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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LXXXVII. Laster-Predigt/
einige GOTT den Haß und Feindschafft so ernstlich/ und sagt: Du solt
deinen Bruder nicht hassen in deinem Hertzen!
Wie er auch im
fünfften Gebott sagt: Du solt nicht tödten! das ist/ wie es in unserm Kir-
chen-Gesang erkläret wird: Du solt nicht tödten zorniglich/ nicht hassen/
noch selbst rächen dich. Und Syrach saget auch: Laß die Feindschafft fah-
ren/ c. 28. Wer nun seinen Nächsten hasset und anfeindet/ der thut wider
diß außgedruckte Verbott GOttes/ ja gar wider die Natur deß liebreichen
GOttes/ und da sonsten der/ der in der Liebe ist und bleibet/ in GOtt blei-
bet/ und GOtt in ihm/ so kan im Gegentheil der/ der seinen Nächsten hasset
und anfeindet/ nicht in GOtt seyn und bleiben/ und GOtt wil auch nicht in
ihm bleiben/ 1. Joh. 4. Ein so ungöttliches Laster ist der Haß und Feind-
schafft.

II.
Un-Christ-
lich.

II. Haß und Feindschafft wider den Nächsten ist un-Christlich.
Neben dem Glauben an GOTT/ bestehet das wahre Christenthum vor nem-
lich in der Liebe deß Nächsten/ welche Liebe/ die Christliche Liebe genennet
wird/ weil sie der Christen eigen ist/ und weil alle Christen einander nicht has-
sen/ sondern lieben sollen/ darbey wird jederman erkennen/ daß ihr meine Jün-
ger/ und rechtschaffene Christen seyd/ so ihr Liebe unter einander habt/ sagt der
HErr Christus/ Joh. 13. und Johannes sagt: Wir Christen lieben die
Wir sind
leibliche
Brüder/ und
Brüder/ 1. Joh. 3. Darauf siehet GOtt der HErr in unserm Text/ da er
sagt: Du solt deinen Bruder nicht hassen/ der Nächste ist unser Bruder
und Schwester/ und das am einen/ leiblich/ dieweil wir alle/ einen leiblichen
Vatter haben/ Adam/ wie Paulus sagt: GOtthat gemacht/ daß von einem
Blut aller Menschen Geschlecht auf dem gantzen Erdboden wohnen/ Gesch. 17.
seyn wir nun leibliche Brüder und Schwestern von einem Fleisch und Blut
her/ so soll sich keiner entziehen von seinem Fleisch/ Es. 58. keiner soll den an-
dern hassen und anfeinden/ dann niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehas-
Geistliche
Glieder/
set/ sondern er nähret es und pfleget sein/ Eph. 5. Darnach seyn wir Chri-
sten unter einander Geistliche Brüder/ und Geistliche Glieder eines Leibes/
dessen Haupt Christus ist/ Eph. 5. Wie nun unter den leiblichen Gliedern
deß Menschlichen Leibes/ keines das andere verachtet/ keines das andere ver-
wirfft/ keines das andere anfeindet und hasset/ also sollen auch die Christen
einander nicht hassen/ wie der Apostel Paulus solches Gleichnüß hübsch auß-
führet/ 1. Cor. 12. Wer demnach seinen Nächsten hassen und aufeinden wol-
te/ der thäte nicht als ein Bruder/ nicht als ein Christ/ sondern als ein Feind/
und als ein Tyrann/ ein so un-Christliches Laster ist der Haß und Feind-
schafft.

III.
Teufelisch.

III. Haß und Feindschafft wider den Nächsten ist Teufelisch/
nicht zwar/ als ob die Teufel in der Höllen einander auch hasseten/ nein/ so böß
Der Teufel.seyn sie nicht wider einander/ und wann der Sathanas mit ihm selbst uneins

wäre/

Die LXXXVII. Laſter-Predigt/
einige GOTT den Haß und Feindſchafft ſo ernſtlich/ und ſagt: Du ſolt
deinen Bruder nicht haſſen in deinem Hertzen!
Wie er auch im
fuͤnfften Gebott ſagt: Du ſolt nicht toͤdten! das iſt/ wie es in unſerm Kir-
chen-Geſang erklaͤret wird: Du ſolt nicht toͤdten zorniglich/ nicht haſſen/
noch ſelbſt raͤchen dich. Und Syrach ſaget auch: Laß die Feindſchafft fah-
ren/ c. 28. Wer nun ſeinen Naͤchſten haſſet und anfeindet/ der thut wider
diß außgedruckte Verbott GOttes/ ja gar wider die Natur deß liebreichen
GOttes/ und da ſonſten der/ der in der Liebe iſt und bleibet/ in GOtt blei-
bet/ und GOtt in ihm/ ſo kan im Gegentheil der/ der ſeinen Naͤchſten haſſet
und anfeindet/ nicht in GOtt ſeyn und bleiben/ und GOtt wil auch nicht in
ihm bleiben/ 1. Joh. 4. Ein ſo ungoͤttliches Laſter iſt der Haß und Feind-
ſchafft.

II.
Un-Chriſt-
lich.

II. Haß und Feindſchafft wider den Naͤchſten iſt un-Chriſtlich.
Neben dem Glauben an GOTT/ beſtehet das wahre Chriſtenthum vor nem-
lich in der Liebe deß Naͤchſten/ welche Liebe/ die Chriſtliche Liebe genennet
wird/ weil ſie der Chriſten eigen iſt/ und weil alle Chriſten einander nicht haſ-
ſen/ ſondern lieben ſollen/ darbey wird jederman erkennen/ daß ihr meine Juͤn-
ger/ und rechtſchaffene Chriſten ſeyd/ ſo ihr Liebe unter einander habt/ ſagt der
HErꝛ Chriſtus/ Joh. 13. und Johannes ſagt: Wir Chriſten lieben die
Wir ſind
leibliche
Bruͤder/ und
Bruͤder/ 1. Joh. 3. Darauf ſiehet GOtt der HErꝛ in unſerm Text/ da er
ſagt: Du ſolt deinen Bruder nicht haſſen/ der Naͤchſte iſt unſer Bruder
und Schweſter/ und das am einen/ leiblich/ dieweil wir alle/ einen leiblichen
Vatter haben/ Adam/ wie Paulus ſagt: GOtthat gemacht/ daß von einem
Blut aller Menſchen Geſchlecht auf dem gantzen Erdboden wohnen/ Geſch. 17.
ſeyn wir nun leibliche Bruͤder und Schweſtern von einem Fleiſch und Blut
her/ ſo ſoll ſich keiner entziehen von ſeinem Fleiſch/ Eſ. 58. keiner ſoll den an-
dern haſſen und anfeinden/ dann niemand hat jemals ſein eigen Fleiſch gehaſ-
Geiſtliche
Glieder/
ſet/ ſondern er naͤhret es und pfleget ſein/ Eph. 5. Darnach ſeyn wir Chri-
ſten unter einander Geiſtliche Bruͤder/ und Geiſtliche Glieder eines Leibes/
deſſen Haupt Chriſtus iſt/ Eph. 5. Wie nun unter den leiblichen Gliedern
deß Menſchlichen Leibes/ keines das andere verachtet/ keines das andere ver-
wirfft/ keines das andere anfeindet und haſſet/ alſo ſollen auch die Chriſten
einander nicht haſſen/ wie der Apoſtel Paulus ſolches Gleichnuͤß huͤbſch auß-
fuͤhret/ 1. Cor. 12. Wer demnach ſeinen Naͤchſten haſſen und aufeinden wol-
te/ der thaͤte nicht als ein Bruder/ nicht als ein Chriſt/ ſondern als ein Feind/
und als ein Tyrann/ ein ſo un-Chriſtliches Laſter iſt der Haß und Feind-
ſchafft.

III.
Teufeliſch.

III. Haß und Feindſchafft wider den Naͤchſten iſt Teufeliſch/
nicht zwar/ als ob die Teufel in der Hoͤllen einander auch haſſeten/ nein/ ſo boͤß
Der Teufel.ſeyn ſie nicht wider einander/ und wann der Sathanas mit ihm ſelbſt uneins

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[836/0906] Die LXXXVII. Laſter-Predigt/ einige GOTT den Haß und Feindſchafft ſo ernſtlich/ und ſagt: Du ſolt deinen Bruder nicht haſſen in deinem Hertzen! Wie er auch im fuͤnfften Gebott ſagt: Du ſolt nicht toͤdten! das iſt/ wie es in unſerm Kir- chen-Geſang erklaͤret wird: Du ſolt nicht toͤdten zorniglich/ nicht haſſen/ noch ſelbſt raͤchen dich. Und Syrach ſaget auch: Laß die Feindſchafft fah- ren/ c. 28. Wer nun ſeinen Naͤchſten haſſet und anfeindet/ der thut wider diß außgedruckte Verbott GOttes/ ja gar wider die Natur deß liebreichen GOttes/ und da ſonſten der/ der in der Liebe iſt und bleibet/ in GOtt blei- bet/ und GOtt in ihm/ ſo kan im Gegentheil der/ der ſeinen Naͤchſten haſſet und anfeindet/ nicht in GOtt ſeyn und bleiben/ und GOtt wil auch nicht in ihm bleiben/ 1. Joh. 4. Ein ſo ungoͤttliches Laſter iſt der Haß und Feind- ſchafft. II. Haß und Feindſchafft wider den Naͤchſten iſt un-Chriſtlich. Neben dem Glauben an GOTT/ beſtehet das wahre Chriſtenthum vor nem- lich in der Liebe deß Naͤchſten/ welche Liebe/ die Chriſtliche Liebe genennet wird/ weil ſie der Chriſten eigen iſt/ und weil alle Chriſten einander nicht haſ- ſen/ ſondern lieben ſollen/ darbey wird jederman erkennen/ daß ihr meine Juͤn- ger/ und rechtſchaffene Chriſten ſeyd/ ſo ihr Liebe unter einander habt/ ſagt der HErꝛ Chriſtus/ Joh. 13. und Johannes ſagt: Wir Chriſten lieben die Bruͤder/ 1. Joh. 3. Darauf ſiehet GOtt der HErꝛ in unſerm Text/ da er ſagt: Du ſolt deinen Bruder nicht haſſen/ der Naͤchſte iſt unſer Bruder und Schweſter/ und das am einen/ leiblich/ dieweil wir alle/ einen leiblichen Vatter haben/ Adam/ wie Paulus ſagt: GOtthat gemacht/ daß von einem Blut aller Menſchen Geſchlecht auf dem gantzen Erdboden wohnen/ Geſch. 17. ſeyn wir nun leibliche Bruͤder und Schweſtern von einem Fleiſch und Blut her/ ſo ſoll ſich keiner entziehen von ſeinem Fleiſch/ Eſ. 58. keiner ſoll den an- dern haſſen und anfeinden/ dann niemand hat jemals ſein eigen Fleiſch gehaſ- ſet/ ſondern er naͤhret es und pfleget ſein/ Eph. 5. Darnach ſeyn wir Chri- ſten unter einander Geiſtliche Bruͤder/ und Geiſtliche Glieder eines Leibes/ deſſen Haupt Chriſtus iſt/ Eph. 5. Wie nun unter den leiblichen Gliedern deß Menſchlichen Leibes/ keines das andere verachtet/ keines das andere ver- wirfft/ keines das andere anfeindet und haſſet/ alſo ſollen auch die Chriſten einander nicht haſſen/ wie der Apoſtel Paulus ſolches Gleichnuͤß huͤbſch auß- fuͤhret/ 1. Cor. 12. Wer demnach ſeinen Naͤchſten haſſen und aufeinden wol- te/ der thaͤte nicht als ein Bruder/ nicht als ein Chriſt/ ſondern als ein Feind/ und als ein Tyrann/ ein ſo un-Chriſtliches Laſter iſt der Haß und Feind- ſchafft. Wir ſind leibliche Bruͤder/ und Geiſtliche Glieder/ III. Haß und Feindſchafft wider den Naͤchſten iſt Teufeliſch/ nicht zwar/ als ob die Teufel in der Hoͤllen einander auch haſſeten/ nein/ ſo boͤß ſeyn ſie nicht wider einander/ und wann der Sathanas mit ihm ſelbſt uneins waͤre/ Der Teufel.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/906>, abgerufen am 22.11.2024.