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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LXXXIV. Laster-Predigt/
möchte vertilgen. Eph. 5. Weil dann der Zorn so viel Sünden nach sich zeucht/
so sollen wir uns bill ich alle davor hüten.

V.
Vlel Un-
heil und
Straffen
darauf fol-
gen.

V. Soll ein Christ nicht wider seinen Nächsten zürnen/ weil auf den
Zorn viel Unheil und grosse Straffen erfolgen. GOtt der HErr selbsten
wird durch den privat Zorn der Menschen erzürnet/ der H. Geist wird betrü-
bet/ und dem Lästerer dem leidigen Teufel wird Raum und Platz gegeben/ Eph.
4. Darum drohet der HErr/ er woll der Zornigen nicht schonen. Amos. 1. Und
Gegen
GOtt/
dem Nech-
sten/
Syrach sagt/ so lang einer mit seinem Nächsten zürne/ so lang bleib er in Got-
tes Zorn/ und könne seine Gnad und Vergebung der Sünden nicht erlangen.
e. 28. Der Nächste wird im Zorn überloffen/ geschändet/ geschmähet/ belogen/
geplaget. Joh. 36. Dadurch macht sich der Zornige/ bey verständigen Leuten
verhasst/ daß man seiner kein Huld haben mag. Stein ist schwer/ und Sand
ist Last/ aber deß Narren Zorn ist schwerer denn die beyde. Spr. 27. Wo diese
Furia der Zorn dominirt/ da bleiben auch die beste Freund nicht lang einig/
dann was ein zorniger Mensch beydes selbsten redt und thut/ und was er von
andern sicht und hört/ das ist alles Gifft und Gallen/ wie kan dann dem Näch-
und sich sel-
ber.
sten dabey wol seyn/ und wie kan etwas guts darauß erfolgen? Ein Zorniger
beraubet sich selbsten seiner Vernunfft und Sinnen/ es ist nichts mit ihm an-
zufangen und außzurichten/ er schwächt ihm selber seinen Leib und verlähmt
ihm seine Glieder/ daher kommt das Grimmen/ das Podagra/ die Gicht und
der Schlag/ darum redt man offt einem Zornigen zu: Du weist wie dir der
Zorn so wehe thut/ noch kanstu dich nicht davor hüten! Syrach sagt: Eyfer
und Zorn kürtzen das Leben/ c. 30. Und Job/ einen Tollen erwürget der Zorn.
c. 5. König Ahab muste sich vor Zorn und Unmuth aufs Bett legen. 1. Kön.
M. Sachs.
Käys Chr.
part. 1. fol.
245
Strig. Ionas.
f. 471. b.
21. Käyser Valentinianus, da er etliche Gesandten verhörete/ erzürnet er sich
also mit ihnen/ daß ihm ein Ader am Halß auffsprang/ und sich zu todt blutete.
Und vom König Matthia in Ungarn schreibet Strigenitius, daß da ihm seine
Jungen etliche Feigen gegessen/ hab er sich darüber so sehr entrüst/ daß ihn der
Schlag gerührt/ und deß gähen Tods gestorben. Das gröste ist das Jüngste
Gericht/ davon der HErr in unserm Text sagt: Wer mit seinem Bruder
zürnet/ der ist deß Gerichts schuldig.
Der HErr Christus hält allhie
den Zorn dem Todschlag gleich in der Straff/ ihr wisset aber daß ein Todschlä-
ger nicht hat das ewig Leben bey ihm bleibend. 1. Joh. 3. Der Zorn ist ver-
flucht. 1. Mos. 49. Und die Zornige (wo sie nicht Buß thun) werden das
Reich Gottes nicht ererben. Galat. 5. Dann einmal/ der Himmel ist ein Schaf-
stall/ kein Hundsstall/ seinen sanfftmüthigen Schäflein gibt der HErr das ewi-
ge Leben Joh. 10. Aber haussen seyn die bissige/ zornige Hund/ bey den Zau-
berern und Hurern und Todschlägern. Off. 22.

Summa.

Und das ist nun das siebende Laster/ das eigentlich auf den Nächsten si-
het und gehet/ nemlich der Zorn/ da wir gehört/ weil der Zorn von Gott verbot-

ten/

Die LXXXIV. Laſter-Predigt/
moͤchte vertilgen. Eph. 5. Weil dann der Zorn ſo viel Suͤnden nach ſich zeucht/
ſo ſollen wir uns bill ich alle davor huͤten.

V.
Vlel Un-
heil und
Straffen
darauf fol-
gen.

V. Soll ein Chriſt nicht wider ſeinen Naͤchſten zuͤrnen/ weil auf den
Zorn viel Unheil und groſſe Straffen erfolgen. GOtt der HErꝛ ſelbſten
wird durch den privat Zorn der Menſchen erzuͤrnet/ der H. Geiſt wird betruͤ-
bet/ und dem Laͤſterer dem leidigen Teufel wird Raum und Platz gegeben/ Eph.
4. Darum drohet der HErꝛ/ er woll der Zornigen nicht ſchonen. Amos. 1. Und
Gegen
GOtt/
dem Nech-
ſten/
Syrach ſagt/ ſo lang einer mit ſeinem Naͤchſten zuͤrne/ ſo lang bleib er in Got-
tes Zorn/ und koͤnne ſeine Gnad und Vergebung der Suͤnden nicht erlangen.
e. 28. Der Naͤchſte wird im Zorn uͤberloffen/ geſchaͤndet/ geſchmaͤhet/ belogen/
geplaget. Joh. 36. Dadurch macht ſich der Zornige/ bey verſtaͤndigen Leuten
verhaſſt/ daß man ſeiner kein Huld haben mag. Stein iſt ſchwer/ und Sand
iſt Laſt/ aber deß Narꝛen Zorn iſt ſchwerer denn die beyde. Spr. 27. Wo dieſe
Furia der Zorn dominirt/ da bleiben auch die beſte Freund nicht lang einig/
dann was ein zorniger Menſch beydes ſelbſten redt und thut/ und was er von
andern ſicht und hoͤrt/ das iſt alles Gifft und Gallen/ wie kan dann dem Naͤch-
und ſich ſel-
ber.
ſten dabey wol ſeyn/ und wie kan etwas guts darauß erfolgen? Ein Zorniger
beraubet ſich ſelbſten ſeiner Vernunfft und Sinnen/ es iſt nichts mit ihm an-
zufangen und außzurichten/ er ſchwaͤcht ihm ſelber ſeinen Leib und verlaͤhmt
ihm ſeine Glieder/ daher kommt das Grimmen/ das Podagra/ die Gicht und
der Schlag/ darum redt man offt einem Zornigen zu: Du weiſt wie dir der
Zorn ſo wehe thut/ noch kanſtu dich nicht davor huͤten! Syrach ſagt: Eyfer
und Zorn kuͤrtzen das Leben/ c. 30. Und Job/ einen Tollen erwuͤrget der Zorn.
c. 5. Koͤnig Ahab muſte ſich vor Zorn und Unmuth aufs Bett legen. 1. Koͤn.
M. Sachſ.
Kaͤyſ Chr.
part. 1. fol.
245
Strig. Ionas.
f. 471. b.
21. Kaͤyſer Valentinianus, da er etliche Geſandten verhoͤrete/ erzuͤrnet er ſich
alſo mit ihnen/ daß ihm ein Ader am Halß auffſprang/ und ſich zu todt blutete.
Und vom Koͤnig Matthia in Ungarn ſchreibet Strigenitius, daß da ihm ſeine
Jungen etliche Feigen gegeſſen/ hab er ſich daruͤber ſo ſehr entruͤſt/ daß ihn der
Schlag geruͤhrt/ und deß gaͤhen Tods geſtorben. Das groͤſte iſt das Juͤngſte
Gericht/ davon der HErꝛ in unſerm Text ſagt: Wer mit ſeinem Bruder
zuͤrnet/ der iſt deß Gerichts ſchuldig.
Der HErꝛ Chriſtus haͤlt allhie
den Zorn dem Todſchlag gleich in der Straff/ ihr wiſſet aber daß ein Todſchlaͤ-
ger nicht hat das ewig Leben bey ihm bleibend. 1. Joh. 3. Der Zorn iſt ver-
flucht. 1. Moſ. 49. Und die Zornige (wo ſie nicht Buß thun) werden das
Reich Gottes nicht ererben. Galat. 5. Dann einmal/ der Himmel iſt ein Schaf-
ſtall/ kein Hundsſtall/ ſeinen ſanfftmuͤthigen Schaͤflein gibt der HErꝛ das ewi-
ge Leben Joh. 10. Aber hauſſen ſeyn die biſſige/ zornige Hund/ bey den Zau-
berern und Hurern und Todſchlaͤgern. Off. 22.

Summa.

Und das iſt nun das ſiebende Laſter/ das eigentlich auf den Naͤchſten ſi-
het und gehet/ nemlich der Zorn/ da wir gehoͤrt/ weil der Zorn von Gott verbot-

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[810/0880] Die LXXXIV. Laſter-Predigt/ moͤchte vertilgen. Eph. 5. Weil dann der Zorn ſo viel Suͤnden nach ſich zeucht/ ſo ſollen wir uns bill ich alle davor huͤten. V. Soll ein Chriſt nicht wider ſeinen Naͤchſten zuͤrnen/ weil auf den Zorn viel Unheil und groſſe Straffen erfolgen. GOtt der HErꝛ ſelbſten wird durch den privat Zorn der Menſchen erzuͤrnet/ der H. Geiſt wird betruͤ- bet/ und dem Laͤſterer dem leidigen Teufel wird Raum und Platz gegeben/ Eph. 4. Darum drohet der HErꝛ/ er woll der Zornigen nicht ſchonen. Amos. 1. Und Syrach ſagt/ ſo lang einer mit ſeinem Naͤchſten zuͤrne/ ſo lang bleib er in Got- tes Zorn/ und koͤnne ſeine Gnad und Vergebung der Suͤnden nicht erlangen. e. 28. Der Naͤchſte wird im Zorn uͤberloffen/ geſchaͤndet/ geſchmaͤhet/ belogen/ geplaget. Joh. 36. Dadurch macht ſich der Zornige/ bey verſtaͤndigen Leuten verhaſſt/ daß man ſeiner kein Huld haben mag. Stein iſt ſchwer/ und Sand iſt Laſt/ aber deß Narꝛen Zorn iſt ſchwerer denn die beyde. Spr. 27. Wo dieſe Furia der Zorn dominirt/ da bleiben auch die beſte Freund nicht lang einig/ dann was ein zorniger Menſch beydes ſelbſten redt und thut/ und was er von andern ſicht und hoͤrt/ das iſt alles Gifft und Gallen/ wie kan dann dem Naͤch- ſten dabey wol ſeyn/ und wie kan etwas guts darauß erfolgen? Ein Zorniger beraubet ſich ſelbſten ſeiner Vernunfft und Sinnen/ es iſt nichts mit ihm an- zufangen und außzurichten/ er ſchwaͤcht ihm ſelber ſeinen Leib und verlaͤhmt ihm ſeine Glieder/ daher kommt das Grimmen/ das Podagra/ die Gicht und der Schlag/ darum redt man offt einem Zornigen zu: Du weiſt wie dir der Zorn ſo wehe thut/ noch kanſtu dich nicht davor huͤten! Syrach ſagt: Eyfer und Zorn kuͤrtzen das Leben/ c. 30. Und Job/ einen Tollen erwuͤrget der Zorn. c. 5. Koͤnig Ahab muſte ſich vor Zorn und Unmuth aufs Bett legen. 1. Koͤn. 21. Kaͤyſer Valentinianus, da er etliche Geſandten verhoͤrete/ erzuͤrnet er ſich alſo mit ihnen/ daß ihm ein Ader am Halß auffſprang/ und ſich zu todt blutete. Und vom Koͤnig Matthia in Ungarn ſchreibet Strigenitius, daß da ihm ſeine Jungen etliche Feigen gegeſſen/ hab er ſich daruͤber ſo ſehr entruͤſt/ daß ihn der Schlag geruͤhrt/ und deß gaͤhen Tods geſtorben. Das groͤſte iſt das Juͤngſte Gericht/ davon der HErꝛ in unſerm Text ſagt: Wer mit ſeinem Bruder zuͤrnet/ der iſt deß Gerichts ſchuldig. Der HErꝛ Chriſtus haͤlt allhie den Zorn dem Todſchlag gleich in der Straff/ ihr wiſſet aber daß ein Todſchlaͤ- ger nicht hat das ewig Leben bey ihm bleibend. 1. Joh. 3. Der Zorn iſt ver- flucht. 1. Moſ. 49. Und die Zornige (wo ſie nicht Buß thun) werden das Reich Gottes nicht ererben. Galat. 5. Dann einmal/ der Himmel iſt ein Schaf- ſtall/ kein Hundsſtall/ ſeinen ſanfftmuͤthigen Schaͤflein gibt der HErꝛ das ewi- ge Leben Joh. 10. Aber hauſſen ſeyn die biſſige/ zornige Hund/ bey den Zau- berern und Hurern und Todſchlaͤgern. Off. 22. Gegen GOtt/ dem Nech- ſten/ und ſich ſel- ber. M. Sachſ. Kaͤyſ Chr. part. 1. fol. 245 Strig. Ionas. f. 471. b. Und das iſt nun das ſiebende Laſter/ das eigentlich auf den Naͤchſten ſi- het und gehet/ nemlich der Zorn/ da wir gehoͤrt/ weil der Zorn von Gott verbot- ten/

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/880>, abgerufen am 22.11.2024.