wird sie zum Behufe der Auflockerung gezaust, früher durch Menschenhand, jetzt durch die Zausemaschine3). Ist sie so locker gemacht, so wird sie geflackt, d. h. auf Horden gepeitscht, oder durch eine Maschine (Wolf) maschinirt (gewolft)4). Als- dann wird dieselbe geschmalzt (eingefettet), d. h. durch Tränken mit Butter (oder einem nicht austrocknenden, z. B. Baumöle) geschmeidig gemacht. Auf das Einfetten folgt das Kratzen (Schrubbeln, Krempeln, Kardätschen) mit der Hand oder durch Maschinen, d. h. Auseinanderziehen, um die kurzen Fäden von den langen zu trennen, und diese untereinander zu bringen, um sie zum Verspinnen tauglicher zu machen5). Die geschrubbelte Wolle wird jetzt entweder mit dem Spinnrade oder auf Spinn- maschinen (Spinnmühlen) gesponnen, d. h. in Fäden zusammen- gedrehet6). Das so entstandene Garn wird alsdann gehaspelt, d. h. auf einen Haspel gewunden, und dort in Strehnen und Gebinde abgetheilt7). Von diesen Strehnen kommt es auf eine Winde und von daher auf Spulen (Bobinen), von welchen es auf dem Spulrade doublirt oder driplirt, und dann gezwirnet, d. h. zu zwei und drei Fäden zusammengedrehet wird8). Das- jenige Garn, welches zur Kette (Zettel, Werft, Aufzug, Schee- rung), d. h. dazu dient, um auf dem Webstuhle nach der Länge und Breite des zu fertigenden Tuches oder Zeuges ausgespannt zu werden, heißt Kettgarn. Dasjenige aber, welches dazu dient, um zwischen die Fäden der Kette eingeschoben oder -geschlossen zu werden, das Einschußgarn. Das Kettgarn wird vor seiner Aufspannung durch Leimwasser gezogen (geschlichtet, geleimt), um es steifer und fester zu machen9). Nun kommt das Scheeren (Schieren) der Kette, d. h. das Ordnen und Abtheilen der Ket- tengarnfäden, damit es als Kette in den Webstuhl gespannt werden kann10). Dieses Aufspannen auf den Webstuhl11) heißt man das Aufscheeren der Kette, und ist eine Arbeit, wozu sehr viel Sorg- falt erforderlich ist12). Ist die Kette aufgescheert, so wird das Einschußgarn, auf den Spülchen, auf welche es vorher schon ge- spult wurde, in das Schiffchen gethan und das Tuch gewebt13). Ist das Tuch fertig, so wird es genoppt, d. h. von den nicht dazu gehörenden eingewebten Theilen befreit, was entweder mittelst des Noppeisens (einer Zange) aus der Hand oder durch die Noppmaschine14) geschieht. Das genoppte Tuch wird hierauf gewalkt, um es von seinen Unreinigkeiten zu befreien und filzig zu machen. Dies geschieht auf der Walkmühle unter verschiedenen reinigenden Zusätzen15). Da durch das Walken das Tuch filzig geworden ist, so müssen seine Haare jetzt wieder aufgelockert werden,
27 *
wird ſie zum Behufe der Auflockerung gezaust, früher durch Menſchenhand, jetzt durch die Zauſemaſchine3). Iſt ſie ſo locker gemacht, ſo wird ſie geflackt, d. h. auf Horden gepeitſcht, oder durch eine Maſchine (Wolf) maſchinirt (gewolft)4). Als- dann wird dieſelbe geſchmalzt (eingefettet), d. h. durch Tränken mit Butter (oder einem nicht austrocknenden, z. B. Baumöle) geſchmeidig gemacht. Auf das Einfetten folgt das Kratzen (Schrubbeln, Krempeln, Kardätſchen) mit der Hand oder durch Maſchinen, d. h. Auseinanderziehen, um die kurzen Fäden von den langen zu trennen, und dieſe untereinander zu bringen, um ſie zum Verſpinnen tauglicher zu machen5). Die geſchrubbelte Wolle wird jetzt entweder mit dem Spinnrade oder auf Spinn- maſchinen (Spinnmühlen) geſponnen, d. h. in Fäden zuſammen- gedrehet6). Das ſo entſtandene Garn wird alsdann gehaſpelt, d. h. auf einen Haſpel gewunden, und dort in Strehnen und Gebinde abgetheilt7). Von dieſen Strehnen kommt es auf eine Winde und von daher auf Spulen (Bobinen), von welchen es auf dem Spulrade doublirt oder driplirt, und dann gezwirnet, d. h. zu zwei und drei Fäden zuſammengedrehet wird8). Das- jenige Garn, welches zur Kette (Zettel, Werft, Aufzug, Schee- rung), d. h. dazu dient, um auf dem Webſtuhle nach der Länge und Breite des zu fertigenden Tuches oder Zeuges ausgeſpannt zu werden, heißt Kettgarn. Dasjenige aber, welches dazu dient, um zwiſchen die Fäden der Kette eingeſchoben oder -geſchloſſen zu werden, das Einſchußgarn. Das Kettgarn wird vor ſeiner Aufſpannung durch Leimwaſſer gezogen (geſchlichtet, geleimt), um es ſteifer und feſter zu machen9). Nun kommt das Scheeren (Schieren) der Kette, d. h. das Ordnen und Abtheilen der Ket- tengarnfäden, damit es als Kette in den Webſtuhl geſpannt werden kann10). Dieſes Aufſpannen auf den Webſtuhl11) heißt man das Aufſcheeren der Kette, und iſt eine Arbeit, wozu ſehr viel Sorg- falt erforderlich iſt12). Iſt die Kette aufgeſcheert, ſo wird das Einſchußgarn, auf den Spülchen, auf welche es vorher ſchon ge- ſpult wurde, in das Schiffchen gethan und das Tuch gewebt13). Iſt das Tuch fertig, ſo wird es genoppt, d. h. von den nicht dazu gehörenden eingewebten Theilen befreit, was entweder mittelſt des Noppeiſens (einer Zange) aus der Hand oder durch die Noppmaſchine14) geſchieht. Das genoppte Tuch wird hierauf gewalkt, um es von ſeinen Unreinigkeiten zu befreien und filzig zu machen. Dies geſchieht auf der Walkmühle unter verſchiedenen reinigenden Zuſätzen15). Da durch das Walken das Tuch filzig geworden iſt, ſo müſſen ſeine Haare jetzt wieder aufgelockert werden,
27 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0441"n="419"/>
wird ſie zum Behufe der Auflockerung <hirendition="#g">gezaust</hi>, früher durch<lb/>
Menſchenhand, jetzt durch die <hirendition="#g">Zauſemaſchine</hi><hirendition="#sup">3</hi>). Iſt ſie ſo<lb/>
locker gemacht, ſo wird ſie <hirendition="#g">geflackt</hi>, d. h. auf Horden gepeitſcht,<lb/>
oder durch eine Maſchine (<hirendition="#g">Wolf</hi>) maſchinirt (<hirendition="#g">gewolft</hi>)<hirendition="#sup">4</hi>). Als-<lb/>
dann wird dieſelbe <hirendition="#g">geſchmalzt</hi> (eingefettet), d. h. durch Tränken<lb/>
mit Butter (oder einem nicht austrocknenden, z. B. Baumöle)<lb/>
geſchmeidig gemacht. Auf das Einfetten folgt das <hirendition="#g">Kratzen</hi><lb/>
(<hirendition="#g">Schrubbeln</hi>, <hirendition="#g">Krempeln</hi>, <hirendition="#g">Kardätſchen</hi>) mit der Hand oder<lb/>
durch Maſchinen, d. h. Auseinanderziehen, um die kurzen Fäden<lb/>
von den langen zu trennen, und dieſe untereinander zu bringen,<lb/>
um ſie zum Verſpinnen tauglicher zu machen<hirendition="#sup">5</hi>). Die geſchrubbelte<lb/>
Wolle wird jetzt entweder mit dem <hirendition="#g">Spinnrade</hi> oder auf <hirendition="#g">Spinn</hi>-<lb/><hirendition="#g">maſchinen</hi> (Spinnmühlen) geſponnen, d. h. in Fäden zuſammen-<lb/>
gedrehet<hirendition="#sup">6</hi>). Das ſo entſtandene <hirendition="#g">Garn</hi> wird alsdann <hirendition="#g">gehaſpelt</hi>,<lb/>
d. h. auf einen Haſpel gewunden, und dort in <hirendition="#g">Strehnen</hi> und<lb/><hirendition="#g">Gebinde</hi> abgetheilt<hirendition="#sup">7</hi>). Von dieſen Strehnen kommt es auf eine<lb/><hirendition="#g">Winde</hi> und von daher auf <hirendition="#g">Spulen</hi> (Bobinen), von welchen es<lb/>
auf dem <hirendition="#g">Spulrade</hi> doublirt oder driplirt, und dann <hirendition="#g">gezwirnet</hi>,<lb/>
d. h. zu zwei und drei Fäden zuſammengedrehet wird<hirendition="#sup">8</hi>). Das-<lb/>
jenige Garn, welches zur <hirendition="#g">Kette</hi> (Zettel, Werft, Aufzug, Schee-<lb/>
rung), d. h. dazu dient, um auf dem Webſtuhle nach der Länge<lb/>
und Breite des zu fertigenden Tuches oder Zeuges ausgeſpannt zu<lb/>
werden, heißt <hirendition="#g">Kettgarn</hi>. Dasjenige aber, welches dazu dient,<lb/>
um zwiſchen die Fäden der Kette eingeſchoben oder -geſchloſſen zu<lb/>
werden, das <hirendition="#g">Einſchußgarn</hi>. Das Kettgarn wird vor ſeiner<lb/>
Aufſpannung durch Leimwaſſer gezogen (<hirendition="#g">geſchlichtet</hi>, <hirendition="#g">geleimt</hi>),<lb/>
um es ſteifer und feſter zu machen<hirendition="#sup">9</hi>). Nun kommt das <hirendition="#g">Scheeren</hi><lb/>
(Schieren) der Kette, d. h. das Ordnen und Abtheilen der Ket-<lb/>
tengarnfäden, damit es als Kette in den Webſtuhl geſpannt werden<lb/>
kann<hirendition="#sup">10</hi>). Dieſes Aufſpannen auf den Webſtuhl<hirendition="#sup">11</hi>) heißt man das<lb/><hirendition="#g">Aufſcheeren</hi> der Kette, und iſt eine Arbeit, wozu ſehr viel Sorg-<lb/>
falt erforderlich iſt<hirendition="#sup">12</hi>). Iſt die Kette aufgeſcheert, ſo wird das<lb/>
Einſchußgarn, auf den Spülchen, auf welche es vorher ſchon ge-<lb/>ſpult wurde, in das <hirendition="#g">Schiffchen</hi> gethan und das Tuch gewebt<hirendition="#sup">13</hi>).<lb/>
Iſt das Tuch fertig, ſo wird es <hirendition="#g">genoppt</hi>, d. h. von den nicht<lb/>
dazu gehörenden eingewebten Theilen befreit, was entweder mittelſt<lb/>
des <hirendition="#g">Noppeiſens</hi> (einer Zange) aus der Hand oder durch die<lb/><hirendition="#g">Noppmaſchine</hi><hirendition="#sup">14</hi>) geſchieht. Das genoppte Tuch wird hierauf<lb/><hirendition="#g">gewalkt</hi>, um es von ſeinen Unreinigkeiten zu befreien und filzig<lb/>
zu machen. Dies geſchieht auf der Walkmühle unter verſchiedenen<lb/>
reinigenden Zuſätzen<hirendition="#sup">15</hi>). Da durch das Walken das Tuch filzig<lb/>
geworden iſt, ſo müſſen ſeine Haare jetzt wieder aufgelockert werden,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">27 *</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[419/0441]
wird ſie zum Behufe der Auflockerung gezaust, früher durch
Menſchenhand, jetzt durch die Zauſemaſchine3). Iſt ſie ſo
locker gemacht, ſo wird ſie geflackt, d. h. auf Horden gepeitſcht,
oder durch eine Maſchine (Wolf) maſchinirt (gewolft)4). Als-
dann wird dieſelbe geſchmalzt (eingefettet), d. h. durch Tränken
mit Butter (oder einem nicht austrocknenden, z. B. Baumöle)
geſchmeidig gemacht. Auf das Einfetten folgt das Kratzen
(Schrubbeln, Krempeln, Kardätſchen) mit der Hand oder
durch Maſchinen, d. h. Auseinanderziehen, um die kurzen Fäden
von den langen zu trennen, und dieſe untereinander zu bringen,
um ſie zum Verſpinnen tauglicher zu machen5). Die geſchrubbelte
Wolle wird jetzt entweder mit dem Spinnrade oder auf Spinn-
maſchinen (Spinnmühlen) geſponnen, d. h. in Fäden zuſammen-
gedrehet6). Das ſo entſtandene Garn wird alsdann gehaſpelt,
d. h. auf einen Haſpel gewunden, und dort in Strehnen und
Gebinde abgetheilt7). Von dieſen Strehnen kommt es auf eine
Winde und von daher auf Spulen (Bobinen), von welchen es
auf dem Spulrade doublirt oder driplirt, und dann gezwirnet,
d. h. zu zwei und drei Fäden zuſammengedrehet wird8). Das-
jenige Garn, welches zur Kette (Zettel, Werft, Aufzug, Schee-
rung), d. h. dazu dient, um auf dem Webſtuhle nach der Länge
und Breite des zu fertigenden Tuches oder Zeuges ausgeſpannt zu
werden, heißt Kettgarn. Dasjenige aber, welches dazu dient,
um zwiſchen die Fäden der Kette eingeſchoben oder -geſchloſſen zu
werden, das Einſchußgarn. Das Kettgarn wird vor ſeiner
Aufſpannung durch Leimwaſſer gezogen (geſchlichtet, geleimt),
um es ſteifer und feſter zu machen9). Nun kommt das Scheeren
(Schieren) der Kette, d. h. das Ordnen und Abtheilen der Ket-
tengarnfäden, damit es als Kette in den Webſtuhl geſpannt werden
kann10). Dieſes Aufſpannen auf den Webſtuhl11) heißt man das
Aufſcheeren der Kette, und iſt eine Arbeit, wozu ſehr viel Sorg-
falt erforderlich iſt12). Iſt die Kette aufgeſcheert, ſo wird das
Einſchußgarn, auf den Spülchen, auf welche es vorher ſchon ge-
ſpult wurde, in das Schiffchen gethan und das Tuch gewebt13).
Iſt das Tuch fertig, ſo wird es genoppt, d. h. von den nicht
dazu gehörenden eingewebten Theilen befreit, was entweder mittelſt
des Noppeiſens (einer Zange) aus der Hand oder durch die
Noppmaſchine14) geſchieht. Das genoppte Tuch wird hierauf
gewalkt, um es von ſeinen Unreinigkeiten zu befreien und filzig
zu machen. Dies geſchieht auf der Walkmühle unter verſchiedenen
reinigenden Zuſätzen15). Da durch das Walken das Tuch filzig
geworden iſt, ſo müſſen ſeine Haare jetzt wieder aufgelockert werden,
27 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/441>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.