ und sein Leib und Leben
einem Kälber-Artzt/ alten Weib/ oder gar dem Hencker und dergleichen erbaren
Gesind vertrauet. Wider welche Verwegenheit insgemein Syrach c. 3. also
sagt: Wer sich gern in Gefahr gibt/ der verdirbt drinnen/ und einem vermesse-
nen Menschen gehets endlich übel auß. Selb-Schaden und Eigenhaß ists/
wann einer auß Boßheit und durch unordentliches Leben selbsten Ursach zur
K[r]anckheit gibt/ deß Leibs Gesundheit verstört/ und damit ihm selber sein Leben
abkürtzt/ als geschicht durch hefftigen Zorn/ Eyfer und Zorn verkürtzen das Le-
ben. Syr. 30. Oder durch Traurigkeit und Schwermuth/ Traurigkeit tödtet
viel Leut/ und dienet doch nirgend zu/ Syr. d. l. Oder durch übermässiges
Fressen/ viel fressen macht kranck/ und ein unsättiger Fraß krieget das Grim-
men/ viel haben sich zu tod gefressen/ wer aber mässig ist/ der lebet desto länger.
Syr. 38. Oder durch starckes sauffen/ der Wein und ander starck Getränck
bringen viel Leut um/ die Trunckenheit macht einen tollen Narren noch töller
und närrischer/ daß er trotzet und pochet/ biß er wol gebleüt/ geschlagen und ver-
wundet wird. Syr. 32. Oder durch Hurerey/ die sich an Huren hengen/ wer-
den wild/ und kriegen Motten und Würm zu Lohn/ und verdorren den andern
zu einem mercklichen Exempel. Syr. 19. Oder durch andere Unthaten und un-
ordentlich Wesen mehr/ dawider der Weise Mann sagt: Strebet nicht so
nach dem Tod mit euerem Jrrthum/ und ringet nicht so nach euerem Verder-
ben durch euer Hände Werck. Weißh 1. Selbs-Schaden ists/ wann man
auß Zaghafftigkeit sich nicht wehret gegen seinem offenen Feind/ da man wol
könnte/ wie etliche der Juden sich am Sabbath nicht wolten wehren wider ih-
re Feind/ und wurden erschlagen bey tausend Personen/ Matathias aber und
seine Freunde beschlossen sich wider die Heyden zu wehren/ ob sie gleich am
Sabbath angegriffen wurden. 1. Maccab. 2. Selb-Schaden ist es auch/
wann ein Mensch zu seinem Tod selbsten mit würckt/ als zum Exempel/ wann
ein Mensch von der Obrigkeit zum Tod verurtheilet ist/ und wie vor Zeiten
bey den Römern geschehen/ freye Wahl hat/ ihme selber einen Tod zu erwehlen/
und weil es doch muß gestorben seyn/ ihme selber zum Tod hilfft/ Gifft trinckt/
sich stürtzt oder dergleichen. Das ist doch ein Selb-Schad und Selb-Mord/
besser und sicherer thut einer/ wann er deß Todes von einer andern/ als von sei-
ner eigenen Hand erwartet/ wie der Prophet Jonas/ da er durchs Loß getrof-
fen/ zu den Schiffleuten sagt: Nemmet ihr mich/ und werffet mich ins Meer.
c. 1. Da fragt sichs/ warum Jonas nicht selber von freyem über das Schiff
[i]ns Meer hinauß gesprungen seye? Darauf antwortet der H. Hieronymus

also/

Die XLI. Laſter-Predigt/
auß/ gehen zur Peſtzeit ohne Beruff an inficirte Ort/ die ſie wol vermeiden koͤn-
ten; Oder da etwan ein Menſch kranck und baufaͤllig iſt/ und gleichwol die
Artzney-Mittel/ die GOtt der HErꝛ zur Geſundheit und Lebens-Friſtung ge-
widmet/ verachtet/ und entweder gar nicht gebraucht/ oder doch die Kunſtreiche
und erfahrne Aertzt/ die er wol haben koͤnnte/ fuͤrbey geht/ und ſein Leib und Leben
einem Kaͤlber-Artzt/ alten Weib/ oder gar dem Hencker und dergleichen erbaren
Geſind vertrauet. Wider welche Verwegenheit insgemein Syrach c. 3. alſo
ſagt: Wer ſich gern in Gefahr gibt/ der verdirbt drinnen/ und einem vermeſſe-
nen Menſchen gehets endlich uͤbel auß. Selb-Schaden und Eigenhaß iſts/
wann einer auß Boßheit und durch unordentliches Leben ſelbſten Urſach zur
K[r]anckheit gibt/ deß Leibs Geſundheit verſtoͤrt/ und damit ihm ſelber ſein Leben
abkuͤrtzt/ als geſchicht durch hefftigen Zorn/ Eyfer und Zorn verkuͤrtzen das Le-
ben. Syr. 30. Oder durch Traurigkeit und Schwermuth/ Traurigkeit toͤdtet
viel Leut/ und dienet doch nirgend zu/ Syr. d. l. Oder durch uͤbermaͤſſiges
Freſſen/ viel freſſen macht kranck/ und ein unſaͤttiger Fraß krieget das Grim-
men/ viel haben ſich zu tod gefreſſen/ wer aber maͤſſig iſt/ der lebet deſto laͤnger.
Syr. 38. Oder durch ſtarckes ſauffen/ der Wein und ander ſtarck Getraͤnck
bringen viel Leut um/ die Trunckenheit macht einen tollen Narꝛen noch toͤller
und naͤrꝛiſcher/ daß er trotzet und pochet/ biß er wol gebleuͤt/ geſchlagen und ver-
wundet wird. Syr. 32. Oder durch Hurerey/ die ſich an Huren hengen/ wer-
den wild/ und kriegen Motten und Wuͤrm zu Lohn/ und verdorꝛen den andern
zu einem mercklichen Exempel. Syr. 19. Oder durch andere Unthaten und un-
ordentlich Weſen mehr/ dawider der Weiſe Mann ſagt: Strebet nicht ſo
nach dem Tod mit euerem Jrꝛthum/ und ringet nicht ſo nach euerem Verder-
ben durch euer Haͤnde Werck. Weißh 1. Selbs-Schaden iſts/ wann man
auß Zaghafftigkeit ſich nicht wehret gegen ſeinem offenen Feind/ da man wol
koͤnnte/ wie etliche der Juden ſich am Sabbath nicht wolten wehren wider ih-
re Feind/ und wurden erſchlagen bey tauſend Perſonen/ Matathias aber und
ſeine Freunde beſchloſſen ſich wider die Heyden zu wehren/ ob ſie gleich am
Sabbath angegriffen wurden. 1. Maccab. 2. Selb-Schaden iſt es auch/
wann ein Menſch zu ſeinem Tod ſelbſten mit wuͤrckt/ als zum Exempel/ wann
ein Menſch von der Obrigkeit zum Tod verurtheilet iſt/ und wie vor Zeiten
bey den Roͤmern geſchehen/ freye Wahl hat/ ihme ſelber einen Tod zu erwehlen/
und weil es doch muß geſtorben ſeyn/ ihme ſelber zum Tod hilfft/ Gifft trinckt/
ſich ſtuͤrtzt oder dergleichen. Das iſt doch ein Selb-Schad und Selb-Mord/
beſſer und ſicherer thut einer/ wann er deß Todes von einer andern/ als von ſei-
ner eigenen Hand erwartet/ wie der Prophet Jonas/ da er durchs Loß getrof-
fen/ zu den Schiffleuten ſagt: Nemmet ihr mich/ und werffet mich ins Meer.
c. 1. Da fragt ſichs/ warum Jonas nicht ſelber von freyem uͤber das Schiff
[i]ns Meer hinauß geſprungen ſeye? Darauf antwortet der H. Hieronymus

alſo/
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[376/0446] Die XLI. Laſter-Predigt/ auß/ gehen zur Peſtzeit ohne Beruff an inficirte Ort/ die ſie wol vermeiden koͤn- ten; Oder da etwan ein Menſch kranck und baufaͤllig iſt/ und gleichwol die Artzney-Mittel/ die GOtt der HErꝛ zur Geſundheit und Lebens-Friſtung ge- widmet/ verachtet/ und entweder gar nicht gebraucht/ oder doch die Kunſtreiche und erfahrne Aertzt/ die er wol haben koͤnnte/ fuͤrbey geht/ und ſein Leib und Leben einem Kaͤlber-Artzt/ alten Weib/ oder gar dem Hencker und dergleichen erbaren Geſind vertrauet. Wider welche Verwegenheit insgemein Syrach c. 3. alſo ſagt: Wer ſich gern in Gefahr gibt/ der verdirbt drinnen/ und einem vermeſſe- nen Menſchen gehets endlich uͤbel auß. Selb-Schaden und Eigenhaß iſts/ wann einer auß Boßheit und durch unordentliches Leben ſelbſten Urſach zur Kranckheit gibt/ deß Leibs Geſundheit verſtoͤrt/ und damit ihm ſelber ſein Leben abkuͤrtzt/ als geſchicht durch hefftigen Zorn/ Eyfer und Zorn verkuͤrtzen das Le- ben. Syr. 30. Oder durch Traurigkeit und Schwermuth/ Traurigkeit toͤdtet viel Leut/ und dienet doch nirgend zu/ Syr. d. l. Oder durch uͤbermaͤſſiges Freſſen/ viel freſſen macht kranck/ und ein unſaͤttiger Fraß krieget das Grim- men/ viel haben ſich zu tod gefreſſen/ wer aber maͤſſig iſt/ der lebet deſto laͤnger. Syr. 38. Oder durch ſtarckes ſauffen/ der Wein und ander ſtarck Getraͤnck bringen viel Leut um/ die Trunckenheit macht einen tollen Narꝛen noch toͤller und naͤrꝛiſcher/ daß er trotzet und pochet/ biß er wol gebleuͤt/ geſchlagen und ver- wundet wird. Syr. 32. Oder durch Hurerey/ die ſich an Huren hengen/ wer- den wild/ und kriegen Motten und Wuͤrm zu Lohn/ und verdorꝛen den andern zu einem mercklichen Exempel. Syr. 19. Oder durch andere Unthaten und un- ordentlich Weſen mehr/ dawider der Weiſe Mann ſagt: Strebet nicht ſo nach dem Tod mit euerem Jrꝛthum/ und ringet nicht ſo nach euerem Verder- ben durch euer Haͤnde Werck. Weißh 1. Selbs-Schaden iſts/ wann man auß Zaghafftigkeit ſich nicht wehret gegen ſeinem offenen Feind/ da man wol koͤnnte/ wie etliche der Juden ſich am Sabbath nicht wolten wehren wider ih- re Feind/ und wurden erſchlagen bey tauſend Perſonen/ Matathias aber und ſeine Freunde beſchloſſen ſich wider die Heyden zu wehren/ ob ſie gleich am Sabbath angegriffen wurden. 1. Maccab. 2. Selb-Schaden iſt es auch/ wann ein Menſch zu ſeinem Tod ſelbſten mit wuͤrckt/ als zum Exempel/ wann ein Menſch von der Obrigkeit zum Tod verurtheilet iſt/ und wie vor Zeiten bey den Roͤmern geſchehen/ freye Wahl hat/ ihme ſelber einen Tod zu erwehlen/ und weil es doch muß geſtorben ſeyn/ ihme ſelber zum Tod hilfft/ Gifft trinckt/ ſich ſtuͤrtzt oder dergleichen. Das iſt doch ein Selb-Schad und Selb-Mord/ beſſer und ſicherer thut einer/ wann er deß Todes von einer andern/ als von ſei- ner eigenen Hand erwartet/ wie der Prophet Jonas/ da er durchs Loß getrof- fen/ zu den Schiffleuten ſagt: Nemmet ihr mich/ und werffet mich ins Meer. c. 1. Da fragt ſichs/ warum Jonas nicht ſelber von freyem uͤber das Schiff ins Meer hinauß geſprungen ſeye? Darauf antwortet der H. Hieronymus alſo/

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/446>, abgerufen am 22.11.2024.