Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.von der bösen Lust. Eingang. Geliebte in Christo dem HErren! GLeich wie zur Zeit Gideons/ in dem Läger der Midiani-Der Midia- Erklärung deß Texts. DAs ist aber uns zum Fürbilde geschehen/ daß wir nichtLust ist wird/
von der boͤſen Luſt. Eingang. Geliebte in Chriſto dem HErren! GLeich wie zur Zeit Gideons/ in dem Laͤger der Midiani-Der Midia- Erklaͤrung deß Texts. DAs iſt aber uns zum Fuͤrbilde geſchehen/ daß wir nichtLuſt iſt wird/
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von der boͤſen Luſt.
Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!
GLeich wie zur Zeit Gideons/ in dem Laͤger der Midiani-
ter/ eines jeglichen Schwerdt wider den andern gegangen/
Richt. 7. alſo gehet es noch her in deß Menſchen Hertzen/ da iſt
immer eines wider das andere/ denn das Fleiſch geluͤſtet wider
den Geiſt/ und den Geiſt wider das Fleiſch/ wie S. Paulus
ſagt/ Gal. 5. er ſetzet aber hinzu/ wir ſollen im Geiſt wandlen/ und die Luͤſte
deß Fleiſches nicht vollbringen. So viel die fleiſchliche Luͤſte wider die Seele
ſtreiten/ 1. Petr. 2. ſo viel ſollen wir uns denſelben im Geiſt widerſetzen/
ſollen die boͤfe Luͤſte nicht laſſen aufkommen/ ſondern vielmehr creutzigen und
toͤdten/ Gal. 5. Hiervon ein mehrers zu reden geben uns gute Gelegenheit
dieſe E. L vorgeleſene Worte/ da Paulus ſagt: Das iſt aber uns zum
Fuͤrbilde ꝛc. dieſe Worte wollen wir jetzo vor uns nehmen/ erſtlich mit we-
nigem widerholen/ darnach auch anzeigen/ was wir
von der boͤſen Luſt/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu
uns GOtt ſeine Gnade und Seegen geben wolle/ Amen.
Der Midia-
niter
Streit/
bildet ab/
der Chriſten
Streit/ ih-
res Geiſtes
und Flei-
ſches.
Vortrag.
Wunſch.
Erklaͤrung deß Texts.
DAs iſt aber uns zum Fuͤrbilde geſchehen/ daß wir nicht
uns geluͤſten laſſen deß Boͤſen/ gleich wie jene geluͤſtet
hat. Jn dieſen Worten handelt der Apoſtel Paulus vornem-
lich von der Luſt. Es iſt aber die Luſt nicht einerley/ dann eine
iſt eine natuͤrliche Luſt/ als da ein Hungeriger Luſt hat zu eſſen/ wie Lazarus
ſich begehrte zu ſaͤttigen mit den Broſamen/ die von deß Reichen Tiſch fielen/
Luc. 16. oder da ein Durſtiger Luſt hat zu trincken/ wie David Luſt bekam zu
trincken deß Waſſers auß dem Brunnen zu Bethlehem unter dem Thor/
2. Sam. 23. oder da ein Muͤder Luſt hat zu ruhen und zu ſchlaffen/ wie der
HErꝛ Chriſtus ſelber geruhet und ſich niedergeſetzet bey dem Brunnen Ja-
cob/ Joh. 4. und geſchlaffen im Schifflein/ Matth. 8. Dieſe natuͤrliche
Luſt an ihr ſelbſt iſt nicht Suͤnde/ es ſey dann/ daß ſie nicht gebuͤhrliche Maß
halte/ und von der redet S. Paulus allhier nicht. Das andere iſt eine Geiſt-
liche Luſt/ zum Guten/ da ein Chriſt Luſt hat zum Geſetz deß HErꝛn/ und re-
det darvon Tag und Nacht/ Pſ. 1. hat ſeine Luſt an dem HErꝛn und deſſen
ſeligmachenden Erkaͤnntnuͤß/ heiligen Wercken und Gerichten/ Pſ. 37.
Dieſe Geiſtliche Luſt iſt ſo gar nicht Suͤnde/ daß ſie uns vielmehr gebotten
wird/
Luſt iſt
dreyer ley/
als 1. natuͤr-
lich/
2 Geiſtlich/
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