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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XLI. Laster-Predigt/
auß Geitz und Mißtrauen/ glauben nicht/ daß sie GOtt mehr samt den ihrigen
könn erhalten/ dawider sagt Christus: Wer nicht glaubet der wird verdammt.
Marc. 16. Etliche thuns auß Verzweiflung/ glauben nicht daß GOTtes
Barmhertzigkeit und Christi H. Verdienst sie angehe/ und schlagen allen Trost
auß/ darum bleibt der Zorn Gottes über ihnen/ und das ewige Leben werden sie
nicht sehen. Joh. 3. Bißweilen aber nimmt ihm ein Mensch selber das Leben
in der Tobsucht/ in überhäufften Anfechtungen/ schwerer Melancholey und
Hauptblödigkeit/ da er nichts um sich selber weist/ und sich nicht wie andere ge-
sunde/ verständige Leut/ regieren und besinnen kan: Solchen Leuten können
und sollen wir die ewige Seligkeit nicht absprechen/ sonderlich wann sie zuvor
ein erbar/ Christlich und Gottselig Leben und Wandel geführt haben. Dann
GOtt der HErr hat sie in der H. Tauff in seinen Gnaden-Bund aufgenom-
men/ und durch die Absolution und H. Abendmal der Vergebung ihrer Sün-
den und ewiger Seligkeit versichert/ darum will er sie um ihrer Schwachheit
willen nicht weg werffen. Esa. 42. Sondern vergibt ihnen solche Sünd um
deß Verdiensts und Fürbitt JEsu Christi willen/ weil sie ja nicht wissen/ was
II.
Warnung
sie thun. Luc. 23.

II. Warnung/ daß wir uns vor allem Eigenhaß und Selb-Scha-
den/ um beygebrachter Ursach willen/ fleissig hüten/ sollen dem Bößwicht/ dem
Teufel und seinen teuflischen Eingebungen nicht Gehör geben/ viel weniger
folgen/ uns selbsten an Leib und Leben auf irgend eine Weise selbsten Schaden
zu thun/ damit wir nicht nach ihm Ertz-Bößwicht heissen/ und uns selbsten
damit zeitliche und ewige Straffen auf Seel und Leib laden und häuffen.

III.
Vermah-
nung/
uns wol sel-
ber in acht
zu nemme[n].

III. Vermahnung/ daß wir vielmehr unser selbsten zu Seel und
Leib gebührend in acht nemmen/ unser Seel sollen wir zuvorderst versorgen mit
GOttes H. Wort und Sacramenten; Unsern Verstand sollen wir üben und
schärffen durch Erlernung guter Künsten und nutzlicher Wissenschafften;
Unserem Gemüth sollen wir seine Erquickung und beziemliche Ergötzligkeit
zun Zeiten gönnen; Unserm Fleisch sollen wir seine Ehre thun zu seiner Not-
turfft. Col. 2. Unser Gesundheit sollen wir mit guter diaet und Mässigkeit/
mit Artzney und abgewechselter Arbeit und Ruhe in acht nemmen; Unser Ehr
sollen wir durch Keuschheit und Reinigkeit bewahren; unsern guten Namen
sollen wir durch ein tugentlich Leben und ehrlichen Wandel erhalten und ver-
theidigen: Jn Summa wir sollen uns mit Paulo üben/ zu haben ein unver-
letzt Gewissen allenthalben beyde gegen GOtt und den Menschen. Gesch. 24.
Wir sollen weder uns selbsten noch andern Schaden thun/ aber tödten sollen
wir unsere Glieder deß Alten Adams/ die auf Erden sind. Col. 3. Sollen un-
sern Leib betäuben und zähmen. 1. Cor. 9. Unser Fleisch samt desselben Lüsten
kreutzigen. Gal. 5. und unsers seligen Sterbstündleins/ wie Simeon/ von
GOtt unserm HErrn erwarten. Luc. 2. Täglich betten: HERR laß mich

nicht/

Die XLI. Laſter-Predigt/
auß Geitz und Mißtrauen/ glauben nicht/ daß ſie GOtt mehr ſamt den ihrigen
koͤnn erhalten/ dawider ſagt Chriſtus: Wer nicht glaubet der wird verdammt.
Marc. 16. Etliche thuns auß Verzweiflung/ glauben nicht daß GOTtes
Barmhertzigkeit und Chriſti H. Verdienſt ſie angehe/ und ſchlagen allen Troſt
auß/ darum bleibt der Zorn Gottes uͤber ihnen/ und das ewige Leben werden ſie
nicht ſehen. Joh. 3. Bißweilen aber nimmt ihm ein Menſch ſelber das Leben
in der Tobſucht/ in uͤberhaͤufften Anfechtungen/ ſchwerer Melancholey und
Hauptbloͤdigkeit/ da er nichts um ſich ſelber weiſt/ und ſich nicht wie andere ge-
ſunde/ verſtaͤndige Leut/ regieren und beſinnen kan: Solchen Leuten koͤnnen
und ſollen wir die ewige Seligkeit nicht abſprechen/ ſonderlich wann ſie zuvor
ein erbar/ Chriſtlich und Gottſelig Leben und Wandel gefuͤhrt haben. Dann
GOtt der HErꝛ hat ſie in der H. Tauff in ſeinen Gnaden-Bund aufgenom-
men/ und durch die Abſolution und H. Abendmal der Vergebung ihrer Suͤn-
den und ewiger Seligkeit verſichert/ darum will er ſie um ihrer Schwachheit
willen nicht weg werffen. Eſa. 42. Sondern vergibt ihnen ſolche Suͤnd um
deß Verdienſts und Fuͤrbitt JEſu Chriſti willen/ weil ſie ja nicht wiſſen/ was
II.
Warnung
ſie thun. Luc. 23.

II. Warnung/ daß wir uns vor allem Eigenhaß und Selb-Scha-
den/ um beygebrachter Urſach willen/ fleiſſig huͤten/ ſollen dem Boͤßwicht/ dem
Teufel und ſeinen teufliſchen Eingebungen nicht Gehoͤr geben/ viel weniger
folgen/ uns ſelbſten an Leib und Leben auf irgend eine Weiſe ſelbſten Schaden
zu thun/ damit wir nicht nach ihm Ertz-Boͤßwicht heiſſen/ und uns ſelbſten
damit zeitliche und ewige Straffen auf Seel und Leib laden und haͤuffen.

III.
Vermah-
nung/
uns wol ſel-
ber in acht
zu nem̃e[n].

III. Vermahnung/ daß wir vielmehr unſer ſelbſten zu Seel und
Leib gebuͤhrend in acht nemmen/ unſer Seel ſollen wir zuvorderſt verſorgen mit
GOttes H. Wort und Sacramenten; Unſern Verſtand ſollen wir uͤben und
ſchaͤrffen durch Erlernung guter Kuͤnſten und nutzlicher Wiſſenſchafften;
Unſerem Gemuͤth ſollen wir ſeine Erquickung und beziemliche Ergoͤtzligkeit
zun Zeiten goͤnnen; Unſerm Fleiſch ſollen wir ſeine Ehre thun zu ſeiner Not-
turfft. Col. 2. Unſer Geſundheit ſollen wir mit guter diæt und Maͤſſigkeit/
mit Artzney und abgewechſelter Arbeit und Ruhe in acht nemmen; Unſer Ehr
ſollen wir durch Keuſchheit und Reinigkeit bewahren; unſern guten Namen
ſollen wir durch ein tugentlich Leben und ehrlichen Wandel erhalten und ver-
theidigen: Jn Summa wir ſollen uns mit Paulo uͤben/ zu haben ein unver-
letzt Gewiſſen allenthalben beyde gegen GOtt und den Menſchen. Geſch. 24.
Wir ſollen weder uns ſelbſten noch andern Schaden thun/ aber toͤdten ſollen
wir unſere Glieder deß Alten Adams/ die auf Erden ſind. Col. 3. Sollen un-
ſern Leib betaͤuben und zaͤhmen. 1. Cor. 9. Unſer Fleiſch ſamt deſſelben Luͤſten
kreutzigen. Gal. 5. und unſers ſeligen Sterbſtuͤndleins/ wie Simeon/ von
GOtt unſerm HErꝛn erwarten. Luc. 2. Taͤglich betten: HERR laß mich

nicht/
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[380/0450] Die XLI. Laſter-Predigt/ auß Geitz und Mißtrauen/ glauben nicht/ daß ſie GOtt mehr ſamt den ihrigen koͤnn erhalten/ dawider ſagt Chriſtus: Wer nicht glaubet der wird verdammt. Marc. 16. Etliche thuns auß Verzweiflung/ glauben nicht daß GOTtes Barmhertzigkeit und Chriſti H. Verdienſt ſie angehe/ und ſchlagen allen Troſt auß/ darum bleibt der Zorn Gottes uͤber ihnen/ und das ewige Leben werden ſie nicht ſehen. Joh. 3. Bißweilen aber nimmt ihm ein Menſch ſelber das Leben in der Tobſucht/ in uͤberhaͤufften Anfechtungen/ ſchwerer Melancholey und Hauptbloͤdigkeit/ da er nichts um ſich ſelber weiſt/ und ſich nicht wie andere ge- ſunde/ verſtaͤndige Leut/ regieren und beſinnen kan: Solchen Leuten koͤnnen und ſollen wir die ewige Seligkeit nicht abſprechen/ ſonderlich wann ſie zuvor ein erbar/ Chriſtlich und Gottſelig Leben und Wandel gefuͤhrt haben. Dann GOtt der HErꝛ hat ſie in der H. Tauff in ſeinen Gnaden-Bund aufgenom- men/ und durch die Abſolution und H. Abendmal der Vergebung ihrer Suͤn- den und ewiger Seligkeit verſichert/ darum will er ſie um ihrer Schwachheit willen nicht weg werffen. Eſa. 42. Sondern vergibt ihnen ſolche Suͤnd um deß Verdienſts und Fuͤrbitt JEſu Chriſti willen/ weil ſie ja nicht wiſſen/ was ſie thun. Luc. 23. II. Warnung II. Warnung/ daß wir uns vor allem Eigenhaß und Selb-Scha- den/ um beygebrachter Urſach willen/ fleiſſig huͤten/ ſollen dem Boͤßwicht/ dem Teufel und ſeinen teufliſchen Eingebungen nicht Gehoͤr geben/ viel weniger folgen/ uns ſelbſten an Leib und Leben auf irgend eine Weiſe ſelbſten Schaden zu thun/ damit wir nicht nach ihm Ertz-Boͤßwicht heiſſen/ und uns ſelbſten damit zeitliche und ewige Straffen auf Seel und Leib laden und haͤuffen. III. Vermahnung/ daß wir vielmehr unſer ſelbſten zu Seel und Leib gebuͤhrend in acht nemmen/ unſer Seel ſollen wir zuvorderſt verſorgen mit GOttes H. Wort und Sacramenten; Unſern Verſtand ſollen wir uͤben und ſchaͤrffen durch Erlernung guter Kuͤnſten und nutzlicher Wiſſenſchafften; Unſerem Gemuͤth ſollen wir ſeine Erquickung und beziemliche Ergoͤtzligkeit zun Zeiten goͤnnen; Unſerm Fleiſch ſollen wir ſeine Ehre thun zu ſeiner Not- turfft. Col. 2. Unſer Geſundheit ſollen wir mit guter diæt und Maͤſſigkeit/ mit Artzney und abgewechſelter Arbeit und Ruhe in acht nemmen; Unſer Ehr ſollen wir durch Keuſchheit und Reinigkeit bewahren; unſern guten Namen ſollen wir durch ein tugentlich Leben und ehrlichen Wandel erhalten und ver- theidigen: Jn Summa wir ſollen uns mit Paulo uͤben/ zu haben ein unver- letzt Gewiſſen allenthalben beyde gegen GOtt und den Menſchen. Geſch. 24. Wir ſollen weder uns ſelbſten noch andern Schaden thun/ aber toͤdten ſollen wir unſere Glieder deß Alten Adams/ die auf Erden ſind. Col. 3. Sollen un- ſern Leib betaͤuben und zaͤhmen. 1. Cor. 9. Unſer Fleiſch ſamt deſſelben Luͤſten kreutzigen. Gal. 5. und unſers ſeligen Sterbſtuͤndleins/ wie Simeon/ von GOtt unſerm HErꝛn erwarten. Luc. 2. Taͤglich betten: HERR laß mich nicht/

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/450>, abgerufen am 22.11.2024.