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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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gr. Kupferatlanten. Leuchs, Beschr. der verbess. amerikan. Mahlmühlen. Nürnberg
1828. Kuhnert, Lehrbuch der Mühlenbaukunst. Quedlinburg 1833. IIIte Aufl.
Poppe, der Mühlenbau. Tübingen 1831. Langsdorf, Erläuterungen höchst
wichtiger Lehren der Technologie. I. S. 1 folg. Desselben System der Maschinen-
kunde. II. §. 243. 246. Poppe, Handbuch der Technologie. I. S. 41. Außerdem
gibt es auch noch ältere Werke darüber von Beyer (1767), Füllmann (1778),
Behrens (1789), Hahn (1790), Claussen (1792) und Meltzer (1793.
III Thle.), welche Poppe angeführt hat.
2) Nicht alle Steine sind zu Mühlsteinen zu gebrauchen. Sie müssen hart und
poröse sein, damit sie das Korn nicht sowohl zerquetschen als vielmehr zerschneiden,
und sich durch das Abnutzen selbst gleichsam immer wieder schärfen. Die besten
gibt es zu Wendelstein bei Nürnberg und Crawinkel in Sachsen Gotha.
Allein man fertigt auch künstliche durch Zusammensetzen einer Masse vermittelst eines
Kittes und eiserner Bänder, oder durch Composition einer gebrannten porzellanharten
Masse. Ein Britte, Pratt, hat eine sehr taugliche Masse dieser Art erfunden.
Der Müller bekommt die Steine roh, folglich müssen sie noch behauen werden,
d. h. sie müssen die gehörige Ründung bekommen, der Läufer muß mit einem run-
den Loche (Auge) und mit dem Lager für eine Eisenplatte (die Haube) versehen
werden, und die einander zugekehrten Flächen beider Steine müssen mit Rinnen
(Hauschlägen) behauen werden, welche vom Centrum aus spiralförmig nach der
Peripherie hin laufen, jedoch auf beiden Steinen so entgegengesetzt, daß sie sich
ebenso wie die Rämmel (d. h. die zwischenliegenden Erhöhungen) kreutzen. Zu-
dem aber wird der Läufer auf der unteren Fläche nicht eben gelassen, sondern
hyberbolisch oder gegen das Centrum schief gehauen, so daß er im Centrum gar
nicht, aber gegen die Peripherie hinaus immer stärker auf dem Bodensteine liegt.
3) Man unterscheidet darnach Dampf-, Wasser-, Wind- und Roßmühlen,
wenn man von den Handmühlen absehen will. Die Lehren vom Baue dieser Vor-
richtungen sind aber eigentlich Gegenstände der allgemeinen Technologie, der Bau-
kunst, Maschinenlehre und Mechanik. Ihre Darstellung würde hier also zum Theile
nicht am Platze sein, zum Theile zu weit führen.
4) Diese bisher beschriebene Einrichtung nennt man einen Mühlengang
(Mahlgang). Man hat Mühlen mit mehreren Gängen, und kann leicht zwei
davon durch eine Welle und Rad in Bewegung setzen. Diese Einrichtung und die
Lehre von den sämmtlichen Dimensionen aller Theile eines Ganges kann in obigen
Schriften nachgelesen werden.
5) Unter Schrot ist gemahlenes aber ungebeuteltes, daher sogleich vom Laufe weg
in Empfang genommenes Getreide, worin Mehl und Kleie vermengt ist, zu verstehen.
Hieraus weiß man sogleich, was eine Schrotmühle ist. Unter Grütze versteht man
sonst nichts, als Gerste (oder Buchweitzen), welche durch eine Stampfeinrichtung
(§. 273. N. 4. d.) von der Hülse befreit, hierauf gesiebt und zulezt geschroten, d. h.
auf obige Art zerrissen ist. Dies geschieht in der Grützmühle, in welcher also
ein Stampfwerk und eine Schrotmühle sein muß. Die Graupen sind nicht bloßes
Gerstenschrot, sonder hülsen- und mehlfreie regelmäßige runde Körner von ver-
schiedener Feinheit, wovon die feinste Sorte Perlgraupen heißt. Sie unter-
scheiden sich von den Mahlmühlen wesentlich blos dadurch, daß sie nur einen
Stein haben, der jedoch auch mit einem Laufe versehen ist, um das Getreide zwi-
schen dem Rande des Steines und der inneren Wand des Laufes so lange herum-
treiben zu können, bis die Hülsen hinweg und die Körner abgerundet sind. Die
Außenseite dieses Graupensteines ist rauh, und die Laufwand mit einem, reibeisen-
artig durchlöcherten und geschärften, Eisenbleche beschlagen. Sind die Graupen so
gebildet, dann kommen sie auf das Siebwerk, in welchem drei Siebe mit immer
feineren Löchern unter einander stehen. Die Graupen gießt man durch einen Rumpf
ein, und sie fallen auf, und nach ihrer Feinheit durch die drei Siebe, so daß unter
das lezte Sieb blos das Mehl fällt und in einem Tuche aufgefangen wird. Die
Siebe aber werden hin und her bewegt, indem ein, an der Welle des Mühlstein-
getriebes sitzendes Kammrad in einem wagerechten Trilling eingreift, und dieser
vermittelst einer Kurbel und eines Gestänges (Schiebwerk) die schief stehenden
Siebe hin und her zieht. Um aber die Graupen ganz mehlfrei zu machen, bringt
man drei Windflügelräder an, welche durch ihren Wind das Mehl hinwegwehen.

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gr. Kupferatlanten. Leuchs, Beſchr. der verbeſſ. amerikan. Mahlmühlen. Nürnberg
1828. Kuhnert, Lehrbuch der Mühlenbaukunſt. Quedlinburg 1833. IIIte Aufl.
Poppe, der Mühlenbau. Tübingen 1831. Langsdorf, Erläuterungen höchſt
wichtiger Lehren der Technologie. I. S. 1 folg. Deſſelben Syſtem der Maſchinen-
kunde. II. §. 243. 246. Poppe, Handbuch der Technologie. I. S. 41. Außerdem
gibt es auch noch ältere Werke darüber von Beyer (1767), Füllmann (1778),
Behrens (1789), Hahn (1790), Clauſſen (1792) und Meltzer (1793.
III Thle.), welche Poppe angeführt hat.
2) Nicht alle Steine ſind zu Mühlſteinen zu gebrauchen. Sie müſſen hart und
poröſe ſein, damit ſie das Korn nicht ſowohl zerquetſchen als vielmehr zerſchneiden,
und ſich durch das Abnutzen ſelbſt gleichſam immer wieder ſchärfen. Die beſten
gibt es zu Wendelſtein bei Nürnberg und Crawinkel in Sachſen Gotha.
Allein man fertigt auch künſtliche durch Zuſammenſetzen einer Maſſe vermittelſt eines
Kittes und eiſerner Bänder, oder durch Compoſition einer gebrannten porzellanharten
Maſſe. Ein Britte, Pratt, hat eine ſehr taugliche Maſſe dieſer Art erfunden.
Der Müller bekommt die Steine roh, folglich müſſen ſie noch behauen werden,
d. h. ſie müſſen die gehörige Ründung bekommen, der Läufer muß mit einem run-
den Loche (Auge) und mit dem Lager für eine Eiſenplatte (die Haube) verſehen
werden, und die einander zugekehrten Flächen beider Steine müſſen mit Rinnen
(Hauſchlägen) behauen werden, welche vom Centrum aus ſpiralförmig nach der
Peripherie hin laufen, jedoch auf beiden Steinen ſo entgegengeſetzt, daß ſie ſich
ebenſo wie die Rämmel (d. h. die zwiſchenliegenden Erhöhungen) kreutzen. Zu-
dem aber wird der Läufer auf der unteren Fläche nicht eben gelaſſen, ſondern
hyberboliſch oder gegen das Centrum ſchief gehauen, ſo daß er im Centrum gar
nicht, aber gegen die Peripherie hinaus immer ſtärker auf dem Bodenſteine liegt.
3) Man unterſcheidet darnach Dampf-, Waſſer-, Wind- und Roßmühlen,
wenn man von den Handmühlen abſehen will. Die Lehren vom Baue dieſer Vor-
richtungen ſind aber eigentlich Gegenſtände der allgemeinen Technologie, der Bau-
kunſt, Maſchinenlehre und Mechanik. Ihre Darſtellung würde hier alſo zum Theile
nicht am Platze ſein, zum Theile zu weit führen.
4) Dieſe bisher beſchriebene Einrichtung nennt man einen Mühlengang
(Mahlgang). Man hat Mühlen mit mehreren Gängen, und kann leicht zwei
davon durch eine Welle und Rad in Bewegung ſetzen. Dieſe Einrichtung und die
Lehre von den ſämmtlichen Dimenſionen aller Theile eines Ganges kann in obigen
Schriften nachgeleſen werden.
5) Unter Schrot iſt gemahlenes aber ungebeuteltes, daher ſogleich vom Laufe weg
in Empfang genommenes Getreide, worin Mehl und Kleie vermengt iſt, zu verſtehen.
Hieraus weiß man ſogleich, was eine Schrotmühle iſt. Unter Grütze verſteht man
ſonſt nichts, als Gerſte (oder Buchweitzen), welche durch eine Stampfeinrichtung
(§. 273. N. 4. d.) von der Hülſe befreit, hierauf geſiebt und zulezt geſchroten, d. h.
auf obige Art zerriſſen iſt. Dies geſchieht in der Grützmühle, in welcher alſo
ein Stampfwerk und eine Schrotmühle ſein muß. Die Graupen ſind nicht bloßes
Gerſtenſchrot, ſonder hülſen- und mehlfreie regelmäßige runde Körner von ver-
ſchiedener Feinheit, wovon die feinſte Sorte Perlgraupen heißt. Sie unter-
ſcheiden ſich von den Mahlmühlen weſentlich blos dadurch, daß ſie nur einen
Stein haben, der jedoch auch mit einem Laufe verſehen iſt, um das Getreide zwi-
ſchen dem Rande des Steines und der inneren Wand des Laufes ſo lange herum-
treiben zu können, bis die Hülſen hinweg und die Körner abgerundet ſind. Die
Außenſeite dieſes Graupenſteines iſt rauh, und die Laufwand mit einem, reibeiſen-
artig durchlöcherten und geſchärften, Eiſenbleche beſchlagen. Sind die Graupen ſo
gebildet, dann kommen ſie auf das Siebwerk, in welchem drei Siebe mit immer
feineren Löchern unter einander ſtehen. Die Graupen gießt man durch einen Rumpf
ein, und ſie fallen auf, und nach ihrer Feinheit durch die drei Siebe, ſo daß unter
das lezte Sieb blos das Mehl fällt und in einem Tuche aufgefangen wird. Die
Siebe aber werden hin und her bewegt, indem ein, an der Welle des Mühlſtein-
getriebes ſitzendes Kammrad in einem wagerechten Trilling eingreift, und dieſer
vermittelſt einer Kurbel und eines Geſtänges (Schiebwerk) die ſchief ſtehenden
Siebe hin und her zieht. Um aber die Graupen ganz mehlfrei zu machen, bringt
man drei Windflügelräder an, welche durch ihren Wind das Mehl hinwegwehen.

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[387/0409] ¹⁾ gr. Kupferatlanten. Leuchs, Beſchr. der verbeſſ. amerikan. Mahlmühlen. Nürnberg 1828. Kuhnert, Lehrbuch der Mühlenbaukunſt. Quedlinburg 1833. IIIte Aufl. Poppe, der Mühlenbau. Tübingen 1831. Langsdorf, Erläuterungen höchſt wichtiger Lehren der Technologie. I. S. 1 folg. Deſſelben Syſtem der Maſchinen- kunde. II. §. 243. 246. Poppe, Handbuch der Technologie. I. S. 41. Außerdem gibt es auch noch ältere Werke darüber von Beyer (1767), Füllmann (1778), Behrens (1789), Hahn (1790), Clauſſen (1792) und Meltzer (1793. III Thle.), welche Poppe angeführt hat. ²⁾ Nicht alle Steine ſind zu Mühlſteinen zu gebrauchen. Sie müſſen hart und poröſe ſein, damit ſie das Korn nicht ſowohl zerquetſchen als vielmehr zerſchneiden, und ſich durch das Abnutzen ſelbſt gleichſam immer wieder ſchärfen. Die beſten gibt es zu Wendelſtein bei Nürnberg und Crawinkel in Sachſen Gotha. Allein man fertigt auch künſtliche durch Zuſammenſetzen einer Maſſe vermittelſt eines Kittes und eiſerner Bänder, oder durch Compoſition einer gebrannten porzellanharten Maſſe. Ein Britte, Pratt, hat eine ſehr taugliche Maſſe dieſer Art erfunden. Der Müller bekommt die Steine roh, folglich müſſen ſie noch behauen werden, d. h. ſie müſſen die gehörige Ründung bekommen, der Läufer muß mit einem run- den Loche (Auge) und mit dem Lager für eine Eiſenplatte (die Haube) verſehen werden, und die einander zugekehrten Flächen beider Steine müſſen mit Rinnen (Hauſchlägen) behauen werden, welche vom Centrum aus ſpiralförmig nach der Peripherie hin laufen, jedoch auf beiden Steinen ſo entgegengeſetzt, daß ſie ſich ebenſo wie die Rämmel (d. h. die zwiſchenliegenden Erhöhungen) kreutzen. Zu- dem aber wird der Läufer auf der unteren Fläche nicht eben gelaſſen, ſondern hyberboliſch oder gegen das Centrum ſchief gehauen, ſo daß er im Centrum gar nicht, aber gegen die Peripherie hinaus immer ſtärker auf dem Bodenſteine liegt. ³⁾ Man unterſcheidet darnach Dampf-, Waſſer-, Wind- und Roßmühlen, wenn man von den Handmühlen abſehen will. Die Lehren vom Baue dieſer Vor- richtungen ſind aber eigentlich Gegenſtände der allgemeinen Technologie, der Bau- kunſt, Maſchinenlehre und Mechanik. Ihre Darſtellung würde hier alſo zum Theile nicht am Platze ſein, zum Theile zu weit führen. ⁴⁾ Dieſe bisher beſchriebene Einrichtung nennt man einen Mühlengang (Mahlgang). Man hat Mühlen mit mehreren Gängen, und kann leicht zwei davon durch eine Welle und Rad in Bewegung ſetzen. Dieſe Einrichtung und die Lehre von den ſämmtlichen Dimenſionen aller Theile eines Ganges kann in obigen Schriften nachgeleſen werden. ⁵⁾ Unter Schrot iſt gemahlenes aber ungebeuteltes, daher ſogleich vom Laufe weg in Empfang genommenes Getreide, worin Mehl und Kleie vermengt iſt, zu verſtehen. Hieraus weiß man ſogleich, was eine Schrotmühle iſt. Unter Grütze verſteht man ſonſt nichts, als Gerſte (oder Buchweitzen), welche durch eine Stampfeinrichtung (§. 273. N. 4. d.) von der Hülſe befreit, hierauf geſiebt und zulezt geſchroten, d. h. auf obige Art zerriſſen iſt. Dies geſchieht in der Grützmühle, in welcher alſo ein Stampfwerk und eine Schrotmühle ſein muß. Die Graupen ſind nicht bloßes Gerſtenſchrot, ſonder hülſen- und mehlfreie regelmäßige runde Körner von ver- ſchiedener Feinheit, wovon die feinſte Sorte Perlgraupen heißt. Sie unter- ſcheiden ſich von den Mahlmühlen weſentlich blos dadurch, daß ſie nur einen Stein haben, der jedoch auch mit einem Laufe verſehen iſt, um das Getreide zwi- ſchen dem Rande des Steines und der inneren Wand des Laufes ſo lange herum- treiben zu können, bis die Hülſen hinweg und die Körner abgerundet ſind. Die Außenſeite dieſes Graupenſteines iſt rauh, und die Laufwand mit einem, reibeiſen- artig durchlöcherten und geſchärften, Eiſenbleche beſchlagen. Sind die Graupen ſo gebildet, dann kommen ſie auf das Siebwerk, in welchem drei Siebe mit immer feineren Löchern unter einander ſtehen. Die Graupen gießt man durch einen Rumpf ein, und ſie fallen auf, und nach ihrer Feinheit durch die drei Siebe, ſo daß unter das lezte Sieb blos das Mehl fällt und in einem Tuche aufgefangen wird. Die Siebe aber werden hin und her bewegt, indem ein, an der Welle des Mühlſtein- getriebes ſitzendes Kammrad in einem wagerechten Trilling eingreift, und dieſer vermittelſt einer Kurbel und eines Geſtänges (Schiebwerk) die ſchief ſtehenden Siebe hin und her zieht. Um aber die Graupen ganz mehlfrei zu machen, bringt man drei Windflügelräder an, welche durch ihren Wind das Mehl hinwegwehen. 25 *

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/409>, abgerufen am 25.11.2024.