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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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§. 103.
3) Arbeit auf dem Gesteine.

Nach der Festigkeit des Gesteines gibt es folgende Arbeiten
auf demselben:

1) Die Arbeit des Lostrennens, blos mit Hand-Werk-
zeugen. Sie läßt keine genügende wissenschaftliche Beschreibung
zu. Denn sie ist reine Kunst der praktischen Manipulation.

2) Die Spreng- und Schießarbeit, deren Wesentliches
in folgenden Arbeiten besteht: a) im Bohren einer cylinderför-
migen Röhre in das zu sprengende Gestein mit den (§. 101. N. 2.)
beschriebenen Werkzeugen; das Verfahren ist im Kleinen wie bei
den Bohrversuchen und gibt ein Loch von 10-48 Zoll Länge und
1/2-4 Zoll Weite; b) im Besetzen, d. h. im Anbringen einer
Masse, um dem eingelegten Pulver den Ausweg zu verrammeln;
nachdem das Bohrloch mit der Patrone geladen ist, geschieht dies
entweder mit einem Holzpflocke, mit Letten (Lettenbesetzung), mit
Sand (lockere Besetzung) oder mit Wasser, in welchem lezteren
Falle man aber entweder blecherne, hölzerne oder stark verpichte
Papier-Patronen nehmen muß, um das Pulver vor Feuchtigkeit
zu bewahren; c) im Wegthun (Entzünden) des Schusses; dies
geschieht entweder durch Röhrchen von Schilf, Stroh und mar-
kigem Holze, die man auf die Patrone befestigt, durch die Besetzung
hervorragen läßt und mit Pulver füllt, oder durch Lunten, d. h.
mit einer Pulvermasse bestrichene Binsen, Ruthen u. dgl., oder
endlich durch sogenannte Raketchen, d. h. kleine mit Pulvermasse
ausgestrichene und getrocknete Papierdütchen, die man 3-4 Zoll
tief in die Zündröhre schiebt. Diese lezte Methode ist besonders
gut bei über sich stehenden Bohrlöchern. Zur Entzündung bedient
man sich der Schwefelmännchen und Schwefelfaden, um dem Ar-
beiter Zeit zur Entfernung zu geben1).

3) Das Feuersetzen, um durch Verbrennen bedeutender
Holzstöße das Gestein mürbe zu machen. Es ist besonders anwendbar
bei lebhaftem Wetterwechsel und in breiten Gruben. Man treibt
vom Förderschachte aus Strecken gegen die Lagerstätte, bringt an
deren Enden Höhlungen an, die geräumig genug sind, um auf
einem gelegten Roste Holzstöße zu fassen2).

1) Werner, Bergm. Journal. 5. Jahrg. Bd. I. S. 193. v. Moll Annalen.
I. 2. S. 119. (Luftbesetzung.) Gilbert, Annalen der Physik. XXIV. 55. 314.
Karsten Archiv. II. a. S. 1. Journal des Mines. N. 56. (Sprengen unter
Wasser.) Delius Bergbaukunst. I. §. 160. Brard Grundriß. S. 108-126.
2) Delius Bergbaukunst. I. §. 204. de Villefosse Mineralreichthum. II.
S. 288. Freiesleben, Bemerkungen über den Harz. Leipzig 1795. I. 330. 451.

§. 103.
3) Arbeit auf dem Geſteine.

Nach der Feſtigkeit des Geſteines gibt es folgende Arbeiten
auf demſelben:

1) Die Arbeit des Lostrennens, blos mit Hand-Werk-
zeugen. Sie läßt keine genügende wiſſenſchaftliche Beſchreibung
zu. Denn ſie iſt reine Kunſt der praktiſchen Manipulation.

2) Die Spreng- und Schießarbeit, deren Weſentliches
in folgenden Arbeiten beſteht: a) im Bohren einer cylinderför-
migen Röhre in das zu ſprengende Geſtein mit den (§. 101. N. 2.)
beſchriebenen Werkzeugen; das Verfahren iſt im Kleinen wie bei
den Bohrverſuchen und gibt ein Loch von 10–48 Zoll Länge und
½-4 Zoll Weite; b) im Beſetzen, d. h. im Anbringen einer
Maſſe, um dem eingelegten Pulver den Ausweg zu verrammeln;
nachdem das Bohrloch mit der Patrone geladen iſt, geſchieht dies
entweder mit einem Holzpflocke, mit Letten (Lettenbeſetzung), mit
Sand (lockere Beſetzung) oder mit Waſſer, in welchem lezteren
Falle man aber entweder blecherne, hölzerne oder ſtark verpichte
Papier-Patronen nehmen muß, um das Pulver vor Feuchtigkeit
zu bewahren; c) im Wegthun (Entzünden) des Schuſſes; dies
geſchieht entweder durch Röhrchen von Schilf, Stroh und mar-
kigem Holze, die man auf die Patrone befeſtigt, durch die Beſetzung
hervorragen läßt und mit Pulver füllt, oder durch Lunten, d. h.
mit einer Pulvermaſſe beſtrichene Binſen, Ruthen u. dgl., oder
endlich durch ſogenannte Raketchen, d. h. kleine mit Pulvermaſſe
ausgeſtrichene und getrocknete Papierdütchen, die man 3–4 Zoll
tief in die Zündröhre ſchiebt. Dieſe lezte Methode iſt beſonders
gut bei über ſich ſtehenden Bohrlöchern. Zur Entzündung bedient
man ſich der Schwefelmännchen und Schwefelfaden, um dem Ar-
beiter Zeit zur Entfernung zu geben1).

3) Das Feuerſetzen, um durch Verbrennen bedeutender
Holzſtöße das Geſtein mürbe zu machen. Es iſt beſonders anwendbar
bei lebhaftem Wetterwechſel und in breiten Gruben. Man treibt
vom Förderſchachte aus Strecken gegen die Lagerſtätte, bringt an
deren Enden Höhlungen an, die geräumig genug ſind, um auf
einem gelegten Roſte Holzſtöße zu faſſen2).

1) Werner, Bergm. Journal. 5. Jahrg. Bd. I. S. 193. v. Moll Annalen.
I. 2. S. 119. (Luftbeſetzung.) Gilbert, Annalen der Phyſik. XXIV. 55. 314.
Karſten Archiv. II. a. S. 1. Journal des Mines. N. 56. (Sprengen unter
Waſſer.) Delius Bergbaukunſt. I. §. 160. Brard Grundriß. S. 108–126.
2) Delius Bergbaukunſt. I. §. 204. de Villefosse Mineralreichthum. II.
S. 288. Freiesleben, Bemerkungen über den Harz. Leipzig 1795. I. 330. 451.

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[132/0154] §. 103. 3) Arbeit auf dem Geſteine. Nach der Feſtigkeit des Geſteines gibt es folgende Arbeiten auf demſelben: 1) Die Arbeit des Lostrennens, blos mit Hand-Werk- zeugen. Sie läßt keine genügende wiſſenſchaftliche Beſchreibung zu. Denn ſie iſt reine Kunſt der praktiſchen Manipulation. 2) Die Spreng- und Schießarbeit, deren Weſentliches in folgenden Arbeiten beſteht: a) im Bohren einer cylinderför- migen Röhre in das zu ſprengende Geſtein mit den (§. 101. N. 2.) beſchriebenen Werkzeugen; das Verfahren iſt im Kleinen wie bei den Bohrverſuchen und gibt ein Loch von 10–48 Zoll Länge und ½-4 Zoll Weite; b) im Beſetzen, d. h. im Anbringen einer Maſſe, um dem eingelegten Pulver den Ausweg zu verrammeln; nachdem das Bohrloch mit der Patrone geladen iſt, geſchieht dies entweder mit einem Holzpflocke, mit Letten (Lettenbeſetzung), mit Sand (lockere Beſetzung) oder mit Waſſer, in welchem lezteren Falle man aber entweder blecherne, hölzerne oder ſtark verpichte Papier-Patronen nehmen muß, um das Pulver vor Feuchtigkeit zu bewahren; c) im Wegthun (Entzünden) des Schuſſes; dies geſchieht entweder durch Röhrchen von Schilf, Stroh und mar- kigem Holze, die man auf die Patrone befeſtigt, durch die Beſetzung hervorragen läßt und mit Pulver füllt, oder durch Lunten, d. h. mit einer Pulvermaſſe beſtrichene Binſen, Ruthen u. dgl., oder endlich durch ſogenannte Raketchen, d. h. kleine mit Pulvermaſſe ausgeſtrichene und getrocknete Papierdütchen, die man 3–4 Zoll tief in die Zündröhre ſchiebt. Dieſe lezte Methode iſt beſonders gut bei über ſich ſtehenden Bohrlöchern. Zur Entzündung bedient man ſich der Schwefelmännchen und Schwefelfaden, um dem Ar- beiter Zeit zur Entfernung zu geben1). 3) Das Feuerſetzen, um durch Verbrennen bedeutender Holzſtöße das Geſtein mürbe zu machen. Es iſt beſonders anwendbar bei lebhaftem Wetterwechſel und in breiten Gruben. Man treibt vom Förderſchachte aus Strecken gegen die Lagerſtätte, bringt an deren Enden Höhlungen an, die geräumig genug ſind, um auf einem gelegten Roſte Holzſtöße zu faſſen2). ¹⁾ Werner, Bergm. Journal. 5. Jahrg. Bd. I. S. 193. v. Moll Annalen. I. 2. S. 119. (Luftbeſetzung.) Gilbert, Annalen der Phyſik. XXIV. 55. 314. Karſten Archiv. II. a. S. 1. Journal des Mines. N. 56. (Sprengen unter Waſſer.) Delius Bergbaukunſt. I. §. 160. Brard Grundriß. S. 108–126. ²⁾ Delius Bergbaukunſt. I. §. 204. de Villefosse Mineralreichthum. II. S. 288. Freiesleben, Bemerkungen über den Harz. Leipzig 1795. I. 330. 451.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/154>, abgerufen am 27.11.2024.