Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

und anderer künstlicher Mittel die unter der Erdoberfläche befind-
lichen nutzbaren mineralischen Körper gewonnen und hervorgezogen
(gefördert) werden. Die allgemeine Gewerbslehre erklärt die
bei jedem Bergbaue geltenden Regeln und vorkommenden Gegen-
stände und Arbeiten. Sie trägt daher am besten ihre Lehren in
der Ordnung vor, in welcher die bergmännischen Arbeiten geschehen.
Die besondere Gewerbslehre lehrt die Regeln vom Abbaue ver-
schiedener Gebirgsarten und Lagerstätten.

I. Von den Anzeigen des Vorhandenseins nutzbarer
Mineralkörper
.
§. 85.
1) Schichtungen der Erde und deren Inhalt.

Man unterscheidet in der Erde die geschichteten und unge-
schichteten Felsarten. Unter diese Lezteren rechnet man die Er-
zeugnisse der neuen Vulkane, als Trachyt, Obsidian und Bimstein,
und jene der alten Vulkane, d. h. Trappgesteine, nämlich Phomo-
lith, Basalt, Dolerit, Wacke, schwarzer (Augit-) Porphyr. Unter
den geschichteten Felsarten unterscheidet man sechs Hauptarten,
welche sich von der Oberfläche bis ins Innere der Erde so folgen:

1) Das Alluvium, die oberste Schichte und lezte Bildung,
welche enthält Dammerde, Raseneisenstein, Torf, Schutt, Sand
und Schlammablagerungen, Sand- und Lehmbänke, Meeressand-
stein, Meereskalk, Ueberreste von Meerschaalthieren, Kalktuffansatze
und Ablagerungen.

2) Das Diluvium, die zweit oberste Schicht und vorlezte
Bildung, welche enthält Gruß-, Kies- und Sandablagerungen,
Gerölle, Gebirgsschutt, große Blöcke, Lehm, Mergel, rothen
Thon, Muscheln noch jetzt lebender Thiere, Reste ausgestorbener
Geschlechter.

3) Das Tertiärgebilde, die dritt oberste Schichte und Folge
großer Ueberschwemmung, welche in beckenartiger Lagerung enthält
große Mengen der manchfachen Thier- und Pflanzenreste, Molasse
(in der Schweiz und in Schwaben), Nagelflur, d. h. grobes Zu-
sammenhängsel (Conglommerat) mit sandsteinigem Bindemittel,
Formationen von Sand, Sandstein und Mergel, Gips mit Knochen,
Kiesel- und Grobkalk, Braunkohlen mit Spuren verkohlter Stämme,
Töpferthon mit fossilischen Muscheln, aus süßem Wasser, Meeres-
pflanzen und andere Thierreste.

4) Das Flötzgebilde, die dritt unterste Schichte und dritte
Bildung, welche enthält die Kreideformationen mit Feuersteinen

und anderer künſtlicher Mittel die unter der Erdoberfläche befind-
lichen nutzbaren mineraliſchen Körper gewonnen und hervorgezogen
(gefördert) werden. Die allgemeine Gewerbslehre erklärt die
bei jedem Bergbaue geltenden Regeln und vorkommenden Gegen-
ſtände und Arbeiten. Sie trägt daher am beſten ihre Lehren in
der Ordnung vor, in welcher die bergmänniſchen Arbeiten geſchehen.
Die beſondere Gewerbslehre lehrt die Regeln vom Abbaue ver-
ſchiedener Gebirgsarten und Lagerſtätten.

I. Von den Anzeigen des Vorhandenſeins nutzbarer
Mineralkörper
.
§. 85.
1) Schichtungen der Erde und deren Inhalt.

Man unterſcheidet in der Erde die geſchichteten und unge-
ſchichteten Felsarten. Unter dieſe Lezteren rechnet man die Er-
zeugniſſe der neuen Vulkane, als Trachyt, Obſidian und Bimſtein,
und jene der alten Vulkane, d. h. Trappgeſteine, nämlich Phomo-
lith, Baſalt, Dolerit, Wacke, ſchwarzer (Augit-) Porphyr. Unter
den geſchichteten Felsarten unterſcheidet man ſechs Hauptarten,
welche ſich von der Oberfläche bis ins Innere der Erde ſo folgen:

1) Das Alluvium, die oberſte Schichte und lezte Bildung,
welche enthält Dammerde, Raſeneiſenſtein, Torf, Schutt, Sand
und Schlammablagerungen, Sand- und Lehmbänke, Meeresſand-
ſtein, Meereskalk, Ueberreſte von Meerſchaalthieren, Kalktuffanſatze
und Ablagerungen.

2) Das Diluvium, die zweit oberſte Schicht und vorlezte
Bildung, welche enthält Gruß-, Kies- und Sandablagerungen,
Gerölle, Gebirgsſchutt, große Blöcke, Lehm, Mergel, rothen
Thon, Muſcheln noch jetzt lebender Thiere, Reſte ausgeſtorbener
Geſchlechter.

3) Das Tertiärgebilde, die dritt oberſte Schichte und Folge
großer Ueberſchwemmung, welche in beckenartiger Lagerung enthält
große Mengen der manchfachen Thier- und Pflanzenreſte, Molaſſe
(in der Schweiz und in Schwaben), Nagelflur, d. h. grobes Zu-
ſammenhängſel (Conglommerat) mit ſandſteinigem Bindemittel,
Formationen von Sand, Sandſtein und Mergel, Gips mit Knochen,
Kieſel- und Grobkalk, Braunkohlen mit Spuren verkohlter Stämme,
Töpferthon mit foſſiliſchen Muſcheln, aus ſüßem Waſſer, Meeres-
pflanzen und andere Thierreſte.

4) Das Flötzgebilde, die dritt unterſte Schichte und dritte
Bildung, welche enthält die Kreideformationen mit Feuerſteinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0131" n="109"/>
und anderer kün&#x017F;tlicher Mittel die unter der Erdoberfläche befind-<lb/>
lichen nutzbaren minerali&#x017F;chen Körper gewonnen und hervorgezogen<lb/>
(gefördert) werden. Die <hi rendition="#g">allgemeine</hi> Gewerbslehre erklärt die<lb/>
bei jedem Bergbaue geltenden Regeln und vorkommenden Gegen-<lb/>
&#x017F;tände und Arbeiten. Sie trägt daher am be&#x017F;ten ihre Lehren in<lb/>
der Ordnung vor, in welcher die bergmänni&#x017F;chen Arbeiten ge&#x017F;chehen.<lb/>
Die <hi rendition="#g">be&#x017F;ondere</hi> Gewerbslehre lehrt die Regeln vom Abbaue ver-<lb/>
&#x017F;chiedener Gebirgsarten und Lager&#x017F;tätten.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head> <hi rendition="#c">I. <hi rendition="#g">Von den Anzeigen des Vorhanden&#x017F;eins nutzbarer<lb/>
Mineralkörper</hi>.</hi> </head><lb/>
                      <div n="9">
                        <head> <hi rendition="#c">§. 85.<lb/>
1) <hi rendition="#g">Schichtungen der Erde und deren Inhalt</hi>.</hi> </head><lb/>
                        <p>Man unter&#x017F;cheidet in der Erde die <hi rendition="#g">ge&#x017F;chichteten</hi> und <hi rendition="#g">unge</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;chichteten</hi> Felsarten. Unter die&#x017F;e Lezteren rechnet man die Er-<lb/>
zeugni&#x017F;&#x017F;e der neuen Vulkane, als Trachyt, Ob&#x017F;idian und Bim&#x017F;tein,<lb/>
und jene der alten Vulkane, d. h. Trappge&#x017F;teine, nämlich Phomo-<lb/>
lith, Ba&#x017F;alt, Dolerit, Wacke, &#x017F;chwarzer (Augit-) Porphyr. Unter<lb/>
den ge&#x017F;chichteten Felsarten unter&#x017F;cheidet man &#x017F;echs Hauptarten,<lb/>
welche &#x017F;ich von der Oberfläche bis ins Innere der Erde &#x017F;o folgen:</p><lb/>
                        <p>1) Das <hi rendition="#g">Alluvium</hi>, die ober&#x017F;te Schichte und lezte Bildung,<lb/>
welche enthält Dammerde, Ra&#x017F;enei&#x017F;en&#x017F;tein, Torf, Schutt, Sand<lb/>
und Schlammablagerungen, Sand- und Lehmbänke, Meeres&#x017F;and-<lb/>
&#x017F;tein, Meereskalk, Ueberre&#x017F;te von Meer&#x017F;chaalthieren, Kalktuffan&#x017F;atze<lb/>
und Ablagerungen.</p><lb/>
                        <p>2) Das <hi rendition="#g">Diluvium</hi>, die zweit ober&#x017F;te Schicht und vorlezte<lb/>
Bildung, welche enthält Gruß-, Kies- und Sandablagerungen,<lb/>
Gerölle, Gebirgs&#x017F;chutt, große Blöcke, Lehm, Mergel, rothen<lb/>
Thon, Mu&#x017F;cheln noch jetzt lebender Thiere, Re&#x017F;te ausge&#x017F;torbener<lb/>
Ge&#x017F;chlechter.</p><lb/>
                        <p>3) Das <hi rendition="#g">Tertiärgebilde</hi>, die dritt ober&#x017F;te Schichte und Folge<lb/>
großer Ueber&#x017F;chwemmung, welche in beckenartiger Lagerung enthält<lb/>
große Mengen der manchfachen Thier- und Pflanzenre&#x017F;te, Mola&#x017F;&#x017F;e<lb/>
(in der Schweiz und in Schwaben), Nagelflur, d. h. grobes Zu-<lb/>
&#x017F;ammenhäng&#x017F;el (Conglommerat) mit &#x017F;and&#x017F;teinigem Bindemittel,<lb/>
Formationen von Sand, Sand&#x017F;tein und Mergel, Gips mit Knochen,<lb/>
Kie&#x017F;el- und Grobkalk, Braunkohlen mit Spuren verkohlter Stämme,<lb/>
Töpferthon mit fo&#x017F;&#x017F;ili&#x017F;chen Mu&#x017F;cheln, aus &#x017F;üßem Wa&#x017F;&#x017F;er, Meeres-<lb/>
pflanzen und andere Thierre&#x017F;te.</p><lb/>
                        <p>4) Das <hi rendition="#g">Flötzgebilde</hi>, die dritt unter&#x017F;te Schichte und dritte<lb/>
Bildung, welche enthält die Kreideformationen mit Feuer&#x017F;teinen<lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0131] und anderer künſtlicher Mittel die unter der Erdoberfläche befind- lichen nutzbaren mineraliſchen Körper gewonnen und hervorgezogen (gefördert) werden. Die allgemeine Gewerbslehre erklärt die bei jedem Bergbaue geltenden Regeln und vorkommenden Gegen- ſtände und Arbeiten. Sie trägt daher am beſten ihre Lehren in der Ordnung vor, in welcher die bergmänniſchen Arbeiten geſchehen. Die beſondere Gewerbslehre lehrt die Regeln vom Abbaue ver- ſchiedener Gebirgsarten und Lagerſtätten. I. Von den Anzeigen des Vorhandenſeins nutzbarer Mineralkörper. §. 85. 1) Schichtungen der Erde und deren Inhalt. Man unterſcheidet in der Erde die geſchichteten und unge- ſchichteten Felsarten. Unter dieſe Lezteren rechnet man die Er- zeugniſſe der neuen Vulkane, als Trachyt, Obſidian und Bimſtein, und jene der alten Vulkane, d. h. Trappgeſteine, nämlich Phomo- lith, Baſalt, Dolerit, Wacke, ſchwarzer (Augit-) Porphyr. Unter den geſchichteten Felsarten unterſcheidet man ſechs Hauptarten, welche ſich von der Oberfläche bis ins Innere der Erde ſo folgen: 1) Das Alluvium, die oberſte Schichte und lezte Bildung, welche enthält Dammerde, Raſeneiſenſtein, Torf, Schutt, Sand und Schlammablagerungen, Sand- und Lehmbänke, Meeresſand- ſtein, Meereskalk, Ueberreſte von Meerſchaalthieren, Kalktuffanſatze und Ablagerungen. 2) Das Diluvium, die zweit oberſte Schicht und vorlezte Bildung, welche enthält Gruß-, Kies- und Sandablagerungen, Gerölle, Gebirgsſchutt, große Blöcke, Lehm, Mergel, rothen Thon, Muſcheln noch jetzt lebender Thiere, Reſte ausgeſtorbener Geſchlechter. 3) Das Tertiärgebilde, die dritt oberſte Schichte und Folge großer Ueberſchwemmung, welche in beckenartiger Lagerung enthält große Mengen der manchfachen Thier- und Pflanzenreſte, Molaſſe (in der Schweiz und in Schwaben), Nagelflur, d. h. grobes Zu- ſammenhängſel (Conglommerat) mit ſandſteinigem Bindemittel, Formationen von Sand, Sandſtein und Mergel, Gips mit Knochen, Kieſel- und Grobkalk, Braunkohlen mit Spuren verkohlter Stämme, Töpferthon mit foſſiliſchen Muſcheln, aus ſüßem Waſſer, Meeres- pflanzen und andere Thierreſte. 4) Das Flötzgebilde, die dritt unterſte Schichte und dritte Bildung, welche enthält die Kreideformationen mit Feuerſteinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/131
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/131>, abgerufen am 25.11.2024.