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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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diese ist das verwendete Vermögen niemals werth, und steht der
tüchtigen Bildung auf einer niedereren Stufe immer nach, und es
sichert nicht immer die Höhe der Bildung auch die festeste und
freiste Existenz, obschon es so den Anschein hat, als seien die ge-
bildeten Herrn die glücklichsten. Ist aber die Erreichung einer
Bildungsstufe gewählt, so darf die Hauswirthschaft ohne Unge-
rechtigkeit gegen die anderen Kinder kein Mittel scheuen, sie auf
die tüchtigste Weise zu erreichen. Hierin bewährt sich der ächte
Hausvater1).

2) Für Nahrung und Küchengeräthe. Diese besorgt
die Hausfrau mit dem Hausgesinde. Daß die rohen Materialien
dazu nicht vom Hause selbst in allen Fällen producirt werden, lehrt
die Erfahrung. Man sehe beim Einkaufen nicht blos auf die
Wohlfeilheit und Menge, sondern hauptsächlich auch auf die Güte.
Es werden viele Erfahrungen zu einem guten Einkaufe erfordert.
Eine gute und schmackhafte Zubereitung ist wirthschaftlich weit
besser als eine geitzige. Wehe dem Hause, dessen Frau die Küche
nicht versteht und vom Gesinde abhängt! Sie ist entweder leicht-
sinnig, Verschwenderin oder eine Geitzige. Das Gesinde weiß sich
immer gegen die übertriebene Spärlichkeit der Hausfrau zum Nach-
theile des Hausvaters und der Hausgenossen zu entschädigen; diese
aber leiden am meisten. Jedermann beurtheilt die Sorgfalt der
Hausfrau zuerst nach der prunklosen Schönheit, Reinheit und
Ordnung der Küchengeräthe, ebenso wie man die Häuslichkeit der
Braut nach ihrem Neglige oder Morgenkleide beurtheilen kann.
Tüchtige Menschen thun auch das Unbedeutende mit besonderer
Aufmerksamkeit. Das Beihalten einer festen Speisezeit ist wirth-
schaftlich und gesundheitlich nöthig. Dies hängt aber vielfach von
der Strenge des Hausherrn ab, welche jedoch weder grämlich noch
pedantisch sein soll2).

1) Daß in einem Erziehungsinstitute dies die vorzüglichste Ausgabe macht, ist
klar. Aber in der gebildeten Familie ist eine Ausgabe für die Fortbildung der
Erwachsenen durch Lektüre u. dgl. nöthig.
2) In öffentlichen Anstalten mit Pfleglingen besteht darüber ein festes Regle-
ment, was Zeit, Menge und Art der Speise betrifft.
§. 76.
Fortsetzung.

3) Für Kleidung und Bettzeug. Unordnung und Unrein-
lichkeit sind hier eben so verwerflich als Eitelkeit. Wirthschaftlich
besser ist es, gute theurere, als wohlfeile mittelmäßige oder schlechte
Stoffe zu kaufen. Der deutschen Hausfrau volksthümlicher uralter

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dieſe iſt das verwendete Vermögen niemals werth, und ſteht der
tüchtigen Bildung auf einer niedereren Stufe immer nach, und es
ſichert nicht immer die Höhe der Bildung auch die feſteſte und
freiſte Exiſtenz, obſchon es ſo den Anſchein hat, als ſeien die ge-
bildeten Herrn die glücklichſten. Iſt aber die Erreichung einer
Bildungsſtufe gewählt, ſo darf die Hauswirthſchaft ohne Unge-
rechtigkeit gegen die anderen Kinder kein Mittel ſcheuen, ſie auf
die tüchtigſte Weiſe zu erreichen. Hierin bewährt ſich der ächte
Hausvater1).

2) Für Nahrung und Küchengeräthe. Dieſe beſorgt
die Hausfrau mit dem Hausgeſinde. Daß die rohen Materialien
dazu nicht vom Hauſe ſelbſt in allen Fällen producirt werden, lehrt
die Erfahrung. Man ſehe beim Einkaufen nicht blos auf die
Wohlfeilheit und Menge, ſondern hauptſächlich auch auf die Güte.
Es werden viele Erfahrungen zu einem guten Einkaufe erfordert.
Eine gute und ſchmackhafte Zubereitung iſt wirthſchaftlich weit
beſſer als eine geitzige. Wehe dem Hauſe, deſſen Frau die Küche
nicht verſteht und vom Geſinde abhängt! Sie iſt entweder leicht-
ſinnig, Verſchwenderin oder eine Geitzige. Das Geſinde weiß ſich
immer gegen die übertriebene Spärlichkeit der Hausfrau zum Nach-
theile des Hausvaters und der Hausgenoſſen zu entſchädigen; dieſe
aber leiden am meiſten. Jedermann beurtheilt die Sorgfalt der
Hausfrau zuerſt nach der prunkloſen Schönheit, Reinheit und
Ordnung der Küchengeräthe, ebenſo wie man die Häuslichkeit der
Braut nach ihrem Neglige oder Morgenkleide beurtheilen kann.
Tüchtige Menſchen thun auch das Unbedeutende mit beſonderer
Aufmerkſamkeit. Das Beihalten einer feſten Speiſezeit iſt wirth-
ſchaftlich und geſundheitlich nöthig. Dies hängt aber vielfach von
der Strenge des Hausherrn ab, welche jedoch weder grämlich noch
pedantiſch ſein ſoll2).

1) Daß in einem Erziehungsinſtitute dies die vorzüglichſte Ausgabe macht, iſt
klar. Aber in der gebildeten Familie iſt eine Ausgabe für die Fortbildung der
Erwachſenen durch Lektüre u. dgl. nöthig.
2) In öffentlichen Anſtalten mit Pfleglingen beſteht darüber ein feſtes Regle-
ment, was Zeit, Menge und Art der Speiſe betrifft.
§. 76.
Fortſetzung.

3) Für Kleidung und Bettzeug. Unordnung und Unrein-
lichkeit ſind hier eben ſo verwerflich als Eitelkeit. Wirthſchaftlich
beſſer iſt es, gute theurere, als wohlfeile mittelmäßige oder ſchlechte
Stoffe zu kaufen. Der deutſchen Hausfrau volksthümlicher uralter

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[99/0121] dieſe iſt das verwendete Vermögen niemals werth, und ſteht der tüchtigen Bildung auf einer niedereren Stufe immer nach, und es ſichert nicht immer die Höhe der Bildung auch die feſteſte und freiſte Exiſtenz, obſchon es ſo den Anſchein hat, als ſeien die ge- bildeten Herrn die glücklichſten. Iſt aber die Erreichung einer Bildungsſtufe gewählt, ſo darf die Hauswirthſchaft ohne Unge- rechtigkeit gegen die anderen Kinder kein Mittel ſcheuen, ſie auf die tüchtigſte Weiſe zu erreichen. Hierin bewährt ſich der ächte Hausvater1). 2) Für Nahrung und Küchengeräthe. Dieſe beſorgt die Hausfrau mit dem Hausgeſinde. Daß die rohen Materialien dazu nicht vom Hauſe ſelbſt in allen Fällen producirt werden, lehrt die Erfahrung. Man ſehe beim Einkaufen nicht blos auf die Wohlfeilheit und Menge, ſondern hauptſächlich auch auf die Güte. Es werden viele Erfahrungen zu einem guten Einkaufe erfordert. Eine gute und ſchmackhafte Zubereitung iſt wirthſchaftlich weit beſſer als eine geitzige. Wehe dem Hauſe, deſſen Frau die Küche nicht verſteht und vom Geſinde abhängt! Sie iſt entweder leicht- ſinnig, Verſchwenderin oder eine Geitzige. Das Geſinde weiß ſich immer gegen die übertriebene Spärlichkeit der Hausfrau zum Nach- theile des Hausvaters und der Hausgenoſſen zu entſchädigen; dieſe aber leiden am meiſten. Jedermann beurtheilt die Sorgfalt der Hausfrau zuerſt nach der prunkloſen Schönheit, Reinheit und Ordnung der Küchengeräthe, ebenſo wie man die Häuslichkeit der Braut nach ihrem Neglige oder Morgenkleide beurtheilen kann. Tüchtige Menſchen thun auch das Unbedeutende mit beſonderer Aufmerkſamkeit. Das Beihalten einer feſten Speiſezeit iſt wirth- ſchaftlich und geſundheitlich nöthig. Dies hängt aber vielfach von der Strenge des Hausherrn ab, welche jedoch weder grämlich noch pedantiſch ſein ſoll2). ¹⁾ Daß in einem Erziehungsinſtitute dies die vorzüglichſte Ausgabe macht, iſt klar. Aber in der gebildeten Familie iſt eine Ausgabe für die Fortbildung der Erwachſenen durch Lektüre u. dgl. nöthig. ²⁾ In öffentlichen Anſtalten mit Pfleglingen beſteht darüber ein feſtes Regle- ment, was Zeit, Menge und Art der Speiſe betrifft. §. 76. Fortſetzung. 3) Für Kleidung und Bettzeug. Unordnung und Unrein- lichkeit ſind hier eben ſo verwerflich als Eitelkeit. Wirthſchaftlich beſſer iſt es, gute theurere, als wohlfeile mittelmäßige oder ſchlechte Stoffe zu kaufen. Der deutſchen Hausfrau volksthümlicher uralter 7 *

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/121>, abgerufen am 26.11.2024.