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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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darmit nam ir gesprech ein ent, pba_256.003
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Die großen Vorzüge von Sachsens Dichtung im Einzelnen nachzuweisen pba_256.005
dürfte überflüssig sein; es sei nur auf die Feinheit hingedeutet, pba_256.006
mit der das Verhältnis zwischen dem "frommen, weisen und gerechten" pba_256.007
Edelmann und seinem "rumredig verlogenen" Knecht exponiert ist, von pba_256.008
dem wir doch auch erfahren, daß "er sonst diensthaft durchaus" pba_256.009
war; durch diesen Zug ist das Jnteresse an dem Träger des lächerlichen pba_256.010
Hamartema und an der Kur, die sein Herr an ihm vornimmt, um ein pba_256.011
Bedeutendes gesteigert; und nun gar das Geschick, mit dem dieselbe pba_256.012
durchgeführt ist, die kunstreiche Steigerung der Spannung, bis zuletzt pba_256.013
gegen Abend sie an das "rechte waßer" kommen, das "gar schnell mit pba_256.014
wellen breit und groß" einherfloß, so daß dem Knecht, "weil er sach pba_256.015
weder bruck noch schif, der angstschweiß über sein angsicht lif, zittert beide pba_256.016
an fuß und henden". Dagegen bei Gellert der "gute, dumme Bauerknabe, pba_256.017
den Junker Hans einst mit auf Reisen nahm, und der, trotz seinem pba_256.018
Herrn, mit einer guten Gabe, recht dreist zu lügen, wieder kam", und pba_256.019
die ärmliche, keiner weiteren Entwickelung fähige, Erfindung des verhängnisvollen pba_256.020
Steins auf der Brücke! Auch die Art, wie beide die pba_256.021
Moral aus der Geschichte ziehen, ist höchst charakteristisch: Hans Sachs pba_256.022
begnügt sich in seinem "Beschluß" das Fehlerhafte des Lügens nun pba_256.023
noch ausdrücklich als solches ins Licht zu setzen und eine Warnung pba_256.024
davor hinzuzufügen:

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Bei diesem schwank verstet man wol, pba_256.026
ein mensch mit fleiß sich hüten sol pba_256.027
vor lügen, es ist ein groß schant, pba_256.028
wann welch mensch des lügens gewant (gewohnt) pba_256.029
und het ein ungehebe (ungebundene) zungen, pba_256.030
wirt oft zu widerrufen zwungen, pba_256.031
des er an der lügen bestet (stecken bleibt) pba_256.032
und schamrot mit spot darvon geht u. s. w.

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Gellert statt dessen will aus dem Ganzen nur die "nützliche pba_256.034
Lehre
" entnommen wissen:

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Du mußt es nicht gleich übel nehmen, pba_256.036
Wenn hie und da ein Geck zu lügen sich erkühnt. pba_256.037
Lüg' auch, und mehr als er, und such' ihn zu beschämen, pba_256.038
So machst du dich um ihn und um die Welt verdient.

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Mitunter hält sich Gellert auch von dieser lehrhaften Miene frei pba_256.040
und scheint sich ganz der Lust am Erzählen hinzugeben; aber das geschieht

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die wir vor haben heut gesehen. pba_256.002
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Die großen Vorzüge von Sachsens Dichtung im Einzelnen nachzuweisen pba_256.005
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Bedeutendes gesteigert; und nun gar das Geschick, mit dem dieselbe pba_256.012
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weder bruck noch schif, der angstschweiß über sein angsicht lif, zittert beide pba_256.016
an fuß und henden“. Dagegen bei Gellert der „gute, dumme Bauerknabe, pba_256.017
den Junker Hans einst mit auf Reisen nahm, und der, trotz seinem pba_256.018
Herrn, mit einer guten Gabe, recht dreist zu lügen, wieder kam“, und pba_256.019
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noch ausdrücklich als solches ins Licht zu setzen und eine Warnung pba_256.024
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Bei diesem schwank verstet man wol, pba_256.026
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Gellert statt dessen will aus dem Ganzen nur die „nützliche pba_256.034
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“ entnommen wissen:

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Du mußt es nicht gleich übel nehmen, pba_256.036
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/274>, abgerufen am 22.11.2024.