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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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von der Unfreundligkeit.
haben. Wer sich nun unfreundlich gegen seinem Nächsten erzeiget/ der han-
delt offenbarlich wider die Christliche Liebe/ und kan für keinen rechten Chri-
sten gehalten werden.

IV. Die Unfreundligkeit ist wider die Menschliche Gesellschafft.IV.
Wider die
Menschli-
che Gesell-
schafft.

Die Freundligkeit hat im Lateinischen ihren Namen von dem Menschen/ Hu-
manitas ab homine,
als ob man sagen wolt/ die Menschheit/ oder wie wirs
auch im Teutschen von den Leuten/ Leutseligkeit nennen/ weil die Freundlig-
keit den Leuten/ den Menschen vornemlich gebühre und zustehe/ wie dann der
Mensch an sich selbsten eine freundliche/ liebreiche Creatur Gottes ist/ GOtt
und die H. Engel/ ja auch die unvernünfftige Thier haben eine gute Zunei-
gung zu dem Menschen 3 Und der Mensch selbsten auch ist von Natur zur
Freundligkeit gegen seinem Nebenmenschen geneigt/ wie man bald an den klei-
nen Kindern sihet/ wie freundlich und holdselig sie sich gegen ihres gleichen/ und
gegen andern (deren sie ein wenig gewohnet seyn) wissen zu geberden und zu
halten/ und kan sich ein Mensch durch die Freundligkeit bey männiglich beliebt
und angenehm machen: Dagegen ist die Unfreundligkeit ein Unvernunfft/
das ist/ ein Grobheit und Unbescheidenheit gegen dem Nächsten/ wie sie der
HErr Christus Marc. 7. und D. Luth daselbst in der Randgloß nennen:Ein Unver-
nunfft.

Und ein Unfreundlicher ist ein rechter Unmensch/ Büffel und Holtzbock/ wo ein
solcher störriger/ stürmischer Saursenff hinkommt/ da hat alle Freud ein End/
er zerstöret die Menschliche Freund- und Gesellschafft allenthalben/ und dienet
mit seiner Unfreundligkeit nirgend/ es gehe wol oder übel. Wer ihm in seinem
Stand gleich ist/ den verbittert er mit solcher Unfreundligkeit/ daß er seiner Ge-
sellschafft nichts begehrt; Wer höher ist denn er/ den entrüstet er damit/ daß er
ihm nimmermehr kan günstig seyn; Und wer geringer und nidriger ist dann
er/ den er schröckt er damit/ daß er sich nirgend nichts guts zu ihm versehen mag.
Der sich nun unfreundlich gegen seinem Nächsten erzeiget/ der vergreifft
sich wider die Menschliche Gesellschafft/ und kan für keinen rechten Menschen
gehalten werden.

V. Die Unfreundligkeit ist wider deß unfreundlichen Menschen selbstV.
Wider deß
unfreund li-
chen Wol-
fahrt.

eigene Wolfahrt. Da der Schalcksknecht so unfreundlich mit seinem Mit-
knecht gebahret und verfahren/ seyn nicht allein die andere Mitknecht darüber
betrübt worden/ sondern auch der Herr der König selbsten ward zornig/ for-
dert ihn wieder für sich/ verwieß ihm solche so schändtliche That/ daß er nicht an
seinem/ deß Königs Exempel gelernet/ mit seinem Nächsten freundlicher und
bescheidener umzugehen/ versagte ihm alle vorige Gnad/ und übergab ihn dem
Peiniger/ biß er ihm bezahlte alles/ was er ihm schuldig war. Also machen sich
noch die unfreundlichen bey GOtt und Menschen verhasst/ und laden damit
zeitliche und ewige Straffen auf sich. Jch hab gesehen einen Gottlosen/ der
war trotzig/ und breitet sich auß und grunet wie ein Lorbeer Baum/ da man

fürüber
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von der Unfreundligkeit.
haben. Wer ſich nun unfreundlich gegen ſeinem Naͤchſten erzeiget/ der han-
delt offenbarlich wider die Chriſtliche Liebe/ und kan fuͤr keinen rechten Chri-
ſten gehalten werden.

IV. Die Unfreundligkeit iſt wider die Menſchliche Geſellſchafft.IV.
Wider die
Menſchli-
che Geſell-
ſchafft.

Die Freundligkeit hat im Lateiniſchen ihren Namen von dem Menſchen/ Hu-
manitas ab homine,
als ob man ſagen wolt/ die Menſchheit/ oder wie wirs
auch im Teutſchen von den Leuten/ Leutſeligkeit nennen/ weil die Freundlig-
keit den Leuten/ den Menſchen vornemlich gebuͤhre und zuſtehe/ wie dann der
Menſch an ſich ſelbſten eine freundliche/ liebreiche Creatur Gottes iſt/ GOtt
und die H. Engel/ ja auch die unvernuͤnfftige Thier haben eine gute Zunei-
gung zu dem Menſchen 3 Und der Menſch ſelbſten auch iſt von Natur zur
Freundligkeit gegen ſeinem Nebenmenſchen geneigt/ wie man bald an den klei-
nen Kindern ſihet/ wie freundlich und holdſelig ſie ſich gegen ihres gleichen/ und
gegen andern (deren ſie ein wenig gewohnet ſeyn) wiſſen zu geberden und zu
halten/ und kan ſich ein Menſch durch die Freundligkeit bey maͤnniglich beliebt
und angenehm machen: Dagegen iſt die Unfreundligkeit ein Unvernunfft/
das iſt/ ein Grobheit und Unbeſcheidenheit gegen dem Naͤchſten/ wie ſie der
HErꝛ Chriſtus Marc. 7. und D. Luth daſelbſt in der Randgloß nennen:Ein Unver-
nunfft.

Und ein Unfreundlicher iſt ein rechter Unmenſch/ Buͤffel und Holtzbock/ wo ein
ſolcher ſtoͤrriger/ ſtuͤrmiſcher Saurſenff hinkommt/ da hat alle Freud ein End/
er zerſtoͤret die Menſchliche Freund- und Geſellſchafft allenthalben/ und dienet
mit ſeiner Unfreundligkeit nirgend/ es gehe wol oder uͤbel. Wer ihm in ſeinem
Stand gleich iſt/ den verbittert er mit ſolcher Unfreundligkeit/ daß er ſeiner Ge-
ſellſchafft nichts begehrt; Wer hoͤher iſt denn er/ den entruͤſtet er damit/ daß er
ihm nimmermehr kan guͤnſtig ſeyn; Und wer geringer und nidriger iſt dann
er/ den er ſchroͤckt er damit/ daß er ſich nirgend nichts guts zu ihm verſehen mag.
Der ſich nun unfreundlich gegen ſeinem Naͤchſten erzeiget/ der vergreifft
ſich wider die Menſchliche Geſellſchafft/ und kan fuͤr keinen rechten Menſchen
gehalten werden.

V. Die Unfreundligkeit iſt wider deß unfreundlichen Menſchen ſelbſtV.
Wider deß
unfreund li-
chen Wol-
fahrt.

eigene Wolfahrt. Da der Schalcksknecht ſo unfreundlich mit ſeinem Mit-
knecht gebahret und verfahren/ ſeyn nicht allein die andere Mitknecht daruͤber
betruͤbt worden/ ſondern auch der Herꝛ der Koͤnig ſelbſten ward zornig/ for-
dert ihn wieder fuͤr ſich/ verwieß ihm ſolche ſo ſchaͤndtliche That/ daß er nicht an
ſeinem/ deß Koͤnigs Exempel gelernet/ mit ſeinem Naͤchſten freundlicher und
beſcheidener umzugehen/ verſagte ihm alle vorige Gnad/ und uͤbergab ihn dem
Peiniger/ biß er ihm bezahlte alles/ was er ihm ſchuldig war. Alſo machen ſich
noch die unfreundlichen bey GOtt und Menſchen verhaſſt/ und laden damit
zeitliche und ewige Straffen auf ſich. Jch hab geſehen einen Gottloſen/ der
war trotzig/ und breitet ſich auß und grunet wie ein Lorbeer Baum/ da man

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[829/0899] von der Unfreundligkeit. haben. Wer ſich nun unfreundlich gegen ſeinem Naͤchſten erzeiget/ der han- delt offenbarlich wider die Chriſtliche Liebe/ und kan fuͤr keinen rechten Chri- ſten gehalten werden. IV. Die Unfreundligkeit iſt wider die Menſchliche Geſellſchafft. Die Freundligkeit hat im Lateiniſchen ihren Namen von dem Menſchen/ Hu- manitas ab homine, als ob man ſagen wolt/ die Menſchheit/ oder wie wirs auch im Teutſchen von den Leuten/ Leutſeligkeit nennen/ weil die Freundlig- keit den Leuten/ den Menſchen vornemlich gebuͤhre und zuſtehe/ wie dann der Menſch an ſich ſelbſten eine freundliche/ liebreiche Creatur Gottes iſt/ GOtt und die H. Engel/ ja auch die unvernuͤnfftige Thier haben eine gute Zunei- gung zu dem Menſchen 3 Und der Menſch ſelbſten auch iſt von Natur zur Freundligkeit gegen ſeinem Nebenmenſchen geneigt/ wie man bald an den klei- nen Kindern ſihet/ wie freundlich und holdſelig ſie ſich gegen ihres gleichen/ und gegen andern (deren ſie ein wenig gewohnet ſeyn) wiſſen zu geberden und zu halten/ und kan ſich ein Menſch durch die Freundligkeit bey maͤnniglich beliebt und angenehm machen: Dagegen iſt die Unfreundligkeit ein Unvernunfft/ das iſt/ ein Grobheit und Unbeſcheidenheit gegen dem Naͤchſten/ wie ſie der HErꝛ Chriſtus Marc. 7. und D. Luth daſelbſt in der Randgloß nennen: Und ein Unfreundlicher iſt ein rechter Unmenſch/ Buͤffel und Holtzbock/ wo ein ſolcher ſtoͤrriger/ ſtuͤrmiſcher Saurſenff hinkommt/ da hat alle Freud ein End/ er zerſtoͤret die Menſchliche Freund- und Geſellſchafft allenthalben/ und dienet mit ſeiner Unfreundligkeit nirgend/ es gehe wol oder uͤbel. Wer ihm in ſeinem Stand gleich iſt/ den verbittert er mit ſolcher Unfreundligkeit/ daß er ſeiner Ge- ſellſchafft nichts begehrt; Wer hoͤher iſt denn er/ den entruͤſtet er damit/ daß er ihm nimmermehr kan guͤnſtig ſeyn; Und wer geringer und nidriger iſt dann er/ den er ſchroͤckt er damit/ daß er ſich nirgend nichts guts zu ihm verſehen mag. Der ſich nun unfreundlich gegen ſeinem Naͤchſten erzeiget/ der vergreifft ſich wider die Menſchliche Geſellſchafft/ und kan fuͤr keinen rechten Menſchen gehalten werden. IV. Wider die Menſchli- che Geſell- ſchafft. Ein Unver- nunfft. V. Die Unfreundligkeit iſt wider deß unfreundlichen Menſchen ſelbſt eigene Wolfahrt. Da der Schalcksknecht ſo unfreundlich mit ſeinem Mit- knecht gebahret und verfahren/ ſeyn nicht allein die andere Mitknecht daruͤber betruͤbt worden/ ſondern auch der Herꝛ der Koͤnig ſelbſten ward zornig/ for- dert ihn wieder fuͤr ſich/ verwieß ihm ſolche ſo ſchaͤndtliche That/ daß er nicht an ſeinem/ deß Koͤnigs Exempel gelernet/ mit ſeinem Naͤchſten freundlicher und beſcheidener umzugehen/ verſagte ihm alle vorige Gnad/ und uͤbergab ihn dem Peiniger/ biß er ihm bezahlte alles/ was er ihm ſchuldig war. Alſo machen ſich noch die unfreundlichen bey GOtt und Menſchen verhaſſt/ und laden damit zeitliche und ewige Straffen auf ſich. Jch hab geſehen einen Gottloſen/ der war trotzig/ und breitet ſich auß und grunet wie ein Lorbeer Baum/ da man fuͤruͤber V. Wider deß unfreund li- chen Wol- fahrt. M m m m m 3

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 829. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/899>, abgerufen am 22.11.2024.