Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumann, Christoph (Hrsg.): Kirchen-Gebeth-Buch. Dresden, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite
Dancksagung am Char-Freytage.

D. M. G.

OCHriste du Sohn des hochgelobten GOttes/
du Hort unsers Heils und unser Erlöser/ wir armen Menschen-
Kinder waren von dem grossen Drachen und der alten Schlan-
ge/ die da heisset der Teuffel und Satanas/ von dem Fürsten des Todes/
der da ist ein Mörder von Anfang/ dermassen verderbet/ daß wir unsers
Abfalls halben im Paradieß/ für dir ein Gräuel und schnöde waren/
wir waren Kinder des Zorns/ Knechte der Sünden/ und wurden von
dem Satan in seinen Stricken geführet. Wir haben die Sünde und
Unrecht in uns gesoffen wie Wasser/ und mangelen also des Ruhms/
den wir an GOTT haben sollten. Unsere Wohnung hätte seyn sollen
in der Grube/ die tieff und weit gnug ist/ darinnen kein Wasser ist. Kein
Erretter war verhanden/ und kunte kein Bruder den andern erlösen/
noch iemand GOTT versöhnen. Unser Schade war verzweiffelt bö-
se/ unsere Wunden unheilbar/ ja wir hätten der Höllen ewige Gefange-
ne seyn und bleiben sollen.

Aber O du Liebhaber des Lebens/ du grosser Erbarmer/ hast dich
jammern lassen/ daß dein Geschöpff so gantz verderbet und elend worden
war. Dein Hertz brach dir/ daß du dich unser erbarmen mustest. Darum
fuhrest du herab von deinem heiligen Throne/ und wurdest unser Imma-
nuel; Du bist Fleisches und Blutes theilhaftig worden/ auf daß du durch
den Tod die Macht nehmest dem/ der des Todes Gewalt hatte/ das ist/
dem Teuffel/ und erlösetest die/ so durch Furcht des Todes im gantzen Le-
ben Knechte seyn musten. Du wurdest arm/ auf daß wir durch deine Ar-
muth reich würden. GOTT hat dich/ O lieber Heiland Jesu/ zur

Sün-
Danckſagung am Char-Freytage.

D. M. G.

OCHriſte du Sohn des hochgelobten GOttes/
du Hort unſers Heils und unſer Erlöſer/ wir armen Menſchen-
Kinder waren von dem groſſen Drachen und der alten Schlan-
ge/ die da heiſſet der Teuffel und Satanas/ von dem Fürſten des Todes/
der da iſt ein Mörder von Anfang/ dermaſſen verderbet/ daß wir unſers
Abfalls halben im Paradieß/ für dir ein Gräuel und ſchnöde waren/
wir waren Kinder des Zorns/ Knechte der Sünden/ und wurden von
dem Satan in ſeinen Stricken geführet. Wir haben die Sünde und
Unrecht in uns geſoffen wie Waſſer/ und mangelen alſo des Ruhms/
den wir an GOTT haben ſollten. Unſere Wohnung hätte ſeyn ſollen
in der Grube/ die tieff und weit gnug iſt/ darinnen kein Waſſer iſt. Kein
Erretter war verhanden/ und kunte kein Bruder den andern erlöſen/
noch iemand GOTT verſöhnen. Unſer Schade war verzweiffelt bö-
ſe/ unſere Wunden unheilbar/ ja wir hätten der Höllen ewige Gefange-
ne ſeyn und bleiben ſollen.

Aber O du Liebhaber des Lebens/ du groſſer Erbarmer/ haſt dich
jammern laſſen/ daß dein Geſchöpff ſo gantz verderbet und elend worden
war. Dein Hertz brach dir/ daß du dich unſer erbarmen muſteſt. Darum
fuhreſt du herab von deinem heiligen Throne/ und wurdeſt unſer Im̃a-
nuel; Du biſt Fleiſches und Blutes theilhaftig worden/ auf daß du durch
den Tod die Macht nehmeſt dem/ der des Todes Gewalt hatte/ das iſt/
dem Teuffel/ und erlöſeteſt die/ ſo durch Furcht des Todes im gantzen Le-
ben Knechte ſeyn muſten. Du wurdeſt arm/ auf daß wir durch deine Ar-
muth reich würden. GOTT hat dich/ O lieber Heiland Jeſu/ zur

Sün-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0014" n="12"/>
          <div n="3">
            <head>Danck&#x017F;agung am Char-Freytage.</head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#aq">D. M. G.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>CHri&#x017F;te du Sohn des hochgelobten GOttes/<lb/>
du Hort un&#x017F;ers Heils und un&#x017F;er Erlö&#x017F;er/ wir armen Men&#x017F;chen-<lb/>
Kinder waren von dem gro&#x017F;&#x017F;en Drachen und der alten Schlan-<lb/>
ge/ die da hei&#x017F;&#x017F;et der Teuffel und Satanas/ von dem Für&#x017F;ten des Todes/<lb/>
der da i&#x017F;t ein Mörder von Anfang/ derma&#x017F;&#x017F;en verderbet/ daß wir un&#x017F;ers<lb/>
Abfalls halben im Paradieß/ für dir ein Gräuel und &#x017F;chnöde waren/<lb/>
wir waren Kinder des Zorns/ Knechte der Sünden/ und wurden von<lb/>
dem Satan in &#x017F;einen Stricken geführet. Wir haben die Sünde und<lb/>
Unrecht in uns ge&#x017F;offen wie Wa&#x017F;&#x017F;er/ und mangelen al&#x017F;o des Ruhms/<lb/>
den wir an GOTT haben &#x017F;ollten. Un&#x017F;ere Wohnung hätte &#x017F;eyn &#x017F;ollen<lb/>
in der Grube/ die tieff und weit gnug i&#x017F;t/ darinnen kein Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t. Kein<lb/>
Erretter war verhanden/ und kunte kein Bruder den andern erlö&#x017F;en/<lb/>
noch iemand GOTT ver&#x017F;öhnen. Un&#x017F;er Schade war verzweiffelt bö-<lb/>
&#x017F;e/ un&#x017F;ere Wunden unheilbar/ ja wir hätten der Höllen ewige Gefange-<lb/>
ne &#x017F;eyn und bleiben &#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p>Aber O du Liebhaber des Lebens/ du gro&#x017F;&#x017F;er Erbarmer/ ha&#x017F;t dich<lb/>
jammern la&#x017F;&#x017F;en/ daß dein Ge&#x017F;chöpff &#x017F;o gantz verderbet und elend worden<lb/>
war. Dein Hertz brach dir/ daß du dich un&#x017F;er erbarmen mu&#x017F;te&#x017F;t. Darum<lb/>
fuhre&#x017F;t du herab von deinem heiligen Throne/ und wurde&#x017F;t un&#x017F;er Im&#x0303;a-<lb/>
nuel; Du bi&#x017F;t Flei&#x017F;ches und Blutes theilhaftig worden/ auf daß du durch<lb/>
den Tod die Macht nehme&#x017F;t dem/ der des Todes Gewalt hatte/ das i&#x017F;t/<lb/>
dem Teuffel/ und erlö&#x017F;ete&#x017F;t die/ &#x017F;o durch Furcht des Todes im gantzen Le-<lb/>
ben Knechte &#x017F;eyn mu&#x017F;ten. Du wurde&#x017F;t arm/ auf daß wir durch deine Ar-<lb/>
muth reich würden. GOTT hat dich/ O lieber Heiland J<hi rendition="#k">e</hi>&#x017F;u/ zur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sün-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0014] Danckſagung am Char-Freytage. D. M. G. OCHriſte du Sohn des hochgelobten GOttes/ du Hort unſers Heils und unſer Erlöſer/ wir armen Menſchen- Kinder waren von dem groſſen Drachen und der alten Schlan- ge/ die da heiſſet der Teuffel und Satanas/ von dem Fürſten des Todes/ der da iſt ein Mörder von Anfang/ dermaſſen verderbet/ daß wir unſers Abfalls halben im Paradieß/ für dir ein Gräuel und ſchnöde waren/ wir waren Kinder des Zorns/ Knechte der Sünden/ und wurden von dem Satan in ſeinen Stricken geführet. Wir haben die Sünde und Unrecht in uns geſoffen wie Waſſer/ und mangelen alſo des Ruhms/ den wir an GOTT haben ſollten. Unſere Wohnung hätte ſeyn ſollen in der Grube/ die tieff und weit gnug iſt/ darinnen kein Waſſer iſt. Kein Erretter war verhanden/ und kunte kein Bruder den andern erlöſen/ noch iemand GOTT verſöhnen. Unſer Schade war verzweiffelt bö- ſe/ unſere Wunden unheilbar/ ja wir hätten der Höllen ewige Gefange- ne ſeyn und bleiben ſollen. Aber O du Liebhaber des Lebens/ du groſſer Erbarmer/ haſt dich jammern laſſen/ daß dein Geſchöpff ſo gantz verderbet und elend worden war. Dein Hertz brach dir/ daß du dich unſer erbarmen muſteſt. Darum fuhreſt du herab von deinem heiligen Throne/ und wurdeſt unſer Im̃a- nuel; Du biſt Fleiſches und Blutes theilhaftig worden/ auf daß du durch den Tod die Macht nehmeſt dem/ der des Todes Gewalt hatte/ das iſt/ dem Teuffel/ und erlöſeteſt die/ ſo durch Furcht des Todes im gantzen Le- ben Knechte ſeyn muſten. Du wurdeſt arm/ auf daß wir durch deine Ar- muth reich würden. GOTT hat dich/ O lieber Heiland Jeſu/ zur Sün-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumann_gebetbuch_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumann_gebetbuch_1676/14
Zitationshilfe: Baumann, Christoph (Hrsg.): Kirchen-Gebeth-Buch. Dresden, 1676, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumann_gebetbuch_1676/14>, abgerufen am 21.11.2024.