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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XCIII. Laster-Predigt/
der Prophet Hoseas in den verlesenen Worten klagt und sagt: Höret ihr
Kinder Jsrael/ etc.
Diese Wort wollen wir für dißmal kürtzlich widerho-
len/ und darauf anzeigen/ was wir
von der Untreu/
Wunschzu unserer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu
uns GOtt sein Gnad und Segen verleihen wolle. Amen.

Erklärung deß Texts.
1. Deß Pro-
pheten Auf-
mahnung.

ES hält der Prophet Hoseas c. 4. seiner Weissagung ein ernstliche
Straff-Predigt wider das Volck Jsrael/ fangt demnach in den ver-
leßnen Worten an/ und sagt: Höret ihr Kinder Jsrael deß
HErren Wort.
Viel Leut bilden ihnen ein/ wenn ein Prediger das
Straff-Amt gebrauche/ so rede er seine eigene Wort/ oder es sey ihm etwas zu
wider geschehen/ und thue es auß eignen affecten sich zu rächen/ oder suche sonst
seinen Vortheil darunter: Solchen falschen Concepten und Gedancken/
2. Deß
HErrn Ur-
sach.
kommt Hoscas zuvor/ und sagt: Höret deß HErrn Wort/ denn der
HErr hat Ursach zu schelten/
der HErr der gerechte/ allmächtige GOtt
redet wider Jsrael/ der HErr schilt die Gottlosen/ und hat dazu gute/ gerechte
Ursachen/ die sichere Weltkinder ihres Gottlosen Wesens halben anzuklagen/
zu schelten/ und wo sie sich nicht bekehren/ zeitlich und ewig zu straffen und zu
verdammen. Dann es ist kein Treu im Lande: Kein Warheit/ Auf-
richtigkeit und Beständigkeit in Worten und guten Wercken/ ist mehr im
3. Deß Lan-
des Untreu.
Land/ und bey denen die im Land wohnen/ sondern lauter Betrug/ Falschheit/
Lugen und Untreu hat der Menschen Hertzen eingenommen/ und regiert allent-
halben im Land unter den Leuten. Daher hat der HErr Ursach zu schelten die
im Land wohnen; Darum so höret ihr Kinder Jsrael deß HErren
Wort/
lasset das sündliche Wesen/ hütet euch vor Falschheit und Untreu/ bes-
sert euch/ und meinets forthin fein vertreulich mit eurem Nächsten/ so wird der
HErr nicht Ursach haben euch zu schelten und zu straffen/ sondern die verdiente
Straff wird er abwenden/ euer schonen/ und seine Göttliche Treu an euch er-
weisen/ also daß ihr Ursach haben werdet den HErrn für seine Güte und Treu
zu preisen/ und euer Lebenlang ihme darauf zu dienen.

Lehr.
Lehr.
Untreu zu
[S]tehen:

HJer haben wir nun von einem andern Laster zu reden/ welches eigent-
lich auf den Nächsten sihet und gehet/ das heisst Infidelitas, die Untreu/
daß ein Christ seinem Nächsten in keinen Weg untreu seyn solle. Sol-
che Untreu aber wider den Nächsten geschiehet in viel Weiß und Weg/
vornemlich aber in den 6. folgenden Stucken/ ein jeder Christ lerne sich davor
hüten.

I. Jst

Die XCIII. Laſter-Predigt/
der Prophet Hoſeas in den verleſenen Worten klagt und ſagt: Hoͤret ihr
Kinder Jſrael/ ꝛc.
Dieſe Wort wollen wir fuͤr dißmal kuͤrtzlich widerho-
len/ und darauf anzeigen/ was wir
von der Untreu/
Wunſchzu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu
uns GOtt ſein Gnad und Segen verleihen wolle. Amen.

Erklaͤrung deß Texts.
1. Deß Pro-
pheten Auf-
mahnung.

ES haͤlt der Prophet Hoſeas c. 4. ſeiner Weiſſagung ein ernſtliche
Straff-Predigt wider das Volck Jſrael/ fangt demnach in den ver-
leßnen Worten an/ und ſagt: Hoͤret ihr Kinder Jſrael deß
HErren Wort.
Viel Leut bilden ihnen ein/ wenn ein Prediger das
Straff-Amt gebrauche/ ſo rede er ſeine eigene Wort/ oder es ſey ihm etwas zu
wider geſchehen/ und thue es auß eignen affecten ſich zu raͤchen/ oder ſuche ſonſt
ſeinen Vortheil darunter: Solchen falſchen Concepten und Gedancken/
2. Deß
HErꝛn Ur-
ſach.
kommt Hoſcas zuvor/ und ſagt: Hoͤret deß HErꝛn Wort/ denn der
HErꝛ hat Urſach zu ſchelten/
der HErꝛ der gerechte/ allmaͤchtige GOtt
redet wider Jſrael/ der HErꝛ ſchilt die Gottloſen/ und hat dazu gute/ gerechte
Urſachen/ die ſichere Weltkinder ihres Gottloſen Weſens halben anzuklagen/
zu ſchelten/ und wo ſie ſich nicht bekehren/ zeitlich und ewig zu ſtraffen und zu
verdammen. Dann es iſt kein Treu im Lande: Kein Warheit/ Auf-
richtigkeit und Beſtaͤndigkeit in Worten und guten Wercken/ iſt mehr im
3. Deß Lan-
des Untreu.
Land/ und bey denen die im Land wohnen/ ſondern lauter Betrug/ Falſchheit/
Lugen und Untreu hat der Menſchen Hertzen eingenommen/ und regiert allent-
halben im Land unter den Leuten. Daher hat der HErꝛ Urſach zu ſchelten die
im Land wohnen; Darum ſo hoͤret ihr Kinder Jſrael deß HErren
Wort/
laſſet das ſuͤndliche Weſen/ huͤtet euch vor Falſchheit und Untreu/ beſ-
ſert euch/ und meinets forthin fein vertreulich mit eurem Naͤchſten/ ſo wird der
HErꝛ nicht Urſach haben euch zu ſchelten und zu ſtraffen/ ſondern die verdiente
Straff wird er abwenden/ euer ſchonen/ und ſeine Goͤttliche Treu an euch er-
weiſen/ alſo daß ihr Urſach haben werdet den HErꝛn fuͤr ſeine Guͤte und Treu
zu preiſen/ und euer Lebenlang ihme darauf zu dienen.

Lehr.
Lehr.
Untreu zu
[S]tehen:

HJer haben wir nun von einem andern Laſter zu reden/ welches eigent-
lich auf den Naͤchſten ſihet und gehet/ das heiſſt Infidelitas, die Untreu/
daß ein Chriſt ſeinem Naͤchſten in keinen Weg untreu ſeyn ſolle. Sol-
che Untreu aber wider den Naͤchſten geſchiehet in viel Weiß und Weg/
vornemlich aber in den 6. folgenden Stucken/ ein jeder Chriſt lerne ſich davor
huͤten.

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[896/0966] Die XCIII. Laſter-Predigt/ der Prophet Hoſeas in den verleſenen Worten klagt und ſagt: Hoͤret ihr Kinder Jſrael/ ꝛc. Dieſe Wort wollen wir fuͤr dißmal kuͤrtzlich widerho- len/ und darauf anzeigen/ was wir von der Untreu/ zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu uns GOtt ſein Gnad und Segen verleihen wolle. Amen. Wunſch Erklaͤrung deß Texts. ES haͤlt der Prophet Hoſeas c. 4. ſeiner Weiſſagung ein ernſtliche Straff-Predigt wider das Volck Jſrael/ fangt demnach in den ver- leßnen Worten an/ und ſagt: Hoͤret ihr Kinder Jſrael deß HErren Wort. Viel Leut bilden ihnen ein/ wenn ein Prediger das Straff-Amt gebrauche/ ſo rede er ſeine eigene Wort/ oder es ſey ihm etwas zu wider geſchehen/ und thue es auß eignen affecten ſich zu raͤchen/ oder ſuche ſonſt ſeinen Vortheil darunter: Solchen falſchen Concepten und Gedancken/ kommt Hoſcas zuvor/ und ſagt: Hoͤret deß HErꝛn Wort/ denn der HErꝛ hat Urſach zu ſchelten/ der HErꝛ der gerechte/ allmaͤchtige GOtt redet wider Jſrael/ der HErꝛ ſchilt die Gottloſen/ und hat dazu gute/ gerechte Urſachen/ die ſichere Weltkinder ihres Gottloſen Weſens halben anzuklagen/ zu ſchelten/ und wo ſie ſich nicht bekehren/ zeitlich und ewig zu ſtraffen und zu verdammen. Dann es iſt kein Treu im Lande: Kein Warheit/ Auf- richtigkeit und Beſtaͤndigkeit in Worten und guten Wercken/ iſt mehr im Land/ und bey denen die im Land wohnen/ ſondern lauter Betrug/ Falſchheit/ Lugen und Untreu hat der Menſchen Hertzen eingenommen/ und regiert allent- halben im Land unter den Leuten. Daher hat der HErꝛ Urſach zu ſchelten die im Land wohnen; Darum ſo hoͤret ihr Kinder Jſrael deß HErren Wort/ laſſet das ſuͤndliche Weſen/ huͤtet euch vor Falſchheit und Untreu/ beſ- ſert euch/ und meinets forthin fein vertreulich mit eurem Naͤchſten/ ſo wird der HErꝛ nicht Urſach haben euch zu ſchelten und zu ſtraffen/ ſondern die verdiente Straff wird er abwenden/ euer ſchonen/ und ſeine Goͤttliche Treu an euch er- weiſen/ alſo daß ihr Urſach haben werdet den HErꝛn fuͤr ſeine Guͤte und Treu zu preiſen/ und euer Lebenlang ihme darauf zu dienen. 2. Deß HErꝛn Ur- ſach. 3. Deß Lan- des Untreu. Lehr. HJer haben wir nun von einem andern Laſter zu reden/ welches eigent- lich auf den Naͤchſten ſihet und gehet/ das heiſſt Infidelitas, die Untreu/ daß ein Chriſt ſeinem Naͤchſten in keinen Weg untreu ſeyn ſolle. Sol- che Untreu aber wider den Naͤchſten geſchiehet in viel Weiß und Weg/ vornemlich aber in den 6. folgenden Stucken/ ein jeder Chriſt lerne ſich davor huͤten. I. Jſt

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 896. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/966>, abgerufen am 22.11.2024.