pba_244.001 lichen, welche mit diesem Fehlerhaften als solchem verknüpft ist, natürlich pba_244.002 verschlossen; vielleicht wird ihm das entgegengesetzte Richtige und pba_244.003 Gesunde als lächerlich erscheinen, aber ein solches Lachen wird -- eine pba_244.004 unausbleibliche Folge seines inneren Widerspruchs gegen die Wahrheit pba_244.005 und Harmonie der Dinge -- nicht freudig und erheiternd, klärend und pba_244.006 befreiend sein, sondern jederzeit von den unreinen Beimischungen des pba_244.007 Mißwollens und Verdrusses, des Dünkels und der Eitelkeit, hochmütiger pba_244.008 Überhebung und mißachtender Verbitterung durchdrungen. Ebenso pba_244.009 wird, wer das Gesunde und Richtige, das Wohlgefällige und Liebenswerte pba_244.010 als Fehlerhaftes verlacht, nicht allein für die Freude daran unempfindlich pba_244.011 sein, sondern sein Wohlgefallen wird sich auf das Fehlerhafte pba_244.012 lenken, und statt eines Borns der edelsten Erquickung werden seine pba_244.013 Freuden ihm eine Quelle der Erkrankung und des Übels sein.
pba_244.014 Noch weiter läßt sich die Parallele und der Gegensatz zum Tragischen pba_244.015 verfolgen. Der tragische Held soll uns menschlich verwandt sein pba_244.016 -- ein omoios --, weder ein Bösewicht noch gänzlich schuldlos, soll er pba_244.017 sein Verhältnis zwar keineswegs durch eigene Schuld verdienen, wohl pba_244.018 aber soll dasselbe mit einem Fehler, einem Jrrtum -- amartia -- pba_244.019 seiner Handlungsweise in ursächlichem Zusammenhange stehen. Ganz pba_244.020 ebenso verlangt das Komische des Betragens und der Handlungsweise pba_244.021 einen uns Ähnlichen, der weder tadellos noch böse ist, aber umgekehrt pba_244.022 wie in der Tragik ist die Hamartie, das fehlerhafte Handeln, hier pba_244.023 nicht Mittel, sondern Gegenstand der Darstellung, und die schlimmen pba_244.024 Folgen desselben, welche dort der eigentliche Gegenstand der Darstellung pba_244.025 sind, werden hier entweder ganz abgewendet, oder bleiben doch harmlos pba_244.026 und dürfen nie zum Verderben ausschlagen. Die Jrrtümer, Schwächen pba_244.027 und Fehler des Handelns werden um so sicherer und deutlicher als pba_244.028 solche empfunden werden, je mehr sie von jedem andern Jnteresse in pba_244.029 der Darstellung gesondert gehalten werden; ein Umstand, welcher die pba_244.030 Erklärung dafür enthält, warum das Komische mit so großer Vorliebe pba_244.031 auf dem Boden des Phantastischen sich ansiedelt. Aber auch unter den pba_244.032 Voraussetzungen der Wirklichkeit bedarf die komische Darstellung eines pba_244.033 solchen Verlaufs der einfachen Handlung oder ist genötigt, sich derartiger pba_244.034 Verwickelungen zu bedienen, daß die möglichen schlimmen Konsequenzen pba_244.035 des Fehlerhaften zwar bemerkt werden, aber nicht eintreten.
pba_244.036 Aus alledem ergibt sich als Hauptregel, daß die bösen und schlimmen pba_244.037 Fehlerhaftigkeiten und Deformitäten, die moralischen Vergehungen mit pba_244.038 ihren äußeren Folgen, nicht Gegenstände des Komischen sein dürfen: pba_244.039 wie die Handelnden in jedem Falle solcher Fehler sich völlig bewußt pba_244.040 sind, so kann ihre Darstellung auch niemals eine Klärung des Em-
pba_244.001 lichen, welche mit diesem Fehlerhaften als solchem verknüpft ist, natürlich pba_244.002 verschlossen; vielleicht wird ihm das entgegengesetzte Richtige und pba_244.003 Gesunde als lächerlich erscheinen, aber ein solches Lachen wird — eine pba_244.004 unausbleibliche Folge seines inneren Widerspruchs gegen die Wahrheit pba_244.005 und Harmonie der Dinge — nicht freudig und erheiternd, klärend und pba_244.006 befreiend sein, sondern jederzeit von den unreinen Beimischungen des pba_244.007 Mißwollens und Verdrusses, des Dünkels und der Eitelkeit, hochmütiger pba_244.008 Überhebung und mißachtender Verbitterung durchdrungen. Ebenso pba_244.009 wird, wer das Gesunde und Richtige, das Wohlgefällige und Liebenswerte pba_244.010 als Fehlerhaftes verlacht, nicht allein für die Freude daran unempfindlich pba_244.011 sein, sondern sein Wohlgefallen wird sich auf das Fehlerhafte pba_244.012 lenken, und statt eines Borns der edelsten Erquickung werden seine pba_244.013 Freuden ihm eine Quelle der Erkrankung und des Übels sein.
pba_244.014 Noch weiter läßt sich die Parallele und der Gegensatz zum Tragischen pba_244.015 verfolgen. Der tragische Held soll uns menschlich verwandt sein pba_244.016 — ein ὅμοιος —, weder ein Bösewicht noch gänzlich schuldlos, soll er pba_244.017 sein Verhältnis zwar keineswegs durch eigene Schuld verdienen, wohl pba_244.018 aber soll dasselbe mit einem Fehler, einem Jrrtum — ἁμαρτία — pba_244.019 seiner Handlungsweise in ursächlichem Zusammenhange stehen. Ganz pba_244.020 ebenso verlangt das Komische des Betragens und der Handlungsweise pba_244.021 einen uns Ähnlichen, der weder tadellos noch böse ist, aber umgekehrt pba_244.022 wie in der Tragik ist die Hamartie, das fehlerhafte Handeln, hier pba_244.023 nicht Mittel, sondern Gegenstand der Darstellung, und die schlimmen pba_244.024 Folgen desselben, welche dort der eigentliche Gegenstand der Darstellung pba_244.025 sind, werden hier entweder ganz abgewendet, oder bleiben doch harmlos pba_244.026 und dürfen nie zum Verderben ausschlagen. Die Jrrtümer, Schwächen pba_244.027 und Fehler des Handelns werden um so sicherer und deutlicher als pba_244.028 solche empfunden werden, je mehr sie von jedem andern Jnteresse in pba_244.029 der Darstellung gesondert gehalten werden; ein Umstand, welcher die pba_244.030 Erklärung dafür enthält, warum das Komische mit so großer Vorliebe pba_244.031 auf dem Boden des Phantastischen sich ansiedelt. Aber auch unter den pba_244.032 Voraussetzungen der Wirklichkeit bedarf die komische Darstellung eines pba_244.033 solchen Verlaufs der einfachen Handlung oder ist genötigt, sich derartiger pba_244.034 Verwickelungen zu bedienen, daß die möglichen schlimmen Konsequenzen pba_244.035 des Fehlerhaften zwar bemerkt werden, aber nicht eintreten.
pba_244.036 Aus alledem ergibt sich als Hauptregel, daß die bösen und schlimmen pba_244.037 Fehlerhaftigkeiten und Deformitäten, die moralischen Vergehungen mit pba_244.038 ihren äußeren Folgen, nicht Gegenstände des Komischen sein dürfen: pba_244.039 wie die Handelnden in jedem Falle solcher Fehler sich völlig bewußt pba_244.040 sind, so kann ihre Darstellung auch niemals eine Klärung des Em-
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lichen, welche mit diesem Fehlerhaften als solchem verknüpft ist, natürlich pba_244.002
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Aus alledem ergibt sich als Hauptregel, daß die bösen und schlimmen pba_244.037
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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/262>, abgerufen am 22.11.2024.
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