Geschäft ist, desto genauer ist die Arbeit getheilt, nicht blos was den Kauf und Verkauf, sondern auch was die Magazinirung, die Geschäfte der Buchführung und die Geschäftsreisen anbelangt.
Ein Punkt, welcher jedem Handelsmanne und Geldcapitalisten unumgänglich ist, besonders wenn er sich in größere Geschäfte ein- lassen will, ist:
1) Die Speculation. Sie erscheint in diesem Gewerbe als dasjenige, was bei den anderen unter der Aufschrift Versuche vorkam. Es ist dazu aber ein solcher eigenthümlicher Geist nöthig und die äußeren Verhältnisse, wonach sie vorgenommen werden muß, sind so manchfach und verschieden, daß sie als etwas rein Praktisches erscheint, wobei aber das Glück nicht fehlen darf. Man versteht unter der Handelsspeculation die aus der Vermuthung eines zu machenden Gewinnes erfolgende Anschaffung von Waaren mit dem Zwecke, sie um einen höheren, als den Ankaufspreis, wieder fortzubringen. Sie findet in allen Handelsarten, und am meisten im Geld- und Effectenhandel Statt. Der solide Handels- mann zieht ein dauerndes, sicheres, auch ein geringeres Gewinnst- procent abwerfendes, Geschäft mit solider Speculation dem Wagnisse vor, welches, wie das Spiel, einmal sehr reich, aber ein ander- mal wieder sehr arm macht. Die zur Bestimmung der Wahr- scheinlichkeit in ihren verschiedenen Graden durch die Vernunft und Erfahrung aufgefundenen Gründe für und wider eine Unter- nehmung heißt man Conjuncturen, die Zusammenstellung dieser Conjuncturen aber Calculation. Diese erscheint unter zwei Hauptbeziehungen, nämlich als solche beim Einkaufe, und solche beim Verkaufe der Waaren1). Bei beiden und bei der Ausführung der Speculation ist aber die Berücksichtigung der Concurrenz in der Lezteren selbst von der größten Wichtigkeit und daher kommen die verschiedenerlei Machinationen der Speculanten, um ihre Mit- bewerber zu entdecken, ihnen zuvorzukommen und der Gegenparthei entgegen zu arbeiten2).
2) Die Wahl und Leitung der Betriebsart. Der Zweck des Umsatzbetriebes ist, durch ein Zusammenhalten der verschiedenen Theile und Beziehungen des Gewerbes sich die Benutzung aller eintretenden Umstände und vortheilhafte Verwendung aller, auch der kleinen, Hilfsmittel zum größt möglichen Reinertrage zu
Geſchäft iſt, deſto genauer iſt die Arbeit getheilt, nicht blos was den Kauf und Verkauf, ſondern auch was die Magazinirung, die Geſchäfte der Buchführung und die Geſchäftsreiſen anbelangt.
Ein Punkt, welcher jedem Handelsmanne und Geldcapitaliſten unumgänglich iſt, beſonders wenn er ſich in größere Geſchäfte ein- laſſen will, iſt:
1) Die Speculation. Sie erſcheint in dieſem Gewerbe als dasjenige, was bei den anderen unter der Aufſchrift Verſuche vorkam. Es iſt dazu aber ein ſolcher eigenthümlicher Geiſt nöthig und die äußeren Verhältniſſe, wonach ſie vorgenommen werden muß, ſind ſo manchfach und verſchieden, daß ſie als etwas rein Praktiſches erſcheint, wobei aber das Glück nicht fehlen darf. Man verſteht unter der Handelsſpeculation die aus der Vermuthung eines zu machenden Gewinnes erfolgende Anſchaffung von Waaren mit dem Zwecke, ſie um einen höheren, als den Ankaufspreis, wieder fortzubringen. Sie findet in allen Handelsarten, und am meiſten im Geld- und Effectenhandel Statt. Der ſolide Handels- mann zieht ein dauerndes, ſicheres, auch ein geringeres Gewinnſt- procent abwerfendes, Geſchäft mit ſolider Speculation dem Wagniſſe vor, welches, wie das Spiel, einmal ſehr reich, aber ein ander- mal wieder ſehr arm macht. Die zur Beſtimmung der Wahr- ſcheinlichkeit in ihren verſchiedenen Graden durch die Vernunft und Erfahrung aufgefundenen Gründe für und wider eine Unter- nehmung heißt man Conjuncturen, die Zuſammenſtellung dieſer Conjuncturen aber Calculation. Dieſe erſcheint unter zwei Hauptbeziehungen, nämlich als ſolche beim Einkaufe, und ſolche beim Verkaufe der Waaren1). Bei beiden und bei der Ausführung der Speculation iſt aber die Berückſichtigung der Concurrenz in der Lezteren ſelbſt von der größten Wichtigkeit und daher kommen die verſchiedenerlei Machinationen der Speculanten, um ihre Mit- bewerber zu entdecken, ihnen zuvorzukommen und der Gegenparthei entgegen zu arbeiten2).
2) Die Wahl und Leitung der Betriebsart. Der Zweck des Umſatzbetriebes iſt, durch ein Zuſammenhalten der verſchiedenen Theile und Beziehungen des Gewerbes ſich die Benutzung aller eintretenden Umſtände und vortheilhafte Verwendung aller, auch der kleinen, Hilfsmittel zum größt möglichen Reinertrage zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0516"n="494"/>
Geſchäft iſt, deſto genauer iſt die Arbeit getheilt, nicht blos was<lb/>
den Kauf und Verkauf, ſondern auch was die Magazinirung, die<lb/>
Geſchäfte der Buchführung und die Geſchäftsreiſen anbelangt.</p></div></div><lb/><divn="5"><head><hirendition="#c">III. <hirendition="#g">Von der Leitung des Umſatzbetriebes</hi>.</hi></head><lb/><divn="6"><head><hirendition="#c">§. 366.<lb/>
1) <hirendition="#g">Speculation</hi>. 2) <hirendition="#g">Betriebsarten</hi>. 3) <hirendition="#g">Inventarium</hi>.</hi></head><lb/><p>Ein Punkt, welcher jedem Handelsmanne und Geldcapitaliſten<lb/>
unumgänglich iſt, beſonders wenn er ſich in größere Geſchäfte ein-<lb/>
laſſen will, iſt:</p><lb/><p>1) <hirendition="#g">Die Speculation</hi>. Sie erſcheint in dieſem Gewerbe als<lb/>
dasjenige, was bei den anderen unter der Aufſchrift <hirendition="#g">Verſuche</hi><lb/>
vorkam. Es iſt dazu aber ein ſolcher eigenthümlicher Geiſt nöthig<lb/>
und die äußeren Verhältniſſe, wonach ſie vorgenommen werden<lb/>
muß, ſind ſo manchfach und verſchieden, daß ſie als etwas rein<lb/>
Praktiſches erſcheint, wobei aber das Glück nicht fehlen darf. Man<lb/>
verſteht unter der <hirendition="#g">Handelsſpeculation</hi> die aus der Vermuthung<lb/>
eines zu machenden Gewinnes erfolgende Anſchaffung von Waaren<lb/>
mit dem Zwecke, ſie um einen höheren, als den Ankaufspreis,<lb/>
wieder fortzubringen. Sie findet in allen Handelsarten, und am<lb/>
meiſten im Geld- und Effectenhandel Statt. Der ſolide Handels-<lb/>
mann zieht ein dauerndes, ſicheres, auch ein geringeres Gewinnſt-<lb/>
procent abwerfendes, Geſchäft mit ſolider Speculation dem Wagniſſe<lb/>
vor, welches, wie das Spiel, einmal ſehr reich, aber ein ander-<lb/>
mal wieder ſehr arm macht. Die zur Beſtimmung der Wahr-<lb/>ſcheinlichkeit in ihren verſchiedenen Graden durch die Vernunft<lb/>
und Erfahrung aufgefundenen Gründe für und wider eine Unter-<lb/>
nehmung heißt man <hirendition="#g">Conjuncturen</hi>, die Zuſammenſtellung dieſer<lb/>
Conjuncturen aber <hirendition="#g">Calculation</hi>. Dieſe erſcheint unter zwei<lb/>
Hauptbeziehungen, nämlich als ſolche beim Einkaufe, und ſolche<lb/>
beim Verkaufe der Waaren<hirendition="#sup">1</hi>). Bei beiden und bei der Ausführung<lb/>
der Speculation iſt aber die Berückſichtigung der Concurrenz in<lb/>
der Lezteren ſelbſt von der größten Wichtigkeit und daher kommen<lb/>
die verſchiedenerlei Machinationen der Speculanten, um ihre Mit-<lb/>
bewerber zu entdecken, ihnen zuvorzukommen und der Gegenparthei<lb/>
entgegen zu arbeiten<hirendition="#sup">2</hi>).</p><lb/><p>2) <hirendition="#g">Die Wahl und Leitung der Betriebsart</hi>. Der Zweck<lb/>
des Umſatzbetriebes iſt, durch ein Zuſammenhalten der verſchiedenen<lb/>
Theile und Beziehungen des Gewerbes ſich die Benutzung aller<lb/>
eintretenden Umſtände und vortheilhafte Verwendung aller, auch<lb/>
der kleinen, Hilfsmittel zum größt möglichen Reinertrage zu<lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[494/0516]
Geſchäft iſt, deſto genauer iſt die Arbeit getheilt, nicht blos was
den Kauf und Verkauf, ſondern auch was die Magazinirung, die
Geſchäfte der Buchführung und die Geſchäftsreiſen anbelangt.
III. Von der Leitung des Umſatzbetriebes.
§. 366.
1) Speculation. 2) Betriebsarten. 3) Inventarium.
Ein Punkt, welcher jedem Handelsmanne und Geldcapitaliſten
unumgänglich iſt, beſonders wenn er ſich in größere Geſchäfte ein-
laſſen will, iſt:
1) Die Speculation. Sie erſcheint in dieſem Gewerbe als
dasjenige, was bei den anderen unter der Aufſchrift Verſuche
vorkam. Es iſt dazu aber ein ſolcher eigenthümlicher Geiſt nöthig
und die äußeren Verhältniſſe, wonach ſie vorgenommen werden
muß, ſind ſo manchfach und verſchieden, daß ſie als etwas rein
Praktiſches erſcheint, wobei aber das Glück nicht fehlen darf. Man
verſteht unter der Handelsſpeculation die aus der Vermuthung
eines zu machenden Gewinnes erfolgende Anſchaffung von Waaren
mit dem Zwecke, ſie um einen höheren, als den Ankaufspreis,
wieder fortzubringen. Sie findet in allen Handelsarten, und am
meiſten im Geld- und Effectenhandel Statt. Der ſolide Handels-
mann zieht ein dauerndes, ſicheres, auch ein geringeres Gewinnſt-
procent abwerfendes, Geſchäft mit ſolider Speculation dem Wagniſſe
vor, welches, wie das Spiel, einmal ſehr reich, aber ein ander-
mal wieder ſehr arm macht. Die zur Beſtimmung der Wahr-
ſcheinlichkeit in ihren verſchiedenen Graden durch die Vernunft
und Erfahrung aufgefundenen Gründe für und wider eine Unter-
nehmung heißt man Conjuncturen, die Zuſammenſtellung dieſer
Conjuncturen aber Calculation. Dieſe erſcheint unter zwei
Hauptbeziehungen, nämlich als ſolche beim Einkaufe, und ſolche
beim Verkaufe der Waaren1). Bei beiden und bei der Ausführung
der Speculation iſt aber die Berückſichtigung der Concurrenz in
der Lezteren ſelbſt von der größten Wichtigkeit und daher kommen
die verſchiedenerlei Machinationen der Speculanten, um ihre Mit-
bewerber zu entdecken, ihnen zuvorzukommen und der Gegenparthei
entgegen zu arbeiten2).
2) Die Wahl und Leitung der Betriebsart. Der Zweck
des Umſatzbetriebes iſt, durch ein Zuſammenhalten der verſchiedenen
Theile und Beziehungen des Gewerbes ſich die Benutzung aller
eintretenden Umſtände und vortheilhafte Verwendung aller, auch
der kleinen, Hilfsmittel zum größt möglichen Reinertrage zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/516>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.