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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Silber, die Verbindung dieser Metalle auf mechanisch-chemischem
Wege (die Amalgamirung, das Anquicken) benutzt, um sie auszu-
bringen. Das mechanisch anhängende Quecksilber kann durch mecha-
nische Mittel, -- das chemisch als Krystallisationsquecksilber mit
demselben verbundene aber nur durch Destillation von demselben
getrennt werden. Auf diesen Umständen beruhen die Vorgänge bei
der Amalgamation, von welcher es ältere1) und neue Methoden
gibt, unter welchen lezteren besonders die sächsische2) die meisten
Vorzüge hat. Ihre Hauptvorgänge sind folgende. Man unterschei-
det 1) die Vorarbeiten: Nachdem die Silbererze gepocht und
gewaschen sind, werden sie geröstet, und da nur das gediegene
Silber im Erze sich geradezu in Quecksilber auflöst, so muß durch
einen Zuschlag das vererzte Silber möglichst rein gemacht werden,
und dies geschieht durch Rösten mit 10% Kochsalz3). Hierauf
wird das geröstete Silbererz in einer eigenen Siebmaschine ge-
siebt, theils um die zusammenhängenden Erz-, Salz- und Ziegel-
massen herauszubekommen, damit man sie zerschlagen und noch
einmal mit 3% Kochsalz vermischt rösten könne, theils um die Sorten
des Erzes nach der Feinheit (Siebgrobes, -Mittleres und
-Feines) zu unterscheiden4). Das nach dem Sieben übrig blei-
bende Allergröbste heißt man Röstgröbe. Nach dem wird das
Sieberz gemahlen, weil die Vollkommenheit des Anquickens von
der Feinheit desselben abhängt. Man hat dazu eigene Mühlen5).
2) Das Anquicken selbst, welches in wagerechten, um ihre Axe
sich drehenden Fässern geschieht, in denen man zuerst Erz mit
Wasser zu einem Brei vermengt, dann das Quecksilber nachgießt
und dazu noch neue geschmiedete Eisenplatten gibt. Dabei entsteht
eine Wärme bis zu 30-35° Reaum.6). 3) Die Nacharbeiten,
welche darin bestehen, daß man zuerst das amalgamhaltige Queck-
silber abläßt, in zwillichene Preßsäcke bringt, um das als Lauge
dabei befindliche Quecksilber wegzupressen und den Amalgamrückstand
bis zur Destillation aufzubewahren, und dann die Rückstände in
den Fässern verdünnt und zum Verwaschen in eigene Waschbottiche
bringt, in denen das Waschen durch Mechanismus geschieht7).
Hat man so alles Amalgam erhalten, so wird es destillirt und
zwar nach unten, wobei sich das Quecksilber vom Silber trennt
und in ein mit Wasser gefülltes Gefäß tröpfelt. Das so gewonnene
Silber ist ungleich haltbar, und um es zu proben, nimmt man
mit ihm das Eisenschmelzen vor, indem man es in Fluß bringt
und davon eine Probe nimmt. Die noch folgenden Prozesse sind
Schmelprozesse.


Silber, die Verbindung dieſer Metalle auf mechaniſch-chemiſchem
Wege (die Amalgamirung, das Anquicken) benutzt, um ſie auszu-
bringen. Das mechaniſch anhängende Queckſilber kann durch mecha-
niſche Mittel, — das chemiſch als Kryſtalliſationsqueckſilber mit
demſelben verbundene aber nur durch Deſtillation von demſelben
getrennt werden. Auf dieſen Umſtänden beruhen die Vorgänge bei
der Amalgamation, von welcher es ältere1) und neue Methoden
gibt, unter welchen lezteren beſonders die ſächſiſche2) die meiſten
Vorzüge hat. Ihre Hauptvorgänge ſind folgende. Man unterſchei-
det 1) die Vorarbeiten: Nachdem die Silbererze gepocht und
gewaſchen ſind, werden ſie geröſtet, und da nur das gediegene
Silber im Erze ſich geradezu in Queckſilber auflöst, ſo muß durch
einen Zuſchlag das vererzte Silber möglichſt rein gemacht werden,
und dies geſchieht durch Röſten mit 10% Kochſalz3). Hierauf
wird das geröſtete Silbererz in einer eigenen Siebmaſchine ge-
ſiebt, theils um die zuſammenhängenden Erz-, Salz- und Ziegel-
maſſen herauszubekommen, damit man ſie zerſchlagen und noch
einmal mit 3% Kochſalz vermiſcht röſten könne, theils um die Sorten
des Erzes nach der Feinheit (Siebgrobes, -Mittleres und
-Feines) zu unterſcheiden4). Das nach dem Sieben übrig blei-
bende Allergröbſte heißt man Röſtgröbe. Nach dem wird das
Sieberz gemahlen, weil die Vollkommenheit des Anquickens von
der Feinheit deſſelben abhängt. Man hat dazu eigene Mühlen5).
2) Das Anquicken ſelbſt, welches in wagerechten, um ihre Axe
ſich drehenden Fäſſern geſchieht, in denen man zuerſt Erz mit
Waſſer zu einem Brei vermengt, dann das Queckſilber nachgießt
und dazu noch neue geſchmiedete Eiſenplatten gibt. Dabei entſteht
eine Wärme bis zu 30–35° Reaum.6). 3) Die Nacharbeiten,
welche darin beſtehen, daß man zuerſt das amalgamhaltige Queck-
ſilber abläßt, in zwillichene Preßſäcke bringt, um das als Lauge
dabei befindliche Queckſilber wegzupreſſen und den Amalgamrückſtand
bis zur Deſtillation aufzubewahren, und dann die Rückſtände in
den Fäſſern verdünnt und zum Verwaſchen in eigene Waſchbottiche
bringt, in denen das Waſchen durch Mechanismus geſchieht7).
Hat man ſo alles Amalgam erhalten, ſo wird es deſtillirt und
zwar nach unten, wobei ſich das Queckſilber vom Silber trennt
und in ein mit Waſſer gefülltes Gefäß tröpfelt. Das ſo gewonnene
Silber iſt ungleich haltbar, und um es zu proben, nimmt man
mit ihm das Eiſenſchmelzen vor, indem man es in Fluß bringt
und davon eine Probe nimmt. Die noch folgenden Prozeſſe ſind
Schmelprozeſſe.


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[359/0381] Silber, die Verbindung dieſer Metalle auf mechaniſch-chemiſchem Wege (die Amalgamirung, das Anquicken) benutzt, um ſie auszu- bringen. Das mechaniſch anhängende Queckſilber kann durch mecha- niſche Mittel, — das chemiſch als Kryſtalliſationsqueckſilber mit demſelben verbundene aber nur durch Deſtillation von demſelben getrennt werden. Auf dieſen Umſtänden beruhen die Vorgänge bei der Amalgamation, von welcher es ältere1) und neue Methoden gibt, unter welchen lezteren beſonders die ſächſiſche2) die meiſten Vorzüge hat. Ihre Hauptvorgänge ſind folgende. Man unterſchei- det 1) die Vorarbeiten: Nachdem die Silbererze gepocht und gewaſchen ſind, werden ſie geröſtet, und da nur das gediegene Silber im Erze ſich geradezu in Queckſilber auflöst, ſo muß durch einen Zuſchlag das vererzte Silber möglichſt rein gemacht werden, und dies geſchieht durch Röſten mit 10% Kochſalz3). Hierauf wird das geröſtete Silbererz in einer eigenen Siebmaſchine ge- ſiebt, theils um die zuſammenhängenden Erz-, Salz- und Ziegel- maſſen herauszubekommen, damit man ſie zerſchlagen und noch einmal mit 3% Kochſalz vermiſcht röſten könne, theils um die Sorten des Erzes nach der Feinheit (Siebgrobes, -Mittleres und -Feines) zu unterſcheiden4). Das nach dem Sieben übrig blei- bende Allergröbſte heißt man Röſtgröbe. Nach dem wird das Sieberz gemahlen, weil die Vollkommenheit des Anquickens von der Feinheit deſſelben abhängt. Man hat dazu eigene Mühlen5). 2) Das Anquicken ſelbſt, welches in wagerechten, um ihre Axe ſich drehenden Fäſſern geſchieht, in denen man zuerſt Erz mit Waſſer zu einem Brei vermengt, dann das Queckſilber nachgießt und dazu noch neue geſchmiedete Eiſenplatten gibt. Dabei entſteht eine Wärme bis zu 30–35° Reaum.6). 3) Die Nacharbeiten, welche darin beſtehen, daß man zuerſt das amalgamhaltige Queck- ſilber abläßt, in zwillichene Preßſäcke bringt, um das als Lauge dabei befindliche Queckſilber wegzupreſſen und den Amalgamrückſtand bis zur Deſtillation aufzubewahren, und dann die Rückſtände in den Fäſſern verdünnt und zum Verwaſchen in eigene Waſchbottiche bringt, in denen das Waſchen durch Mechanismus geſchieht7). Hat man ſo alles Amalgam erhalten, ſo wird es deſtillirt und zwar nach unten, wobei ſich das Queckſilber vom Silber trennt und in ein mit Waſſer gefülltes Gefäß tröpfelt. Das ſo gewonnene Silber iſt ungleich haltbar, und um es zu proben, nimmt man mit ihm das Eiſenſchmelzen vor, indem man es in Fluß bringt und davon eine Probe nimmt. Die noch folgenden Prozeſſe ſind Schmelprozeſſe.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/381>, abgerufen am 22.11.2024.